Ideen für die Herbstfotografie – magisch und inspirierend!
Die Tage werden sichtbar kürzer, die Temperaturen fallen, morgendlicher Nebel hüllt uns ein und die Luft riecht würzig nach feuchter Erde. Das letzte warme Sonnenlicht strahlt golden und verzaubert die Natur. Noch blühen die letzten Blumen im Garten. Doch bevor die Natur erstarrt, explodiert sie noch in einem Feuerwerk von Farben. Gelb, Rot, Orange und Braun sind nun die vorherrschenden Farben. Der Herbst hat aber viele Facetten. Wie könnte man sie genauer entdecken, als die Momente mit der Kamera zu suchen? Mit dem Thema Herbstfotografie mache ich mir selbst eine Freude. Eine Suche in meinen Bilderfestplatten zeigt, dass wir zu oft versuchten, den Sommer zu verlängern oder andere Dinge wichtiger waren. Derweil sprudeln die Ideen für die Herbstfotografie nur so aus mir heraus.
Es ist also eine Reise der anderen Art. Ich glaube, ich bin noch nie durch eine Jahreszeit gereist, am ehesten noch im Frühling, wenn man so dringend darauf wartet, die ersten Farbkleckse in der Natur zu entdecken. Sie als Vorboten und Versprechen nimmt, dass der Winter endlich aufhört. Schliesslich habe ich meinen Frieden mit Kälte und Dunkelheit sowie Schnee und Eis erst auf unserem Roadtrip durch das Yukon Territory im Februar 2020 gemacht.
Bevor ich meine Ideen zur Herbstfotografie präsentiere, gibt es erst einmal ein paar theoretischen Überlegungen zur Herbstfotografie.
Die Farben des Herbstes oder warum verfärben sich Bäume?
Hast du dich mal gefragt, warum die Bäume im Herbst ihre Blätter färben? Schliesslich wollen sie keine Aufmerksamkeit von Insekten oder anderen Tieren auf sich ziehen. Der Grund ist ganz einfach. Im Winter würden die Blätter der Bäume zu viel Wasser verdunsten. Bei gefrorenen Böden würde der Nachschub fehlen und der Baum würde vertrocknen. Also zieht der Baum seine Säfte zurück in die Wurzeln und stellt nach und nach die Wasserversorgung der Blätter ein, wodurch sie dann irgendwann herunterfallen.
Die Laubfärbung kommt dadurch zustande, dass das für die Photosynthese und die Farbe Grün verantwortliche Chlorophyll zerstört wird. So verschwindet das Grün und macht Platz für die Carotinoide und Anthocyane, die auch in den Blättern vorhanden sind. So sorgen die Carotinoide für die Gelb- und Orangetöne und Anthocyane für die Rot- und Brauntöne.
Die Laubfärbung hängt massgeblich von den Temperaturen ab. Kalte Nachttemperaturen, Frost, sagen den Bäumen, dass es Zeit wird, sich zurückzuziehen. Dann setzt das jährliche Spektakel ein, welches meist im Oktober seinen Höhepunkt erreicht, abhängig von der Höhenlage. Allerdings ist die Laubfärbung der Büsche und Bäume je nach Familie und Art sehr unterschiedlich ausgeprägt. Kennt doch manch ein Baum nur zwei Blattzustände: Grün oder vertrocknet. Deshalb ist es nicht ganz unwichtig zu wissen, nach wem du wo Ausschau halten solltest.
Wie erfahre ich, wann sich die Bäume verfärben?
In den USA mit ihrem Indian Summer gibt es die Laubtracker schon lange. Inzwischen haben sicher auch andere Länder nachgezogen. In der Schweiz gibt es einmal den Herbstfarben Monitor von SRF Meteo und zum anderen den Laubtracker von Tourismus Schweiz.
Kennst du für weitere Länder eine Vorhersage für die Laubverfärbung, hinterlasse doch bitte einen Kommentar.
Eine weitere gute Möglichkeit sich im Vorfeld einer Wanderung für die Herbstfotografie über die Laubfärbung zu informieren, sind die unzähligen Webcams und lokale Onlinebeiträge.
