Berninapass – spektakuläre Natur und Camera obscura

Der Berninapass (Passo del Bernina) ist mit seinen 2.328 Metern Höhe einer der höchsten befahrbaren Alpenpässe der Schweiz. Er verbindet das Engadin mit dem italienischen Veltlin. Der Berninapass liegt auf einer langgestreckten Hochebene, umgeben von malerischen Seen und beeindruckenden Berggipfeln. Eine besondere Attraktion während der Sommermonate bei schönem Wetter ist die Camera obscura. Sie stellt das Panorama der spektakulären Berge „auf den Kopf “.

Was den Berninapass besonders macht, ist seine ganzjährige Befahrbarkeit. Im Winter verwandelt sich die Region in ein Paradies für Wintersportler, während im Sommer Wanderer und Zweiradfahrer die idyllische Landschaft geniessen können.

In diesem Beitrag nehme ich dich mit auf eine Entdeckungstour über den Berninapass und gebe dir Tipps für Ausflüge und Wanderungen.

Anreise zum Berninapass

Die Rhätische Bahn fährt stündlich auf der Strecke zwischen Pontresina und Tirano. Die Haltestelle am Berninapass (Ospizio Bernina) ist die höchste Haltestelle im Netz der Rhätischen Bahn.

Hinweis: Die Strecke des Bernina Express von Chur nach Tirano gilt dabei als eine der schönsten Strecken der Welt und ist mit sieben Prozent Steigung auch eine der steilsten Bahnstrecken der Welt. Spektakuläre Konstruktionen wie die Kreisschleife in Brusio vor der Grenze zu Italien im Valposchiavo sowie die zahlreichen Viadukte wie das Landwasserviadukt lassen die Herzen von Eisenbahnfans höher schlagen. Wer ab Chur den Bernina Express benutzt, sollte unbedingt einen Platz im Panoramawagen buchen.

Ebenso kannst du auch mit einem Auto oder Zweiradfahrzeug den Berninapass erklimmen. Die gut ausgebaute Strasse bietet vom Aussichtspunkt in der Montebello Kurve am Eingang des Val Morteratsch einen guten Blick auf den Morteratsch mit seinem Gletscher.

Auf dem Weg zum Berninapass hat man die Möglichkeit am Aussichtspunkt auf den Morteratsch Gletscher anzuhalten. Der Blick auf die Gletscherzunge ist spannend.
Blick auf den Morteratsch Gletscher
Das Hotel Ospizio Bernina mit altem und neuem Haus (gelb verputzt) und Parkplatz kurz vor dem Berninapass.
Auf der gegenüberliegenden Strassenseite starten die Touren zur Camera Obscura.

Bist du nicht sicher, wie das Wetter am Berninapass ist, dann schau vorher auf eine Webcam. Ob der Berninapass offen oder gesperrt ist, verrät dir der TCS.

Die Passhöhe befindet sich noch etwa 300 m hinter dem Hotel Ospizio Bernina in Richtung Valposchiavo. Ein Schild markiert sie an der Strasse. Dort steht auch das Passschild für alle «Ich-war-auch-hier»-Fotos. Anhalten und ein paar Schritte nach oben laufen lohnt sich dort.

Wo die Berge Kopf stehen – die Camera obscura

Eine Camera obscura ist vereinfacht gesagt, ein dunkler Raum mit einem Loch, durch welches Licht fällt. Am Berninapass befindet sich der dunkle Raum im obersten Geschoss eines Kies- und Salzsilos, welches dem Strassenunterhalt dient. Da ein Silo rund ist, ergibt sich durch das Treppenhaus eine besondere Form des dunklen Raums.

Ein rundes Beton-Silo mit einem Loch am oberen Ende, das ist also die Camera obscura am Bernina Pass, die so gar nicht in die Felslandschaft passt.
Wenig spektakulär sieht die Camera obscura von aussen aus.
Das Bild zeigt, wie die Camera obscura im Silo aufgebaut ist. Das runde Treppenhaus fügt sich zur Hälfte, aber nicht mittig in den Kreis des Silos ein. Das Loch der Kamera befindet sich auf 180° im Kreis.
Schematische Ansicht der Camera obscura

Nur im Rahmen einer Führung kann die Camera obscura am Bernina Pass besichtigt werden. Treffpunkt sind die Schilder vor dem Hotel und Restaurant Cambrena. Die Zeiten der Führungen variieren, schau bitte auf der Website nach. Da wir nicht wussten, zu welcher der Führungen wir es schaffen, haben wir keine Tickets vorab im Internet gekauft, sondern erst vor Ort.

