Sehenswürdigkeiten von Sintra – ein Tag ist nicht genug
Sintra, dieser kleine Ort in den felsigen Hügeln der Sierra Sintra war beliebter Ausflugsort der wohlhabenden Lissaboner. Dank dieser Tatsache können wir heute viele Sehenswürdigkeiten in Sintra bewundern. Doch lange vor ihnen entdeckten die Mauren diesen Ort und bauten in den zerklüfteten Felsen eine Befestigungsanlage, das Castelo dos Mouros. Im Tal errichteten sie ein herrschaftliches Anwesen, welches das Fundament des mittelalterlichen Königspalastes (Palácio Nacional de Sintra) bildete, an dem in den folgenden Jahrhunderten jeder König etwas hinzufügte und veränderte. Doch dieser Palast ist in seinem Stilmix nichts verglichen mit dem Palácio da Pena, dem Märchenschloss Portugals. Und der Park des Palácio da Pena steht dem Schloss in nichts hinterher.
Neben den Palästen buhlen Villen um die Aufmerksamkeit der Besucher. Wie Tempel schmücken sie den Mondhügel. Liegt doch der Namensursprung von Sintra im Beinamen der römischen Mondgöttin Luna – nämlich Cynthia. Da sind beispielsweise die Quinta da Regaleira, nach freimaurerischen Vorstellungen erbaut oder der Palácio de Monserrate zu erwähnen. Und als wäre das alles noch nicht genug, gibt es auch noch Parkanlagen und Museen, eine nette Altstadt und etwas ausserhalb ein sehenswertes Kloster, den Convento dos Capuchos. Wollte man all die Sehenswürdigkeiten in Sintra besichtigen und geniessen, wäre man mehrere Tage beschäftigt.
Fokussieren lautet also das Zauberwort. Besser du weisst vorher, auf was du dich beschränkst, denn egal wieviel Zeit dir zur Verfügung steht, sie wird nicht ausreichen. Auch aus Ersparnisgründen ist es gut, im Vorhinein zu wissen, was man sich ansehen will. Bevor ich dir den Mund mit den von uns besuchten Sehenswürdigkeiten von Sintra wässrig mache, gibt es zuerst ein paar praktische Informationen.
Praktische Informationen für die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten in Sintra
Anreise nach Sintra
Ins 25 km westlich von Lissabon gelegene Sintra kann man von Lissabon aus bequem mit dem Zug oder Auto anreisen. Mit dem Zug könnt ihr Sintra vom Bahnhof Rossio in 40 Minuten oder vom Bahnhof Oriente in 47 Minuten für 2.25 Euro erreichen. Die Zugfahrt bezahlst du bequem mit der Viva-Viagem-Karte, deren Benutzung ich im Beitrag «Öffentliche Verkehrsmittel Lissabon – wie fährt man am günstigsten?» beschrieben habe.
Wir sind wieder mit dem Auto unterwegs. Bei unserem ersten Anlauf, Sintra zu besuchen, regnete es ja unerwartet, so dass wir stattdessen zum Cabo da Roca und weiter entlang der Küste nach Cascais gefahren sind. Insofern wissen wir schon, dass die Parkplatzsituation in Sintra nicht ganz einfach ist. Dies ist auch der Grund, weshalb die Anreise mit dem Auto nicht empfohlen wird. Jetzt bei unserem zweiten Anlauf die Sehenswürdigkeiten von Sintra zu besuchen, kommen wir aber aus Richtung Peniche, da wir inzwischen unsere home base verlegt haben.
Unser Tipp: Gleich am Ortseingang von Sintra befinden sich drei grosse Parkplätze, auf denen man kostengünstig und unbegrenzt parken kann. Von allen drei Parkplätzen ist es nur ein kurzer Weg zum Busbahnhof, von wo aus du einen Bus zum Bahnhof nehmen kannst. Von diesen Parkplätzen fahren – allerdings kostenpflichtige – Shuttle-Busse zum Bahnhof. Die Parkplätze in der Altstadt sind zeitlich auf vier Stunden limitiert und du verlierst viel Zeit bei der Suche nach einem freien Parkplatz.
Die schmale Strasse, welche zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten führt, ist in der Hauptsaison für den Individualverkehr gesperrt worden.
Zu Fuss, mit der Buslinie 434 oder dem TukTuk von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit?
