Bahla und Al Hamra – Blicke in die Vergangenheit und der Grand Canyon des Omans

Solange die Temperaturen noch erträglich sind, besichtigen wir das Bahla Fort. Es wird als Weltkulturerbe der UNESCO geführt. Anschliessend fragen wir uns in Al Hamra bis zur am besten erhaltenen Lehmbausiedlung des Omans durch. Im Heimatkundemuseum Bait al Safah tauchen wir dort in das traditionelle omanische Leben ein. Danach klettern wir hoch in die Berge zum Jebel Shams und geniessen den Ausblick genauso wie die kühleren Temperaturen.

Bahla – eine Festung aus Zeiten bevor die Kanonen erfunden wurden

Geschichte der Festung Bahla

Die auf einem Steinsockel errichteten Lehmwände und -türme des riesigen Forts sind bereits von weitem zu sehen.

Bahla Fort und Reste der alten Stadtmauer zeigt das mächtige Fort auf dem Hügel von der Strasse aus und die neben der Strasse verlaufende alte Stadtmauer.
Bahla Fort und Reste der alten Stadtmauer

Im 15. Jahrhundert machte der Stamm der Banu Nebhan Bahla zu seiner Hauptstadt. Aber die Ursprünge des Bahla Forts reichen viel weiter zurück in der Geschichte. Die erste Befestigungsanlage wurde wahrscheinlich schon in vorislamischer Zeit gebaut. Ab 1406 regiert der Imam Makhzum ibn Al Fallah Bahla. Der Name der Festung Hisn Tamah geht auf einen Stammesführer der Nabhani zurück. Man vermutet, dass er die Festung zu dem ausgebaut hat, was sie heute ist.

Die ganze Oasenstadt war mit einer grossen Mauer gesichert, die ein wenig an die chinesische Mauer erinnert. Immerhin waren die Mauern 12 Kilometer lang und bis zu fünf Meter hoch und mit Wachpfaden, Wachtürmen und mehreren Toren ausgestattet. Die Reste der Mauern sind überall noch sichtbar.

Blick von der Festung auf Reste der alten Stadtmauer, die sich die Berge entlang schlängelt und damit Erinnerungen an die chinesische Mauer aufkommen lässt.
Blick von der Festung auf Reste der alten Stadtmauer, die sich die Hügel entlangzieht
Bahla - Blick von oben auf das moderne Stadtportal. Die Strasse wird durch grosse Tore geführt. Über den Toren erhebt sich eine Festung mit vier Wachtürmen. Bei genauem Hinsehen, erkennt man Teile der alten Stadtmauer.
Bahla – Blick von oben auf das moderne Stadtportal und Teile der Stadtmauer

Sowohl die Stadtmauer als auch das Fort wurden aus getrockneten Lehmziegeln errichtet. Tonerde gibt es in dieser Gegend wohl reichlich. Die Tonziegel sind mit Lehm oder einem Lehm-Stroh-Gemisch verputzt, seltener ist Gips beigemischt.

Bahla Fort - Hier sieht man schön den Putz aus Lehm mit Steinchen und Stroh. Eine weisse Taube geniesst die Aussicht von einer Öffnung in der Mauer aus.
Bahla Fort – Hier sieht man schön den Putz aus Lehm mit Steinchen und Stroh

Wer sich für ausführlichere Informationen über das Fort Bahla und die Oasenstadt interessiert, wird hier (in englischer Sprache) fündig.

Besichtigung der Festung

Eingang zum Bahla Fort. Auf nacktem Fels erhebt sich links die hohe Mauer. Rechts führt eine breite, flache Treppe zum unteren Toreingang an der äusseren Mauer. Ein kleine Kanone zeigt auf das Fort.
Eingang zum Bahla Fort
Bala Fort - Der gewaltige Torflügel ist geöffnet. Das hohe doppelflügelige geöffnete Tor besteht aus einfachem, dicken Holz mit kunstvollen Schnitzerein an den Balken und dicken Holzdornen.
Bala Fort – Der gewaltige Torflügel ist geöffnet

Wir erreichen das Bahla Fort kurz nach Öffnung. Der Eintritt ist mit einem halben Rial überraschend günstig. Leider bekommen wir kein Informationsmaterial oder eine Art Plan, dem man folgen könnte. So sind unserer Fantasie genauso wenig Grenzen gesetzt wie unserem Erkundungsdrang.