Welche Bäume verfärben sich besonders schön?
1. Ahorn
Ich gebe es zu, im Herbst und nur im Herbst, ist der Ahorn mein Lieblingsbaum. Den Rest des Jahres bin ich eher damit beschäftigt, kleine, versamte Ahorn-Bäumchen aus dem Garten zu entfernen. So vielfältig wie die Sorten des Ahorn sind, sind auch seine Farbschattierungen. Der japanische Ahorn mit seinen filigranen Blättern hat das reichste Farbspektrum im Herbst. Es reicht von Gelbtönen über Karamell bis zu verschiedenen intensiven Rottönen. Kein Wunder ist das Farbspektrum so gross, zählt man doch zum japanischen Ahorn sowohl den Fächer-Ahorn (Acer palmatum), den Japan-Ahorn (Acer-palmatum) als auch den Gold-Ahorn (Acer shirasawanum).
Beim Stichwort Laubfärbung denken wohl die meisten an den Indian-Summer. Auch für dieses Farbspektakel sind vor allem Ahornbäume verantwortlich. Der Zucker-Ahorn (Acer saccharum), aus dem in Nordamerika der leckere Ahornsirup gewonnen wird. Daneben verfärben sich auch der Rot-Ahorn (Acer rubrum) wie es der Name schon sagt und der Silber-Ahorn, der auch zur Familie der Zucker-Ahornbäume gehört.
Dem Ahorn sehr ähnlich sehen übrigens die Amberbäume (Liquidambar) aus, die in Nordamerika wegen ihres wohlduftenden Harzes bekannt sind. Amberbäume zeigen im Herbst ganze Farbverläufe.
Tipp: Dekorative Ahornbäume findest du vor allem in Parks und Privatgärten, aber auch in Mischwäldern. Eine hohe Dichte von Japanischen Ahornbäumen findest du aber auch in Spezialgärtnereien. Amberbäume musst du in Parkanlagen suchen.
2. Ginkgo
Dem in Asien heimischen Ginkgobaum begegnet man inzwischen auch immer öfter in Europa. Statt in Form von Wäldern wie in Asien kommt er hier eher als Einzelexemplar daher. Der Ginkgo gilt als «Ur-Baum». Er soll schon vor 300 Millionen Jahren die Erde besiedelt haben. Wusstest du, dass der Ginkgo zu den Nadelbäumen zählt, obwohl er Blätter hat? Auf der Blattunterseite sind die Nadeln noch zu erkennen, aus denen das Fächerblatt entstanden ist. Seine besonders geformten Blätter haben eine intensive Gelbfärbung im Herbst. Der Ginkgo braucht aber Platz, immerhin wird er bis 40 m hoch. Und nicht nur das, es gibt weibliche und männliche Ginkgobäume. In Parkanlagen wird eher der männliche Ginkgo gepflanzt, da die Früchte der weiblichen Ginkgobäume unangenehm riechen.
3. Wilder Wein
Wilder Wein (Parthenocissus) wird häufig zum Verschönern von hässlichen Betonmauern und Wänden verwendet. Hausfassaden, die von Wildem Wein berankt sind, haben eine Art natürliche Beschattung und damit indirekt eine Klimaanlage. Die Kletterpflanze verfärbt sich an sonnigen Standorten im Herbst in schöne Rottöne.
4. Felsenbirne
Die Felsenbirne (Amelanchier) findest du in Privatgärten und in Hecken. Im Herbst leuchten ihre Blätter von Kupferrot bis Bronze. Ihre Früchte sind essbar und wurden früher als Korinthen Ersatz verwendet, weshalb sich im Volksmund auch der Name Korinthenbaum hält. Wenn ich das nächste Mal eine Felsenbirne mit Früchten entdecke, muss ich die Früchte mal kosten, schliesslich sollen sie wie Blaubeeren schmecken.
