Abenteuer in Feuerland
Mit der Reise zur südlichsten Stadt der Welt beginnt ein aufregendes neunwöchiges Abenteuer für uns als Familie. Unser erstes Reiseziel Ushuaia ist knapp 13.500 km Luftlinie von unserem Zuhause in Zürich entfernt. Nicht alles läuft wie geplant, aber jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, ist alles nur noch eine Anekdote. Dass vier Tage für das geheimnisvolle Feuerland an der Südspitze Patagoniens zu wenig sind, wird schnell klar. Unsere absoluten Highlights sind der Besuch des Tierra del Fuego Nationalparks und der Ausflug zum Lago Yehuin.
Eine Schiffsfahrt auf dem Beagle Kanal ergibt sich genauso wenig, wie eine Wanderung zum Hausgletscher von Ushuaia. Dafür war uns das Glück in anderer Hinsicht hold, denn wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um die Segelschiffe vieler südamerikanischer Länder im Hafen von Ushuaia besichtigen zu können.
Ich lade dich ein, uns auf diesem Abenteuer zu begleiten. Was in Feuerland am Ende der Welt beginnt, führt uns im weiteren Verlauf nach El Calafate mit dem Perito Moreno Gletscher und weiter nach Chile über den Torres del Paine Nationalpark bis nach Punta Arenas. Von Salta aus erkunden wir die Facetten der Atacama Wüste. Wir überqueren auf dem Weg nach Cachi den Abra del Acay mit 4.895 m. Die Wasserfälle von Iguazu und Buenos Aires liegen auch auf der Reiseroute, bevor es dann weiter nach Costa Rica geht.
Also lass dich inspirieren und mache dir selbst ein Bild.
Die Reise nach Feuerland – Ushuaia wir kommen
Erste Etappe nach Buenos Aires
Der Urlaub fängt an, als wir endlich im Flugzeug sitzen und das Gepäck aufgegeben ist. Auch, wenn wir viel reisen, war das Packen für diese neun Wochen eine echte Herausforderung. Von warmer Kleidung bis zu Kleidung für die Tropen musste alles bedacht werden. Schlussendlich hatten wir zu viel Gepäck, auch wenn mir immer noch nicht klar ist, was wir hätten reduzieren können. Jedes Familienmitglied hat eine Reisetasche und einen Rucksack. Aufgrund der Gepäckbeschränkung auf 16 kg bei Inlandsflügen, nutzen wir den Platz in den Reisetaschen nicht aus.
Am Ende eines langen Tages, an dem unsere Älteste noch ihre Aufnahmeprüfung für das Gymnasium geschrieben hat, fliegen wir von Zürich über Frankfurt nach Buenos Aires mit Lufthansa. Jörg hatte noch genug Meilen, sodass wir uns ein Upgrade für den 14-stündigen Nachtflug nach Buenos Aires gönnen konnten. Während wir im gemütlichen Loungebereich auf den Abflug warten, erreicht uns noch eine Nachricht aus der Schule. Bei der Mathe-Prüfung hatte der Prüfer unserer Tochter sich in der Uhrzeit vertan und den Kindern eine Viertelstunde weniger Zeit gegeben. Die Schule informiert, dass die betroffenen Kinder, die wegen der Mathematik-Note die Aufnahme ins Gymnasium nicht schaffen, diese noch einmal an einem Termin in unseren Ferien nachschreiben können. Darüber wollen wir uns erst Gedanken machen, wenn das Ergebnis feststeht.
So geniessen wir unseren Flug und landen pünktlich und ausgeruht bei Sonnenschein in Buenos Aires.
Von Buenos Aires nach Ushuaia
Unser Gepäck kommt schnell. So machen wir uns auf die Suche nach der Bushaltestelle, von welcher der Bus zum Inlandsflughafen abfährt. Auf dem Weg dorthin besorgen wir uns am Geldautomaten noch Geld in Landeswährung und Getränke. Mit dem Bus zu fahren, war nicht unsere klügste Entscheidung. Bei vier Personen wäre ein Taxi nicht teurer gewesen, dafür aber sehr viel komfortabler.
