Al Mudayrib – Abstecher in die Vergangenheit

Auf der kurzen Tagesetappe von unserm Wüstencamp in der Wahiba nach Nizwa besuchen wir den Ort Al Mudayrib. Der Ort befindet sich zwischen Al Qabil und Ibra.

Im Gegensatz zu anderen Orten im Oman, deren Siedlungsbild von einer Festungsanlage beherrscht wird, sind hier in den Ortschaften der Sharqiyyah die Häuser und Orte selbst festungsartig ausgebaut.

Schliesslich brauchen wir zwei Anläufe bis wir die richtige Ausfahrt von der Hauptstrasse erwischen und uns langsam dem alten Ortskern von Al Mudayrib nähern. Obwohl im Ort selbst einige Erklärungen auf die Besucher warten, ist das Ortszentrum von der Hauptstrasse nicht ausgeschildert. Allerdings ist die Hauptstrasse zur Zeit eine Baustelle.

Al Mudayrib - jedes Haus ist bis heute eine kleine Festung. Das Bild zeigt ein Wohnhaus hinter dicken Mauern mit Zinnen.
Al Mudayrib – jedes Haus ist bis heute eine kleine Festung
Al Mudayrib - Wohnfestung. Dieses Haus in Lehmputzoptik bestehend aus zwei rechteckigen Türmen umgeben von einer hohen Mauer ohne sichtbare Fenster wirkt wie eine Trutzburg.
Al Mudayrib – Wohnfestung
Al Mudayrib - Wohnfestungsanlage - Ein Turm mit Fenstern erhebt sich links. An ihn schliessen hohe Mauern an. Daneben befinden sich Wohntürme in U-Form hinter doppelten Mauern. Alles ist mit Zinnen geschmückt.
Al Mudayrib – Wohnfestungsanlage

Schon von weitem sieht man die Wachtürme von Al Mudayrib.

Wachtürme von Al Mudayrib. Das Bild zeigt fünf Wachtürme, vier stehen auf Hügeln. Im Vordergrund wechseln sich trockene und grüne Bäume ab.
Wachtürme von Al Mudayrib

Besichtigungstour

Eingebettet von Hügeln liegt der Ortskern. Wir suchen uns eine Stelle zum Abstellen des Autos und laufen zuerst bergauf zu einem der Wachtürme. Anfänglich führt der Weg durch ein altes verfallenes Viertel. Wer mutig ist, kann in die Ruinen hineingehen und bekommt eine Vorstellung von der Raumaufteilung. Regale waren in Form von Vertiefungen in den Wänden gemauert. Man kann sehr schön noch erkennen wie die Steine mit einem Lehm-Stroh-Gemisch gemauert wurden. Die Holzkonstruktionen der Dächer sind der Zeit wohl als erstes zum Opfer gefallen.

Al Mudayrib - Zwischen den Ruinen der Vergangenheit zeigt Häuser der Wände und Tür- und Fensterbogen noch stehen. Im Vordergrund lehnt ein Flügel einer Metalltür.
Al Mudayrib – Zwischen den Ruinen der Vergangenheit
Al Mudayrib - Ruinen. Sie zerlaufen wie Sandburgen. Wände sind eingestürzt und die Steine ergiessen sich nach unten. Im Lehm und Kies des Verputzes erkennt man Steine, Fenster- und Türöffnungen ohne Sturz.
Al Mudayrib – Ruinen, die wie Sandburgen zerfallen

Vom oberen Turm hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Umgebung. Ein weiteres Ruinenviertel sieht man vom Wachturm aus. Es befindet sich rechter Hand.

Al Mudayrib - Wachturm auf dem Berg mit Mauer. In Turmnähe hat die Mauer Fensteröffnungen.
Al Mudayrib – Wachturm
Al Mudayrib - Blick von oben auf einen ganzen verfallenen Ortsteil mit seinen Mauern und Häusern. Vor allem die Dächer, welche auf Holzbalken ruhten, sind eingestürzt, während die Mauern noch ganz gut stehen.
Al Mudayrib – Blick von oben auf einen ganzen verfallenen Ortsteil

Vom unteren der beiden Türme sieht man den ganzen Ort und die Dattelplantagen, welche von einem Falaj Wassergraben begrünt werden. Die Quelle befindet sich 7 km entfernt vom Ort. Das Wasser wurde nach Zeiteinheiten über den Souk versteigert. Während des Tages erfolgte die Steuerung über eine Sonnenuhr und während der Nacht per Sternenbeobachtung.