5. Blumen-Hartriegel
Der Blumen- oder Blüten-Hartriegel umfasst verschiedene Arten, die als Sträucher oder Bäume wachsen. Dazu gehören der Amerikanische Blumenhartriegel (Cornus florida), der Japanische Hartriegel (Cornus kousa) und der Chinesische Blumenhartriegel (Cornus kousa var). In Privatgärten und Parks werden sie meist wegen ihrer dekorativen weissen oder rosafarbenen Scheinblüten gepflanzt. Im Herbst können sie mit einer intensiven roten Laubfärbung und lustigem Fruchtansatz punkten. Je früher Nachtfröste auftreten, desto dekorativer das Rot.
6. Der Essigbaum
Essigbaum (Rhus typhina) ist ein lustiger Name für einen Baum, aber seine Früchte sollen sehr sauer schmecken. Dieser Strauch wurde früher häufig wegen seiner schönen roten Blätter in Gärten gepflanzt. Allerdings verbreitet er sich über neue Austriebe aus seinen Wurzeln so, dass man ihn heute eher seltener sieht. In seiner Heimat Nordamerika verarbeitet man ihn getreu dem Motto: «Wenn das Leben dir Zitronen schenkt, mache Limonade draus.» zu Limonade. Die Früchte sollen sehr Vitamin C haltig sein.
Ich sehe gerade, dass der Hobbygärtner mit mir los galoppiert. Also erwähne ich nur noch ein paar weitere Arten, die sich für die Herbstfotografie eignen.
7. Weitere Bäume und Sträucher mit schöner Herbstfärbung
In unseren Vorgärten sieht man häufig die Zaubernuss (Hamamelis), da sie bereits im zeitigen Frühjahr mit gelben oder orangen Blüten blüht. Ihre Blätter verfärben sich ebenfalls von Gelb bis Orange. Allerdings erfolgt die Laubfärbung recht spät im Herbst.
In der Sonne stehende Berberitzen haben im Herbst leuchtend rote Früchte vor dunkelrotem Laub. In sogenannten Altweibersommern weben die Spinnen gern ihre Netze in Berberitzenhecken. Nach einem Regenguss oder einem nebligen Morgen funkeln die Tropfen wie Diamanten im Licht und geben sehr schöne Motive für die Herbstfotografie.
Auch heimische Bäume, wie Birke, Eiche und Buche verfärben sich im Herbst. Sehr schönes rotes Laub hat die Amerikanische Rot-Eiche (Quercus rubra) im Herbst. Während die Rot-Buche zu den spätesten Herbstfärbern zählt. Sie kann sich noch im November färben. Wenn du mit der Herbstfotografie spät dran bist, hast du so noch eine Chance.
Die Lärche, der einzige Nadelbaum, welcher seine Nadeln im Herbst abwirft, wird nach Frost komplett leuchtend Gelb. Dieses Phänomen kann man beispielsweise sehr schön in Graubünden beobachten.
Tipp: Hast du Bäume mit schöner Laubfärbung für die Umsetzung deiner Ideen für die Herbstfotografie gefunden, besuche sie über einen Zeitraum von Mitte/Ende September bis Mitte November öfter. Viele Bäume verändern im Verlauf der Herbstfärbung die Blattfarbe noch. Beispielhaft sei der rotlaubige Perückenstrauch, Royal Purple genannt, der ganzjährig rotes Laub hat, welches sich im Herbst über verschiedene Rottöne nach Braun und dann in Orange färbt.
Das Licht in der Herbstfotografie
Die Sonne steht tiefer. Dadurch wird das Licht im Herbst weicher und wärmer, die Schatten werden länger. Das gibt neue Möglichkeiten für einige Ideen in der Herbstfotografie. Gerade Porträts werden im Herbstlicht besonders schön. Auch sind Gegenlichtaufnahmen eine Option. Ich liebe es, Gräser im Herbst zu fotografieren. Egal ob es sich um die eindrucksvollen Wedel des Pampasgrases, Lampenputzergras oder Wiesengräser und Blütenstände verblühter Doldenblütler handelt, im goldenen Licht des Herbstes kann man tolle Stimmungen einfangen.
Im Herbst gibt es die sogenannte «goldene Stunde». Die Sonne steht dann schon sehr tief, wodurch das Licht schon sehr gestreut wird. Dieser Effekt wird durch Bewölkung noch verstärkt. In der Luft befindliche Aerosole werden zum Leuchten gebracht. Deshalb sind auch die Sonnenuntergänge nach dem Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull so dramatisch schön gewesen. Waren doch so viele Partikel in der Luft, dass teilweise der Flugverkehr in Europa sogar beeinträchtigt war.