Da die Strasse, welche zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten führt, in den Sommermonaten für den Individualverkehr gesperrt ist, hast du nur drei Möglichkeiten zu den Sehenswürdigkeiten von Sintra zu gelangen. Die kostengünstigste, aber zeit- und kräfteintensivste Möglichkeit ist es, zu Fuss den steilen Hügel zu ersteigen.
Alternativ dazu hast du die Möglichkeit mit dem Touristenbus Nr. 434 zu fahren. Dieser verkehrt in einer Kreisschlaufe. Er startet beim Bahnhof in Sintra und fährt über den nahegelegenen Palácio Nacional de Sintra weiter zum Castelo dos Mouros. Als nächstes hält er am 350 m entfernten Palácio Nacional da Pena und fährt dann über die Quinta da Reguleira wieder zum Bahnhof.
Spartipp: Sind dies ungefähr die Sehenswürdigkeiten, welche du besichtigen willst, solltest du sie auch in genau dieser Reihenfolge besichtigen, denn dann kannst du das Hop-on-hop-off-Ticket für die Schleife kaufen. Im Jahr 2021 haben wir dafür 6.90 Euro bezahlt. Mit diesem Ticket kannst du genau einmal die Schleife fahren und aus- und zusteigen.
Die Einzelfahrt verursacht Kosten von 3.90 Euro, unabhängig von der Länge der Busfahrt. Uns hat man als erstes versucht über den Tisch zu ziehen. Wollte die Ticketverkäuferin uns doch ein «bequemes» Tagesticket (Tourístico diário) für 15 Euro pro Person verkaufen. Dieses Ticket beinhaltet auch den Bus 435 zum Palácio de Monserrate, den Bus 418 nach Estoril und den Bus 403 nach Cascais.
Die dritte Möglichkeit, zu den Sehenswürdigkeiten von Sintra zu gelangen, sind die TukTuks. In Sintra sind rund um den Bahnhof TukTuk-Vermittler unterwegs, die den ahnungslosen Touristen TukTuk-Fahrten verkaufen wollen. Da wir an ein besonders aufdringliches Exemplar geraten sind, haben wir eine TukTuk-Tour gar nicht erst in Betracht gezogen.
Eintrittstickets für die Sehenswürdigkeiten kaufen
Je mehr Schlösser und Parks du dir anschaust, umso höher die Ersparnis auf den Einzeleintritt vor Ort. Spätestens jetzt solltest du also wissen, was idu dur ansehen wollt.
Hinweis: In der Hauptreisezeit solltest du dir die Tickets vorher besorgen. Das spart das Anstehen am Ticketoffice.
Als wir beim Castelo dos Mouros, der ersten Station unserer Besichtigung der Sehenswürdigkeiten von Sintra, Tickets kaufen wollten, war das moderne Ticketoffice geschlossen. Stattdessen standen zwei Automaten da.
Die Geschwindigkeit, mit der die beiden Ticketautomaten unterwegs waren, hatte uns schon befürchten lassen, sie wären kaputt. Aber als wir schon aufgeben wollten, überlegte es sich unser Automat und zeigte uns dann doch noch eine Auswahlseite an. Abgesehen von der Geschwindigkeit ist auch die Menüführung unlogisch. Normalweise packt man erst alle Einkäufe (in diesem Fall Sehenswürdigkeiten) in den Warenkorb und geht dann weiter zur Kasse. Nicht so hier.
Du kannst erst einmal nur eine Sehenswürdigkeit von Sintra auswählen, dann musst du den Bestellvorgang fast abschliessen. Erst unmittelbar bevor deine Kreditkarte verlangt wird, kannst du eine weitere Sehenswürdigkeit auswählen. Bei der Auswahl der Sehenswürdigkeiten musst du gut aufpassen, denn bei einigen Sehenswürdigkeiten kannst du auch nur Eintrittstickets für den Park kaufen.
Da wir uns nicht sicher sind, wieviel Zeit wir für die einzelnen Sehenswürdigkeiten in Sintra benötigen, kaufen wir erst einmal nur Tickets für das Castelo dos Mauros und den Palácio und Park da Pena. Das war eine gute Entscheidung, denn für mehr hätte unsere Zeit nicht gereicht. Würdest du unsere Töchter fragen, liegt es daran, dass ich im Park des Palácio da Pena getrödelt habe. Ich dagegen hatte das Gefühl, im Dauerlauf unterwegs gewesen zu sein.
