Sukkulentensammlung Zürich – die faszinierende Welt der Kakteen

60.000 Besucher bewundern jährlich diese einzigartige Sammlung sukkulenter Pflanzen. Dass wir uns für unseren ersten Besuch der Sukkulentensammlung Zürich einen Tag ausgesucht haben, an dem es sehr sonnig wurde, war nicht ideal. In den Gewächshäusern wird es so richtig warm, wenn die Sonne darauf knallt. Immerhin brauchte es nur wenig Fantasie, sich ganz weit weg zu denken. Schliesslich hätten die Kakteen statt in Zürich auch in Afrika oder Südamerika stehen können.

Tipp: Ein Besuch der Sukkulentensammlung ist an einem bewölkten, trüben oder kalten Tag ideal, auch wenn man dann nicht so viel vom Aussengelände hat. Auf Facebook erfährst du, was gerade so blüht und findest auch die Öffnungszeiten. Die Kakteen und Sukkulenten sind eine Alternative zur Masoala Halle des Zoos Zürich, wenn du dich bei schlechtem Wetter nach ein wenig Urlaubsfeeling sehnst.

Hinweis: Kinder können in 80 Minuten eine Reise durch die Welt der Sukkulenten machen. Das Büchlein mit Band zum Umhängen und Stift für die sieben Posten kostet 5 SFr.

Die Veranstaltungen der Sukkulentensammlung werden neben vielen anderen Veranstaltungen auf der Grünagenda der Stadt Zürich veröffentlicht.

Vorsicht Kaktus

Wer gern reist, dem sind Sukkulenten sicher schon an vielen Orten der Welt begegnet. Bei Baobabs denke ich sofort an Australien. Bei Kandelaberkakteen denke ich an Südamerika. In Argentinien waren wir sehr beeindruckt von ihren unterschiedlichen Wuchsformen. In alten Kirchen und Häusern kann man dort ganze Decken aus Kaktusholz bewundern.

Kakteen und ich haben eine lange und wechselhafte Geschichte. Sie faszinieren mich seit je her. Als Kind hatte ich bereits «lebende Steine» (Lithops) und einen kleinen Feigenkaktus, welcher jedoch niemals Früchte ansetzte. Umso begeisterter war ich, ihnen auf meiner ersten Afrika Reise zu begegnen. Diese Kaktusart schützt aber ihre Früchte nicht nur durch grosse Dornen. Nein, da gibt es auch noch feine Härchen, die sich in der Haut anfühlen, als hätte man in Glasfasern gegriffen. Nachdem ich tagelang versuchte, diese Härchen aus meiner Haut zu entfernen, war meine Begeisterung für Kakteen aus der Familie der Opuntien merklich abgekühlt.

Das "Ohr" eines Ohrenkaktus mit eindrucksvollen Dornen.
Das «Ohr» eines Ohrenkaktus mit eindrucksvollen Dornen. Mit blossem Auge erkennt man keine Widerhaken.

Später sah ich, dass die Früchte nur mit dicken Handschuhen geerntet werden. Bevor sie in den Verkauf gelangen werden sie anschliessend noch in Handschuhen gerollt, um diese feinen Härchen zu brechen. Dennoch gehört diesen wehrhaften Überlebenskünstlern meine Achtung.

Obwohl Kakteen nur einen sehr kleinen Teil aller existierenden Sukkulenten ausmachen, gelten diese als die bekanntesten Vertreter der sukkulenten (saftreichen) Pflanzen und finden sich auch vielfältig in Zürich wieder. Ich lade dich ein zu einem Rundgang durch die Sukkulentensammlung Zürich.

Ein runder Kaktus mit grossen rötlichen Dornen und gelben Blütenansätzen aus der Sukkulentensammlung Zürich.
Da fällt mir doch sofort das Lied «Mein kleiner grüner Kaktus, steht draussen am Balkon …» ein.

Ein Rundgang durch die Sukkulentensammlung Zürich

Steingarten

Wir beginnen mit unserem Rundgang im Steingarten, wo winterharte Sukkulente aus den verschiedenen Regionen der Welt wachsen. Saftreich und Frost widerspricht sich nur scheinbar, denn viele dieser winterharten Sukkulenten schrumpfen im Winter, um Frostschäden zu vermeiden. In den Alpen bis zum Kaukasus sind Sedumarten (Mauerpfeffer) und Sempervivumarten (Hauswurz) vertreten. Der deutsche Name Hauswurz deutet es an, Hauswurze werden zur Begrünung von Hausdächern verwendet.

Das Besondere der Hauswurze ist, dass sie nur einmal im Leben blühen. Dank der Ableger lebt die Pflanze aber weiter. Als sogenannte Dickblattgewächse können sie wochenlang ohne Regen überleben. Hauswurzarten kreuzen sich untereinander, sodass eine Vielzahl von Hybriden entstehen.

