Herbsteskapade – Ein verlängertes Wochenende in Kandersteg

Gerade noch rechtzeitig, bevor Seilbahnen und Hotels pausieren, bis der Wintertourismus losgeht, geniessen wir ein verlängertes Wochenende in Kandersteg. Bei all den vielen Möglichkeiten in dieser landschaftlich so reizvollen Bergwelt fällt die Auswahl gar nicht so einfach. Da es bei unserer Anreise noch regnet, verweilen wir in der tropischen Vegetation des Tropenhauses in Frutingen und lernen dabei jede Menge über den Dinosaurier unter den Fischen. Wir tauchen ein in die blaue Farbe des Oeschinensees und folgen der Kander von Kandersteg aus ins Gasterntal nach Selden. Abgerundet wird die Herbsteskapade mit einem Besuch des Blausees.

Also komm mit uns und finde heraus, warum der Herbst die perfekte Jahreszeit für ein verlängertes Wochenende in Kandersteg ist. Wie immer gilt: Lass dich inspirieren und mach dir dein eigenes Bild.

Dschungel und Kaviar – das Tropenhaus Frutingen

Wie weit muss man reisen, damit sich alles wie Urlaub anfühlt? In der Schweiz jedenfalls muss man nie weit reisen. Da wir unglaublich gern in der Masoala Halle des Zoos Zürich sind, lag es nah, sich auch einmal das Tropenhaus in Frutingen anzusehen. Doch bevor es zu den exotischen Pflanzen geht, dreht sich alles um den Kaviar und seinen Lieferanten, den Stör.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass es sich beim Tropenhaus Frutingen um eine Gärtnerei handelt. Glashäuser, die an Gewächshäuser erinnern, beschattete Fischbecken, die auch Frühbeete sein könnten.
Sieht man das Tropenhaus so auf einem Bild, könnte man meinen, es handelt sich um eine Gärtnerei.

Der grosse Fisch

Stör bedeutet aus dem Althochdeutschen kommend gross. Und der Beluga Stör kann immerhin 8 m lang werden und ist damit der grösste Süsswasserfisch. Störe werden mit 30 bis 100 Jahre je nach Art nicht nur sehr alt, es gab sie auch schon zu Zeiten der Dinosaurier.

Da der Stör sich im tiefen Wasser aufhält, sind seine Augen lichtempfindlich und weil er nicht besonders gut sieht, hat sich die Natur etwas Geniales einfallen lassen. Der Stör hat eine Art Barthaare vor dem Maul und mit diesen schmeckt er. Erst, wenn die Barthaare vermelden, das ist lecker, dann frisst er es auch. Wenn wir Schokolade schmecken könnten, ohne sie zu konsumieren …?

Das Bild eines Störs, welcher in einem Becken im Tropenhaus Frutingen schwimmt. Sehr gut sieht man die Barthaare.
Ein Stör

Im Tropenhaus Frutingen werden in 85 Fischbecken neben dem Sibirischen Stör auch Egli, Zander und Äsche gezüchtet. In den Aussenbecken leben die Störweibchen, da sie so den natürlichen Rhythmus der Natur erleben. In der Ausstellung erfährst du alles über den Stör, den Ankauf der Fingerlinge (Baby-Stör), seine Aufzucht und schliesslich auch Verarbeitung.

Die Geschichte des Tropenhauses in Frutingen

Mindestens genauso interessant, wie der Stör, ist die Geschichte des Tropenhaus Frutingen. Warum sollte man schliesslich in den Bergen ein Tropenhaus bauen? Die Entstehung der Idee für das Tropenhaus in Frutingen ist eng mit dem Bau des Lötschberg-Basistunnel verbunden. Dieser wurde 2007 eröffnet und ist ein weiterer alpenquerender Eisenbahntunnel. Die Röhren verbinden das Berner Oberland mit dem Wallis zwischen Frutingen und Raron. Mit einer Länge von 34,6 km ist er der fünftlängste Eisenbahntunnel der Welt.