Merke: Die Stunde vor dem Sonnenuntergang ist der optimale Zeitpunkt für die Umsetzung von stimmungsvollen Ideen in der Herbstfotografie. Vielleicht kannst du dir auch die langen Schatten für mehr Tiefe in der Bildkomposition zunutze machen.
Tipp: Im Internet findest du diverse Rechner, die dir sagen, wann die goldene Stunde in deiner Region beginnt.
Ideen und Anregungen für die Herbstfotografie
Nach so viel Theorie kommen nun die Ideen und Anregungen für die Herbstfotografie. Bühne frei.
1. Wetter ist immer – Ideen für Herbstfotos!
Wir alle hoffen stets auf einen schönen Altweibersommer, der eigentlich die milden Herbsttage bei einem stabilen Hochdruckgebiet im September/Oktober meint. Wird die Landschaft dann ins warme Licht der Herbstsonne getaucht, wirken die Bilder wie Gemälde. Altweibersommer sind trocken und durch warme Tagestemperaturen und kalte Nachttemperaturen gekennzeichnet. Dadurch setzt die Laubfärbung früh ein. Altweibersommer bedeutet gute Fernsicht und viele Spinnweben.
Zum Wetter im Herbst gehören aber auch die nebligen und grauen Herbsttage. An solchen Tagen kostet es Überwindung, mit der Kamera herauszugehen. Für spannende Effekte kann die Sonne sorgen, wenn sie es schafft, den Nebel aufzulösen. Auch bewusst eingesetzte Farbflecke als Eyecatcher können nette Ergebnisse erzielen. Aber vielleicht willst du ja eine Stimmung von Ruhe oder Einsamkeit erzielen. Jeder Herbst ist schliesslich auch ein Abschied.
Und manchmal zeigt sich der Herbst von seiner stürmischen Seite. Blätter wirbeln durch die Luft, Büsche und Bäume schwanken, aufgespannte Regenschirme verbiegen sich, Hüte fliegen durch die Luft, am Meer branden die Wellen. Wer nicht auf den Herbststurm warten will, kann auch versuchen den nächsten Gärtner mit nervigem Laubbläser abzupassen und dann den kleinen Blättertanz oder Sturm in der Pfütze fotografieren.
Also stell dich dem Wetter und fange es in deinen Bildern ein.
2. Ein Baum und noch ein Baum und dazwischen dann ein Zwischenraum
Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, das kann bei der Fotografie von Waldlandschaften schon mal passieren. Waldlandschaften sind besonders im Herbst attraktiv. Unser Auge sieht aber so viel mehr als die Kamera, da kann es schon passieren, dass man von den Fotos später enttäuscht ist. Versuche gezielt, den Blätterteppich, Moos und Pilze, besonders herausragende Einzelbäume, nackte Bäume oder das Licht für spannende oder stimmungsvolle Bilder einzusetzen. Ein verwunschener Wald oder ein aufgeräumter Buchenwald mit geraden Bäumen, beides sind sehr reizvolle Motive in der Herbstfotografie. Wie wäre es, wenn du mal versuchst, die Weite mittels eines Panoramas im Wald einzufangen?
Experimentiere mit Doppelbelichtungen. Klar, an einem Stativ geht dann kein Weg vorbei, zweimal das gleiche Bild fotografieren, mit ganz kleiner und ganz grosser Blende und am Computer übereinanderlegen. Oder mache eine Langzeitbelichtung und ändere während der Belichtung den Zoom oder bewege bewusst die Kamera.
Das Gegenteil von Stativ wäre Bewegung. Hast du schon mal versucht gerade Bäume in einer durchgehenden Längsbewegung zu fotografieren. Dabei können spannende Bilder entstehen.