Es gibt kleine Öffnungen, die vor allem den Mädchen auffallen. Durch diese kann man nur in gebückter Haltung gehen. Manchmal findet man nach einem solchen Gang grosse Räume, manchmal handelt es sich um eine Sackgasse. Das Entdecken auf eigene Faust verleiht dem Fort etwas von einem grossen Abenteuerspielplatz. Und das Beste ist, die Neugier wird belohnt. Die Mädchen entdecken noch im Eingangsbereich, in einem der Seitenräume, eine ganze Fledermauskolonie. Wenn man weiss, dass Fledermäuse im Fort wohnen, sieht man sie aber auch in anderen Räumen oben an den Decken.

Fledermaus im Bahla Fort. Sie hat geöffnete Augen und eine ausgeprägte Nase.
Fledermaus im Bahla Fort

Bis auf eine Mädchen-Schulklasse, die dabei sind, kichernd die Festung zu verlassen, haben wir das Fort für uns allein.

Die Räume auf der linken Seite der Festung sind bis heute leer, obwohl es wohl geplant war, die Räume mit Exponaten zu gestalten. Solche haben wir weniger vermisst als Beschreibungen oder Hinweise zu den Räumen. Besonders schmerzhaft aufgefallen ist uns, dass die Türhöhe hier gegensätzlich zur Raumhöhe ist.

Im Inneren des Bahla Forts, zeigt Räume die sich oberhalb des Eingangs befinden mit einem Wachturm. Das Regenwasser wird durch Öffnungen am tiefsten Punkt eines Daches durch einen Regenspeier auf Sickersteine, die die Gebäude umgeben geleitet.
Im Inneren des Bahla Forts
Regalnischen im Bahla Fort. Das Bild zeigt gotisch anmutende, geschätzt mindestens 3 m hohe gemauerte Vertiefungen in den Wänden, die durch Bretter zu Regalnischen werden
Regalnischen im Bahla Fort
Bahla Fort - Kunstvoll bemalte Deckenbalken im Raum mit den hohen Regalnischen und den niedrigen Türen. Auf den Deckenbalken sind farbige Ornamente gemalt.
Kunstvoll bemalte Deckenbalken

Es gibt unzählige Räume zu besichtigen, schmalen Treppen zu folgen, von denen man nicht weiss, wo man landet. Der Besucher heute kann besichtigen, was er sich zutraut. Es gibt keine Erklärungen, aber auch keine Verbote oder Sicherungen.

Bahla Fort - Das Fort wirkt nicht nur von aussen riesig. Im Bild sieht man den neusten Teil des Forts, eine Art Festung innerhalb der Festung. Die Räumlichkeiten selbst sind nur durch einen Eingang innerhalb einer hohen Mauer zu erreichen. Links sieht man weitere Wachtürme.
Bahla Fort – Das Fort wirkt nicht nur von aussen riesig
Bahla Fort - Blick von der äussersten Ecke auf die Festung innerhalb der Festung. Hier sieht man sehr schön, wie der Fels in die Konstruktion des Forts integriert wurde.
Bahla Fort – Blick von der äussersten Ecke auf die Festung innerhalb der Festung
Bahla Fort - so viele Räume warten darauf, entdeckt zu werden Im Bild sieht man die flachen Gebäude, welche sich in der Mitte der Festung befinden.
Bahla Fort – so viele Räume warten darauf, entdeckt zu werden

In einem der Räume innerhalb der Festung in der Festung, sind Displays zur Bedeutung der Freitagsmoschee aufgestellt. Die Freitagsmoschee befindet sich am Fuss des Forts, im Südwesten. In der Freitagsmoschee wurde eine schön geformte Mihrab (Gebetsnische), die wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert stammt, restauriert.