Panorama Al Mudayrib. Dieses Panorama zeigt die weite Ebene mit wenigen Erhebnungen und dem breiten, grünen Palmengürtel in der ansonsten trockenen Ebene
Panorama Al Mudayrib
Al Mudayrib - Blick vom unteren Wachturm auf dem Hügel auf den städtischen Wachturm und die sich darum gruppierenden Wohnfestungen. Der Palmengürtel endet auf der Hälfte des Bildes.
Al Mudayrib – Unteren Wachturm – Blick auf Dattelpalmen und den Ort

Nachdem wir die Aussicht genossen haben, geht es zurück in den Ort. Der Souk von Al Mudayrib war laut Auskunft des braunen Schildes ein sehr aktiver, nachmittäglich stattfindender Markt mit Bedeutung in der ganzen Region. Gegenwärtig findet er noch jeden Freitag Vormittag statt.

Souq von Al Mudayrib. Der Souk ist von Bäumen umgeben. Unter einem Schattendach stehen rundherum Bänke. Verkaufsläden befinden sich auf der einen Seite hinter Mauern.
Souk von Al Mudayrib

Schräg gegenüber vom Markt steht der städtische Wachturm.

Al Mudayrib - Der städtische Wachturm - Bait Al Burj. Im Bild ist die ganze Anlage von der Strasse aus gesehen, abgebildet. Ein Säulengang wird in der Mitte durch eine Treppe, welche zum Gebäude unterhalb des Turms führt, unterbrochen. Im Schatten des Säulengangs erkennt man geschlossene Türen. Links erhebt sich ein weiteres grosses, fast fensterloses, quadratisches Gebäude
Der städtische Wachturm – Bait Al Burj von der Strasse aus gesehen
Al Muayrib mit dem städtischen Wachturm von oben gesehen. Dieses Bild zeigt Ruinen, moderne Wohnfestungen und zentral den Gebäudekomplex des städtischen Wachturms.
Al Mudayrib – Die Anlage um den Bait Al Burj von oben gesehen

Geologie

Al Mudayrib - Blick von oben auf die Ausläufer des Hajar Gebirge und Wohnfestungen. Ein weiterer Wachturm und Reste der dicken Staudtmauer sind zu sehen. Moderne und verfalle Wohnfestungen stehen in direkter Nachbarschaft.
Al Mudayrib – Blick von oben auf die Ausläufer des Hajar Gebirges und Wohnfestungen

Die sich erhebenden Hügel sind Teil einer geologischen Besonderheit, die so nur im Oman zu sehen ist. Das Hajar Gebirge offenbart Schichten, die sonst mehr oder weniger tief im Erdinnern verborgen sind. Es handelt sich um Ophiolite. Ophiolite sind eine Gesteinsschicht, die sich normalerweise an der Grenze zwischen Erdkruste und Erdmantel befindet. In diesem Zusammenhang spricht man auch von der Mohorovičić -Diskontinuität oder abgekürzt Moho. Hier im Hadjar Gebirge verläuft diese Grenzschicht auf einer Länge von 600 km an der Erdoberfläche.

Geschichtliches zu Al Mudayrib

Al Mudayrib wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Mitglieder des Al Harithi Stammes, welche Ibra verliessen, gegründet. Im Vergleich zu anderen Orten ist das Erscheinungsbild von Al Mudayrib erhalten geblieben, auch wenn leider vieles verfällt.

Die ältesten Häuser in Al Mudayrib stammen auch noch aus der Gründungszeit des Ortes. Bei einigen stehen nur noch die Aussenmauern.

Im Inneren einer alten Wohnfestung. Das Bild zeigt die intakten Seitenwände des Hauses mit Fensteröffnungen und Fensterladen. Das Dach fehlt. Nur noch einige Holzbretter liegen darüber. Genauso fehlt der Zwischenboden zwischen den beiden Etagen. Man sieht aber, wo er aufgelegen hat.
Im Inneren einer alten Wohnfestung

Vier Tagesritte von Sur und seinem Hafen entfernt, bescherte die geografische Lage am südöstlichen Rand des Al Hajar Gebirges dem Ort Al Mudayrib Wohlstand. Für die Kamelkarawanen war der Hafen von Sur leichter und sicherer durch das Landesinnere zu erreichen als die Häfen im Norden. Die Stämme der Region verdienten nicht nur durch das Geschäft mit den Karawanen, sie beteiligten sich auch selbst am gewinnträchtigen Seehandel.

