Spektakuläre Wanderung von Lipton’s Seat durch die Teefelder
Der Name Lipton ist dir bestimmt schon einmal begegnet – sei es bei einem erfrischenden Ice Tea oder im Supermarkt vor dem Teeregal. Aber wer war eigentlich Sir Thomas Lipton? Bei einer Wanderung zum berühmten Aussichtspunkt Lipton’s Seat kannst du die beeindruckende Aussicht bewundern, die Sir Lipton selbst gern nutzte. Doch lohnt es sich, den steilen Aufstieg zu Fuss zu wagen, oder geniesst man die Wanderung durch die Teefelder besser bergab? Und wo startet man am besten zu dieser Wanderung?
Begleite uns auf diese unvergessliche Tour und erfahre unterwegs, was wir erlebt haben. Ich teile praktische Tipps und lasse dich aus unseren Fehlern lernen. Lass dich inspirieren und mach dir selbst ein Bild von diesem spektakulären Ort!
Anreise zu Lipton’s Seat
Wir starten zu unserer Wanderung zu Lipton’s Seat am frühen Morgen von unserer Teeplantage ausserhalb von Ella und fahren zur 11 km östlich von Haputale gelegenen Dambatenne Tea Factory. Dies ist der Ausgangsort für Wanderungen zum Lipton’s Seat.
Hinweis: Wir haben die schönen Bilder vom Sonnenaufgang nur auf dem Mobiltelefon unseres Tuk Tuk Fahrers gesehen, da unsere Anfahrt viel zu lang war. Wenn du den Sonnenaufgang selbst erleben willst, übernachte in Haputale und organisiere dir dort einen Fahrer oder ein Tuk Tuk, denn die kennen die Strecke gut. Haputale liegt an der Bahnstrecke zwischen Nuwara Eliya und Ella.
Unser Fahrer war nicht einmal bereit, die kürzere und landschaftlich reizvolle Strecke über Wellawaya nach Haputale zu fahren. Insofern hatten wir von Ella schon eine Stunde Anfahrt.
Die schmale Strasse von Haputale zur Dambatenne Tea Factory ist einfacher mit einem Tuk Tuk als mit einem Toyota Bus zu befahren, denn es gibt immer wieder Gegenverkehr ohne Ausweichstellen und auf einer Seite geht es steil bergab. Das ändert aber nichts daran, dass uns sogar LKWs entgegenkommen.
Soll man zum Lipton’s Seat hoch laufen oder lieber herunter?
Von der Dambatenne Teefabrik sind es noch 7 km bis zur Aussicht von Lipton’s Seat. Man kann entweder der schmalen Strasse folgen oder direkt auf Treppen durch die Teefelder gehen. In den Teefeldern eingebettet liegen Dörfer.
Unser Tipp wäre es, noch im Dunkeln nach oben zu fahren. Dort den Sonnenaufgang geniessen und dann die 7 km zur Dambatenne Teefabrik zurückzulaufen. Im letzten Drittel des Weges kannst du gut die Strasse verlassen und durch die Teefelder absteigen. Im Dunkeln müsstest du der Strasse folgen.
Unser Fahrer fährt schimpfend bis zur Dambatenne Tea Factory. Dort können wir die Toiletten der Teefabrik besuchen und anschliessend in eins der wartenden Tuk Tuks umsteigen. Da Jörg die Nase voll von dieser Strasse hat, lässt er seine drei Damen allein weiterfahren. So müssen wir uns mit Guide in ein Tuk Tuk quetschen. Mit diesem absolut überladenen Tuk Tuk geht es die letzten 7 km nach oben. Die Reifen haben wenig Luft, sodass wir in den Kurven eine sehr schwammige Strassenlage haben. Insofern sind wir froh, als wir oben bei Lipton’s Seat ankommen.
Tipp: Falls du noch keine Führung durch die Welt des Tees hattest, kannst du dies hier nachholen. Wie gut die Führungen sind, können wir nicht sagen, da wir auf unserer Teeplantage eine Führung mit anschliessender Teeverkostung hatten.