Das Wasser, welches durch das Bergmassiv rinnt, wird im Süden in die Rhone geleitet. Das Wasser, welches im Norden bei Frutingen aus dem Tunnel kommt, ist mit 18 Grad zu warm für die Kander und würde den Lebensraum der Forelle zerstören. Es stellte sich die Frage, wohin mit dem warmen Wasser? Und so entstand schliesslich die Idee der Fischzucht für Wärme liebende Fische.

Verschiedene Störarten schwimmen in einem Becken im Tropenhaus Frutingen, unweit von Kandersteg.
Einst bevölkerten die Störe unsere Flüsse und es gab so viele von ihnen, dass man sie als Brücke hätte nutzen können ….

Entstanden ist fast ein perpetuum mobile. Möglich machen dies die geschlossenen Stoffkreisläufe der Aquakulturen in Verbindung mit erneuerbaren Energien. Trotz der benötigten Wärme für die Fischzucht und das Tropenhaus bleibt noch Wärme übrig, die als Fernwärme ins Netz eingespeist wird. Das Wasser wird später in die Engstlige, einen Nebenfluss der Kander eingeleitet.

Das Tropenhaus Frutingen gehört als eigenständige Einheit seit 2017 zu Coop.

Die Tropen in einem Glashaus

Kakao, Kaffee, Bananen, Papaya, Guaven, Chili, Zitrusfrüchte und noch viel mehr wächst hier alles auf kleinem Raum.

Vieles erinnert uns sofort an Costa Rica. Sei es die Lodge, in welcher man übernachten kann, sei es der Herd im Urwald. Unwillkürlich halten wir Ausschau nach Brüllaffen und Faultieren. Stattdessen entdecken wir holzgeschnitzte Tukane und Papageien in den Bäumen. Später sehen wir dann doch noch ein paar lebende Tiere im Tropenhaus Frutingen. Seidenhühner und andere Vögel leben hier im Tropenhaus Frutingen.

Die Lodge im Tropenhaus Frutingen steht auf Stelzen und hat ein Dach aus Palmenwedeln. Die offene Bauweise und die obligatorische Hängematte in kräftigen Rottönen als Kontrast zum vielen Grün wirkt schon sehr echt.
In dieser Lodge könnte man übernachten.

Hier ernten zu dürfen, muss ein Traum sein. Und dann entdecken wir einen Koch des Restaurants, der sich frisch noch ein paar Zutaten für seine Gerichte aus dem Garten Eden holt. Die überraschendste Entdeckung im Dschungel sind aber Whisky-Fässer einer Schweizer Destillerie, die hier versuchsweise reifen. Sie sind das Gegenstück zu deren Fässern, die auf der Jungfrau reifen.

Neben den vielen exotischen Pflanzen, die du hier findest, lernst du hier auch eine Menge über die Geschichte des Kaffees und über den Kakao. Am Ende des Rundgangs wartet das Restaurant auf Besucher, wenn nicht gerade Events mit geladenen Gästen stattfinden. Uns reicht es, im Souvenirladen am Eingang ein Eis mit geschmacklichen Zutaten aus dem Tropenhaus zu probieren. Die Geschmacksrichtung Schokolade-Chili in einer Eiscreme ist sehr speziell. Danach geht es ins 13 km entfernte Kandersteg.

Umrahmt von vier Dreitausendern – der Oeschinensee bei Kandersteg

Oberhalb von Kandersteg liegt der Oeschinensee auf 1.578 m Höhe, der mit zu den schönsten Schweizer Seen zählt. Eingerahmt wird er von Doldenhorn (3.638 m), Fründenhorn (3.369 m), Oeschinenhorn (3.486 m) und Blüemlisalphorn (3663 m). Nicht nur, dass er inmitten einer spektakulären Bergwelt liegt, auch seine Farbe ist beeindruckend. Jetzt im Herbst mit der Laubfärbung ist er selbst bei mittelprächtigem Wetter ein absoluter Hingucker. Siehst du den See bei Sonnenschein, weisst du, warum er zu den Insta-Lieblingen zählt. Wir fühlen uns an Kanada erinnert.