Der Bus ist schon voll, als wir ihn gefunden und die Tickets erstanden haben. So müssen wir auf den nächsten Bus warten und da der Besitz eines Tickets nicht bedeutet, auch Anspruch auf einen Sitzplatz zu haben, müssen wir diesen Anspruch durch geduldiges Schlangestehen verteidigen. Eine Riesenschlange bildet sich, aber dann kommt nur ein Minibus vorgefahren. Dank unserer Pole Position können wir ohne Umweg durch die Innenstadt direkt zum Inlandsflughafen fahren.
Die Autobahn ist eine einzige Baustelle. Statt ersten Eindrücken von der Stadt sehen wir nun die Häuser der Ärmsten entlang der Autobahn, die abenteuerlich in die Höhe und nur halb fertig gebaut sind. Dafür sind wir schneller am Flughafen und können unser Gepäck schnell wieder einchecken.
So von der Last befreit, essen wir etwas und nötigen unsere Kinder nach draussen in die Sonne. Wir flanieren auf der Uferpromenade des Rio de la Plata. Überall gibt es Stühle für Angler, die gleich links und rechts eine Haltevorrichtung für die Angeln mitbringen. Ein paar Schritte weiter, in einem kleinen Park sehen wir unsere ersten gelb-grünen Papageien und können die Flugzeuge bei der Landung beobachten.
Das Leben ist schön und es ist fast schon zu warm.
Ankunft in Ushuaia
Vier Stunden später sind wir endlich am Ziel. Ushuaia empfängt uns mit 3° C und Schneeregen. Auf den Bergen liegt Puderzuckerschnee. Hier braucht das Gepäck viel länger. Während wir warten, helfen wir einer jungen Mutter, die neben ihrer Tochter gefühlt einen halben Umzug auf dem Gepäckband entgegennehmen muss. Ihre Familie wartet draussen, aber bis dahin ist sie auf sich allein gestellt.
Auf uns wartet draussen der Fahrer vom Flughafenshuttle der Unterkunft. Das ist der Moment als wir zum ersten Mal auf dieser Reise feststellen, dass wir zu viel Gepäck mit uns herumschleppen. Das Auto ist viel zu klein für uns und das Gepäck. Dennoch quetscht der Fahrer uns drei Mädels auf die Rückbank. Wir bekommen noch alle vier Rucksäcke als Airbag auf dem Schoss. Drei Taschen passen irgendwie in den Kofferraum und die vierte Tasche bekommt Jörg zwischen die Beine.
So erklimmen wir die steilen Strassen zu unserer Hosteria, die weit oben am Berg liegt. Die Strassen sind steil und durch das Einbahnstrassensystem fährt man stets hoch und runter. Das total überladene Auto ächzt.
Und weil wir nach der langen Anreise so langsam echt müde sind, gibt es noch ein kleines Problem beim Check-in mit unserer Kreditkarte. Wir haben nicht daran gedacht, die Kreditkarten für Südamerika entsperren zu lassen. Wenigstens ein lösbares Problem. Nach der Bezahlung der Zimmer dürfen wir dann endlich unsere schönen Zimmer ganz oben beziehen.
Die ersten Eindrücke in Ushuaia
Das anhaltende Bellen eines Hundes ist ein Zeichen. Viel zu früh, aber mit einem traumhaften Sonnenaufgang, werden wir vom Hundebellen geweckt und gehen motiviert zum Frühstück. Da heisst es immer: Die Kultur eines Landes würde man auf einem öffentlichen WC erkennen. Im Laufe des Urlaubs haben wir festgestellt, dass die Art und Weise zu frühstücken, auch viel über ein Land aussagt.
Kaffee, der mit dem sehr chlorhaltigen Leitungswasser gekocht wird, ist einfach widerlich.Der Rest des Frühstücks ist geschmacklich auch nicht viel besser. Inzwischen ist auch die Sonne hinter einer dicken Wolkenschicht verschwunden. Dennoch machen wir uns zu Fuss auf den Weg in die Stadt.
