Das raue Cabo Espichel und die malerische Lagoa de Albufeira
Cabo Espichel bildet die südwestliche Landspitze der Setubal Halbinsel, ungefähr 40 km von Lissabon entfernt. Der Leuchtturm von Kap Espichel, Farol do Cabo Espichel, warnt Schiffe vor den spektakulären Felsklippen entlang der Küste. Das Kloster Santuário de Nossa Senhora do Cabo Espichel ist ein bedeutender Wallfahrtsort und vermittelt den Eindruck eines Filmsets. Von der kleinen Kapelle Ermida da Memória aus geniesst man spektakuläre Ausblicke auf die Umgebung. Während Wanderungen auf dem Cabo Espichel, ob kurz oder lang, gibt es viel zu entdecken, einschliesslich prähistorischer Dinosaurierspuren. Bei einem Tagesausflug zum Cabo Espichel können Abenteuer und Geschichte perfekt mit einem Besuch an den Stränden der Lagoa de Albufeira kombiniert werden.
Lass dich von unserem Beitrag zu einem perfekten Tagesausflug inspirieren und mache dir dein eigenes Bild. Auch die Küste südlich von Kap Espichel bietet viele Highlights. Davon kannst du dich im Beitrag «Auf kleinen Strassen von Lissabon an die Algarve» überzeugen.
Anreise zum Cabo Espichel
Von unserer Unterkunft an der Costa da Caparica gibt es keine direkte Küstenstrasse zum Cabo Espichel, weil die Lagoa de Albufeira weiträumig umfahren werden muss. Dennoch ist der Weg, der uns nach der Autobahn und unzähligen Kreiseln auch an der kleinen Lagune (Lagoa Pequena) – einem Vogelschutzgebiet – vorbeiführt bis zum Cabo Espichel malerisch und abwechslungsreich.
Hinweis: Die Vogelbeobachtungsstation an der Lagoa Pequena beendet ihren Einlass jeweils eine Stunde vor Schliessung. Deshalb kommen wir vor der Mittagspause nicht mehr rein. Ansonsten könnte man hier auf Stegen über das Wasser und durch die Schilfgürtel laufen und von Beobachtungshäusern Vögel beobachten. Öffnungszeiten Mi, Fr, Sa, So: Hauptsaison (Mitte Juni – Mitte September) 10.30 bis 12.30 und 14.00 bis 18.30; Nebensaison 9.00 bis 13.00 und 14.00 bis 17.00.
Die Strasse zum Kap Espichel auf der Setubal Halbinsel führt uns durch alte Pinienwälder. Die Luft ist unglaublich würzig. Hier wachsen mit grösseren Abständen voneinander grosse Schirm-Kiefern auf dem Sandboden. Auch Korkeichen, deren untere Stämme geschält sind, sieht man immer wieder. Kleine Dörfer mit zunehmend schlechteren Strassen säumen den Weg im weiteren Verlauf der Fahrt.
Lässt man die letzte Siedlungen hinter sich, wird die Vegetation niedriger, buschig und häufig stachelig. Und dann taucht endlich das Kloster Santuário de Nossa Senhora do Cabo Espichel vor dem Auge auf. Wir fahren jedoch erst am Kloster vorbei zum Leuchtturm auf Kap Espichel. Eben schien die Sonne noch strahlend vom Himmel und kaum nähern wir uns der Küste wieder, ziehen tiefe Wolken über uns.
Rund um das Kap Espichel
Schottlandfeeling am Leuchtturm von Cabo Espichel
Hier am Leuchtturm von Kap Espichel zerrt sofort der Wind an unserer Kleidung und wir frösteln leicht. Durch die tiefziehenden Wolken entsteht eine mystische Stimmung, welche uns sofort an Schottland erinnert.
Die karge Landschaft mit den steilen Klippen ist also das Kap Espichel, welches auch Hollywood schon begeisterte. Hier wurden Szenen für die Verfilmung des Geisterhauses von Isabell Allende gedreht. Auch weitere Filme haben die wildromantische Landschaft verewigt (Lisbon Story, The invisible circus).
Die Küste fällt am Kap Espichel steil zum Meer ab. Vor allem bei den Klippen am Leuchtturm vom Kap Espichel ist Vorsicht geboten. Die Klippen bestehen aus Fels und einem sehr lockeren Sedimentgestein, sodass Wind und Wasser an der Küste nagen. Der Boden hängt teilweise in der Luft. Und im Gegensatz zum Gelände rund um die Wallfahrtskirche vom Cabo Espichel ist beim Leuchtturm nichts abgesperrt.