Das Castelo dos Mouros – Weitsicht für Schwindelfreie
Von den Ticketautomaten zum Eingang des Castelo dos Mouros führt ein 400 m langer Weg im Schatten. Bereits unterwegs gibt es einiges zu entdecken. So führt der Weg teilweise an der zweiten Befestigungsmauer entlang. Schilder weisen auf archäologische Funde wie die Getreidesilos im Boden oder die Fundamente der islamischen Häuser und Gräber. Im Interpretationszentrum kann man neben verschiedenen Ausgrabungsobjekten ein Model des Castelo dos Mouros betrachten. Erst dann führt der Weg zum Eingang der Festung, wo die Tickets kontrolliert werden.
Wir begeben uns vom zentralen Waffenplatz auf den Rundweg entlang der Festungsmauern und geniessen die unglaubliche Weitsicht. Der Kontrolleur der Tickets scheint alle Leute zuerst nach rechts in Richtung Osten zu schicken, bevor es dann auf der Mauer nach Westen zum höchsten Punkt der Festung geht. Das hat den Vorteil, dass man keinen Gegenverkehr hat.
Die Maurenfestung wurde im 9. Jahrhundert erbaut. Allerdings war diese Befestigungsanlage nach der Einnahme der Burg im 12. Jahrhundert dem Verfall preisgegeben bis Ferdinand II. die Ruinen 1839 ganz im Sinne der Romantik konservieren liess, ohne an einen Wiederaufbau zu denken. 1995 wurde das Castelos dos Mouros mit anderen Sehenswürdigkeiten von Sintra ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.
Wolkenschloss – der Palácio da Pena ein fantastisches Traumgebilde
Ganz oben auf dem Berg wächst vor den Augen der Besucher, die den Park hochgelaufen kommen, ein fantastisches Traumgebilde aus dem Fels. Es könnte einer Geschichte aus Tausendundeiner Nacht entsprungen sein. In kräftigen Farben, von Zinnen bekrönt, mit Kuppeln und Türmen und Ungeheuern passt es so gar nicht ins Bild eines Palastes.
Zugbrücke, Zugangstunnel, Aussichtstürme – scheinbar lässt das Mittelalter grüssen. Aber das spektakuläre Tor weist eher auf den maurischen Einfluss hin. Übergangslos geben sich Stilelemente der Renaissance, der Gotik, des Klassiszismus, des Rokoko und arabische Einflüsse die Hand. Der Palácio da Pena lässt den Besucher einfach nur staunen. Doch wem haben wir diese Sehenswürdigkeit von Sintra zu verdanken?
Ein kurze Geschichte des Palácio da Pena
Die Geschichte reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit stand eine Kapelle auf dem Hügel. König Manuel I. liess dort das Kloster «Unserer lieben Frau von Pena» errichten. Beim grossen Erdbeben wurde das Kloster praktisch komplett zerstört. Dennoch blieb das Kloster aktiv. Es wurde erst 1834, mit der Aufhebung der religiösen Orden in Portugal, aufgegeben.
1836 heiratete Königin Maria II. Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha, der den Titel des Königsgemahls erhielt. Ferdinand II. war nicht nur in vielen Sprachen bewandert, sondern hatte auch eine gründliche Ausbildung in den Künsten erhalten. Er verliebte sich in Sintra und erwarb aus seinem Privatvermögen die Klosterruine und die umliegenden Ländereien. Ursprünglich wollte er die Ruinen als Sommerresidenz restaurieren. Doch seine Begeisterung kannte keine Grenzen. Er liess bestehende Gebäude unter der Leitung von Baron Wilhelm Ludwig von Eschwege, einem Mineralogen und Bergbauingenieur erweitern.
Das Schloss wurde bis zur Ausrufung der Republik 1910 als Sommerresidenz der königlichen Familie gnutzt. Der als Nationaldenkmal eingestufte Palast wurde 1995 als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt. Verwaltet werden Park und Schloss heute vom Parques de Sintra.
Rundgang durch den Palácio da Pena
Der Rundgang durch den Palácio da Pena führt durch den manuelinischen Kreuzgang. Die Wohnräume sind auf zwei Stockwerken um den Kreuzgang gruppiert. Irgendwie wirkt alles so, als hätte die königliche Familie samt Angestellten eben mal das Haus verlassen.