Gleich im ersten Supermarkt von Ushuaia decken wir uns mit Äpfeln und Bananen ein. Die Schokolade ist masslos überteuert und wohl aufgrund dessen seit Monaten abgelaufen. Schweren Herzens verzichten wir.
Als wir in die Hauptgeschäftsstrasse einbiegen, fängt es an zu regnen. Wir nähern uns lautem Lärm, der an einen Karnevalsumzug erinnert. Es stellt sich allerdings heraus, dass es sich um einen Streik vor dem Stadthaus handelt. Die Zugangsstrassen sind mit brennenden Paletten gesperrt und die Streikenden machen ihrem Unmut mit Trommeln und Pfiffen Luft.
Ohne Auto sind wir auf Feuerland aufgeschmissen
Als nächstes beschäftigen wir uns mit dem Busfahrplan von Ushuaia. So kommt es, dass wir spontan und entgegen der ursprünglichen Absicht doch ein Auto mieten. Bei der Autovermietung gibt es genau ein Fahrzeug, welches glücklicherweise gerade zurückgegeben worden ist.
Wir übernehmen es schmutzig wie es ist. Der Vertrag kommt mit drei Brocken Englisch seitens des Autovermieters und 3 Brocken Spanisch unsererseits zustande. Die Gasheizung in dem kleinen Office bemühte sich derweil ein tropisches Feeling aufkommen zu lassen. Mit der neu gewonnen Freiheit versuchen wir als erstes, mit Stadtplan bewaffnet unsere Hosteria im Dschungel aus Einbahnstrassen wiederzufinden.
Der Ort ist wie ein Schachbrett aufgebaut. Innerorts müssen alle Strassen, die parallel zum Meer verlaufen, Vorfahrt gewähren, während die senkrecht dazu laufenden Strassen freie Fahrt haben. Dieses System macht wirklich Sinn, denn so steil wie die Strassen den Berg hinaufführen, wäre das Anhalten und Anfahren im Winter recht problematisch. Dazu kommt, dass fast alle Strassen Einbahnstrassen sind. Wir gewinnen den Eindruck, dass ansonsten jeder fährt, wie er will und neue Spuren eröffnet, wo sich Platz dafür findet.
Biber und Huskys
Mit unserer neu gewonnen Freiheit in Form eines Autos und der fortgeschrittenen Zeit beschliessen wir, unser Glück bei einem der Husky Züchter zu versuchen. Entlang der Strasse nach Tolhuin soll es laut Reiseführer mehrere Züchter geben, bei denen man Ausfahrten mit Huskys unternehmen kann. Die Besuchszeiten sind jedoch ungewiss. Unser Weg führt uns als erstes durch ein riesiges Industriegebiet. Die von Schlaglöchern übersäte Strasse hat tiefe Spurrillen, in denen das Wasser steht. Wir schwimmen mehr, als dass wir fahren.
Anschliessend verlassen wir Ushuaia. Der Weg führt uns in die Berge, von denen leider nur Schemen sichtbar sind. Je höher wir kommen, desto weisser wird die Landschaft. Was wir nicht sehen, ist auch nur das kleinste Hinweisschild auf die Huskys.
An einem Skilift fragen wir und erfahren, dass wir schon viel zu weit gefahren sind. Bevor wir wieder zurück in Ushuaia sind, fragen wir auf einer Ranch, die Biber Beobachtungen bewirbt, nach den Huskys.
So kommt es, dass wir für den nächsten Abend eine spontane Biber Beobachtung mit anschliessendem Abendessen buchen. Immerhin führt uns die Wegbeschreibung zu den Siberianos de Fuego. Wir sind am Ziel.
Tipp: Inzwischen gibt es eine Facebook Seite, wo du alle Informationen findest. Die Husky Familie scheint auch gewachsen zu sein.