Tea Time mit Aussicht am Lipton’s Seat
Die Aussicht von Lipton’s Seat ist grandios. Je früher du oben bist, umso besser die Aussicht. Kurze Zeit nach dem Sonnenaufgang beginnt es, wieder dunstig zu werden.
Wir machen ein paar obligatorische Bilder neben Herrn Lipton und bewundern die wegen des Weihnachtsfestes geschmückten Bäume. Sie sind wohl so alt wie die Teeplantage.
Anschliessend folgen wir der Empfehlung unseres Guides und kehren für eine Tasse Tee im kleinen Restaurant ein. Und tatsächlich kommen wir hier endlich in den Genuss von Jaggery.
Jaggery ist ein aus Palmensaft gekochter, sehr fruchtiger Zucker, der zum Tee dazu gegessen wird. Allerdings müssen wir der Bedienung erst einmal klarmachen, dass wir wirklich nur Tee trinken wollen und keine der inzwischen mehrfach frittierten Dinger, die automatisch als Vorspeise kommen, verzehren wollen.
Das ist auch gut so. Während wir unseren Tee trinken und die Aussicht geniessen, können wir beobachten, wie jeder Gast automatisch die frittierten Bällchen hingestellt bekommt und sie wieder zurückgehen lässt. Wer weiss, wie alt die schon sind.
Auf die Besteigung des Aussichtsturms mit den dünnen Beinchen verzichten wir, denn es befinden sich schon viele Leute auf dem Turm.
Wanderung durch die Teefelder von Lipton’s Seat
Von Lipton’s Seat laufen wir bei strahlendem Sonnenschein durch die Teefelder zurück zur Dambatenne Tea Factory und geniessen die Aussicht. Die Wanderung von oder zum Lipton’s Seat können wir dir nur empfehlen.
Am Anfang unserer Wanderung vom Lipton’s Seat folgen wir der Strasse. Damit der Weg nicht langweilig wird, stehen erbauliche Sprüche zu Natur und Umwelt am Wegesrand. Überall sind Teepflückerinnen bei der Arbeit. Die Aussichten sind immer wieder spektakulär.
Der Tee wird mit zwei verschiedenen Techniken geerntet. Entweder wird die Spitze mit den obersten drei Blättern von Hand gepflückt oder sie haben eine Schere, die wie eine Kehrschaufel aussieht, mit der sie sehr schnell die Spitzen schneiden können. Der Tee sammelt sich in der Schaufel und wird in regelmässigen Abständen über Kopf in den Sack auf dem Rücken befördert.
Wir haben versucht herauszubekommen, wie viel Teepflückerinnen verdienen, aber die Angaben haben im Laufe des Urlaubs sehr geschwankt. Die meisten Teepflückerinnen werden nach Gewicht ihrer Ernte im Tageslohn bezahlt. Je schneller sie sind, umso mehr verdienen sie. Die Dörfer sehen unterschiedlich wohlhabend aus.
Als wir schon eine Weile unterwegs sind, erfahren wir, dass Jörg uns zu Fuss entgegengelaufen kommt. Er zeigt uns die Abkürzung durch die Teefelder.
Kleiner Exkurs zu Sir Lipton und dem Teeimperium
Während wir weiter durch die Teeplantagen absteigen, erzähle ich dir etwas über Sir Lipton.
Seine Lebensgeschichte ist spannend und die eines Selfmademanns. Auch wenn Thomas Lipton im Adelsstand eines Sir 1931 gestorben ist, hat er doch 1850 in einem Mietshaus in Glasgow als Sohn irischer Einwanderer das Licht der Welt erblickt.
Bereits im Alter von 14 Jahren heuerte er als Kajütenjunge auf einem Schiff an, welches zwischen Glasgow und Belfast verkehrte. Im Alter von 16 Jahren kaufte er sich vom gesparten Geld eine Passage nach Amerika. Dort reiste er 5 Jahre durchs Land und nahm verschiedene Jobs an. Unter anderem arbeitete er auch als Assistent im Lebensmittelhandel in New York.