In der Mitte der Festung gibt es moderne, saubere WC-Anlagen.

Der Souk von Bahla

Als die Sonne immer höher steigt, verlassen auch wir das Fort. Wir schauen uns noch kurz den restaurierten Souk an. Er befindet sich auf der anderen Seite der verkehrsreichen Strasse gegenüber der Festung. Die meisten Geschäfte sind jedoch geschlossen.

Bahla - Blick in den neuen Souk, auch wenn die Geschäfte geschlossen haben. Ein langer Gang mit einem Dach aus Rundholz und Schilf. Entlang des Ganges befinden sich die Läden hinter schönen verschlossenen Holztoren. Teilweise sind kleine Steinmäuerchen vorgemauert. Sie dienen dem Schutz vor Regenwasser und dem Sitzen.
Bahla – Blick in den neuen Souk, auch wenn die meisten Geschäfte geschlossen haben
Bahla ist berühmt für seine Töpferwaren. Hier sieht man Gebrauchsgegenstände wie Amphoren und Behälter auf dem Boden gestapelt.
Bahla ist berühmt für seine Töpferwaren.

Abschliessend betrachten wir den Baum, unter dem man nicht verweilen soll, weil man sich sonst leicht in ein Tier verwandelt. Wo diese Sage ihren Ursprung hat, ist nicht ganz bekannt. Magische Kräfte hatten und haben die Einwohner Bahlas wohl eher nicht. Der Reiseführer vermutet, dass das grosse Wissen um Pflanzen und Heilkräuter damit zu tun haben könnte.

Alter Baum im Souk, der Menschen, die darunter verweilen, in Tiere verwandelt. Der Baum steht in der Mitte von Läden, in denen Baumaterial verkauft wird.
Alter Baum im Souk, der Menschen, die darunter verweilen, in Tiere verwandelt

Unter dem Baum verweilen wir nicht, sondern eilen zurück zur Klimaanlage im Auto. Das Thermometer erzählt, dass es draussen schon 43°C sind.

Während die Masse der Oman Touristen eher Jabreen, dem vollständig restaurierten Palast von Imam Bilarub ibn Sultan Al-Yaruba einen Besuch abstattet, haben wir dem kaum besuchten Bahla den Vorzug gegeben. Da wir leider in der Kürze der Zeit nicht alles, was sehenswert wäre, besichtigen können, verzichten wir auf die Besichtigung von Jabreen. Unser nächstes Ziel ist Al Hamra

Lehmhaussiedlung in Al Hamra

Wieder einmal müssen wir uns entscheiden. Wollen wir uns die Ruinen der Lehmbauten im historischen Tanuf beim gleichnamigen Wadi oder Al Hamra anschauen. Die Entscheidung fällt schliesslich zugunsten von Al Hamra, weil wir hoffen, im Museum Bait al Safah ein wenig vom traditionellen Leben der Menschen mitzubekommen.

Nur finden muss man das Lehmbauviertel erst einmal. Der Ort Al Hamra ist viel grösser als erwartet. Das erste Mal fragen wir an der Tankstelle. Dort werden wir aber in die falsche Richtung geschickt. Das zweite Mal fragen wir beim Pförtner einer Behörde. Da er kein Englisch spricht, organisiert er sofort jemanden, der uns einen abenteuerlichen offroad Weg, wahrscheinlich eine Abkürzung, entlang von Fussballfeldern erklärt. Immerhin nähern wir uns damit unserem Ziel an.

Auf dem Weg nach Al Hamra. Im Bild sieht man fünf grosse Häuser, weilche von Mauern umgeben sind. Unmittelbar dahinter türmen sich die Felsen des Hadjar Gebirges auf. Davor befindet sich eine steinige Ebene mit ein paar niedrigen grünen Büschen.
Auf dem Weg nach Al Hamra
Kleiner Traktor für kleine Felder. Der Traktor hat einen kleinen Pflug mit drei Zinken angehängt und ist so schmal, dass eine Person gerade darauf sitzen kann. Der Bauer fährt vor uns auf der Strasse.
Kleiner Traktor für kleine Felder

Als nächstes, schon in Sichtweite der Lehmhäuser, fragen wir einen Autofahrer nach dem Museum. Weil es zu kompliziert zum Erklären ist, wartet er bis wir gewendet haben und fährt dann voraus.