106 Huskys auf einem Haufen
Natürlich ist März, also Herbst auf Feuerland, nicht die beste Zeit für eine Husky Tour. Aber es gibt auch Wagen und nicht nur Schlitten. Die Landschaft ist sicher schöner, wenn alles verschneit ist, aber wir haben den Nachmittag auch mit viel Matsch sehr genossen.
In einer gemütlichen Holzhütte mit Schafsfellen auf den Bänken und einem Eisenofen, der wohlige Wärme verbreitet, müssen wir warten, während die Hunde anspannt werden. Als die Hunde bemerken, dass es auf grosse Fahrt geht, bricht die Hölle los. Jeder der 106 Huskys möchte einer der acht sein, die laufen dürfen.
Die Hunde bellen und winseln in allen Tonlagen. Sie springen Saltos an ihrer Kette und machen einfach alles, um auf sich aufmerksam zu machen. Der Baumstamm, der vor dem Wagen liegt, kann diesen kaum halten, so sehr ziehen die Hunde schon daran, bevor es auch nur losgeht. Die Kraft und Freude der Tiere an der Bewegung ist faszinierend.
Die Fahrt mit den Huskys ist so rasant, dass wir sehr beschäftigt damit sind, nicht aus dem Wagen zu fallen. Wir durchfahren Pfützen mit den Ausmassen von Teichen. Zweimal halten wir auf der 2 km langen Strecke kurz an und bekommen Erläuterungen zur Landschaft. Die Huskys wollen aber nicht anhalten, sondern rennen. So sind die Stopps sehr kurz.
Was für eine Erfahrung. Später bei einem gemütlichen Kaffee und Keksen erzählt uns der Besitzer von seinem Leben und wie er eines Tages seinen Job als Banker an den Nagel hängt und mit der Zucht der Huskys beginnt. Er trainiert jeden Tag 30 Hunde und nimmt auch an internationalen Rennen teil. Wir unterhalten uns lange und erfahren, dass Huskys eine lange Tradition auf Feuerland haben.
Zum Schluss dürfen wir die Sibirian Huskys noch knuddeln und fotografieren. Allerdings müssen wir uns an die Hierarchie halten. Die Vielfalt der Hundegesichter ist erstaunlich.
Damit neigt sich unser erster Tag in Ushuaia schon dem Ende entgegen und es wird Zeit, ein Abendessen zu finden. Auf der Suche nach einem Restaurant kommen wir an einer Chocolateria vorbei. Die Enttäuschung darüber, dass der Kakaogehalt maximal 40 Prozent beträgt, hindert uns nicht daran, etwas zu kaufen. Damit können wir das Frühstück aufpeppen. Kritisch wird es, als wir dann unerwartet beim ersten Asado Restaurant vorbeilaufen. Halbe Tiere über dem Grill verderben unseren Kindern den Appetit.
Feuerland, wo es am schönsten ist – Tierra del Fuego Nationalpark
Am nächsten Morgen ist der Himmel wolkenverhangen, aber es regnet nicht mehr. So fahren wir zum Tierra del Fuego Nationalpark, dem Feuerland Nationalpark. Auf dem Weg dorthin erleben wir unseren ersten Kreisel in Ushuaia. Beinahe hätten wir ausprobiert, wie es sich mit einem Auto fliegt. Während wir voll auf die Wegweiser konzentriert sind, erhebt sich eine Bodenschwelle in Höhe einer Sprungschanze auf der Strasse kurz vor dem Kreisel. Eine Notbremsung verhindert das Fliegen und Aufsetzen.
Der Nationalpark ist erst ausgeschildert, als wir am Eingang stehen. Wir bezahlen den für Ausländer deutlich teureren Eintrittspreis und folgen als erstes dem Weg zum Ausgangspunkt für die kurze Wanderung zu den Wasserfällen des Rio Pipo.
Auf dem Weg dorthin begegnet uns der Tren del Fin del Mundo. Wir haben uns jedoch gegen die teure Fahrt entschieden, freuen uns aber, ihn in Aktion zu sehen, und warten, bis er an uns vorbeigefahren ist. War der Zug früher die Werkbahn des Gefängnisses, so ist er heute dem Transport der Touristen vorbehalten.
