Der Cotopaxi Nationalpark – ein Paradies für Naturliebhaber
Das zentrale Hochland der Anden wird von zwei hohen Gebirgsketten der Kordilleren geprägt. Dazwischen befindet sich das Zentralplateau, auf dem die Kegel unzähliger Vulkane zu sehen sind. Alexander von Humboldt verdankt diese Etappe der Panamericana den Namen «Strasse der Vulkane». In diesem Beitrag nehme ich dich mit zu einem der höchsten, frei stehenden und aktiven Vulkane der Welt, dem Cotopaxi im gleichnamigen Nationalpark. Allerdings erleben wir, dass der Cotopaxi Vulkan seinem Namen als Regenmacher alle Ehre macht. Insofern geniessen wir die Schönheit des Cotopaxi Nationalparks auf einer Wanderung um die Laguna Limpiopungo und vom Auto aus. Gewitter in den Bergen ist nun einmal gefährlich.
Wie immer gilt, lass dich inspirieren und mach dir dein eigenes Bild.
Anreise zum Cotopaxi Nationalpark
Folgst du den Beiträgen unserer Ecuador Reise, weisst du, dass wir die Anden von Süden und nicht von Quito aus mit einem eigenen 4×4 Mietwagen durchqueren, da wir die Reise um eine Galápagos Kreuzfahrt organisiert haben. Allerdings verläuft unsere Fahrt durch die Anden alles andere als planmässig. Starke Regenfälle haben zu zahlreichen Erdrutschen geführt und wichtige Strassenverbindungen unterbrochen, weshalb wir es am Vortag auch nicht geschafft haben zum höchsten Punkt der Erde, dem Chimborazo zu fahren.
Heute ist die Strecke kurz. Wir starten gleich morgens und fahren zu unserem nächsten Hotel in San Miguel de Salecedo, um das Gepäck loszuwerden. Anschliessend fahren wir weiter zum Südeingang des Cotopaxi Nationalparks. Hier sind die Strassen neu und in einem guten Zustand, was wir von der Strasse zum Nordeingang nicht behaupten können, denn auf diesem Weg setzen wir am nächsten Tag unsere Reise nach Otavalo fort.
Viele Haziendas rund um den Cotopaxi Nationalpark bieten ihren Gästen ebenfalls Transportmöglichkeiten gegen Aufpreis an. Beispielhaft seien drei Haziendas erwähnt. In der Nähe des nördlichen Eingangs befindet sich die Hacienda Los Mortiños. In der Nähe des südlichen Eingangs befindet sich eine ehemalige, 400 Jahre alte Hazienda, die seit 1982 ein Hotel ist – die Hosteria La Ciénega. Die Hosteria besteht aus dem originalen Haupthaus und einem modernen Anbau. Auch die Hacienda San Agustin de Callo bietet Zimmer mit besonderem Charme in alten Gemäuern.
Wir übernachten in der Hosteria Rumipamba de las Rosas, einer Unterkunft neueren Datums, die viele Preise gewonnen hat. Der Charakter der Unterkunft ist dorfähnlich, mit kleinen Häusern, Restaurant, Pizzeria, Pool und vielen alten Gegenständen. Auch hier gibt es für die Gäste die Möglichkeit, Ausflüge zu buchen.
Sind unsere Beiträge für deine Reiseplanung nützlich, würden wir uns freuen, wenn du deine Übernachtungen über unseren Link buchst.
Unterwegs im Cotopaxi Nationalpark
Visitor Center
Am Parkeingang müssen wir alle Personen anmelden. Beim Passieren der Schranke braucht der Ranger allerdings zusätzlich zum Geburtsdatum noch unser Alter für den Computer. Während wir noch an den höheren Zahlen unseres Alters in Spanisch laborieren, fängt es an zu rumpeln. Der Ranger versichert uns jedoch, dass es nicht der Vulkan, sondern nur ein Gewitter ist. Aber erschreckt hat es uns doch erst einmal, immerhin gilt gerade Gefahrenstufe orange und in der Atacama haben wir auch ein heftiges Erdbeben erlebt. Der Regen lässt dann auch nicht sehr lange auf sich warten.