Da wenig Leute unterwegs sind, haben wir Zeit, auch auf die Details zu achten. Mich faszinieren die unterschiedlichen Deckengestaltungen in jedem Raum und die vielen kleinen Details. Ob es nun Handläufe in Form von Pflanzenranken sind oder die Fussböden, die mal aus Holz und mal aus Steinfliesen bestehen, die Deckenleuchter. Keine Frage, der Palácio da Pena ist sehenswert. Wir können jedem nur empfehlen diese Sehenswürdigkeit von Sintra zu besuchen. In normalen Zeiten am besten in den Randzeiten, wenn sich nicht Ströme von Touristen durch das Schloss schieben.
Der Rundgang endet auf einer Terrasse mit einem kleinen Selbstbedienungscafé. Da gerade ein Tisch im Schatten frei wird, verstehen wir dies als Wink. Ein Kaffee für die Eltern und Muffins für die Kinder heben die Lebensgeister wieder. Während der Stärkung versuchen wir, uns auf einen Weg im Park des Palácio da Pena festzulegen. Warten doch auch hier einige Sehenswürdigkeiten darauf, entdeckt zu werden. Dabei wird sehr schnell klar ist, dass die Mädels den Park auf eigene Faust besichtigen wollen. So gestärkt trennen wir uns und erkunden den Park auf getrennten Wegen.
Rundgang durch den Park des Palácio da Pena
So wie das Schloss das bedeutendste Bauwerk der Romantik in Portugal ist, ist auch der Park Ausdruck gewordene Vorstellung romantischer Ästhetik. Bereits die 200 Höhenmeter, die vom Eingang zum Schloss bewältigt werden mussten, geben einen ersten Eindruck und verleiten immer wieder einen Seitenweg einzuschlagen. Die Verbindung aus scheinbar ungezähmter Natur, Exotik und verspielten Gestaltungselementen wie Brunnen, Grotten, Tempeln, Teichen verbunden durch verschlungene Wege, machen aus dem 85 ha grossen Park ein Erlebnis. Im Schatten der hohen Bäume lässt es sich angenehm spazieren.
Ihr findet im Park des Palácio da Pena Baumarten aus allen Kontinenten. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der Park des Palácio da Pena zum bedeutendsten Arboretum Portugals zählt. Zu den Kostbarkeiten zählt auch eine grosse Sammlung von Kamelien.
Da viele Besucher auf die Erkundung des Parks verzichten und die wenigen Parkgänger den Reiseführerempfehlungen folgend zum Hochkreuz laufen, schlagen wir einen anderen Weg ein. Dieser führt uns vorbei an romantisch angelegten Brunnen, wilden Farnwegen, zu Gewächshäusern und der Gärtnerhütte. Anschliessend nähern wir uns dem Chalet der Gräfin Edla. Die Opernsängerin Elise Hensler und Gräfin von Edla wurde nach dem Tod von Königin Maria II, die zweite Frau von Ferdinand II.
Das Chalet der Gräfin Edla
Das Chalet scheint einem schweizer Skiort entlaufen zu sein, wenn da nicht die starke pflanzliche Komponente wäre. Alle Fensterrahmen und Geländer sind mit Korkeiche verkleidet. An den Ecken und über manchen Fenstern ranken sich Pflanzen entlang. Der Pflanzendekor zieht sich im Inneren weiter. Ferdinand II. und Gräfin Edla haben dieses Haus und den Garten mit Felsen und alpinen Pflanzen selbst entworfen. Es war ihr Rückzugsort.
Der Eukalyptusbaum, den sie anlässlich ihrer Hochzeit am 10. Juni 1868 pflanzte, fiel am 3. März 2010. Zur Erinnerung an den 42 m hohen Baum liegt dieses Stück Stamm noch im Park des Palácio da Pena.
Der Weg zurück zum Haupteingang führt weiter in einem ständigen auf und ab. Wir passieren noch das Tal der Seen bevor wir uns dann, mühsam alles wieder bergauf laufend, dem Treffpunkt mit den Mädels nähern. Den Park des Palácio da Pena solltest du keinesfalls zugunsten der anderen Sehenswürdigkeiten in Sintra auslassen.
Auch, wenn wir es bedauern, den Mädchen nicht den Park der Quinta da Reguleira gezeigt zu haben, und wir den Palácio de Monserrate immer noch nicht gesehen haben, war dies ein abwechslungsreicher Tag. Irgendwann verbringen wir mal ein paar Tage in Sintra. Ich wüsste auch schon wo, nämlich im Chalet Saudade.