3. Solisten mit Charakter
Das Gegenteil von Wald sind Einzelbäume. Diese nicht durch Licht- und Platzkonkurrenz beeinträchtigten Bäume sind meist gross und dekorativ. Du findest sie auf Wiesen und Feldern oder vor alten Gehöften. Sie sind nicht nur in der Herbstfotografie ein beliebtes Fotosubjekt. Farbkontraste und Licht können so einen Baum richtig in Szene zu seiner Umgebung setzen.
Auch unregelmässige, freihändige Bewegungen lassen störende Konturen verschwinden und setzen einen Baum in Herbstfärbung interessant in Szene. Es braucht viele Versuche und am besten einen Graufilter, damit die Bäume bei der langen Belichtungszeit nicht überbelichtet werden.
4. Perspektivwechsel
Durch das Wechseln der Perspektive gewinnt man neue Einsichten, wie im Leben so in der Fotografie. Durch den gezielten Einsatz von perspektivischen Wirkungen können wir die verschiedensten, auch lustige Effekte erreichen.
Zum Perspektivwechsel in der Herbstfotografie gehört aber auch, Kleines ganz gross erscheinen zu lassen. Blöderweise muss man sich dazu meist auf den Bauch legen. Also nimm am besten ein Regencape mit, damit du dich darauflegen kannst.
Als Idee für einen Perspektivwechsel in der Herbstfotografie bietet sich auch ein Baumwipfelpfad an. Der längste Baumwipfelpfad der Schweiz führt dich von Laax-Murschetg nach Laax-Dorf auf einer Länge von 1,5 km. Einen weiteren Baumwipfelpfad findest du in der Ostschweiz, den Baumwipfelpfad bei Mogelsberg.
5. Verkehrte Welt – Spiegelungen
Eine weitere Idee für die Herbstfotografie wäre es, mal gezielt Spiegelungen einzusetzen. Bäche, Seen, Flüsse, Pfützen, regennasse Strassen, Fenster und wenn gar keine Spiegelfläche, keine Glasscherbe vorhanden ist, hilft auch das Handy oder ein kleiner Taschenspiegel weiter. Neben der Verdopplung der Wirklichkeit, der verkehrten Welt oder Bewegung im Bild durch gekräuselte Wasserflächen, lässt sich auch Verborgenes zeigen.
Sehr schöne Effekte kannst du auch durch Glasprismen durch die vielen Lichtbrechungen erreichen. Einfach mal vor die Kamera halten und an verschiedenen Stellen im Bild ausprobieren, wie es den Vordergrund oder Hintergrund verändert. Die Prismen sollten nicht zu klein sein.
6. Von Panzerbeeren und anderen Früchtchen
Was wäre eine Reise durch den Herbst, ohne die Früchte (und Gemüse) des Herbstes in Bildern zu würdigen? Hast du dir mal einen Kürbis genauer angesehen? War dir dabei klar, dass du eine Beere, genauer gesagt, eine Panzerbeere in der Hand hältst? So eine Panzerbeere kann in den verschiedensten Formen und Farben daherkommen. Ob draussen oder drinnen, setze doch mal Panzerbeeren in Szene.
Mehr oder weniger stachelig kommen Kastanien, Marroni, Bucheckern und die Baumhasel daher. Die Baumhasel (Corylus colurna) ist die grosse Verwandte unserer Haselnussbüsche. Ursprünglich war sie vom Balkan bis Afghanistan verbreitet. Bei uns findet man sie am ehesten in Parkanlagen auch wenn es bereits Forstversuchsflächen gibt.
Hagebutten, trockene Maiskolben, verschiedene Nüsse, Wein und Kohlköpfe sind weitere typische Herbstfrüchte, die du inszenieren kannst. Überhaupt staunt man manchmal über die Kreativität der Herbstdekorationen.
Wenn wir schon bei der Ernte sind, so bieten auch abgeerntete Felder schöne Motive. Beliebte Fotomotive sind die runden oder eckigen Strohballen.
Zu den Früchten des Herbstes zählen auch die Pilze. Farben, Formen, Standorte und tierische Liebhaber bieten reichlich Ideen für die Herbstfotografie.
