Sommereskapade – zwei spektakuläre Tage am Brienzersee
Hast du schon einmal das unglaubliche Türkis des Brienzersee bewundert? Mit einer Tiefe von 260 m ist der Brienzersee der tiefste See der Schweiz, der vollständig auf Schweizer Gebiet liegt. Entsprechend erfrischend ist ein Bad im See. Wir waren hier aber nicht nur zum Schwimmen. In diesem Beitrag nehme ich dich mit auf das Brienzer Rothorn. Dort erleben wir, wie schnell sich das Wetter in den Bergen ändern kann. Dennoch wandern wir und geniessen die anschliessende Abkühlung im See doppelt. Am Abend wird die Bergwelt rund um den Brienzersee zur Theaterbühne. Die Hauptdarsteller sind spektakuläre Blitze und eine Regenfront, die von Interlaken nach Brienz zieht. Auch am nächsten Morgen zieht noch eine Gewitterfront durch, aber danach wird es schön feuchtwarm. Da bietet sich eine kleine Wanderung im Wald zu den Giessbachfällen an. Auf dem Rückweg besuchen wir dann noch die Aareschlucht, die sich unweit von Brienz befindet.
Zwei Tage am Brienzersee hört sich nicht nach viel an und dennoch war die kleine Auszeit so erlebnisreich, wie ein Kurzurlaub nur sein kann. Lass dich inspirieren, nutze unsere Tipps und mache dir selber ein Bild. Weitere Ausflugstipps für die Umgebung erhältst du am Ende des Beitrags.
Mit dem Zug zum Brienzer Rothorn
Update: Eine Regen- und Gewitterzelle hat derart grosse Schäden an der Brienzer Rothorn Bahn verursacht, dass der Saisonbetrieb 2024 vorzeitig eingestellt wurde. Ziel ist es laut Unternehmen zur Saison 2025 wieder planmässig zu starten. Bitte informiere dich auf der Website der Brienz Rothorn Bahn.
Sommerzeit ist Ferienzeit, entsprechend ist viel los auf dem Bahnhof der Brienz Rothorn Bahn. Da wir nicht wussten, wann wir ankommen, hatten wir vorab kein Ticket gekauft. Und während wir uns schon einen Plan B zurechtlegen, weil der Computer erst am Nachmittag wieder verfügbare Tickets für die Fahrt auf das Brienzer Rothorn hat und wir uns ganz langsam in der langen Schlange dem Ticketschalter nähern, passiert ein Wunder. Vor uns werden vier Tickets zurückgegeben und so können wir uns sofort mit dem zehn Minuten später abfahrenden Zug auf das Brienzer Rothorn begeben.
Tipp: Ist dir dieses Vabanquespiel zu riskant, kannst du dir vorab dein Ticket am Schalter oder online kaufen. Zum stolzen Ticketpreis wird dann eine Gebühr von 8 SFr fällig wird. Am Wochenende fahren die Züge im Sommer bereits früher auf den Berg. GA und Halbtax führen zu einer Preisreduktion von 50 Prozent. Eine garantierte Mitfahrt hast du nur bei der Bergfahrt. Auf dem Rückweg werden die Züge so befüllt, wie du in der Schlange stehst.
Die Brienz Rothorn Bahn ist die älteste Dampfzahnradbahn der Schweiz. Sie quält sich dampfend seit 1892 die 15 km auf das Rothorn hoch. In Zeiten grosser Nachfrage werden zusätzlich zu den Dampflokomotiven auch Dieselloks eingesetzt. Die Dampfromantik will bei den dunklen Schwaden nicht so recht aufkommen. Was auch immer die Dampfloks für eine Kohle verbrennen, es stinkt gewaltig, vor allem in den Tunneln wird es atemberaubend. Bergauf hatten wir Glück und ergatterten einen Platz in einem Diesellok geschobenen Zug. Auf der Teilstrecke nach unten wurden wir dann jedoch ordentlich geräuchert.
Spektakuläre Sicht vom Brienzer Rothorn
Die Brienzer Rothorn Bahn kommt ungefähr eine Stunde nach Abfahrt etwas unterhalb des Gipfels an. Auf dem Weg zum Gipfel kommst du am Berghaus Rothorn Kulm vorbei.