Der Spaziergang, Wanderung kann man das kaum nennen, entlang des Rio Pipo ist landschaftlich sehr schön. Wir waren die einzigen, die unterwegs waren.
Als nächstes führt uns der Weg zum Postamt am Ende der Welt. Dort stellen wir uns auf Wunsch der Kinder in die lange Schlage und kaufen Aufkleber für die letzte Seite unseres Passes.
Vor dem Postamt befindet sich ein grosser Parkplatz. Hier startet auch der Küstenwanderweg «Sendera de la Costa». Er ist 6,5 km lang. Da unsere Kinder gerade nicht gern laufen, überzeugen wir sie, wenigstens einen Teil des Weges zu gehen, da dies kein Rundwanderweg ist.
Von Bauherren und Wegelagerern oder von Bibern und Füchsen
Klippen, ein Märchenwald, grünliche Steinstrände, Steine, Moose und Flechten – es gibt so viel zu entdecken, wir hätten ewig laufen können. Unsere Kinder sehen dies leider anders, so kehren wir nach 2/3 des Weges um.
Anschliessend fahren wir weiter entlang der Strasse, die an der Bahia Lapataia endet. Unterwegs halten wir an den verschiedenen Aussichtspunkten.
An einem Parkplatz werden wir von einem bettelnden Fuchs am Wegfahren gehindert. Überall stehen die Schilder, die das Füttern der Füchse verbieten, aber manchmal muss es wohl klappen. Kaum haben wir ausgeparkt, stellt er sich dann ganz siegessicher einfach direkt vor unser Auto, sodass wir wieder anhalten müssen. Erst die Hupe kann ihn vertreiben. Wir treffen im Verlauf des Tages noch auf den einen oder anderen Fuchs, aber so dreist hat sich keiner mehr verhalten.
In der Nähe der Bucht von Lapataia sollen die Biber zu beobachten sein. Wir suchen jedoch erst einmal auf der falschen Seite. So wird aus einem ganz kurzen Weg eine weitere kleine Wanderung ohne Biber. Kurz vor der endgültigen Verzweiflung der Mädchen finden wir die Meisterbauwerke dann doch noch. Die Biber haben mit ihren Dämmen riesige Überschwemmungsflächen geschaffen. Ein Biber lässt sich jedoch nicht blicken.
Da wir ja am Abend noch eine Biberbeobachtung auf dem Programm haben, wird es Zeit umzukehren. So fahren wir bei schönstem Sonnenschein zurück nach Ushuaia.
Der Biber auf Feuerland und ein obelixwürdiges Grillgelage
Kurz umziehen und schon geht es wieder los. Auch, wenn wir die Strasse schon kennen, ist die Stimmung wieder eine ganz andere.
Wir werden schon erwartet und dürfen gleich auf der Ladefläche seines Pickups Platz nehmen. Die Biber arbeiten an ihren Wintervorräten und sind vor allem im Wasser schwimmend zu sehen. Nur einmal kurz sehen wir einen Biber an Land.
In den Pausen, in denen sie abtauchen, erklärt uns unser Begleiter, dass die argentinische Regierung 1946 zur Ankurbelung der Wirtschaft 25 kanadische Biber aussetzen lies. Die Biberpaare haben sich dank fehlender Frassfeinde zu einer Plage gigantischen Ausmasses fortgepflanzt. Heute leben geschätzte 150.000 -200.000 Biber auf Feuerland.
Die Pelze der auf Feuerland lebenden Biber sind kürzer und weniger dicht als die ihrer Verwandten in Kanada und eignen sich somit nicht für die Pelzindustrie. Das Fleisch junger Biber schafft es zwar auf die Vorspeisenliste in manchen Restaurants. Aber trotz bereitgestellter Gelder seitens der Regierung lohnt sich die Jagd auf Biber jedoch nicht, da diese scheu und schlau sind. Auch mangelt es nicht an gut bezahlter Arbeit in anderen Sektoren auf Feuerland. Die Biber haben es inzwischen sogar geschafft, die Magellanstrasse zu durchschwimmen und das argentinische und chilenische Festland zu erobern.