Al Hamra - Dieses Gebäude sieht schon einmal wie ein Lehmhaus aus. Hinter einer mit Rosen bepflanzten Strassenkreuzung erhebt sich eine grosses, mehretagige Lehmhausruine
Al Hamra – Dieses Gebäude sieht schon einmal wie ein Lehmhaus aus
Al Hamra - hier müssen wir wenden, obwohl wir scheinbar richtig sind. Entlang der Strasse reiht sich ein grosses Lehmhaus ans andere. Auf der anderen Seite der Strasse befinden sich Palmengärten hinter Mauern
Al Hamra – hier müssen wir wenden, obwohl wir scheinbar richtig sind.

Erst glauben wir an ein Missverständnis, denn wir verlassen die Gegend mit den Lehmhäusern und fahren oberhalb durch ein moderneres Wohnviertel, aber dann geht es von der anderen Seite tief in das Viertel der Lehmhäuser hinein. An einem Werbeschild für das Museum parken wir im Schatten einer Hauswand und unser freundlicher Autofahrer fährt weiter. Später stellen wir fest, dass diese Strasse so schmal wird, dass unser Auto nicht um die Kurve passt.

Al Hamra - Irgendwo hier muss der Eingang zum Museum sein. Im Bild sieht man links ein Torbogen und weitere Ruinen. Ein Baum ernährt sich vom Wasser des hier sichtbaren Falaj Wassergrabens. Auf einer Mauer hängt ein Schild mit dem Namen des Museums. Entlang des Weges steht ein Lehmhaus am anderen.
Al Hamra – Irgendwo hier muss der Eingang zum Museum sein.

Besuch des Museums Bait al Safah

Nun wandern wir am Schild vorbei und suchen den Eingang des Museums. Bei der Suche treffen wir auf ein deutsches Paar, welches ebenfalls das Museum sucht und schon kurz vor dem Aufgeben ist. Auf der dem Schild gegenüberliegenden Seite, im Halbdunkel einer geöffneten Tür sehe ich an der Treppe an der hinteren Hauswand ein Schild «Rezeption» mit dem Pfeil nach oben. Den Mutigen gehört die Welt oder anders gesagt, weil wir dem Schild im Inneren eines Hauses folgen, finden wir das Museum doch noch.

Küche – Blick hinter die Kulisse

Kaum erreichen wir die obere Etage, begrüssen uns vier Frauen unterschiedlichen Alters. Nachdem die Schuhe ausgezogen sind, dürfen wir die Küche betreten.

Dort zeigt uns eine der Frauen, wie man Brot traditionell im Oman bäckt. Den Teig aus Mehl, Wasser und Salz tupft man mit den Händen auf eine heisse Platte. Ist der Teig gebacken, kratzt man ihn mit einem Spachtel ab. Das hauchdünne Brot ist 2 Wochen haltbar und wird mit Süssem und Salzigem gegessen. Selbst trocken schmeckt es gut.

Im Museum Bait al Safah, Al Hamra - Auf dieser Eisenplatte wird das Brot gebacken. Im Bild sieht man eine ältere Frau auf einem Kissen auf dem Boden sitzend, mit den Händen in der Teigschüssel. Neben ihr bilden aufgeschichtete grosse Steine, um eine Gasflamme den Herd. Auf den Steinen liegt lose eine Metallplatte.
Im Museum Bait al Safah – Auf dieser Eisenplatte wird das Brot gebacken
Im Museum Bait al Safah - Das auf die Platte getupfte Brot bäckt. Der Spachtel ist schon in der Hand der Frau, um das dünne Brot herunter zu kratzen.
Im Museum Bait al Safah – Dass auf die Platte getupfte Brot bäckt

Anschliessend sehen wir, wie kraftzehrend die Körner zu Mehl gemahlen werden.