Blick von oben auf den Oeschinensee. Die Berge spiegeln sich im blauen Wasser des Oeschinensees, obwohl der Himmel sehr bedeckt ist.
Obwohl der Himmel bedeckt ist, ist die Farbe des Oeschinensees spektakulär.

Aber mit dem Wetter ist es so eine Sache in den Bergen. Nachdem es am Vortag noch richtig usselig mit Regen und tief hängenden Wolken in den Bergen war, verspricht der Blick aus dem Fenster unseres schönen alten Belle Epoque Hotel Victoria am frühen Morgen einen schönen Tag.

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Der Blick aus dem Fenster am Morgen aus dem Belle Epoque Hotel Victoria in Kandersteg zeigt die Bergspitzen deutlich. Am Himmel sind nur wenige Wölkchen, die noch blau und gelblich von der aufgehenden Sonne angeleuchtet werden.
Morgendlicher Blick aus dem Hotelfenster.

Also beeilen wir uns. Als wir uns jedoch auf den Weg zur Seilbahn zum Oeschinensee machen, ziehen dicke Wolken auf. Die Wetterapp ist aber weiterhin davon überzeugt, dass heute ein sonniger Tag wird.

Eine schlichte Kirche steht auf einer grossen grünen Grasfläche und duckt sich unter dem Gipfel des Blüemlisalphorn in Kandersteg. Die ersten Bergspitzen werden von einer durchgehenden Wolkendecke verschluckt.
Nach strahlendem Sonnenschein sieht es nicht aus, als wir uns auf den Weg zur Seilbahn machen.

Oben angekommen, zeigt sich tatsächlich ein Sonnenloch über den Bergen auf der gegenüberliegenden Seite. Das macht Hoffnung.

Dort, wo die Sonne hinter Kandersteg scheint, leuchten die Lärchen gelb und das Gras orange. So wie über den schneebedeckten Bergen sind auch in Richtung Oeschinensee dichte Wolken.
Ausblick von der Seilbahnstation, wo auch eine Sommerrodelbahn auf Mutige wartet.

Wir laufen als Erstes zur Aussichtsterrasse Läger und geniessen den Blick von einer Bank, bevor wir uns an den kurzen steilen Abstieg machen. Geht man stattdessen links herum zum See, ist der Weg breit und einfach. Mit den Gasthäusern und der Bootsvermietung ist dies das touristische Ende des Oeschinensees.

Am Seeufer, welches wir noch fast allein für uns haben, machen wir ein paar Fotoexperimente und geniessen den Anblick. Anschliessend laufen wir erst einmal am Seeufer entlang.

Jetzt liegt der Oeschinensee glatt vor uns und spiegelt die Berge im Wasser. Bei diesem Lichteinfall schimmert er gar nicht mehr blau.
Wer hat die Farbe geklaut?

Wandern am Oeschinensee oder verweilen?

Am Oeschinensee gibt es zahlreiche Wanderwege in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen. Tatsächlich hatten wir vor, uns zu trennen, damit ich den Rundwanderweg Nummer 8 über Oberbergli zurück zur Seilbahn nehmen kann. Aber erst einmal folgen wir dem Seeufer und klettern auf rutschigen Steinen über Bäche, die im See münden und warten auf den versprochenen Sonnenschein.

An diesem Seeufer gibt es mehrere Wasserfälle. Angler stehen weit hinten am See und versuchen ihr Glück. Die meisten Menschen wandern entweder oberhalb des Oeschinensees auf dem auch von mir angedachten Weg entlang oder bleiben weiter vorn. Im Frühjahr, wenn der Pegel des Sees höher ist, kann man nicht so weit zum Ende des Sees laufen. Eine Umrundung des Oeschinensees ist aber sowieso nicht möglich. Das gegenüberliegende Ufer ist teilweise wegen Erdrutschgefahr gesperrt und dann gibt es da auch noch ein paar steile Felsen.