Tipp: Wir empfehlen dir, dich vor deinem Besuch im Cotopaxi Nationalpark mit den Warnstufen und Fluchtrouten bei Vulkanausbrüchen bekannt zu machen. Der Cotopaxi Vulkan gilt aufgrund seines Eruptionsstils und der Gletscherbedeckung als sehr gefährlich. Aktuelle Informationen findest du hier in Spanisch. Auf dieser Website ist noch eine interessante Grafik verlinkt, die zeigt, welche Gefahren, in welcher Entfernung vom Vulkan drohen. Die Grafik lädt langsam.
So fahren wir als erstes in Richtung Visitor Center. Der Weg im Cotopaxi Nationalpark ist noch ein Stück asphaltiert und wird später eine für den Asphalt vorbereitete Gravelroad. Rechts und links der Strasse steht dichter Wald. Es schüttet wie aus Eimern. Dennoch halten wir am Visitor Center an.
Am Visitor Center gibt es eine kleine Ausstellung, einen kleinen botanischen Garten und den Sendero El Paramo. Mit Regenschirm zum Schutz der Kamera folgen wir dem Weg. Ohne Panorama, weil alles in den Wolken ist, braucht man für den Weg aber deutlich weniger Zeit als die angegebenen 45 Minuten. Dennoch faszinieren mich die Pflanzen.
Da es immer noch regnet, beschliessen wir, uns im Café bei einem heissen Getränk noch etwas aufzuwärmen und die Kinder mit süssen Empanadas zu stärken. Die kurze Pause endet perfekt, denn für zwei Minuten reisst der Himmel auf und der Cotopaxi Vulkan zeigt uns seinen schneebedeckten Gipfel.
Wandern im Cotopaxi Nationalpark – die Laguna Limpiopungo
So machen wir uns schnell auf den Weg zum Parkplatz an der Laguna Limpiopungo. Doch bevor wir dort ankommen, fängt es wieder an zu regnen. Auf der weiten Hochebene können wir kurz einen Spiessbock beobachten. Anschliessend sehen wir halb wilde Pferde, die wahrscheinlich zum Refugio Hotel Tampopaxi im Nationalpark gehören. Dort werden Reitausflüge im Cotopaxi Nationalpark angeboten.
Im Auto warten wir, bis der Regen nachlässt, und wandern dann um die Laguna Limpiopungo. Wir laufen den Weg in Uhrzeigerrichtung, da andere Leute kurz vor uns in der entgegengesetzten Richtung aufbrechen. Der Weg um die Lagune scheint kürzer als er ist, da sich die Lagune noch weit um die Ecke zieht.
Aufgrund der weitflächigen Überschwemmungen im Hochtal gelingt es uns nicht ganz, trockenen Fusses zur gedeckten Holzbrücke zu gelangen.
Die Mädchen sind gar nicht von unserem Ansinnen begeistert, um die auf 3.800 m Höhe liegende Lagune zu laufen und versuchen uns durch Versperren der Brücke daran zu hindern.
Das Wandern um die Laguna Limpiopungo macht viel Spass, obwohl wegen des Wetters kaum Vögel zu sehen sind. Der See ist eigentlich ein wichtiges Vogelreservat, in dem 150 verschiedene Arten von Vögeln leben. So erfreue ich mich einmal mehr an der Vegetation.
Unschön wird der Weg erst, als sich das nächste Gewitter abzeichnet. Der Donner hallt bedrohlich durch die Berge. Und wir sind noch immer nicht an dem Punkt, wo der Weg am Ende des Tals auf die andere Seite kommt. So kommen wir auf die geniale Idee, die Spitze des Tals ein wenig abzukürzen.