Im Museum Bait al Safah, Al Hamra - So wird das Mehl von Hand gemahlen. Auf dem Boden ist ein flacher Stein befestigt, auf dem ein runder Stein durch Hand angetrieben rotiert. Dazu steckt im oberen Stein ein langer Stocker, welcher mit eine Lederband an einem Querstock, der in der Hauswand und einem Pfosten befestigt ist. Die Frau fasst den Stock knapp oberhalb des Steins und bewegt damit den Stein.
Im Museum Bait al Safah – So wird das Mehl von Hand gemahlen.

Traditionell importiert man den Kaffee grün aus dem Jemen und röstet ihn zu Hause über dem offenem Feuer.

Im Museum Bait al Safah, Al Hamra - Die grünen Kaffeebohnen werden über offenem Feuer auf dem Fussboden geröstet.
Im Museum Bait al Safah – Die grünen Kaffeebohnen werden geröstet.

Weiterhin sehen wir wie Sandelholz mit Safran zu einer Paste verarbeitet wird. Da jeder eine Kostprobe auf die Stirn erhält, sehen wir nun wie Indianer auf dem Kriegspfad aus. So können wir uns aber von der kühlenden und Kopfschmerz lindernden Eigenschaft selbst überzeugen. Ausserdem stellen die Frauen aus der Frucht eines hier wachsenden Baumes ein Massage-Öl her.

Ankleidezimmer – Das Geheimnis der Bekleidung wird gelüftet

Nach dem Besuch der Küche begeben wir uns ins Ankleidezimmer. Hier hängen Kleider, Hosen und Gewänder. Die junge Frau erklärt uns, welche Kleidungsstück wie und von wem getragen werden.

Im Museum Bait al Safah, Al Hamra - Die Kleider sind zum Teil aufwändig bestickt. Auf einer Kleiderstange hängen 14 Kleider und Hosen in den unterschiedlichsten Farben und Schnitten. Ein Foto vom Sultan als Kind und als alter Mann schückt den Raum.
Im Museum Bait al Safah – Die Kleider sind zum Teil aufwändig bestickt

Die Kleidung der Frauen variiert in Farbe, Material und Stil je nach Region. Meist tragen die Frauen im Oman eine Hose, die oben weit ist und am Knöchel eng zusammenläuft. Darüber wird ein Kleid getragen. Je nach Region reicht es bis zu den Knien wie eine Tunika oder schleift gar auf dem Boden und passt farblich zur Hose. Über den farbenprächtigen Kleidern wird ausser Haus ein Umhang getragen. Wobei der Umhang bei verheirateten Frauen schwarz ist. Unverheiratete Frauen können Farbe bekennen.

Bei den Kopftüchern sind die Variationen vielfältig. Verheiratete Beduinenfrauen tragen eine Maske, die den Bereich der Augen und Nase bedeckt.

Auch die Männerkleidung wird uns präsentiert. Diese besteht aus einer Kopfbedeckung und einem langen Gewand. Die Kopfbedeckung ist entweder eine runde bestickte Kappe oder ein als Turban gebundenes Tuch. Meistens sind die Gewänder in hellen Farben gehalten. Wir waren erstaunt über die teilweise unangenehmen Stoffe der Gewänder. Die Erklärung lautet, dass Männer eitel sind und es ihnen wichtiger ist, dass das Gewand faltenfrei locker zu Boden fällt, als dass der Stoff angenehm wäre. Diese Gewänder haben am Kragen eine sogenannte Quaste, die aus vielen Einzelfäden besteht. Männer nutzen die Quaste zum Parfumieren. Manchmal dient die Quaste aber auch als Zahnseidenersatz.

Brennend hat uns Frauen natürlich interessiert, ob und gegebenenfalls was die Männer unter ihrem Gewand tragen. Die junge Frau erklärte uns, dass die Männer ein T-Shirt und Unterhosen darunter tragen. In manchen Regionen wird statt des Gewandes auch eine Hose und ein langes Hemd darüber getragen.