Wir schaffen es zur letzten Führung an diesem Tag. Als einzige Gäste, die am Treffpunkt warten, fragen wir uns, ob die Führung überhaupt stattfindet. Doch wir haben Glück und erhalten eine spannende Privatführung. Gemeinsam geht es über eine Weide mit Eseln zur Camera obscura. Gutes Schuhwerk ist wie immer in den Bergen auch für den Besuch der Camera obscura von Vorteil.

Die Esel Herde am Bernina Pass passierst du auf deinem Weg zur Camera obscura
Eselherde am Berninapass

Nachdem wir das Treppenhaus hinaufgestiegen sind, wird die Tür zum Treppenhaus hinter uns geschlossen. Zunächst passiert nichts, denn das Bild, das in der Camera obscura entsteht, ist seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend – und dazu noch sehr lichtschwach. Die Augen brauchen eine Weile, um etwas zu erkennen. Doch nach und nach wird das Bild immer klarer.

Die Berge stehen kopf in der Camera obscura. Ein Stück vom Lago Bianco ist auch zu sehen.
Die Welt auf dem Kopf

Nach einer Zeit erkennt man sogar Autos, die auf der Strasse auf dem Berninapass fahren. Es ist wirklich spannend, wie sich nach und nach überall im Raum etwas erkennen lässt. Allerdings ist gutes Wetter, wodurch starke Kontraste entstehen, eine wichtige Voraussetzung für das Erlebnis Camera obscura. Von der Sonneneinstrahlung erweist sich die 14.00 Uhr Führung Anfang September als Glücksfall.

Auf der Eintrittskarte ist die Grösse des Lochs, welches für das Spektakel verantwortlich ist, ausgestanzt.

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Wanderungen am Berninapass

Rundwanderung um den Lago Bianco

Eine einfache Wanderung führt dich rund um den Lago Bianco auf der Hochebene am Berninapass. Der Name des Sees bezieht sich auf das milchige Aussehen des Wassers in Anlehnung an die sogenannte Gletschermilch. Bei schönem Wetter ist der Lago Bianco jedoch wunderschön türkis. Er wird durch Schmelzwasser der Gletscher gefüllt. Das Gletscherwasser enthält Silit, wodurch der Lago Bianco den milchigen Farbton erhält.

Der rote Bernina Express fährt gerade am Lago Bianco vorbei und gibt einen schönen Farbkontrast zum türkisblauen See und dem blauen Himmel.
Die roten Waggons der Rhätischen Bahn am Lago Bianco

Der Lago Bianco hat gleich zwei Staumauern, denn er wird zur Energiegewinnung genutzt. Wir laufen aus Zeitmangel nicht die komplette Runde, sondern kehren irgendwann um, denn die Distanzen täuschen. Der Lej Nair sah so nah liegend aus, dass es uns überrascht hat, wie die Zeit beim Fotografieren verging. Die Wanderung beginnt bei der Haltestelle der Rhätischen Bahn.

Beim Lago Bianco verläuft eine Wasserscheide bei der Staumauer neben dem Lej Nair. Der Zufall entscheidet, ob ein Regentropfen via Inn und Donau ins Schwarze Meer fliesst oder über Poschiavino, Tirano, Adda und Po ins Adriatische Meer.

Das Bild zeigt das gelbe Schild der Wasserscheide am Lago Bianco auf der Hochebene des Berninapass vor blauem Himmel, wodurch die ausgestanzte Schrift gut lesbar wird.
Wasserscheide und Sprachgrenze

Die Wasserscheide ist gleichzeitig auch die Sprachgrenze zwischen Rätoromanisch und Italienisch. Deshalb heisst der weisse See Lago Bianco (italienisch) und der schwarze See Lej Nair (rätoromanisch).