Hier kann man auch übernachten. Etwas weiter oben mündet die Seilbahn von Sörenberg unterhalb des Gipfels. Im Gegensatz zum Dampfzug fährt die Seilbahn auch im Winter, nur jetzt im Sommer 2023 befindet sie sich in grosser Revision, sodass auch das zur Seilbahn zugehörige Restaurant geschlossen bleibt.
Vom Brienzer Rothorn mit seiner Höhe von 2.350 m hast du eine spektakuläre Sicht. Spielt das Wetter mit, kannst du sage und schreibe 693 Berggipfel erkennen. Wir hatten Glück und konnten die ersten 50 Minuten nach Ankunft auf dem Brienzer Rothorn noch einigermassen die Sicht geniessen, auch wenn es schon sehr diesig war. Dann jedoch ergoss sich eine Wolke über den Berg und in null Komma nichts waren wir von Wolken eingehüllt und es kühlte deutlich ab. Anschliessend setzte noch ein kurzer Regen ein.
Zwischen den beiden Bildern liegen 2 Minuten.
Die Wettervorhersage von Meteo Swiss lag mal wieder daneben, während uns ein deutsches Ehepaar erklärte, dass ihre deutsche Wettervorhersage den Regen exakt vorhergesagt hatte. Die Regenjacken liegen jedenfalls gut im Auto. Eigentlich wissen wir, wie schnell das Wetter in den Bergen wechseln kann. Immerhin die wärmenden Jacken hatten wir dabei. Allerdings sehen wir oben auch immer wieder Touristen mit Flipflops und schicken Sandalen. Auch wenn die Brienz Rothorn Bahn eine bequeme Fahrt auf den Gipfel des Brienzer Rothorns ermöglicht, so sollte man nicht vergessen, dass man im Hochgebirge unterwegs ist.
Wandern mit dem Wanderticket der Brienz Rothorn Bahn
Mit dem Wanderticket der Brienz Rothorn Bahn kannst du zur Planalp wandern. Entweder du wanderst direkt zur Planalp oder wanderst über das Lättgässli und den Chruterenpass. Der Nachteil, wenn du zur Planalp wanderst, ist, dass du dann dort an der Haltestelle ausharren musst, bis ein Zug noch freie Plätze hat. Damit du nach unten kommst.
Mir hätte der obere Weg auf dem Grat und durch die Wiesen mit Blick auf den Brienzersee sehr gefallen, aber das Wetter war uns zu unsicher.
So sind wir bis zur Planalp gefahren und dann nach Brienz gewandert. Es gibt zwei Wege, die mit 10 Minuten Differenz ab Planalp ausgeschildert sind. Wir haben den kürzeren Weg in linker Richtung vom Wegweiser aus gesehen, genommen. Ein schöner Wanderweg sieht für mich anders aus. Den grössten Teil der Strecke ging es auf Wegen mit viel losem Gestein steil bergab.
Knie und Knöchel fanden es irgendwann nicht mehr witzig. Dafür schienen die Jogger überhaupt kein Problem mit dem Weg zu haben. Schnell hüpften sie mehr, als dass sie rannten, an uns vorbei.
Vollkommen überhitzt und fertig kamen wir schliesslich bei unserem Hotel Wildbach etwas ausserhalb von Brienz an. Unser Zimmer mit Balkon war sehr hübsch. Allerdings hat das Restaurant montags und dienstags geschlossen. Das muss kein Nachteil sein, denn dann ist es ruhig. Allerdings muss man noch einmal los und in Brienz sind die beiden Restaurant-Ruhetage sehr verbreitet.
Wir haben uns erst einmal schwimmend im wunderbar türkisfarbenen Brienzersee abgekühlt.
Gewitter am Brienzersee
Wir erleben zwei Gewitter am Brienzersee. Das erste geht abends nieder und bringt etwas Abkühlung. Das Wetter zieht von Interlaken her an und verdunkelt den Himmel dramatisch.
Die Front zieht weiter und entlädt punktuell ihre Regenmassen.
Und weil es so schön war, zieht am Morgen ein weiteres Gewitter vorbei. Allerdings gelingt es mir nicht bei Tageslicht die Blitze einzufangen. Die Wolkenbilder sind aber auch sehr spektakulär.
