Auf Entdeckungstour: Vom Cabo da Roca bis Cascais
Wo sich die Kraft des Atlantiks an schroffen Klippen bricht, thront das Cabo da Roca majestätisch über dem Meer. Hier am westlichsten Punkt Europas, etwa 40 km von Lissabon entfernt, eingebettet in den Naturpark Sintra-Cascais, erwartet dich ein windgepeitschter Ort. Unsere faszinierende Route führt uns vorbei an wilden Klippen, versteckten Buchten, mit tosenden Wellen zum Boca do Inferno, deren tosende Wassermassen bei Sturm in einer gewaltigen Felsengrotte verschwinden. Maritimes Flair erwartet uns in Cascais, welches neben Sintra eines der beliebtesten Ausflugsziele von Lissabon aus ist.

Anreise zum Cabo da Roca
Die bequemste Art, zum Cabo da Roca zu gelangen, ist mit einem Mietwagen. Er gibt dir die Freiheit, unterwegs an malerischen Sandstränden und versteckten Buchten jederzeit eine Pause einzulegen. Direkt am Cabo da Roca steht ein kostenloser Parkplatz zur Verfügung. Allerdings dürften die Parkplätze zum Sonnenuntergang und am Wochenende nicht ausreichen.
Wir entscheiden uns für die Anreise über Sintra, da wir ursprünglich vorhatten, die Stadt zu besichtigen. Doch Sintra empfängt uns mit einer dichten Wolkendecke, aus der feiner Nieselregen fällt – ein erstaunliches Phänomen, denn rundherum strahlt die Sonne. Dieses besondere Mikroklima macht den Naturpark Sintra-Cascais so einzigartig: Von den üppig bewaldeten Hügeln rund um Sintra bis zu den trockenen Küstenlandschaften und Sandstränden bietet das Schutzgebiet eine beeindruckende Vielfalt. Einst versorgte ein imposantes Aquädukt Lissabon von Sintra aus mit Wasser.
Falls du einen Tagesausflug von Lissabon zum Cabo da Roca mit öffentlichen Verkehrsmitteln planst, kannst du entweder über Sintra oder Cascais anreisen. Die Züge fahren ab verschiedenen Bahnhöfen in Lissabon nach Sintra oder Cascais. Von dort bringt dich die Buslinie 403 zum Cabo da Roca. Die Fahrt dauert etwa 40 Minuten ab Sintra und nur 20 Minuten ab Cascais.

Cabo da Roca – der westlichste Punkt Europas
Bis ins 14. Jahrhundert glaubten die Menschen, dass hier am Cabo da Roca die Welt endet. Fast senkrecht fallen die Klippen 140 m zum Meer ab. So wird auch der Dichter Luís de Camões auf dem steinernen Denkmal mit den Worten «Hier … wo die Erde endet und das Meer beginnt«, zitiert. Der Nationaldichter Portugals ist auch eine der Figuren auf dem Denkmal der Entdecker in Lissabon.

Die Landschaft ist von essbaren Mittagsblumen (Carpobrotus edulis) mit gelben und pinken Blüten überwachsen. Unterbrochen wird dieser Teppich durch Gräser, Scabiosen, wilde Geranien und Schafgarbe. Steht man hier und lässt den Blick über den Atlantik schweifen, so sieht man nur die unendliche Weite des Meeres und die schroffen Felsklippen entlang der Küstenlinie. Würde man vom westlichsten Punkt des Festlands Europas immer geradeaus in See stechen, käme man irgendwo in Delaware, USA wieder an Land. Mal wieder Ferien in Nordamerika wären auch schön, schiesst es mir so durch den Kopf. Schliesslich stehen auf der Bucket List noch einige Ziele.
Warum betone ich immer wieder, dass Cabo da Roca nur der westlichste Punkt des Festlands von Europa ist? Ganz einfach, weil sich der westlichste Punkt Europas nicht auf dem Festland befindet. Er befindet sich bei den Azoren auf der winzigen Felseninsel Ilheu do Monchique. Aber spricht man vom westlichsten Punkt Europas, meint man gewöhnlich Cabo da Roca.
Orientierungspunkt und Fotospot
Der westlichste Punkt des europäischen Festlands liegt bei 38° 47′ nördlicher Breite und 9° 30′ westlicher Länge. Einst spielte dieser Ort mit seinem Leuchtturm eine strategisch wichtige Rolle: Alle Schiffe, die vom Mittelmeer nach Nordeuropa oder England segelten, mussten ihn passieren. Auch für die Einfahrt nach Lissabon war dieser Punkt von grosser Bedeutung. Das Gegenstück zum Leuchtturm am Cabo da Roca steht übrigens am Cabo Espichel, was mit seinem Kloster eine ganz andere Atmosphäre hat. Früher gab es hier eine Festung, doch von ihr ist heute nichts mehr übrig.


Besonders eindrucksvoll muss der westlichste Punkt Europas bei Sonnenuntergang sein, wenn die Klippen in warmes Licht getaucht werden und sich zahlreiche Besucher einfinden. Doch auch tagsüber ist das Kap am „Ende der Welt“ ein beliebter Stopp, insbesondere bei den vielen geführten Tagestouren von und nach Sintra. Für Touristen gibt es sogar die Möglichkeit, sich in der Tourist-Information ein Zertifikat über ihren Besuch am Cabo da Roca ausstellen zu lassen. Dort gibt es auch ein WC.
Die Kulturlandschaft im Parque Nacional de Sintra-Cascais wurde von der UNESCO als Weltkulturerbe deklariert.