Der Lej Nair, der schwarze See neben dem Lago Bianco macht seinem Namen alle Ehre. Der Blick über den See zeigt die fantastische Bergwelt unterhalb des Berninapasses.
Der schwarze See

Auf der Staumauer zu stehen, ist ein merkwürdiges Gefühl, denn der Wind treibt kleine Wellen auf die Staumauer zu und diese Schwingungen kann man deutlich spüren.

Die Staumauer am Nordende des Lago Bianco, der entgegen seinem Namen türkis ist. Die Rundwanderung um den Lago Bianco führt über die Staumauer.
Die Rundwanderung um den Lago Bianco führt über die Staumauer.

Wanderung zur Alp Grüm

Diese etwa 5 km lange Wanderung beginnt ebenfalls beim Bahnhof Ospizio Bernina. Die Strecke führt anfänglich oberhalb der Bahnlinie entlang, bevor sie dann dem Lago Bianco zum Südende folgt und über die Aussichtsterrasse des Belvedere zur Alp Grüm verläuft. Alternativ kann man auf einer längeren Wanderung über den Masson Sassal zur Alp Grüm absteigen.

Blick vom Bahnhof Ospizio Bernina in Richtung Südende des Lago Bianco.
Blick vom Bahnhof zum Südende des Lago Bianco

Einkehrmöglichkeiten gibt es bei der Alp Grüm und der Casa Alpina Belvedere. Im Juli, wenn die Alpenrose blüht, muss der kürzere Weg sehr eindrücklich sein.

Von der Alp Grüm kann man mit der Rhätischen Bahn weiterfahren, zum Lagh Palü absteigen und weiter zum Gletschergarten Cavaglia laufen. Der Ökostrompfad mit Erlebnistafeln verläuft ebenfalls bis nach Cavaglia.

Ausflugsziele in der Nähe des Berninapasses

Gletschergarten Cavaglia

Im Gletschergarten von Cavaglia kannst du die beeindruckenden Spuren des Palü Gletschers entdecken – darunter 21 freigelegte Gletschermühlen und einen riesigen erratischen Block. Die bis zu 14 Meter tiefen Gletschertöpfe, entstanden durch den gewaltigen Druck von Eis, Schmelzwasser und Geröll und sind ein echtes Naturwunder. Mehr über dieses spektakuläre Ausflugsziel erfährst du in unserem Beitrag!

Ein rund geschliffener Stein in der Gletschermühle zeigt die Entstehung. - Cavaglia Gletschergarten
Gletschermühle

Valposchiavo

Südlich des Berninapasses erstreckt sich das Valposchiavo mit seinem Hauptort Poschiavo am Fluss Poschiavino, der in den Lago di Poschiavo mündet. In der Namensgebung war man nicht sehr einfallsreich. Das tut aber der Schönheit des Städtchens Poschiavo keinen Abbruch. Spätestens auf der zentralen Piazza erliegst du dem italienischen Flair. Auch die Geschichte des Tals ist spannend: Geprägt von Armut, Auswanderung und späterem Reichtum, gibt es hier viel zu entdecken. Am Lago di Poschiavo gibt es eine weitere einfache Wanderung. Welche weiteren Ausflugsziele dich im Valposchiavo erwarten, erfährst du in unserem Beitrag.

Die Piazza in Poschiavo - ein lohnendes Ausflugsziel in der Nähe des Berninapasses
Poschiavo

Val Roseg

Obwohl es nördlich des Berninapasses vom Bahnhof Morteratsch aus zahlreiche weitere, auch einfache Wanderungen gibt, möchte ich dich noch auf eine schöne Wanderung im Val Roseg aufmerksam machen. Den Roseg Gletscher vor Augen führt diese Wanderung entspannt am Fluss entlang zum Hotel Restaurant Roseg und wenn du magst, weiter zum Gletscher. Schau dir unseren Beitrag dazu an.

Breite Schwemmebene mit dem Roseg Gletscher im Hintergrund. Wanderung in der Nähe des Berninapasses.
Roseg-Gletscher
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