Das halbe Dutzend Wachtürme lässt aber auf die häufigen kriegerischen Auseinandersetzungen der Stämme schliessen.

An vielen der wunderschönen alten Türen kann man noch erkennen, dass sie von weit her kommen. Auf Schiffen wurden sie zerlegt von Indien oder Afrika transportiert und vor Ort wieder zusammengebaut. Teilweise haben sie die Metalldornen zur Abwehr von Elefanten.

Al Mudayrib - Holztür. Die zweiflügelige Holztür hat wunderschöne Schnitzerein an den Seiten und dem Mittelpfosten. Querbalken und der Mittelpfosten sind mit Metalldornen versehen. Ein grosser Riegel mit Vorhängeschloss verschliesst die Tür
Al Mudayrib – Holztür
Al Mudayrib - Holztür in einem Eingangsportal einer Ruine. Die Tür ist zweiflüglig mit einem Balken in der Mitte. Auf der rechten Seite führt eine kleine Tür im Holzflügel nach Innen. Diese Tür hat keine Farbe mehr, die Metalldornen rosten oder fehlen. Im Mauerwerk sieht man noch die Vormauerung des Portals.
Al Mudayrib – Holztür in einem Eingangsportal einer Ruine.
Al Mudayrib - dekorative Holztür. Diese Holztür schmückt ein nicht ganz intaktes Eingangsportal. Die Holzmaserung ist ist speziell. Die Balken an den Seiten, oben und in der Mitte sind kunstvoll geschnitzt. Metalldornen sind in 6 Reihen übereinander auf der Tür angebracht.
Al Mudayrib – dekorative Holztür

Zuletzt beobachten wir noch kurz Männer, die auf Dattelpalmen klettern und Palmwedel abschneiden. Die Klettertechnik ist spannend anzuschauen.

Klettertechnik - Im Bild sieht man einen Palmenstamm auf den ein Mann Barfuss mit einem Seil, welches am Rücken einen breiten Gurt hat die Palme nach oben klettert. Er hält sich mit beiden Händen am Seil fest, läuft so ein Stück hoch und schwingt dann das Seil wieder ein Stück höher.
Klettertechnik

Bevor wir uns endgültig in der mittäglichen Hitze verflüssigen, flüchten wir zur Klimaanlage des Autos und verlassen Al Mudayrib in Richtung Nizwa, der nächsten Station unserer Rundreise. Das Thermometer zeigt 43°C an.

Durch das Hadjar Gebirge nach Nizwa. Im Bild sieht man die zwei Mal 3-spurige Strasse, welche durch das schroffe, spitze, dunkelbraune Gestein führt.
Durch das Hajar Gebirge nach Nizwa
Schroff ragen die Berge kurz vor unserem Ziel vor uns auf. Dieses Bergmassiv hat auch nach unten verlaufende Kämme. Ein Teil des Berges sieht aus als wäre ein Teil der Felswand abgerutscht.
Schroff ragen die Berge kurz vor unserem Ziel vor uns auf

Hoteltipp für Nizwa

Das Golden Tulip Hotel, in welchem wir übernachten, liegt etwas ausserhalb der Stadt Nizwa. Es hat aber den unglaublichen Vorteil, in dieser heissen, trockenen Gegend einen schönen Pool zu besitzen. Es ist eine Wohltat nach einem ereignisreichen Tag in der Hitze im kühlen Nass entspannend zu schwimmen.

Essen gehen wir allerdings in der Stadt. Da das Hotel für das Frühstück mehr möchte als ein Nachtessen mit Vorspeisen und Getränken in einem Restaurant in der Stadt für uns kostet, verzichten wir auf das Hotelfrühstück. Den ersten Kaffee oder Tee am Morgen kann man sich auf dem Zimmer zubereiten.

Frühstücken gehen wir dann lieber beim Bäcker (Modern Oman Bakery) in der Stadt mit gutem Kaffee und leckerem süssen und herzhaften Gebäck. Während wir das Frühstück geniessen, können wir beobachten, wie Torten kunstvoll dekoriert werden. Die Modern Oman Bakery findet man über google maps. Allerdings werden im Web verschiedene Öffnungszeiten angegeben. An den Tagen, an denen wir dort gefrühstückt haben, hat sie erst um 8.00 Uhr ihre Türen geöffnet.

Beim ersten Abendessen probieren wir ein türkisches Restaurant, das Al-Masharef aus. Das Essen ist hervorragend, so bleiben wir dabei und essen auch am nächsten Abend wieder dort.

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