Der Oeschinensee, durch den Wasserfall hindurch fotografiert, erinnert an das Bild eines Malers. Das Wasser fällt nicht überall gleich stark, was dem Bild einen besonderen Charakter verleiht.
Herbst am Oeschinensee durch einen Wasserfall gesehen.

Nicht nur der Durchblick durch den Wasserfall ist interessant, auch der Blick von unten nach oben, mal von der linken und mal von der rechten Seite ist spannend. Im Sommer ist ein Bad im Oeschinensee ein beliebter Zeitvertreib. Wir werden aber auch jetzt im Herbst Zeugen von abgehärteten Badegästen.

Die Sonne lässt sich viel Zeit, aber dann verzaubert sie den See und lässt die Farben des Herbstes explodieren.

Endlich verziehen sich die Wolken und lassen immer mehr blauen Himmel über dem Oeschinensee durchscheinen. Jetzt färbt sich das Wasser kräftig Türkis. - Bevor wir nach Kandersteg wandern, geniessen wir das Licht.
Das Warten auf die Sonne hat sich gelohnt.

Und damit ist es entschieden. Wanderweg Nummer 8 wird auf ein anderes Mal vertagt, denn vom Oeschinensee kann man nicht genug bekommen. Dafür bleiben wir zusammen und wandern nach Kandersteg zurück. Nicht ohne vorher noch auf der Aussichtsterrasse eine kurze Pause mit einem alkoholfreien Sauren Most einzulegen. Erstaunlicherweise kostet die Flasche hier 2 SFr mehr als auf dem Eggishorn, wo wir annähernd doppelt so hoch waren.

Unser Rückweg wird vom Gepolter eines Steinschlags auf der anderen Talseite begleitet. Ausser Staubwolken sieht man aber nicht viel. Der Weg zurück nach Kandersteg ist über weite Strecken recht steil. Während wir noch in der Sonne wandern, liegt Kandersteg jetzt im Herbst schon im Schatten.

Auf dem Rückweg vom Oeschinensee drehen wir uns immer wieder um, denn jetzt im Sonnenschein ist die Bergkulisse mit den gelben Lärchen vor blauem Himmel ein Traum.
Immer wieder drehen wir uns um und erfreuen uns am Blick
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Wanderung ins Naturparadies Gasterntal

Das Gasterntal (auch Gasterental genannt) ist eines der grossartigen Täler in den Alpen. Wir bekamen die Empfehlung beim Abendessen von Einheimischen und sind froh, dass wir der Empfehlung gefolgt sind. Steile Felswände bilden eine enge Schlucht, durch welche sich die noch junge Kander fröhlich stürzt. Von der Talstation der Seilbahn Kandersteg-Sunnbüel geht es durch die enge Schlucht 300 Höhenmeter nach oben. Das Rauschen der Kander begleitet den Wanderer und macht Unterhaltungen fast unmöglich.

Auf den Vorsprüngen der steilen Felsen, welche die enge Schlucht der Kander ins Gasterntal begleiten, wachsen gelb-orange gefärbte Laubbäume und grüne Nadelbäume
Im Herbst wird es bunter

Am Ende der Schlucht wartet das Gasterntal, ein Hochtal, auf den Wanderer. Die Kander erhält hier Zufluss durch weitere Gebirgsflüsse. Das breite Kiesbett spricht eine eigene Sprache, wie es wohl im Frühjahr zur Schneeschmelze aussieht.

Wir blicken in Richtung Schlucht, aus der wir gerade von Kandersteg ins Gasterntal gewandert kommen. Ein etwas dunklerer Fluss mündet in die milchige Kander. Hier haben sich unglaubliche Mengen an Kies abgelagert, durch welche sich beide Flüsschen graben.
Die milchige Kander erhält Zuwachs.