7. Farbexperimente in der Herbstfotografie
«Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder», so beginnt ein deutsches Volkslied zum Herbst. Was ist also geeigneter für die Herbstfotografie als mit Farbe zu experimentieren. Farbexplosion, Reduktion auf einen Farbton, Farbkontraste, Hell-Dunkel-Kontraste, Warm-Kalt-Kontraste, Ton-in-Ton. Du weisst, worauf ich hinaus will. Versuche mal euren Blick für Farben im Herbst zu schulen und experimentiere.
Ich erinnere mal kurz an die Farblehre im Zeichenunterricht und gebe ein paar Stichpunkte, die du gern vertiefen kannst. Farblehre und Farbkreis sind untrennbar miteinander verbunden. Etwas ausgefeilter ist der Farbkreis von Johannes Itten, den dieser für seine Kunststudenten entwickelte. Im mittleren Dreieck stehen die Primärfarben Rot, Blau und Gelb. Als Dreiecke schliessen sich die drei Farben, die durch das Mischen zweier Primärfarben entstehen, an. Diese Sekundärfarben sind Lila, Grün und Orange.
Ihnen auf dem äusseren Farbkreis gegenüber liegende Farben sind die Komplementärfarben. Ein Komplementärkontrast wäre Rot-Grün oder Orange-Blau. Nebeneinander liegende Farben auf dem äusseren Farbkreis gelten gemeinhin als harmonisch. Allerdings sind Farbwahrnehmungen sehr individuell und kulturell geprägt.
Neben dem reinen Farbkontrast gibt es auch noch den Quantitätskontrast, der etwas über die Farbverteilung aussagt. Meines Wissens war es Goethe, der sich als erster intensiv mit der Farbenlehre beschäftigte. Seine Farbtheorie baut auf dem elementaren Gegensatz von Hell und Dunkel auf. So erklärt er Farben als Grenzphänomene zwischen Licht und Dunkelheit. Gelb liegt an der Grenze zur Helligkeit und Blau an der Grenze zum Dunkeln. Entsprechend der unterschiedlichen Leuchtkraft der Farben, müssen die Anteile auch unterschiedlich im Bild gewichtet sein.
8. Mach mal etwas anderes
So wie sich beispielsweise die Früchte der Schönfrucht (Callicarpa bodinieri) im Herbst Lila färben und damit aus dem üblichen Farbschema der Herbstfarben herausfallen, solltest du auch mal bewusst auf andere Dinge im Herbst achten.
Ändere deinen Fokus. Damit meine ich nicht nur Schärfe und Unschärfe. Rücke beispielsweise mal die Füsse im Herbst in den Vordergrund.
Herbst und Gummistiefel gehören zusammen wie Sommer und barfuss. Sobald es Herbst und matschig wird, tragen Kindergartenkinder, Hundespaziergängerinnen und Gärtner Gummistiefel. Das Motivspektrum reicht von einfarbig über Helden und Tiere und vom Blümchen- bis zum Schottenmuster. Wenn du jetzt noch Wasser, Matsch und Landschaft kombinierst, fallen dir sicher viele Fotomotive für die Herbstfotografie ein.
9. Stadtmomente im Herbst
Ich gebe es zu, Städte ermüden mich, ausser ich habe die Kamera dabei. Herbstfotografie in der Stadt ist so ganz anders als in der Natur. Vor allem bei Regen! Nasse Strassen in denen sich die Hochhäuser spiegeln, brechende und reflektierende Lichter, überraschende Dekorationen, kaputte Regenrinnen, Banker mit Plastiktüten über dem Kopf. Entweder der Regen vertreibt die Leute oder es wird alles ganz hektisch. Fluten von Regenschirmen, die sich zur Rushhour durch die Strassen drängen. Kälte und Nässe verändern die Stimmung und Dynamik einer Stadt ungemein. Na, hast du jetzt Lust bekommen, mal einfach so mit der Kamera in der Hand bei Regen durch die Stadt zu ziehen?
Es muss natürlich nicht schlechtes Wetter für die Herbstfotografie in der Stadt herrschen. Ich finde, dass Wochenmärkte im Herbst einen besonderen Reiz haben. In vielen Orten wird das Ende der Marktsaison mit einem Herbstmarkt der Superlative gefeiert. Auf so einem Markt findest du sicher viele Herbst Fotoideen.