Der Leuchtturm vom Cabo Espichel gehört zu den ältesten Leuchttürmen Portugals. Dieser wurde 1790 erbaut und mehrfach renoviert. Sein Licht sieht man noch in einer Distanz von 48 km. Er bildet das Gegenstück zum Leuchtturm am Cabo da Roca nördlich von Lissabon.
Den Leuchtturm im Rücken wenden wir uns zuerst nach links und sehen Ruinen etwas entfernt im Nebel auftauchen. Da die Lichtstimmung einzigartig ist, machen wir einen kleinen Abstecher.
Tipp: Im Nachhinein lerne ich, dass wir die Ruinen auch von innen hätten besichtigen sollen. Falls dich lost places interessieren, schau in die Ruinen hinein.
Auf der anderen Seite des Leuchtturms hast du einen wunderbaren Blick auf die Wallfahrtskirche mit Pilgerunterkünften am Cabo Espichel und siehst wie die Küste hier geologisch entstanden ist. Die Lichtverhältnisse ändern sich mit jeder vorbeiziehenden Wolke. Die Einsamkeit und Lichtstimmung dieses Ortes verzaubern uns. Es fällt uns schwer, uns zu lösen. Aber dann ist von jetzt auf gleich die Stimmung vorbei und die Sonne scheint, als wären nie tiefe Wolken über uns gezogen.
Das Heiligtum von Cabo Espichel – die Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Cabo Espichel
Als wir uns endlich zum Wallfahrtsort vom Cabo Espichel begeben ist es Mittag und die Sonne scheint. Da die Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Cabo Espichel von 12 -14 Uhr geschlossen ist, wirkt das menschenleere Gebäudeensemble mit Pilgerunterkünften fast wie eine Filmkulisse.
1410 soll dort, wo heute die Kapelle Ermida da Memória steht, die Jungfrau Maria erschienen sein. Es folgte 1432 die Gründung der Bruderschaft Nossa Senhora do Cabo Espichel. König Peter II ist der Bau der barocken Wallfahrtskirche Igreja de Nossa Senhora do Cabo zu verdanken. Im Gegensatz zu den weiteren Gebäuden, die bis 1770 entstanden und sehr verfallen sind, ist die Kirche im Inneren sehr beeindruckend. Vor allem die perspektivische Malerei und der Hochaltar sind absolut sehenswert.
Allerdings siehst du hier keine Bilder vom Inneren der schönen Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Cabo Espichel, weil fotografieren und filmen jeder Art verboten ist. Eine alte Dame wacht streng darüber, dass Regeln in der Kirche eingehalten werden. Nach der Mittagsschliessung der Kirche wird es voller auf Kap Espichel.
Die Gebäude neben der Wallfahrtskirche am Kap Espichel dienten als Unterkünfte für die Pilger. Bei näherem Hinsehen sieht man, wie stark zerfallen sie sind. Allerdings beginnt man langsam mit den Restaurationen. So wurden das Wasserreservoir und das Aquädukt bereits instandgesetzt.
Dino Spuren am Cabo Espichel
Da wir recht spontan zu unserem Roadtrip durch Portugal aufgebrochen sind, werden wir vom Hinweisschild zu den Dinosaurierspuren an der Strasse kurz vor dem Heiligtum am Cabo Espichel überrascht. Und da diese Reise unter dem Motto zufällig entdecken steht, beschliessen wir dem Hinweisschild zu folgen, ohne zu wissen, wohin es uns führt.
So ganz ohne Zeitangabe und ohne Vorstellung, was uns erwartet, laufen wir abwärts. Immer, wenn wir denken, das kann doch nicht richtig sein, kommt wieder einmal ein Wegweiser. So laufen wir 25 Minuten immer in der Hoffnung, gleich kommen die Dinosaurierspuren. Alss wir sie endlich erreicht haben, sind wir etwas ernüchtert. Der Weg führt nämlich auf einen Felsvorsprung, von dem aus man den Felsen, auf dem das Kloster am Cabo Espichel steht, gut sehen kann. Und darauf sollen sich die Kratzspuren von Dinosauriern befinden? Auf dem Hinweisschild sind die Stellen markiert, aber selbst mit viel Fantasie sind die Spuren für uns sehr schwer vorstellbar.