Schon bald erreicht man das Gastere Waldhus, welches noch ohne Strom und fliessend Warmwasser auskommt. Von hier aus führen viele Wanderungen etwa zur Seilbahnstation Sunnbüel, zum Gemmipass, zum Lötschepass, zur Balmhornhütte oder nach Selden, von wo aus man weiter zum Kanderfirn laufen könnte.

Wir folgen der Kander durch das abgeschiedene Gasterntal und durch die wunderschöne Auenlandschaft. Das Vieh ist schon im Winterquartier, obwohl die Weiden noch herrlich grün leuchten. Das Herbstwetter zeigt sich von seiner sonnigen Seite.

Hier im breiten Talkessel leuchtet eine grosse Weidefläche grün. Eingerahmt wird sie durch gelb-orange leuchtende Laubbäume. Dort wo sich das Gasterntal verengt sieht man einen Wasserfall und viele Nadelbäumen
Bei Sonnenschein ist die Wanderung durchs Gasterntal ein Traum

Am Ende sind wir sogar froh über den Schatten, den die Auenwälder spenden, bevor uns der Felsen vor dem Sonnenstand schützt.

Die Wanderung im Gasterntal führt mal rechts und mal links von der Kander entlang. Hier führt eine Holzbrücke über die Kander.
Der Weg ist abwechslungsreich
Blick zurück entlang der Kander. Das breite Flussbett wird erst zur Schneeschmelze gebraucht. Überall ragen die hohen Berge auf, die mit zur Schönheit des Gasterntals beitragen.
Blick in die Richtung, aus der wir kommen.
Die hellen Stämme der Birken und Erlen leuchten auf der Wanderung durchs Gasterntal und regen mich zu einer ICM Fotografie an.
Erlen- und Birkenstämme im Gasterntal

Die markanten Felsen mit ihren vielen Felsnasen sind sehr eindrücklich und sehen alle paar Meter wieder anders aus. Du siehst, wir Foto-wandern durch das Gasterntal und kommen nur langsam voran, weil es so viel zu entdecken gibt.

Die Felsformationen zu unserer linken Seite auf dem Weg nach Selden durch das Gasterntal sind stark zerklüftete kleine Spitzen.
Der Blick auf die Felsen ist immer wieder spannend.

Lange folgt der Weg der Kander bis es dann noch einmal ein paar Höhenmeter durch den Wald zu bewältigen gilt. Oben trifft man den Fahrweg. Nun ist es nicht mehr weit nach Selden.

Auf dem Fahrweg in Selden leuchten die Laubbäume orange in der Sonne, während die Bergspitzen am Ende des Gasterntals schon Puderzucker habe.
Ankunft in Selden

Von Selden nach Kandersteg

Selden ist eine Ansammlung von mehreren Sommerhäusern und drei gemütlichen Gasthäusern, die nur saisonal betrieben werden. Das war nicht immer so. Der Name Gasterntal kommt von gasteren, was im Dialekt der Einheimischen so viel wie übernachten bedeutet. Früher wurde Selden ganzjährig bewohnt und bot den Reisenden über den Lötschepass Nahrung und Unterkunft.

Während die ersten Häuser in Selden im Gasterntal schon winterfest gemacht wurden, blühen bei anderen noch die Geranien am Balken
Die einen geniessen noch den Herbst, die anderen sind schon vorbereitet auf den Winter

Hier im Weiler Selden gibt es Strom und eine lange Hängebrücke, die über das breite Bett der Kander führt. Da wir uns entschieden haben, für den Rückweg den Rufbus zu nutzen, haben wir noch etwas Zeit zum Verweilen. So besuchen wir als Erstes die Hängebrücke, laufen durch die Steine im Flussbett und geniessen eine Suppe auf der Sonnenterrasse im Berghotel Steinbock.

Der Rufbus fährt von Juni bis Oktober von Kandersteg Bahnhof bis ins Gasterntal nach Selden und zurück. Er hat einen Fahrplan, fährt aber nur, wenn er vorher per Telefon (+41 (0) 33 671 11 72) reserviert wurde.