Gastfreundschaft und Fragerunde

Das Wohnzimmer im Museum Bait al Safah, Al Hamra - Hier werden die Besucher zu Kaffee, Tee und Datteln eingeladen. Auf dem Boden liegen Teppiche, Kissen lehnen an der Wand. An zwei Seiten des Raums befinden sich Fenster.
Das Wohnzimmer im Museum Bait al Safah

In diesem Wohnraum findet bei Datteln, Kaffee und Tee die Fragerunde statt. Die Innentemperatur im Haus ist auch ohne Klimaanlage sehr angenehm. Dafür sorgen die dicken Lehmwände und die übereinander angeordneten Fenster.

In den Gesprächen, erfahren wir einiges über das Familienleben in der Grossfamilie. Wer als Frau heiratet, lebt im Haushalt der Schwiegereltern, sofern die Wohnungen bzw. Häuser gross genug sind. Die jungen Frauen lernen viel von den Schwiegermüttern und haben stets Hilfe bei der Betreuung der Kinder. Auch die Alten werden selbstverständlich innerhalb der Familie gepflegt. Der Nachteil ist, dass man nicht unbedingt Herr über seine Zeit ist.

Frauen dürfen arbeiten gehen. Unabhängig von einer Erwerbstätigkeit wird bei der Eheschliessung unter den Familien ein Lohn ausgehandelt, der den Frauen monatlich zu bezahlen ist. Samstags besucht das Ehepaar die Eltern der Frau.

Lebt das Paar in einer eigenen Wohnung, geht die Frau, wenn sie nicht arbeitet morgens zu den Schwiegereltern und kehrt nach dem Abendessen mit Mann und Kindern ins eigene Domizil zurück. Eine Lebensweise wie wir sie in Europa häufig leben, mit hunderten von Kilometern Entfernung zwischen Eltern, Kindern und Enkeln, ist im Oman undenkbar.

Am Ende des Besuches kassiert die junge Frau den Eintrittspreis von 3 OMR pro Person. Abschliessend können wir noch das Nachbarhaus besichtigen. Von dort hat man einen guten Blick über die Dächer der Stadt.

Al Hamra - Blick über die Dächer der Stadt. Man sieht jede Menge weiterer Ruinen von Lehmhäusern, die teilweise höher gebaut sind, als die Terrasse von der ich fotografiere. Auf einem Haus steht eine Satelitenschüssel.
Al Hamra – Blick über die Dächer der Stadt
Al Hamra - Blick über die Dächer der Stadt aus Lehm. Hier fällt der Blick auf ein zerfallenes, palastähnliches Gebäude aus Lehm.
Al Hamra – Blick über die Dächer der Stadt aus Lehm

Auch wenn es sehr heiss ist, laufen wir noch ein wenig durch die Palmengärten und die Ruinen des alten Ortes.

Dattelpalmen und Maispflanzen wachsen in den Gärten des Lehmbauviertels von Al Hamra
Dattelpalmen und Maispflanzen wachsen in den Gärten der Lehmbausiedlung von Al Hamra
Al Hamra - der alte Souk. Im Bild sieht man den Eingang des den Hügel hinaufgehenden Souks. Ehemals überdacht, ist das Dach an vielen Stellen eingebrochen. Der Weg zwischen den festen Verkaufsständen ist schmal.
Al Hamra – der alte Souk
Lehmhausviertel in Al Hamra - schade, dass nichts gegen den Verfall der Häuser getan wird. Im Bild sieht man lauter Ruinen, teilweise fehlen nicht nur Dächer und Zwischendecken, sondern auch die Wände und geben so den Blick ins Innere frei.
Lehmhausviertel in Al Hamra – schade, dass nichts gegen den Verfall der Häuser getan wird
Al Hamra - beim Stadtrundgang entdecken wir ein Gasthaus
Al Hamra – beim Stadtrundgang entdecken wir dieses Gasthaus.

