Bernina Pass und Camera obscura
Ein paar freie Tage zum Durchatmen und Wandern für uns nach St. Moritz. Bevor wir jedoch unsere Ferienwohnung beziehen, besuchen wir bei schönstem Wetter den Bernina Pass. In diesem Beitrag erfährst du, warum du dir Zeit für die Erkundung des Bernina Passes nehmen solltest. Mal von der traumhaften Landschaft mit den beiden Seen Lago Bianco und Lago Nero abgesehen, wartet hier beispielsweise eine Camera obscura auf deinen Besuch.
Also lass dich inspirieren und mach dir selbst ein Bild.
Wo die Berge Kopf stehen – die Camera obscura
Eine Camera obscura ist vereinfacht gesagt, ein dunkler Raum mit einem Loch, durch welches Licht fällt. Am Bernina Pass befindet sich der dunkle Raum im obersten Geschoss eines Kies- und Salzsilos, welches dem Strassenunterhalt dient. Da ein Silo rund ist, ergibt sich durch das Treppenhaus eine besondere Form des dunklen Raums.
Nur im Rahmen einer Führung kann die Camera obscura am Bernina Pass besichtigt werden. Die Zeiten der Führungen variieren je nach Monat. Jetzt im September sind die Führungen auf das Wochenende beschränkt. Da wir nicht wussten, zu welcher der Führungen wir es schaffen, haben wir keine Tickets vorab im Internet gekauft, sondern erst vor Ort.
Wir schaffen es zur letzten Führung an diesem Samstag. Der Treffpunkt ist neben dem Restaurant Cambrena am Bernina Pass ausgeschildert. Da wir die einzigen Gäste sind, fragen wir uns, ob die Führung stattfindet. Glück muss man haben, denn so erhalten wir eine spannende Privatführung. Gemeinsam geht es über eine Weide mit Eseln zur Camera obscura. Gutes Schuhwerk ist wie immer in den Bergen auch für den Besuch der Camera obscura von Vorteil.
Von oben hat man einen traumhaften Blick auf den Lago Bianco und den Lago Negro.
Nachdem wir das Treppenhaus erklommen haben, wird die Tür zum Treppenhaus geschlossen. Und erst einmal passiert gar nichts, denn das Bild, welches seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend, entsteht, ist lichtschwach. Die Augen brauchen Zeit, um etwas zu sehen. Aber dann entsteht ein zunehmend klarer werdendes Bild.
Nach einer Weile erkennt man sogar Autos, die auf der Strasse auf dem Bernina Pass fahren. Es ist wirklich spannend, wie sich nach und nach überall im Raum etwas erkennen lässt. Allerdings ist gutes Wetter, wodurch starke Kontraste entstehen, eine wichtige Voraussetzung für das Erlebnis Camera obscura. Von der Sonneneinstrahlung erweist sich die 14.00 Uhr Führung Anfang September als Glücksfall.
Auf der Eintrittskarte ist die Grösse des Lochs, welches für das Spektakel verantwortlich ist, ausgestanzt.
Farbspiele am Bernina Pass
Wieder im Sonnenlicht stehend, sind wir einmal mehr von der unterschiedlichen Färbung der scheinbar direkt nebeneinander liegenden Seen Lago Bianco und Lej Nair fasziniert. Wobei die Bezeichnung Lago Bianco nicht wirklich die Farbe des Sees wiedergibt.
Der Name bezieht sich eher auf das milchige Aussehen des Wassers. Der Lago Bianco ist wohl in Anlehnung an die sogenannte Gletschermilch so benannt worden, denn er wird durch Schmelzwasser des Gletschers gespiesen. Bei Gletschermilch handelt es sich um Gletscherwasser, welches Silit enthält. Dadurch entsteht die milchige Farbe.
Wir laufen vom Parkplatz ein ganzes Stück in Richtung Lej Nair. Irgendwann müssen wir jedoch umkehren, unsere Parkuhr ist abgelaufen. Wie die Distanzen täuschen können. Der Lej Nair sah so nahe liegend aus.
Wasserscheide und Sprachgrenze an der Staumauer des Lago Bianco
Wo wir wieder am Auto sind, fahren wir nun auch mit dem Auto zur Staumauer des Lago Bianco. Ein Schild weist darauf hin, dass sich hier die Wasserscheide befindet. Der Zufall entscheidet, ob ein Regentropfen via Inn und Donau ins Schwarze Meer fliesst oder Richtung Osten über den Po ins Adriatische Meer.
Die Wasserscheide ist gleichzeitig auch die Sprachgrenze zwischen Rätoromanisch und Italienisch. Deshalb heisst der weisse See Lago Bianco (italienisch) und der schwarze See Lej Nair (rätoromanisch).
Auf der Staumauer zu stehen, ist ein merkwürdiges Gefühl, denn der Wind treibt kleine Wellen auf die Stauermauer zu und diese Schwingungen kann man deutlich spüren. Während ich die Aussicht geniesse, lässt Jörg kurz die Drohne fliegen. Wir haben beide Seen für uns allein, wenn man von gelegentlich schnell vorbeifahrenden Mountainbikern absieht.
In dieser Woche in St. Moritz führt uns unser Weg ein weiteres Mal zum Bernina Pass und zu neuen Abenteuern. Auf dem Weg ins Puschlav nach Poschiavo und zu den Gletschergärten von Cavaglia überqueren wir den Pass.