Mein Tipp, wenn du eine Unterkunft am Brienzersee buchst, nimm unbedingt ein Zimmer mit Seesicht. Ob im Abendrot angeleuchtete Berge oder der Sonnenaufgang, die verschiedenen Schattierungen von Türkis des Sees, der Blick ist spannender als Kino. Wenn der Beitrag hilfreich für dich ist, buche doch über unseren Link deine nächste Übernachtung. Wenn du in Brienz übernachtest, bezahlst du eine Kurtaxe. Im Gegenzug erhältst du eine Gästekarte, mit der du Vergünstigungen auf verschiedene Aktivitäten bekommst.
Giessbachfälle – einfach spektakulär
Ein Muss ist der Besuch der Giessbachfälle, wenn du am Brienzersee bist. Vielleicht möchtest du dir eine Übernachtung im märchenhaften Grandhotel Giessbach wie die Schönen und Reichen zur Zeit der Belle Epoque gönnen. Dann hast du ausreichend Zeit, in die abwechslungsreiche Geschichte des Grandhotels und der Giessbachfälle einzutauchen und die abendliche Beleuchtung zu geniessen.
Aber auch als Tagesbesucher hast du verschiedene Möglichkeiten, die Giessbachfälle zu erkunden. Die einfachste Möglichkeit ist eine Fahrt mit dem (Dampf)Schiff. Die Schiffe halten zwischen Interlaken und Brienz an verschiedenen Haltepunkten am Brienzersee. Steigst du in Giessbach (See) aus, kannst du anschliessend mit einer nostalgischen Drahtseilbahn von der Schifflände nach oben zum Hotel Giessbach fahren. Dort kannst du dich auf eine Wanderung durch den Wald, vorbei an den verschiedenen Kaskaden der Giessbachfälle begeben. Die Wanderung um die Giessbachfälle ist ausgeschildert.
Wir fahren gleich morgens nach dem Frühstück die schmale Axalpstrasse zum Parkplatz hoch und werden mit wenig Verkehr und menschenleeren Wasserfällen belohnt. Der Parkplatz kostet unabhängig von der Parkdauer 10 SFr am Tag. Dies ist als Unterstützungsbeitrag für den Erhalt des Naturparks Giessbach zu verstehen. Weitere Kosten fallen nicht für den Besuch der Giessbachfälle an. Anschliessend besuchen wir auf dem Rückweg noch die Aareschlucht.
Die schäumenden Giessbachfälle stürzen in 14 Stufen über 500 m tief in den Brienzersee. Auf urigen Waldwegen geht es zu den Giessbachfällen. Der Wanderweg ist nicht für Kinderwagen geeignet und auch Fahrradfahrer dürfen nur auf bestimmten Wegen fahren. Beliebt ist auch die Wanderung von Iseltwald zu den Giessbachfällen.
Spektakulärer Spaziergang durch die Aareschlucht
Jahrtausende hat sich das Wasser der Aare durch den Kalkstein gegraben und eine spektakuläre Schlucht geschaffen. Seit über 100 Jahren kann die Aareschlucht nun schon besichtigt werden. Es gibt zwei Eingänge in die zwischen Meiringen und Innertkirchen gelegene Aareschlucht. Der Haupteingang ist der Eingang West in die Aareschlucht. Hier gibt es zahlreiche kostenlose Parkplätze und auch die Bahnstation ist ganz in der Nähe. Der Eingang Ost führt über Treppen nach unten in die Aareschlucht, während der Weg vom Westeingang eben ist.
Der Eintritt in die Aareschlucht beträgt für Erwachsene 10 SFr. Es gibt für Gästekarten verschiedene Ermässigungen. Von Donnerstag bis Samstag wird ein Teil der Aareschlucht von 18.30 bis 22.00 Uhr beleuchtet. Der beleuchtete Abendrundgang ist aber nur vom Eingang West aus möglich.
Kinderwagen und Hunde sind auf den Stegen in der Aareschlucht erlaubt. Überlege es dir aber gut. Die Aareschlucht ist an der schmalsten Stelle nur 1 m breit. Die Stege sind häufig weniger als einen Meter breit. Da die Schlucht in beiden Richtungen begangen werden kann, ist es schon so sehr eng. Der uns entgegenkommende Buggy musste den Leuten über die Füsse fahren, weil der Platz nicht ausreichte. Hunde haben wir von klein bis gross in der Schlucht gesehen, aber so richtig glücklich wirkten die nicht beim Gang durch die Tunnel und auf den Stegen. So wurden die kleineren Hunde auch meist getragen.