Die sehr einfachen Zimmer des Bait Aljabal Hospitality Inn entsprechen in ihrer Raumaufteilung dem, was wir im Haus des Museums Bait al Safah gesehen haben.

Mit einem letzten Blick sagen wir Al Hamra lebewohl.

Rückblick aus der Ferne auf das Lehmhausviertel von Al Hamra und die Palmengärten
Rückblick aus der Ferne auf das Lehmhausviertel von Al Hamra und die Palmengärten

Auf dem Weg zum Jebel Shams

Von Al Hamra führt eine Strasse zum Jebel Shams. Zuerst folgt die Strasse einem ausgetrockneten Flussbett.

Al Jiraifat - Auf dem Weg zum Jebel Shams. Vor dem Hintergrund hoher Berge ist ein Flussbett tief eingeschnitten. Auf dem rechten Ufer befindet sich ein Ort. Wege führen durch das trockene Flussbett.
Al Jiraifat – Auf dem Weg zum Jebel Shams
Al Jiraifat - Fussballfeld im trockenen Flussbett. Im Blick zurück sieht man das breite Tal mit dem trockenen Flussbett. Im Flussbett wurden die Steine weggeräumt und so ein sandiges Fussballfeld geschaffen. Links befindet sich der Ort, rechts neben dem Fluss verläuft die Strasse.
Al Jiraifat – Fussballfeld (rotes Sandfeld im Fluss) im trockenen Flussbett

Im weiteren Verlauf führt die Strasse stetig bergauf. Wir halten für das eine oder andere Foto an.

Auf dem Weg zum Jebel Shams - Ausblick in ein Seitental. Im Bild sieht man ein hügeliges Tal, durch welches sich ein Weg an der linken Seite schlängelt. Im Hintergrund erhebt sich ein spitzer Berg im Dunst.
Auf dem Weg zum Jebel Shams – Ausblick in ein Seitental
Auf dem Weg zum Jebel Shams - faszinierende Felsen. Im Bild sieht man wie sich ein schräges Plateau aus hellerem Gestein in braune Steine ergiesst. Im Hintergrund erhebt sich eine Bergkette.
Auf dem Weg zum Jebel Shams – faszinierende Felsen
Selbst in dieser schroffen Felswelt stehen Häuser. Im Bild sieht man ein massives Felsplateau im 45 Grad Winkel geneigt. Es stösst an eine andere Gesteinsschicht. Im schmalen Tal befindet sich ein trockenes Flussbett. An einem Felsvorsprung wurden mehrere Häuser gebaut.
Selbst in dieser schroffen Felswelt stehen Häuser

Unterwegs wird die Teerstrasse für 6 km unterbrochen. Kaum sind wir auf der Gravelroad unterwegs, sehen wir ein Auto, welches von der Strasse abgekommen ist und nun unterhalb der Strasse steht. Von Niederländern im Hotel erfahren wir am Abend, dass dieser Unfall früher am Tag passiert ist und dass deshalb alle Touristen ihre Autos dort parken mussten und mit Jeeps der Einheimischen zu den Aussichtspunkten gefahren wurden.

Für uns hat dieser Unfall keine Konsequenzen, wir können selbst nach oben fahren. Glücklicherweise treffen wir auf die blauen Wassertankfahrzeuge immer nur, wenn die Strasse auch breit genug ist. Voll beladen kommen sie bergauf nicht so schnell voran. Leer, bergab sind sie allerdings schneller als wir. Offensichtlich machen sie diese Fuhren mehrmals am Tag.