Die Schäden, die die Biber durch die Überflutungen grosser Waldgebiete verursachen, sind immens.
Der Ausflug zu den Bibern ist unterhaltsam. Zweimal fühlt sich der Biber durch unsere Unterhaltung gestört und klatscht laut mit dem flachen Schwanz aufs Wasser. So warnt er seine Familie. Für uns wird es viel zu schnell dunkel. Als wir zurückkommen, wartet in einem grossen kalten Raum ein Grillgelage gigantischen Ausmasses auf uns.
Erstaunt nehmen wir zur Kenntnis, dass die Berge an gegrilltem Fleisch ausschliesslich für uns zubereitet wurden. In Argentinien rechnet man an einem Grillabend mit wenigstens 500 g Fleisch pro Person. Da für uns ein Bruchteil der Menge reicht, werden die Jungs wohl auch noch satt geworden sein. Nach dem Essen brechen wir zügig auf, denn die Kälte kriecht in alle Knochen. Damit endet schon unser zweiter Tag auf Feuerland.
Auf der Suche nach Kondoren oder der Weg zum Lago Yehuin
In Ushuaia regnet es in Strömen, so beschliessen wir, unser Glück woanders zu versuchen. Patagonien ist schon seit Kindertagen mit dem Jules Verne Buch «Die Kinder des Kapitän Grant» der Inbegriff des Abenteuers. Um nach Tolhuin und dem Lago Yehuin allerdings hinzukommen, braucht unser Auto erst einmal Treibstoff. Dass eine Tankstelle kein Benzin hat, ist eine neue Erfahrung für uns, die wir während dieses Urlaubs aber nicht nur auf Feuerland machen. Die Schlange an der Tankstelle am Ortsende gibt Auskunft darüber, dass wir hier fündig werden. Als wir endlich an der Reihe sind, erfahren wir, dass nur Bargeld akzeptiert wird und es auch kein Wechselgeld gibt.
Das Fahren im strömenden Regen mit den tiefen, wassergefüllten Spurrillen auf der Strasse macht keinen Spass, aber immerhin hört der Regen auf, als wir Tolhuin erreichen. Das berühmteste Haus in diesem erst 1970 gegründeten Ort ist die Panaderia La Union. Natürlich freuen wir uns nach dem langweiligen Frühstück in der Hosteria auf richtig gute Bäckerprodukte. Von der Auswahl sind wir jedoch erschlagen und völlig überfordert. So deuten wir nur auf lauter verschiedene Dinge in der Auslage und bestellen uns noch Getränke dazu.
Während wir kosten, was wir ausgewählt haben, sehen wir riesige Sandwiches mit überhängenden Fleischscheiben in den Mündern unserer Tischnachbarn verschwinden. Fasziniert und ein wenig neidisch beobachten wir die Technik, diese Sandwiches zu essen. Als Erstes wird der obere Deckel aufgeklappt und je nach Vorliebe des Gastes kommt dann Mayonnaise, Ketchup oder beides darauf. Dann wird der Deckel wieder aufgelegt. Nun kommt in den hinteren Teil des Sandwiches ein Zahnstocher zur Fixierung und nach diesen Vorbereitungen kann man vorne herzhaft rein beissen.
Gestärkt begeben wir uns in die Tourist-Info und fragen, wo genau nun der beste Ort ist, um die Kondore zu beobachten. Die Dame schickt uns 18 km hinter Tolhuin auf eine Schotterpiste, die nach 44 km am Lago Yehuin endet. Auch, wenn wir hier keine Kondore sehen, ist die Fahrt wildromantisch.
Lost place Lago Yehuin
Am See stand in besseren Tagen eine Ferienanlage mit Bungalows. Heute sind nur noch die ausgeschlachteten Reste der Anlage zu bewundern. Die Landschaft um den See ist aber einfach traumhaft schön. Nur der starke Wind trübt das Paradies.