In der 1.400 m langen Aareschlucht wohnt Familie Tatzelwurm. An der Kasse gibt es eine Wettbewerbskarte, für die Fragen beantwortet werden müssen, was den Besuch der Aareschlucht für Kinder recht unterhaltsam macht.
Wir durften in der Aareschlucht eine besondere Lichtstimmung geniessen, denn über dem Wasser lag eine Dunstschicht, in der sich das Sonnenlicht brach.
In der Aareschlucht gibt es Gletschertöpfe, den sogenannten Hasliadler, einen Wasserfall und Kavernen aus dem 2. Weltkrieg zu sehen. Dennoch sind die Geräusche des Wassers, die Aus-und Einblicke in der engen Schlucht, die Lichtstimmung für uns das, was das Naturspektakel Aareschlucht ausmacht. Und weil es so schön war, sind wir auch den gleichen Weg zurückgegangen und nicht dem Rundwanderweg gefolgt.
Hinweis: Spektakulärere Gletschertöpfe kannst du in Graubünden im Gletschergarten in Cavaglia sehen.
Hast du mehr Zeit in der Gegend am Brienzersee, dann bieten sich auch Ausflüge nach Lauterbrunnen, Kandersteg, Thun oder zu den Beatushöhlen an. Mit Kindern solltest du keinesfalls das Freilichtmuseum Ballenberg verpassen. Wir waren oft dort, als die Kinder noch klein waren. Und vom Eingang Innertkirchen in die Aareschlucht ist es auch nicht mehr weit zum spektakulären Grimselpass.
Und falls du eine Pässetour machen möchtest, kannst du gleich noch dem schmelzenden Rhonegletscher unterhalb des Furkapasses einen Besuch abstatten.
Hi Susan
Toller Bericht der Lust auf die Region und die Schweiz macht. Ich glaube die Schweiz rückt auf unserer Liste fürs nächste Jahr, ein bisschen weiter nach oben.
Mike
Hallo Mike,
ja, in der kleinen Schweiz gibt es eine hohe Dichte an Naturwundern, spektakulären Aussichten, schönen Seen, Bergpässen, charmanten Städtchen und und und. Inspirationen für die Schweiz findest du auch auf meiner Website.
Liebe Grüsse
Susan
Wahnsinn. So ein Gewitter in den Bergen ist ja immer viel dramatischer, als im Flachland. Den See kenne ich nur dem Namen nach. Werde ich mir auf jeden Fall merken!
Hallo Charis,
wir haben in den letzten beiden Wochen so viele Gewitter gehabt, dass meine Gefühle zwischen Faszination und Grauen (wenn ich an meinen verhagelten Garten denke) schwanken. Aber du hast absolut recht, in den Bergen sind diese Gewitter noch um einiges dramatischer.
Liebe Grüsse
Susan
Herrlich der Brienzersee. Liegt bei mir nur eine halbe Autostunde entfernt. Tatsächlich war ich noch nicht in der Aareschlucht und zum Brienzer Rothorn möchte ich auch unbedingt fahren. Ab Juni düsen die Bahnen endlich wieder nach oben.
Liebe Grüsse
Lisa
Hallo Lisa,
ja, die Ferne kennen wir häufig besser als unsere nähere Umgebung. Danke für deinen Hinweis, dass die Brienz Rothorn Bahn erst an Anfang Juni fährt. Den Betrieb stellt sie am 22. Oktober ein, da hast du also noch ein wenig Zeit.
Liebe Grüsse
Susan, die jetzt mal auf deinem Blog schmökern geht
Wow, das sieht ja schön aus! Die Schweiz hat wirklich tolle Ecken. Wenn es bei Euch nicht so teuer wäre, käme ich bestimmt öfter mal vorbei 😉
Hallo Sabine,
das Gerücht hält sich hartnäckig, dass die Schweiz so teuer ist. 😉 Ich finde ja, dass die Schweiz sich da inzwischen in bester Gesellschaft mit vielen anderen schönen Reisedestinationen befindet. Vielleicht, schaust du wieder einmal vorbei?
Liebe Grüsse
Susan