Die Spuren der Dinosaurier sind etwas enttäuschend. Allerdings kann es sein, dass wir nicht weit genug gelaufen sind, denn es muss noch weitere Dinosaurierspuren geben. Diese werden jedoch der Legende nach dem Maultier, welches die Jungfrau Maria zur Kapelle getragen hat, zugeschrieben.
Wir jedenfalls laufen in der Hitze den Weg zurück. Wenigstens kommt ab und zu ein kühler Lufthauch vom Meer und kühlt den Kopf, während der Boden Hitze abgibt, als würden wir im Backofen laufen.
Die Lagoa de Albufeira
Nach diesem Spaziergang zu den Dinosaurier Spuren am Cabo Espichel haben wir uns ein wenig Abkühlung verdient. Deshalb fahren wir zur Lagoa de Albufeira. Je näher wir kommen, desto deutlicher wird es, dies ist ein beliebtes Feriengebiet. Überall überbieten sich Unterkünfte mit gepflegten Gärten und buhlen um die Gunst der Gäste. Und dann sehen wir die Lagune von oben. Zwischen dem offenen Meer und der Lagune von Albufeira liegen ungefähr 300 m feinster Sandstrand aufgetürmt, so dass die Lagune momentan kein Frischwasser bekommt. Bevor die Welt am Meer endet, empfängt ein grosser Parkplatz die Besucher. Es ist wenig los. Das Meer sieht man vom Parkplatz nicht mehr.
Wir laufen fasziniert mit all unseren Badesachen zur Lagune Albufeira. Da einige Einheimische im meist flachen Wasser der Lagune spazieren gehen, probieren es die Mädels auch. Das Wasser hat angenehme Temperaturen, aber in der Lagune treiben tote Quallen. Der schlammige Untergrund und der leichte Fäulnisgeruch, welcher aufsteigt, sind nicht einladend.
So erkunden wir lieber das Meer. Es geht kurz flach rein und dann wird es abrupt tief. Zum Schwimmen ist es hier weniger geeignet, dafür macht das Wellenspringen Spass. Wobei die Wellen kräftig sind und das Wasser eiskalt ist.
So fühlt sich Urlaub an. Im Sand trocknen, den E-Reader in der Hand und die Sonne auf der Haut. Obwohl wir die Lagune von Albufeira erst am späten Nachmittag erreichten, brennt die Sonne noch ordentlich. Wir bleiben bis uns der Hunger weitertreibt.
Abendessen in Costa da Caparica
Von der Lagune von Albufeira fahren wir direkt nach Costa da Caparica und folgen der Strasse in Richtung Meer. Am letzten grossen Kreisel, das Meer in Sichtweite gibt es einen grossen Parkplatz. In den Holzverkleideten Gebäuden befindet sich neben der Polizei auch die Tourist-Information.
Links reihen sich moderne Appartementhäuser, Geschäfte und Hotels wie die Perlen einer Kette aneinander. Ein Restaurant neben dem anderen wartet auf Gäste. Parkplätze entlang der Strasse gibt es auch viele.
Costa da Caparica hat auch eine nette kleine Fussgängerzone mit vielen Geschäften. Wir jedoch lassen uns von den Speisekarten der Restaurants leiten. Erst als wir sitzen, sehen wir den grossen Flachbildschirm auf der Terrassen. So kommt es, dass sich vier Schweizer unter lauter Intalienfans befinden, als das Fussballspiel Schweiz gegen Italien angepfiffen wird. Mit diesem Erlebnis endet ein spektakulärer Tagesausflug, der am Cabo Espichel mit Schottlandfeeling am Leuchtturm angefangen hat.
Suchst du noch weitere Inspirationen für deine Portugalreise, auf denen du dich wie ein Entdecker fühlen kannst, dann schau dir doch mal den Beitrag zu den Naturwundern im Parque Natural das Serras de Aire e Candeeiros nördlich von Lissabon an oder wie wäre es mit einem Ausflug zu den Berlengas vor der Küste Portugals? Natürlich dürfen auch die Sehenswürdigkeiten von Lissabon, Sintra, Mafra und ein Besuch des Bilderbuchstädtchens Obidos nicht fehlen.
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