Am Waldhus steigen weitere Leute ein und dann wird der Fahrweg abenteuerlich. In der engen Schlucht wurde der Fahrweg den Felsen abgetrotzt und führt durch Tunnel und Felsengalerien. Deshalb dürfen Fahrzeuge auch nur 2,2 m hoch und 2 m breit sein. Und da es hier keinerlei Ausweichmöglichkeiten gibt, regelt die Uhrzeit, wer wann fahren darf. Bergfahrten von Kandersteg ins Gasterntal sind jede Stunde stets von 45 bis 05 möglich. Talfahrten von 15 bis 35.

Ein grob in den Fels gehauener Tunnel ist Teil der Strasse durch die Schlucht von Kandersteg ins Gasterntal und weiter nach Selden.
Teilweise führt die Strasse auch unter Felsüberhängen direkt am Abgrund entlang.

Solltest du mit deinem Auto von Kandersteg ins Gasterntal fahren wollen, musst du am Eingang zur Schlucht am Automaten eine Maut für den Strassenunterhalt zahlen. Parkplätze gibt es am Waldhus und in Selden viele.

Der Fahrer kennt seine Strasse, dennoch sind wir froh, als wir am Ende der Schlucht aussteigen können. Bis wir den Parkplatz an der Seilbahnstation wieder erreicht haben, sind wir bereit für ein weiteres Highlight, mit dem unsere Herbsteskapade in Kandersteg dann endet. Auf dem Rückweg nach Hause halten wir noch am Blausee, auch wenn wir uns nicht vorstellen können, dass die Eindrücke vom Gasterntal noch übertroffen werden können.

Herbst am Blausee – Farbe ist Programm

Auch, wenn der Blausee genauso wie der Oeschinensee zu den sehr touristischen Zielen in der Nähe von Kandersteg zählen, sollte man sie nicht links liegen lassen. Schliesslich hat es einen Grund, dass diese beiden Seen so oft besucht werden. Den Besuch des Blausees solltest du jedoch auf die Randzeiten verlegen. Wobei wir beobachtet haben, dass die meisten Besucher sich nur rund um den See gruppieren. Sobald man sich vom See entfernt, sind deutlich weniger Leute unterwegs. Eine andere Möglichkeit wäre es, direkt im Hotel & Spa Blausee zu übernachten.

Blau leuchtet der Schriftzug Blausee. Eingerahmt wird das strahlende Blau vom farbigen Herbstwald, in dem sich Laubbäume und Nadelbäume abwechseln.
Schon am Eingang leuchten die Farben um die Wette.

Der Blausee ist in den Grundwasserstrom des Kandertals eingesenkt und hat einen unterirdischen Zu- und Abfluss. Deshalb unterliegt die Wassertemperatur auch nur sehr geringen Schwankungen von 10 Grad im Sommer und ungefähr 6 Grad im Winter. Das sehr klare Wasser mit dem hohen Mineraliengehalt ist verantwortlich für die unglaubliche Farbe des Blausees. Allerdings hängt die Farbe auch ein wenig vom Lichteinfall ab. Gegend Abend veränderte sich die Farbe mehr zu Türkisgrün.

Tipp: Besondere Events des Hotels finden ab Ende November statt. Von Eisschwimmen über Sonntags-Brunch, Tauchen bis hin zu einem Weihnachtsmarkt.

Der Blausee in herbstlicher Abendstimmung.
Der Naturpark ist von 9 bis 21 Uhr geöffnet. Das Ticketoffice schliesst sehr viel früher.
Das blaue Wasser des Blausees garniert mit orangen Buchenblättern und Forellen, die knapp unter der Oberfläche schwimmen.
Das Buchenlaub gibt dem Blausee hier ein gewisses Etwas. Das Bild ist entstanden als die Sonne noch schien.