Auf dem Weg zum Jebel Shams - Auf der Gravelroad in luftiger Höhe. Das Bild zeigt die Strasse, auf deren rechten Seite es tief nach unten geht. Weiter hinten erheben sich Berge im Dunst.
Auf dem Weg zum Jebel Shams – Auf der Gravelroad in luftiger Höhe
Auf dem Weg zum Jebel Shams - Ganz schön was los unterwegs. Den blauen Tanklaster dürfen wir später überholen. Im Bild sieht man die sich verzweigende Gravelroad, blaue Wegweiser, zwei weisse LKWs, den blauen Tanklaster und einen 4 x 4 Toyota.
Auf dem Weg zum Jebel Shams – Ganz schön was los unterwegs. Den blauen Tanklaster dürfen wir später überholen

Mit dem Geländewagen erreicht man ein Hochplateau am Rande der Wadi Nakhar Schlucht, dem Grand Canyon des Omans. Die Schlucht fällt hier 1.000 m ab. Von mehreren Aussichtspunkten kann man einen spektakulären Ausblick auf die Schlucht geniessen. Die Strasse ist hier auch wieder geteert. Das Hochplateau ist bewohnt. Daneben gibt es hier auch mehrere Hotels.

Ausblick auf das Ende der Wadi Nakhar Schlucht. Im Bild sieht man die steil abfallenden Felsen mit Felsvorsprüngen und Verwitterungen.
Ausblick auf das Ende der Wadi Nakhar Schlucht
Blick in die Felswelt oberhalb der Wadi Nakhar Schlucht. Geneigte Felsen mit durch Verwitterung entstandenen Vorsprüngen fallen zum Tal steil ab. Auf der rechten Seite verhindert ein steiler Felsvorsprung den Blick ins Tal
Blick in die Felswelt oberhalb der Wadi Nakhar Schlucht.
Hochplateau oberhalb der Wadi Nakhar Schlucht. Das Hochplateau ist bewohnt, auch gibt es mehrere Hotels hier oben. Im Bild sieht man im Hintergrund hohe Berge, das von der Strasse zerschnittene trockene Hochplateau mit einzelnen Bäumen und Häusern.
Hochplateau oberhalb der Wadi Nakhar Schlucht
Am Parkplatz des ersten Aussichtspunktes werden wir von der Ziege stürmisch begrüsst. Im Bild sieht man eine langhaarige Ziege mit aufgestelltem Schwanz, welche mit wehendem caramelfarbigen Fell auf uns zu rennt. Nur die Füsse unterhalb des Knies und Teile des Gesichts sind weiss.
Am Parkplatz des ersten Aussichtspunktes werden wir von der Ziege stürmisch begrüsst.
Auch auf dem Weg zum nächsten Aussichtspunkt werden wir neugierig begutachtet. Die Ziege, die neugierig zu uns schaut hat dunkelbraunes Fell mit weissem und braunem Gesicht. Markannt ist die weisse Haarlocke die über das eine Auge fällt und der weisse Bart. Im Hintergrund sieht man eine Babyziege.
Auch auf dem Weg zum nächsten Aussichtspunkt werden wir neugierig begutachtet
Für diesen Wanderweg kann sich niemand in der Familie begeistern. Im Bild sieht man einen Weg, der ungesichert oberhalb der Abruchkannte verläuft.
Für diesen Wanderweg kann sich niemand in der Familie begeistern

Der Gipfel des Jebel Shams ist 3009 m hoch. Auf ihm befindet sich eine Radarstation. Zur Radar Station führt ebenfalls eine Gravelroad.

Der Jebel Shams mit seiner Radar Station ist ein wenig spektakuärer Berg wie ein Bergrücken. Man sieht die Kuppeln von zwei Radarstationen.
Der Jebel Shams auf der anderen Seite der Schlucht mit seiner Radar Station

Für uns wird es Zeit, umzukehren und wieder nach Nizwa zu fahren. Es gäbe in dieser Ecke noch so viel zu sehen und so viele abenteuerliche Strecken zu fahren. Aber das haben wir für eine andere Reise vorgemerkt.

Abendstimmung auf dem Rückweg. Im Bild sieht man einen Ort umgeben von Bergen im Dunst, wobei ein Berg mit einer Spitze markant in den Himmel ragt
Abendstimmung auf dem Rückweg
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Ein Kommentar zu “Bahla und Al Hamra – Blicke in die Vergangenheit und der Grand Canyon des Omans”

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