Bevor wir endgültig vor dem Wind flüchten, reissen wir uns vom See los und gehen einmal durch die verfallene Ferienanlage. Wer hier wohl Urlaub gemacht hat?
Dann wird es langsam Zeit für den Heimweg. Kondore sehen wir dann später im Torres del Paine Nationalpark noch. Wir bedauern es sehr, dass wir nicht mit mehr Zeit durch Patagonien nach El Calafate fahren können. Aber die one way Mietwagenkosten waren einfach viel zu hoch, sodass wir nach El Calafate fliegen und dort einen von Zuhause aus gebuchten Mietwagen übernehmen.
Die Lichtstimmung auf der Rückfahrt nach Ushuaia ist wunderschön, sodass wir noch einige Male anhalten.
Südamerika im Kleinen vereint im Hafen von Ushuaia
Anlässlich des Jahrestages der Seeschlacht von Montevideo treffen sich die Segelschulschiffe von Argentinien, Venezuela, Ecuador, Chile, Kolumbien und Brasilien im Hafen von Ushuaia. Die Öffentlichkeit darf die Schiffe heute an unserem letzten Tag auf Feuerland besichtigen.
Als erstes besuchen wir das Schiff von Venezuela. Es ist das mit Abstand edelste und gepflegteste Schiff. Die Besatzung trägt attraktive Uniformen.
Das komplette Gegenteil ist das Schiff von Ecuador. Ein freundlicher Holzpirat begrüsst uns an der Gangway. Die Crew ist noch nicht fertig mit den Vorbereitungen und trägt alles, nur keine Ausgehuniform. Am Schiff nagt überall sichtbar der Zahn der Zeit. Die Masten sind mit Comicfiguren verziert, u.a. Popeye. Während wir das Schiff besichtigen, versucht die Crew eine überdimensional grosse Fahne zu enthüllen. Alles ist ein wenig schlampig, aber liebenswert.
Das Schiff von Brasilien empfängt seine Besucher mit lauter, rhythmischer Musik aus grossen Lautsprechern. Alle Besucher werden per Handschlag begrüsst und dürfen sich die Mütze des Offiziers für Fotos ausleihen. Das ganze Schiff strahlt pure Lebensfreude aus.
Das Schiff von Kolumbien hat keinen Liegeplatz am Hafenquai bekommen und ist deshalb erst zu besichtigen, wenn einer der Arktiskreuzer ausgelaufen ist.
Bei den Chilenen läuft an Bord alles sehr korrekt. Die Besatzung spricht gut Englisch. Wir erfahren, dass dies ein Ausbildungsschiff für Offiziere und Unteroffiziere ist. Sie müssen im Rahmen ihrer Ausbildung ein halbes Jahr auf dem Schiff verbringen. Das Schiff von 130 m Länge ist dann das Zuhause von 336 Leuten. Sie arbeiten in 4 Stunden Schichten. Die eigentliche Härte ist aber, dass es kein warmes Wasser auf dem Schiff gibt.
Zum Schluss bewundern wir noch das Expeditionsschiff, welches kurz danach ausläuft.
Abschied von Feuerland – Tierra del Fuego zum Zweiten
Am Nachmittag fahren wir zum Abschied noch einmal zu dem Ort, wo man Feuerland am besten erleben kann. Als erstes besuchen wir nochmals die Biber, aber leider nutzen sie den Sonnenschein nicht für eine Schwimmrunde.
Anschliessend laufen wir noch einmal zur Bucht von Lapataia. Bevor wir uns auf den Rückweg machen, werfen wir noch einen letzten Blick auf die Biber. Und auch dieses Mal haben wir kein Glück. Dafür sehen wir auf dem Rückweg die Magellangänse und auch ein Fuchs kreuzt unseren Weg.
Damit endet unser Besuch auf Feuerland ohne Besuch von Kap Horn. So haben wir einen Grund, um wieder nach Ushuaia zu kommen.
Unsere Reise geht in El Calafate weiter. Planst du eine Reise nach Argentinien, schau dir doch auch unser Reisetipps von A bis Z an.