Ein Jahr nach seiner Rückkehr nach Schottland eröffnete er sein erstes eigenes Lebensmittelgeschäft. Die Eröffnung feierte er mit dem Import des weltgrössten Käses. Lipton war ein Marketing Genie von der ersten Stunde an. In der Folge kamen immer weitere Geschäfte dazu.
Tee für alle oder die Demokratisierung des Tees durch Thomas Lipton
Zu Lipton’s Zeiten war Tee ein Getränk der Schönen und Reichen. Er hatte jedoch die Idee, Tee zu einem Getränk für Jedermann zu machen. Um dies zu erreichen, mussten die Kosten reduziert werden. Seine Erfolgsformel spiegelt sich im Verkaufsslogan wider, der übersetzt ungefähr «direkt von der Teeplantage in die Teetasse» lautet. Statt seinen Tee in China zu kaufen und lange Transportwege in Kauf zu nehmen, begann er, Teeplantagen günstig in Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, zu erwerben. Er sorgte selber für Produktion, Transport und Vertrieb und schaltete so die Zwischenhändler aus. Zusätzlich steigerte er die Produktivität durch die Einführung neuer Produktionsmethoden (z.B. Entwicklung eines Seilzugs).
Ebenfalls beim Vertrieb ging er neue Wege. So gründete er eine Verpackungsfirma und begann Tee in verschiedenen Gewichtsklassen abzupacken. Er verkaufte Tee nicht nur in seinen 300 Läden, sondern auch an andere Händler. Er war auch der erste, der Teebeutel mit Tee gefüllt und aufgedruckter Brühanleitung verkaufte.
Das Teegeschäft machte ihn reich. Er forderte fünf Mal die Inhaber des America’s Cup heraus und verlor die Segelregatta jedes Mal. Dafür wurde seine Teemarke durch dieses Event in ganz Amerika bekannt. Auch in anderen Sportarten war er engagiert.
1898 wurde Thomas Lipton von Queen Victoria zu Sir Thomas Lipton geadelt. 11 Jahre vor seinem Tod verkaufte er seine Firmenanteile. Heute gehört die Teemarke Lipton zum Unilever Konzern.
Hunde in Sri Lanka
Warum schreibe ich am Ende meines Beitrags über die Wanderung vom Lipton’s Seat noch über die Hunde Sri Lankas? Ganz einfach, wir begegnen auch bei unserem Abstieg durch die Teeplantage süssen Hundewelpen, die sehr dünn aussehen. Nun geht es den Tieren in Sri Lanka immer so gut wie ihren menschlichen Besitzern, da sie in Sri Lanka von den Resten des Essens leben. Auch, wenn sich Hunde und Katzen die Waage in Sri Lanka halten sollen, sehen wir jede Menge Hunde, aber nur sieben Katzen im ganzen Urlaub.
Diese Hundebegegnung führt dazu, dass unsere Töchter keinem hungrigen Hund mehr ohne Futter begegnen wollen. Also wollen sie Hundefutter kaufen. Allerdings weiss weder der Fahrer noch der Guide, ob es so etwas in Sri Lanka überhaupt zu kaufen gibt. Sie sind dann sehr überrascht als wir Hundefutter in einer Food City Supermarktkette finden.
So kaufen wir im Anschluss an unsere kleine Wanderung von Lipton’s Seat noch Hundefutter. Zuerst müssen wir aber wieder nach Haputale fahren. Jetzt herrscht viel mehr Betrieb auf der schmalen Strasse als am frühen Morgen.
Als nächstes begeben wir uns ein erstes Mal auf Spurensuche des bekannten Architekten Geoffrey Bawa, bevor wir dann in Ella zur Nine-Arches-Bridge laufen und kurz bei den Ravana Falls anhalten.