Wir schaffen es zwar gerade so fast joggend, bevor das Gewitter mit voller Heftigkeit auf uns niedergeht, das Auto zu erreichen, aber dafür dürfen wir unsere Schuhe stundenlang trocknen.
So treten wir etwas frustriert, nass und ziemlich frierend bei 6° C Aussentemperatur den Heimweg vom Cotopaxi Nationalpark an. Jetzt macht sich die unangenehme Eigenschaft unseres Autos, nicht heizen zu können, richtig negativ bemerkbar. Zu allem Übel beschlägt die Frontscheibe, sodass wir die eiskalte Belüftung einstellen müssen.
Durch den Cotopaxi Nationalpark zum nördlichen Eingang
Flexibilität ist gefragt
Auf dem Weg nach Otavalo hatten wir geplant die Quilota Loop zu fahren. Allerdings erfuhren wir, dass einige Strassen wegen des Vulkans gesperrt sind und dass andere Strassen wegen des überdurchschnittlichen Regens in sehr schlechtem Zustand sind. So versuchen wir noch den Markt in Saquasili zu besuchen.
Aber auch das sollte nicht sein, denn der Markt war schwerer zu finden als gedacht. Als erstes fahren wir am Markt vorbei, denn die erste riesige Ansammlung von Autos und Menschen entpuppte sich als Gefängnis mit Besuchstag. Beim nächsten Versuch mit vielen Menschen und Autos landeten wir zielsicher auf dem Automarkt. Bis wir da wieder raus waren, sind wir Jahre gealtert.
Als wir dann endlich eine Ahnung hatten, wo der Markt von Saquasili war, gab es nicht den allerkleinsten Parkplatz für unser Auto, sodass wir den Marktbesuch strichen, unser Gepäck abholten und einen weiteren Versuch unternahmen, den Cotopaxi Vulkan in voller Schönheit zu sehen.
Refugio José Rivas
Das Refugio José Rivas dient als Basislager für Wanderer, die den Vulkan Cotopaxi besteigen wollen. Es bietet auf 4.800 m Unterkünfte und ein Restaurant. Nicht, dass wir vorgehabt hätten, mit den Kindern auf den Vulkan zu steigen, wir wollten einfach ein wenig die Aussicht auf den Cotopaxi Nationalpark von ein wenig weiter oben geniessen. Nach unseren Informationen kann man die ungefähr 200 m zur Gletscherkante ohne Bergführer laufen. Das hätte uns auch gereizt.
Auf einer guten Gravelroad kann man mit dem Auto hochfahren. Da es kurzzeitig so aussah, als würden die Wolken sich verziehen, beschliessen wir das zu tun. Doch erst ziehen die Wolken wieder rein und dann bekommt Gwen Kopfschmerzen, obwohl wir bei unserer Südamerika Rundreise keine Probleme mit der Höhenkrankheit hatten, so drehen wir auf halbem Weg wieder um.
Weitere mögliche Aktivitäten im Cotopaxi Nationalpark
Die beliebtesten Aktivitäten, wie einen Besuch des Refugio José Rivas und das Wandern um die Laguna Limpiopungo habe ich ja schon beschrieben. Wenn du vorhast, den Cotopaxi Nationalpark zu besuchen, solltest du die Wochenenden meiden, denn dann sind bei schönem Wetter auch die Einheimischen zahlreich unterwegs. Die Parkplätze am Refugio José Rivas und auch an der Laguna Limpiopungo können an solchen Tagen ganz schön überfüllt sein.
Wanderungen zum Gipfel des Vulkans Cotopaxi sind nur noch mit Bergführern erlaubt, unabhängig von der Route. Allerdings hängt die Besteigung des Cotopaxi von der Gefahrenstufe ab.