10. Gespenstisch
Halloween ist ein wichtiges Fest, an welchem uns unsere Reise durch den Herbst vorbeiführt. Aber was ist es eigentlich, was bei einem Bild den Gänsehauteffekt erzeugt? Eine grosse Rolle spielt sicher die Lichtstimmung. Dunkelheit macht aus grinsenden Kürbissen kleine Monster. Nebel, der nur eine Ahnung der Wirklichkeit zulässt oder Mondlicht erzeugen auch gespenstische Momente. Von den Hunden in der Dunkelheit mit ihren leuchtenden Halsbändern ganz zu schweigen.
Bei der Umsetzung von Gruselmomenten kannst du aber auch gut mit Requisiten arbeiten, die du beispielsweise mit dünner Angelschnur in einem Baum befestigen kannst. Auf diese Idee hat mich gestern ein im Nichts tanzendes, vertrocknetes Blatt gebracht. Es hatte sich in einer unsichtbaren Spinnwebe verfangen. Auch Lichterketten im Nebel können gespenstische Effekte hervorrufen. Das bringt mich aber zu einer weiteren Idee in der Herbstfotografie.
11. Requisiten, die in der Herbstfotografie passen
In der Porträtfotografie und bei Instagrammern ist der Einsatz von Requisiten weit verbreitet. Sei es für interessantere Bilder, sei es für den Wiedererkennungseffekt. Aber wie wäre es mit dem Einsatz von Requisiten in der Herbstfotografie? Damit meine ich jetzt nicht unbedingt den farbigen Hut, um einem novembergrauen Bild einen Hauch Farbe zu geben.
Requisiten ermöglichen es, mit dem Bild eine Geschichte zu erzählen und die Fantasie des Betrachters anzuregen. Was könnten alles Requisiten für die Herbstfotografie sein? Mir fallen spontan Körbe ein, weil ich gerade erst zufällig Pilze gefunden habe und keinen geeigneten Korb hatte. Drachen, die im Wind tanzen. Ein Retro-Vogelkäfig im Spannungsbogen zu den Zugvogelschwärmen. Eine Tasse mit dampfendem Inhalt (Thermoskanne macht es möglich), Lichterketten für Lichtpunkte in der Dunkelheit. Ein Bilderrahmen, der den Fokus auf etwas Bestimmtes legt. Regenschirme und Schals. Bei manchen Requisiten solltest du überlegen, ob du sie bestimmungsgemäss einsetzt oder aufhängst oder zur Dekoration am Boden verwendest.
Wenn du noch nicht so richtig weisst, was du suchst, hast du einen perfekten Vorwand einen Flohmarkt oder Brockiladen zu besuchen. Ich meide diese Läden normalerweise, weil ich viel zu viel entdecke und kaufe. Vielleicht siehst du etwas und hast sofort eine Idee für deine Herbstfotografie.
12. Tierisch gut
Tierfotografie ist ja ein ganz eigenes Kapitel. Hast du ein Haustier, dann weisst du, wie schwer es mit den eigenen Tieren schon ist, ansprechende Fotos zu komponieren. Wie viel schwerer ist es da erst mit Wildtieren. Es braucht entweder Glück oder viel Geduld. Igel und Fuchs sind genau wie Rehe in der Dämmerung aktiv. Wildschweinen will man sowieso eher nicht begegnen. Bleiben noch Vögel, Schnecken und Käfer. Aber trotz der Schwierigkeiten, solltest du den Versuch, Tiere auf deiner Reise durch den Herbst zu fotografieren, im Hinterkopf behalten.
Mit etwas Glück siehst du einen von unten beleuchteten Zugvogelschwarm am Himmel oder fremde Gäste an den Seen deiner Umgebung pausieren. Vielleicht grasen auch schottische Hochlandrinder in deiner Nähe und du kannst deinen Schottland Moment einfangen.
Ich wünsche dir eine bunte Jahreszeit und viele tolle Ergebnisse bei deiner Herbstfotografie. Schreibe gern in den Kommentaren deine Ideen für die Herbstfotografie.