Fast mehr als die Farbe des Blausees haben uns die grossen Gesteinsbrocken in der Umgebung fasziniert. Diese haben eigenwillig grüne Linien. Erst dachte ich an eingehende Pflanzen, aber diese grünen Streifen fassen sich genauso rau wie der Fels an. Häufig sind die Linien unter Moos verborgen.

Ein grauer Felsbrocken mit grünen Linien, die sich um den ganzen Fels ziehen. Darauf hat sich ein Nadelbaum gesetzt, der den Fels mit seinen Wurzeln umschlingt. Überall liegt das Buchenlaub auf dem Boden. Herbst ist eine wunderbare Jahreszeit am Blausee.
Hier siehst du die grünen Linien, die sich um den gesamten Felsbrocken ziehen.

Mit einer bewegten Langzeitbelichtung (ICM) erhält der Wald einen märchenhaften Charakter. Da es sowieso schon recht dunkel war, habe ich mir Zeit für die verschiedensten ICM Bilder genommen.

Durch die Kamerabewegung sieht das Foto vom Wald am Blausee wie gemalt aus.
Märchenwald am Blausee

Wege und Wanderungen

Durch den Naturpark Blausee führen verschiedene Wege. Auf einem der Wege kommst du durch ein Felsenlabyrinth zu den Becken der Forellenzucht. Auf einem anderen Weg kannst du die Aussicht geniessen.

Vom Licht der untergehenden Sonne angestrahlte Berge, die teilweise sogar schneebedeckt sind. Der dunkle Tannenwald, die gelb-orangen Buchenbäume. Der Blick von einem Hügel oberhalb des Blausees ist fantastisch.
Fantastischer Blick

Es führen aber auch zahlreiche Wanderrouten vom beziehungsweise zum Blausee, der zwischen Kandersteg und Frutingen auf ungefähr 900 m Höhe liegt. So kannst du von Kandersteg ein Stück dem Bahnwanderweg Lötschberger Nordrampe zum Blausee folgen. Vom Parkplatz Blausee erreichst du in ungefähr 30 Minuten die Felsenburg, mit einem 12 m hohen Turm. Dort kann man eine herrliche Aussicht geniessen. Dafür hat unsere Zeit dann aber leider nicht mehr gereicht. Durch das Kandertal könntest du auch bis nach Frutingen laufen und das Tropenhaus besuchen.

Abends gehen die Lichter am Blausee an und setzen die Felsen in Szene.
Abends werden die Felsen am Hauptweg zum Blausee beleuchtet und schaffen eine ganz besondere Stimmung.

Oeschinensee, Gasterntal oder Blausee – ich könnte nicht sagen, welcher dieser Ausflüge unserer Herbsteskapade in Kandersteg unser Favorit wäre.

Unsere Herbsteskapade in Kandersteg endet mit dem Besuch des Blausees und dem Wunsch wiederzukommen. Der Herbst mit seiner Laubfärbung ist eine wundervolle Jahreszeit zum Wandern. Suchst du weitere Ausflüge im Berner Oberland, dann schau dir doch die Herbsteskapade in Lauterbrunnen und Mürren oder am Genfersee an. Auch einen Besuch am Brienzersee und der Stadt Thun, dem Tor zum Berner Oberland, können wir sehr empfehlen.

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4 Comments

  1. Hallo Susan, wow, welch tolle herbstliche Landschaft ihr erkundet habt. Die Farben sehen echt wunderschön aus! Wahnsinn, dass es diese Orte in Europa fast direkt vor unserer Haustür gibt.
    LG Julita

  2. Liebe Susan,

    ich bin ganz deiner Meinung: Der Herbst ist eine tolle Jahreszeit zum Wandern! Und die Farben hast du mit Farben – und mit Worten – wunderbar eingefangen. Von Kandersteg habe ich noch nie gehört, muss ich gestehen. Aber dein Artikel macht Lust, dort mal ein Wanderwochenende einzuplanen. Vielen Dank für die Anregung!

    Liebe Grüße
    Elke

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