Dieser Berghauswurz, der im Steingarten der Sukkulentensammlung Zürich wächst, hat eine rosa Blüte mit gelb/roten Staubgefässen. Die Blüte erinnert an einen Stern
Berhauswurz
Wulfens Hauswurz hat an einem ungefähr 15 cm hohen Stiel gelbe sternförmige Blüten. Hauswurz der Sukkulentensammlung Zürich
Wulfens Hauswurz

Der Steingarten wurde Anfang der 80er Jahre angelegt und entspricht vom Charakter her einem Mittelmeer- oder Steppengarten. Dickblattgewächse, Kakteen und Agaven werden durch trockenresistente Pflanzen ergänzt.

Auch die typischen Edelweissblüten findet man im Steingarten der  Sukkulentensammlung Zürich.
Edelweissblüte

Schauhäuser

In mehreren Gewächshäusern kann man die Sukkulenten von Afrika, Madagaskar, Nord- und Südamerika betrachten. Besonders auffällig unter den afrikanischen Sukkulenten sind Pflanzen der Gattung Aloe.

Diese Aloe Art hat die typischen lanzetförmigen Blätter, ist aber viel kleiner. Die Blätter schützen sich mit unzähligen Dornen, so dass die Pflanzen einen silbernen Schimmer haben. - Sukkulentensammlung Zürich
Aloe Art
aDieser interessante Vertreter aus der Gattung der Haworthia kommt walzenförmig daher. Die Blätter, welche die Walzen bilden, laufen spitz zu und stechen wie Nadeln.
Interessanter Vertreter aus der Gattung der Haworthia

Beeindruckend ist aber auch diese in Südafrika vorkommende Pflanze, die auch unter dem Namen Schildkrötenpflanze bekannt ist. Der gigantische Stamm, der an einen Schildkrötenpanzer erinnert, hat eine korkartige Borke, die die Verdunstung verhindert. Die Pflanze erobert den Raum durch Klettern, indem sie sich nach oben windet.

Die Dioscorea-Elephantipes ist ein Yamswurzelgewächs. - Sukkulentensammlung Zürich
Die Dioscorea-Elephantipes ist ein Yamswurzelgewächs, welches sich in einer linksherum aufsteigenden Spirale windet.

Hast du dich mal gefragt, wie Pflanzen klettern? Obwohl ich einen Garten habe, bin ich dieser Frage nie bewusst nachgegangen. In der Sukkulentensammlung gab es aber dazu einen kleinen Exkurs.

Kletternde Pflanzen winden sich oder ranken. Bei den sich windenden Pflanzen hängt es von der Pflanze ab, ob sie sich links oder rechts herumwinden. Bei den rankenden Pflanzen gibt es verschiedene Formen von Kletterranken (Gurken, Wein, Erbsen). Speziell ist die Methode des Efeus. Dieser bildet Luftwurzeln entlang der Triebe, sodass er gleichzeitig klettert und kriecht.

Die Bepflanzung im Madagaskar-Haus gibt einen Eindruck von den Verhältnissen des laubabwerfenden Trockenwaldes und Dornbusches. Laubabwerfende Sträucher oder kleine Bäume mit verdickten Stämmen und Wurzeln herrschen vor.

Die Blüten der Uncarina-roeoesliana in der Sukkulentensammlung Zürich sind gelb und trichterförmig. Die Blüten erscheinen auf den Triebspitzen kleiner Stämme und werden von Blättern beschützt.
Blüte der Uncarina-roeoesliana. Die Pflanze gehört zur Familie der Sesamgewächse, die ausschliesslich auf Madagaskar vorkommen. Die Blüten erscheinen auf den Triebspitzen kleiner Stämme.
Dornen, die wie bei der Ananas am rankenden Stamm wachsen, Blätterbüschel und weisse Blüten mit gelber Mitte, die an Ballettröckchen erinnern.
Blüten der Madagaskar Palme, die eigentlich mit dem Oleander verwandt ist.

Im Nord-/Südamerikaschauhaus ist der Epiphytenbaum sehr beeindruckend. Epiphyten sind sogenannte Aufsitzerpflanzen. Auf diese Art verschaffen sich die Pflanzen mehr Licht.

Der Epiphytenbaum in der Sukkulentensammlung Zürich.
Der Epiphytenbaum in der Sukkulentensammlung Zürich.

Bemerkenswert ist auch eine Kaktusart mit einer abweichenden Wuchsform. Der Myrtillocactus geometrizans hat fächerartig verbreiterte Triebe. Man nennt diese Form auch Hahnenkamm.

Nahaufnahme des fächerförmigen Blatts des Myrtillocactus. Wie fleischige Finger ballen sich die Segmente der Fächer zu Fäusten. Dieser Kaktus war neben dem Schildkrötenpflanze die überraschendste Pflanze in der Sukkulentensammlung Zürich für mich.
Dieser Myrtillocactus erreicht eine erstaunliche Grösse

Dieser Kaktus ist sehr dekorativ, weshalb er in seinem Verbreitungsgebiet (Mexiko und Guatemala) oft angepflanzt wird.