Highlights zwischen Cabo da Roca und Cascais
Strände und Felsküste
Fährt man vom Cabo da Roca entlang der Küste in Richtung Cascais wechseln sich Steilküste und Strände ab. Plötzlich wandelt sich das Landschaftsbild. Die Küste wird flacher und lange Sandstrände prägen die Landschaft. Am Praia do Guincho bekommen wir Lust auf einen Strandspaziergang. Deshalb parken wir das Auto beim Hotel und Restaurant Muchaxo und steigen zum Sandstrand ab. Die Rettungsschwimmer haben die rote Fahne gehisst und beschäftigen sich damit, den Sand von den Treppen zu kehren. Dieser Strand ist bekannt für seine starken Winde und hohen Wellen.

Die erste Welle, die unseren Fuss am Strand umspült, hinterlässt einen Kälteschauer. Wie jemand bei diesen Wassertemperaturen – unabhängig vom Wellengang – auf die Idee zum Schwimmen käme, ist uns schleierhaft. Der Strandspaziergang macht aber sehr viel Spass. Werden wir doch ordentlich durchgepustet von einem kalten Wind, der über den Atlantik kommt.

Weiter geht es entlang der Küste. Der Leuchtturm vom Cabo Raso kommt in Sicht. Dahinter wird die Küste wieder spektakulärer.

Ein schöner Fussgängerweg lädt neben der dramatischen Küste zu langen Spaziergängen ein. Wir stoppen immer mal wieder für das eine oder andere Foto.

Boca do Inferno
Da wir ja nicht nur spontan zum Cabo da Roca gefahren sind und nun der Küste folgen, sondern unser ganzer Roadtrip nach Portugal sehr spontan erfolgte, verdanken wir den Besuch des Boca do Inferno unserem Appetit auf ein Eis. Während wir das Eis genossen, bemerkten wir die Treppe, die hinter dem Café zu einer Aussichtsplattform führte.
Boca do Inferno bedeutet Höllenschlund. Dabei handelt es sich um eine spektakuläre Felsformation in der Nähe von Cascais. In der Klippe befindet sich ein grosses Felsloch, durch das das Meerwasser mit enormer Kraft hindurch schiesst. Besonders bei rauer See entsteht ein beeindruckendes Schauspiel, das sowohl visuell als auch akustisch an ein tosendes, höllisches Tor erinnert. Daher der Name Boca do Inferno.


Man könnte also sagen, je schlechter das Wetter, umso spektakulärer der Boca do Inferno. Allerdings kann man den eigentlichen Boca do Inferno von der Brücke nicht wirklich gut fotografieren. Der Höllenschlund liegt nur einen Kilometer westlich von Cascais.
Cascais – Feriendomizil der Könige
Vom Boca do Inferno zum Hafen in Cascais ist es nur noch ein Katzensprung. Ein grosser Parkplatz vor der Zitadelle lädt förmlich zu einem Besuch von Zitadelle und Hafen ein. Wir bewundern die Raumnutzung der alten Zitadelle. Befinden sich doch hier von der Kirche bis zu einem Hotel viele Häuser innerhalb der alten Mauern. Wer will, kann in der Zitadelle in der Pousada Cascais übernachten. Es gibt aber zahlreiche günstigere Alternativen zum Übernachten in Cascais.
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Ausserhalb der Zitadelle lockt der Yachthafen zu einem Spaziergang. Wobei die Yacht Kismet alle anderen Yachten im Hafen billig aussehen lässt. Jörg, von Schiffen fasziniert, recherchiert später im Internet, dass diese Yacht zum Wochenpreis von 1,2 Millionen Dollar gechartert werden kann. Wer will, kann sich das schöne Werbevideo im Netz ansehen und lernt die Yacht so auch von Innen kennen.

Der einstige Fischerort Cascais wurde beim Erdbeben 1755 komplett zerstört und erlebte als Ferienort des Königs ab 1870 eine Blütezeit. Geblieben ist eine weltoffene Atmosphäre, alte Villen, teure Hotels und eine schöne Fussgängerzone mit exklusiven Läden und schönen Sandstränden in unmittelbarer Stadtnähe.

Von Cascais nach Lissabon
Da wir auf diesem Tagesausflug durch den Naturpark Sintra-Cascais mit dem Mietwagen unterwegs sind, nehmen wir auf dem Rückweg die malerische Route entlang der Estoril-Küste in Richtung Lissabon. Die Costa do Estoril erstreckt sich von Cascais bis nach Carcavelos und umfasst auch den eleganten Badeort Estoril, der der Küste ihren Namen gibt.
Estoril ist bekannt für sein mildes Klima, luxuriöse Hotels und das berühmte Casino Estoril, eines der grössten und ältesten Casinos Europas, das einst als Inspiration für James Bonds „Casino Royale“ diente. Entlang der Küstenstrasse geniessen wir den Blick auf den Atlantik, während wir uns im Feierabendverkehr langsam Lissabon nähern.




Das Fortaleza de São Julião da Barra aus dem 16. Jahrhundert liegt bereits nahe der Mündung des Tejo. Wir reihen uns am Ende unseres Tagesausflugs von Sintra zum Cabo da Roca, dem Boca do Inferno und Cascais im abendlichen Stau an der Auffahrt zur Brücke des 25. April ein. Schliesslich wohnen wir auf der anderen Seite des Tejo.
Diese entspannte Fahrt entlang der Küste bildet den perfekten Abschluss für unseren erlebnisreichen Tag.