Begleitet von Licht und Schatten zur Tüfels Chilen
In diesem Beitrag nehme ich dich mit auf eine Wanderung von Kollbrunn zur Tüfels Chilen und weiter nach Zell. Diese Wanderung führt dich durch schattige Tobel und sonnige Wiesen und kann individuell angepasst werden, um Aussichtspunkte und Wasserfälle. Doch woran denkst du, wenn du Tüfels Chilen liest? Was erwartest du am Ziel der Wanderung zur Tüfels Chilen zu sehen? Sicher denkst du nicht an ein einstiges Quellheiligtum und schon gar nicht an einen Tuffsteinbruch. Also lass dich von unserer Wanderbeschreibung und den Fotos zur Tüfels Chilen inspirieren und mache dir selbst ein Bild.
Startpunkt der Wanderung zur Tüfels Chilen ist für uns der Bahnhof Kollbrunn, aber du kannst natürlich auch in umgekehrter Richtung ab Zell laufen. Wer nicht mit dem ÖV anreisen will, findet hier auch einige Parkplätze. Wir unternehmen die Wanderung Ende Februar. Die Sonne scheint und ein Versprechen von Frühling liegt schon in der Luft.
Wanderung Kollbrunn – Zell
Erste Etappe: Kollbrunn – Tüfels Chilen
Viele Wege führen ab Kollbrunn zur Tüfels Chilen. Wir entscheiden uns, dem Bäntalbach zu folgen. Vom Bahnhof Kollbrunn laufen wir als Erstes durch ein Wohnquartier, in dem einige Volieren stehen, aus denen exotische Rufe ertönen. Anschliessend müssen wir kurz ein Stück der Strasse folgen, bis wir die Bahnschienen überqueren können. Schnell haben wir die Häuser hinter uns gelassen und können nun dem noch im Schatten liegenden Bäntalbach in eine mit Reif überzogene Landschaft folgen.
Und dann steigt die Sonne unvermittelt hoch. Von jetzt auf eben wird alles in Schwaden von Dunst gehüllt. Es ist wie ein Zauber. Die Klarheit weicht. Im diffusen Licht verschwindet die reale Welt und macht der Magie Platz.
Ab sofort führt uns der Weg durch ein Wechselspiel von Licht und Schatten. Der verwilderte Wald wird zu einem Mysterium.
Irgendwann verlässt man den Bäntalbach. Alternativ könnte man noch einen Abstecher zum Wasserfall des Bäntalbachs machen. Wir jedoch sind fasziniert vom wilden Tobel, durch welches jetzt der Weg zur Tüfels Chilen führt. Dieser urige, verwilderte Wald, mit den umgefallenen Baumstämmen, dem leise gluckernden Bach, und der Lichtstimmung des frühen Wintermorgens ist einfach nur magisch.
Der Weg führt uns immer höher. Die meisten Wälder, durch die wir heute laufen, wirken irgendwie aufgeräumt. Wie anders kommt da dieses Tobel daher? Umgefallene Bäume, von Moos überzogen, liegen kreuz und quer über dem Bach.
Und dann stehen wir auch schon vor dem Naturwunder Tüfels Chilen.
Die Tüfels Chilen – ein Naturwunder
Die Tüfels Chilen ist ein alter Tuffsteinbruch, in dem letztmals 1873 Tuffstein von Hand gesägt wurde. Gleichzeitig befindet sich oberhalb des treppenartigen Tuffsteinbruchs ein Quellgebiet. Die Quellen wurden bis heute nicht gefasst. Seit der Stilllegung des Steinbruchs hat ihn sich die Natur Stück für Stück zurückerobert. Im feuchten Schatten des Waldes wachsen Moose, Farne und Gräser auf den einstigen Treppen des Steinbruchs.
Die Tüfels Chilen ist rundherum abgesperrt, damit das fragile Gebilde erhalten bleibt und weiter Jahr für Jahr um wenige Millimeter weiter wachsen kann. Da niemand unterwegs ist, packt Jörg kurz seine Drohne aus und macht ein paar Aufnahmen aus der Nähe.
Die steilen Treppen des alten Tuffsteinbruchs führen zu einem beachtlichen Tuffsteinkegel, der über allem thront. Diesen Kegel hat die Quelle selbst geschaffen.
Die Ablagerungen entstehen dadurch, dass Kalk aus dem kalkhaltigen Wasser der Quelle ausgeschieden wird. Moos entzieht dem Wasser Kohlendioxid. Dadurch steigt der pH-Wert des Wassers, weshalb dieses weniger Kalk halten kann und Gräser und Moos mit Kalk überzieht. So entsteht der poröse Quelltuff, auch Kalktuff genannt.