Grosspflanzenhaus

Das Grosspflanzenhaus der Sukkulentensammlung Zürich hat uns fast am meisten beeindruckt. An der Stirnseite kann man sich hinsetzen und den Blick in Ruhe schweifen lassen. Alternativ kannst du dich mit dem spanischen Historiker Gonzalo Fernandez de Oviedo y Valdes beschäftigen. Er ist ein bedeutender Chronist der Eroberung der neuen Welt und begegnete auf seinen Reisen sowohl da Vinci als auch Kolumbus. Bekannt ist er durch den Bestseller «Historia de las Indias». Falls du Zeit hast, kannst du dir seine Geschichte anhören.

Beim Blick ins Grosspflanzenhaus der Sukkulentensammlung Zürich weiss man gar nicht, welche Kakteen man zuerst bewundern soll. Die grossen runden oder die langen dünnen oder den Elefantenfüssen oder den schlangenförmigen mit den roten Blüten.
Die Wärme unter dem Glasdach und die Pflanzenwelt, es kommt fast ein wenig Urlaubsstimmung auf.

Kakteen im Pflanzenverkauf der Sukkulentensammlung Zürich

Ausserhalb der Gewächshäuser geht es zum Pflanzenmarkt. Ich kann mich gar nicht satt sehen an den kleinen liebevoll in Kisten präsentierten Kakteen. Viele zeigen schon stolz eine Blüte.

Dieser Kaktus, dessen 5 gedrehte Segmente scheinbar von einer Blüte zusammengehalten werden, fasziniert mich. Die Blüte erinnert an eine Silberdistel, nur die Mitte ist gelber. Die Haut hat viele weisse Punkte.
Bei diesem Kaktus wäre ich fast schwach geworden.

Auch in den Frühbeeten der Sukkulentensammlung Zürich stehen die Kakteen in Reih und Glied und warten auf Käufer. Die kleinen Säulenkakteen haben bei mir Assoziationen zu den Hochhäusern und Strassenschluchten New Yorks hervorgerufen.

Die verschiedenen kleinen Säulenkakteen haben uns an die Hochhausschluchten New Yorks erinnert.
Die verschiedenen kleinen Säulenkakteen haben uns an die Hochhausschluchten New Yorks erinnert.

Wehrhafte Kakteen oder wozu sind die Dornen gut?

Kakteen und Dornen gehören irgendwie zusammen. Aber wusstest du, dass Dornen nicht nur Schutz vor gefrässigen Tieren bieten? Je nach Grösse und Dichte beschatten sie den Pflanzenkörper oder bewirken gar eine Beruhigung der Luftbewegung. Und wofür das ganze? Ganz klar, zur Reduzierung der Verdunstung.

Oft sind die feinen Dornen weiss. Dadurch wird viel Licht reflektiert und die Erwärmung ist nicht so hoch. Im gleichen Zuge wie diese «Haare» vor Hitze schützen, schützen sie auch vor nächtlicher Kälte.

Dornen können aber auch bei der Verankerung helfen. Weiterhin können sie zur Verbreitung des Kaktus beitragen. Wenn sich ein Dorn mit einem ausgerissenen Stück Kaktus im Fell eines Tieres verhakt (ähnlich wie bei einer Klette) kann der Kaktus so neue Standorte erobern. Vor allem die Kakteen der Familie der Opuntioideae (mein Ohrenkaktus gehört dazu) haben sogar extra schuppenförmige Widerhaken, an den Dornen entwickelt, die man unter dem Elektronenmikroskop erkennen kann. Wissenschaftler haben die Funktionsweise genau untersucht: Vereinfacht könnte man das Ergebnis so zusammenfassen: In die Haut herein, geht der Dorn ganz einfach, wieder raus eher schwer.

Dornen sind übrigens umgewandelte Blätter. Stacheln werden an der äusseren Epidermis gebildet, während Dornen in den tieferen Schichten gebildet werden. Manche Kakteen können sogar über die Dornen Feuchtigkeit aufnehmen.

Grüner Kaktus mit hellgrüner Maserung mit paarweise wachsenden rot leuchtenden Dornen und paarweise angeordneten Miniblättchen. Sukkulentensammlung Zürich
Auch bei diesem Kaktus kann man ganz kleine Blätter erkennen.
Diese Kakteen in Zürich haben auf der Krone kleine dreieckige Blätter aus denen ein Dornenpaar heraus wächst. Die jungen Dornen sind noch sehr weich und fleischig.
Bei diesem Kaktus kann man sich sehr gut vorstellen, dass Dornen eigentlich Blätter sind.
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