Vom Refugio José Rivas können auch Wanderungen zum Vulkan Rumiñahui unternommen werden. Dieser Vulkan im Cotopaxi Nationalpark gilt derzeit als inaktiv. Aufgrund der unterschiedlichen Ökosysteme um den Vulkan soll man hier viele verschiedene Vogelarten sehen können. Sowohl um den Vulkan Rumiñahui als auch in der Quebrada Limpiopungo am Flusslauf kann man in den frühen Morgenstunden oder am späteren Nachmittag Kolibris beobachten.
Der Cotopaxi Nationalpark in Ecuador ist ein beliebtes Gebiet für Vogelbeobachtungen. Wenn du dich dafür interessierst, kannst du dich vor Ort nach einer Vogelbeobachtungstour erkundigen.
Bei Touristen sind auch Reitausflüge im Cotopaxi Nationalpark beliebt. Diese kannst du über das Refugio Hotel Tampopaxi organisieren. Weiterhin gibt es die Steinmauern einer alten Inka Festung, die Pucará del Salitre im Cotopaxi Nationalpark anzusehen. Wir waren jedoch nicht da.
Schlechte Strassen, der Weg zum nördlichen Eingang des Cotopaxi Nationalpark
Wieder im Hochtal angekommen, galoppiert eine panische Pferdeherde an uns vorbei. Wir fragen uns, während wir die Pferde beobachten, was die Tiere wohl so erschreckt hat. Es heisst ja immer, Tiere spüren Erdbeben und Vulkanausbrüche früher als der Mensch. In der Hoffnung, dass nichts dergleichen die Ursache für die Panik ist, fahren wir weiter Richtung nördlicher Eingang. Die Qualität der Strasse ändert sich nach der Kreuzung abrupt.
Während wir dem nördlichen Eingang auf schlechtem Feldweg entgegen holpern, geht ein Wolkenbruch auf uns nieder. Da man bei all dem Wasser die spitzen Steine auf dem Weg nicht mehr gut sieht, legen wir einen Stopp beim Refugio Hotel Tampopaxi ein.
Es sitzt bereits eine Gruppe Leute am Tisch und wartet auf das Ende des Regens, später kommen noch zwei Reiter klatschnass, um sich zu trocknen. Der gemütliche Gastraum wird von einem alten gusseisernen Ofen erwärmt. Alle unterhalten sich automatisch englisch, nur um beim Aufbruch festzustellen, dass alle Gäste Schweizer waren.
Auch wir nutzen die Regenpause, um weiterzufahren. Die Lichtverhältnisse und Wolken setzen die Landschaft dramatisch in Szene.
Bye, Bye Cotopaxi Nationalpark
Wir sind so froh, als wir endlich den nördlichen Eingang erreicht haben. Glauben wir doch, dass die Wege jetzt besser werden würden. Aber bevor es besser wird, wird es erst einmal noch schlechter. Ein aufgeweichter Feldweg mit tief eingefahrenen Spuren führt uns zurück in die Zivilisation. Ohne die Bodenfreiheit unseres Jeeps hätten wir hier alt ausgesehen.
Und die Zivilisation ist auch erst einmal nicht das, was wir uns erhofft hätten. Der Feldweg weicht einer Pflastersteinstrasse. Stell dir vor, man nehme Steine aus einem Fluss, schütte sie auf einen Weg und fahre anschliessend mit einer Walze darüber und schon hast du ein Bild der Strasse für die nächsten 12 km. Jeder Stein steht aus der Strasse heraus, wie er hereingefallen ist und der Regen hat im Lauf der Zeit die abschüssige Strasse ausgewaschen. Dank des Regens, der inzwischen auch wieder angefangen hat, verwandelt sich die Strasse schnell in einen munteren Fluss. Die Bewohner rechts und links der Strasse schaufeln Gräben und Dämme, um so zu verhindern, dass das Wasser in ihre Gehöfte schiesst. 12 km auf so einer Strasse können verdammt lang sein.