Dem Namen auf der Spur
Einstmals wurde die Quelle oberhalb der Tüfels Chilen wahrscheinlich als Quellheiligtum verehrt. Dafür spricht zumindest eine dort gefundene römische Münze.
Weltweit wurden viele Quellen in vorchristlicher Zeit verehrt. Wurden sie doch symbolisch mit der Entstehung des Lebens gleichgesetzt. Man schrieb den Quellen göttliche Kräfte zu. In der griechischen und römischen Mythologie sind es Nymphen, die an Quellen oder Flüsse gebunden sind und diese beschützen. Auch bei den Kelten waren Quellen Orte von mythischen weiblichen Wesen wie Elfen, Feen oder Nymphen.
In den nordischen Sagen entspringt unter den Wurzeln des Weltenbaums Yggdrasil eine Quelle (Urdsbrunnen), die Schicksalsquelle. Behütet wird der Weltenbaum von drei weissen Frauen, den Nornen. Dies sind nur einige Beispiele.
Nach dem Zusammenbruch der römischen Herrschaft stiessen die Alemannen im 7. Jahrhundert ins Tösstal und ins Zürcher Oberland vor. In diese Zeit fällt auch die Bekehrung der Bevölkerung zum Christentum.
Die heidnischen Bräuche waren der christlichen Kirche bei der Verbreitung ihres Glaubens allerdings hinderlich. Sie ging verschiedene Wege, um den heidnischen Glauben zu brechen. Am erfolgreichsten war die Integration der heidnischen Gebräuche in den Kirchenkalender oder Überlagerungen. In Irland wurden beispielsweise die Quellheiligtümer mit christlichen Heiligtümern überbaut. Der Name Tüfels Chilen deutet jedoch auf eine Dämonisierung der Quelle.
Interessanterweise wurden Teile der Kirche in Zell mit dem Quelltuff von Tüfels Chilen erbaut. Im Kirchturm kann man ihn noch bewundern.
Barbara Hutzl-Ronge verweist auf einen weiteren Umstand. Die Kirche in Zell ist Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten geweiht, also dem grossen Wasserheiligen und dem Fischer vom See Genezareth. Insofern könnte man auch zum Schluss gelangen, dass man hier mit Dämonisierung und Überlagerung des Quellheiligtums auf Nummer sicher gegangen ist.
Zweite Etappe: Tüfels Chilen – Rämismühle-Zell
Einige Treppen später kommt man oberhalb von Tüfels Chilen an. Hier warten Bänke in der Sonne und ein Picknickplatz auf die Wanderer. Wir folgen den Schildern nach Rämismühle. Als Erstes erreicht man auf dem Weg entlang der Felder Ober Langenhard, einen Ort, der uns mit seinen wunderschön renovierten alten Bauernhäusern und Scheunen richtig gut gefällt.
Der Weg führt uns am Restaurant Linde vorbei, bevor es zum Paul Burkhard-Weg nach Zell geht. Infotafeln geben Auskunft über den Schweizer Komponisten Paul Burkhard, der ab 1959 in Zell lebte. Er komponierte u.a. für die Zeller Kinder die «Zäller Wienacht», schrieb Operetten, Opern und geistliche Stücke. Weltweite Bekanntheit erlangte der Hit «Oh, mein Papa»
Der Weg führt teilweise steil nach unten. Alte und neue Holzskulpturen schmücken ihn.
Unten angekommen, folgt der Weg ein Stück der Strasse. Ein Schild gibt darüber Auskunft, dass die uralte Linde nicht mehr mit baumpflegerischen Massnahmen gequält wird, sondern der Natur ihren freien Lauf gelassen wird. Dies führt zu Lebensraum für viele Tiere von Insekten bis zu Fledermäusen.
Und dann stehen wir in Zell vor der renovierten Kirche. Im Inneren kann man Fresken aus dem 14. Jahrhundert bewundern. Die Kirche von Zell ist auf den Grundmauern eines römischen Hauses und einer Kirche aus dem 7. Jahrhundert erbaut.
In der Ortsmitte hat man dann die Wahl, ob man auf direktem Weg zum Bahnhof läuft oder am Waldrand entlang. In Zell bietet sich noch der Weg zum Zeller Giessen oder dem Aussichtspunkt an. Wer allerdings noch weiter wandern will, kann dem Weg an der Töss von Zell nach Kollbrunn folgen. Andere Wanderwege in Kombination mit der Tüfels Chilen findest du auf outdooraktiv. Empfehlen können wir dir auch eine Winterwanderung entlang der Töss bei Winterthur Wülflingen.