Al Mudayrib – Abstecher in die Vergangenheit
Schon von Weitem sieht man die Wachtürme auf dem Hügel, unterhalb dessen sich die Altstadt von Al Mudayrib befindet. Im Gegensatz zu vielen sonstigen Orten im Oman sind die Ortschaften hier in der Sharqiyyah selbst festungsartig erbaut. Den Besuch von Al Mudayrib kann man gut als Zwischenstopp auf dem Weg zwischen der Wahiba Sands und Nizwa einplanen. Der Ort befindet sich zwischen Al Qabil und Ibra. Wie immer gilt, lass dich inspirieren und mache dir selbst ein Bild.
Wir brauchen allerdings zwei Anläufe, bis wir die richtige Ausfahrt von der Hauptstrasse erwischen und uns langsam dem alten Ortskern von Al Mudayrib nähern. Dies könnte auch mit der Baustelle zusammenhängen.
Besichtigung von Al Mudayrib
Ausblick von den Türmen
Eingebettet von Hügeln liegt der Ortskern. Jetzt am Nachmittag wirkt Al Mudayrib wie ausgestorben, aber der Ort ist bewohnt. Unser erster Weg führt uns hinauf zu den Wachtürmen. Der Aufstieg führt uns anfänglich durch ein altes, verfallenes Viertel. Wer mutig ist, kann in die Ruinen hineingehen und bekommt eine Vorstellung von der Raumaufteilung. Regale waren in Form von Vertiefungen in den Wänden gemauert. Man kann noch sehr schön noch erkennen, wie die Steine mit einem Lehm-Stroh-Gemisch gemauert wurden. Die Holzkonstruktionen der Dächer sind der Zeit wohl als Erstes zum Opfer gefallen.
Vom oberen Turm hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Umgebung. Hier ist nichts als Felsen und Sand. Die Dattelplantagen wirken fast fehl am Platz. Sie werden von einem Falaj Wassergraben begrünt, dem man auf dem Weg durch die Altstadt von Al Mudayrib immer wieder begegnet. Die Quelle befindet sich 7 km entfernt vom Ort. Das Wasser wurde nach Zeiteinheiten über den Souk versteigert. Während des Tages erfolgte die Steuerung über eine Sonnenuhr und während der Nacht per Sternenbeobachtung.
Spaziergang durch die Altstadt
Die Sonne brennt hier oben auf dem Hügel unbarmherzig. So steigen wir bald wieder hinunter und spazieren durch den Ort. Der Souk von Al Mudayrib war einstmals ein sehr aktiver, nachmittäglich stattfindender Markt mit Bedeutung in der ganzen Region. Gegenwärtig findet er noch jeden Freitag am Vormittag statt.
Schräg gegenüber vom Markt steht der städtische Wachturm.
Al Mudayrib wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Mitglieder des Al Harithi Stammes, welche Ibra verliessen, gegründet. Im Vergleich zu anderen Orten ist das Erscheinungsbild von Al Mudayrib erhalten geblieben, auch wenn leider vieles verfällt.
Die ältesten Häuser in Al Mudayrib stammen auch noch aus der Gründungszeit des Ortes. Bei einigen stehen nur noch die Aussenmauern.
Vier Tagesritte von Sur und seinem Hafen entfernt, bescherte die geografische Lage am südöstlichen Rand des Al Hajar Gebirges dem Ort Al Mudayrib Wohlstand. Für die Kamelkarawanen war der Hafen von Sur leichter und sicherer durch das Landesinnere zu erreichen als die Häfen im Norden. Die Stämme der Region verdienten nicht nur durch das Geschäft mit den Karawanen, sie beteiligten sich auch selbst am gewinnträchtigen Seehandel.
Das halbe Dutzend Wachtürme lässt aber auf die häufigen kriegerischen Auseinandersetzungen der Stämme schliessen.
An vielen der wunderschönen alten Türen kann man noch erkennen, dass sie von weit her kommen. Auf Schiffen wurden sie in Einzelteilen von Indien oder Afrika in den Oman und weiter nach Al Mudayrib transportiert und vor Ort wieder zusammengebaut. Teilweise haben sie die Metalldornen zur Abwehr von Elefanten.
Zuletzt beobachten wir auf unserem Spaziergang durch den Ort noch kurz Männer, die auf Dattelpalmen klettern und Palmwedel abschneiden. Die Klettertechnik ist spannend anzuschauen.
Geologische Besonderheit
Die sich rund um Al Mudayrib erhebenden Hügel sind Teil einer geologischen Besonderheit, die so nur im Oman zu sehen ist. Das Hajar Gebirge offenbart Schichten, die sonst mehr oder weniger tief im Erdinnern verborgen sind. Es handelt sich um Ophiolite. Ophiolite sind eine Gesteinsschicht, die sich normalerweise an der Grenze zwischen Erdkruste und Erdmantel befindet. In diesem Zusammenhang spricht man auch von der Mohorovičić -Diskontinuität oder abgekürzt Moho. Hier im Hadjar Gebirge verläuft diese Grenzschicht auf einer Länge von 600 km an der Erdoberfläche.
Weiterreise nach Nizwa
Bevor wir uns endgültig in der mittäglichen Hitze verflüssigen, flüchten wir zur Klimaanlage des Autos und verlassen Al Mudayrib. Das Thermometer zeigt 43°C an. Guter Sonnenschutz ist genauso unerlässlich wie ausreichend Flüssigkeit. Geöffnete Supermärkte oder Restaurants sind uns hier nicht begegnet.
Unser Hoteltipp für Nizwa
Das Golden Tulip Hotel, in welchem wir übernachten, liegt etwas ausserhalb der Stadt Nizwa. Es hat aber den unglaublichen Vorteil, in dieser heissen, trockenen Gegend einen schönen Pool zu besitzen. Es ist eine Wohltat, nach einem ereignisreichen Tag in der Hitze im kühlen Nass zu entspannen. Buche gern diese oder eine andere Übernachtung über uns, dann erhalten wir eine kleine Provision.
Das Essen im Hotel ist allerdings sehr teuer. Für ein Frühstück wird mehr verlangt als für ein Nachtessen mit Vorspeisen und Getränk in der Stadt. Insofern verzichten wir auf das Hotelfrühstück. Den ersten Kaffee oder Tee am Morgen kann man sich auf dem Zimmer zubereiten. Frühstücken gehen wir dann in der Bäckerei Modern Oman Bakery. (Schau auf Google Maps.) Hier gibt es guten Kaffee und leckeres süsses und herzhaftes Gebäck. Während des Frühstücks beobachten wir, wie Torten im Nebenraum kunstvoll dekoriert werden.
Beim ersten Abendessen probieren wir ein türkisches Restaurant, das Al-Masharef aus. Das Essen ist hervorragend, so bleiben wir dabei und essen auch am nächsten Abend wieder dort.