Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil

Schottland, das sind Berge, die den Himmel und das Meer berühren, das sind raue Landschaften, die in unserem Inneren etwas zum Klingen bringen, alte Gemäuer und viele Geschichten. Es ist Weite, Einsamkeit, Wind und Regen und manchmal Sonnenschein. So viele Reisen nach Schottland und wir bekommen einfach nicht genug. Dieses Mal reisen wir erstmals mit dem (eigenen) Wohnmobil durch Schottland. Und noch etwas ist anders, wir haben 7 Wochen Zeit für unseren Roadtrip durch Schottland. So lange waren wir noch nie mit unserem winzigen Wohnmobil unterwegs. Hier im Logbuch kannst du uns begleiten. (Dieses Intro bleibt immer oben, darunter kommt das neueste zuerst.)

Bilanz unseres Roadtrips durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil

6.10.23 mit einem herrlichen Sonnenaufgang landen wir in Rotterdam und fahren die 800 km durch die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich zurück in die Schweiz. Damit schliesst sich der Kreis einer wunderbaren Reise mit überwiegend traumhaften Wetter und zahlreichen Eindrücken.

Die Sonne steigt als runder glühender Ball über Rotterdam auf. Roadtrip durch Schottland
Die Reise endet mit traumhaftem Wetter, wie sie auch angefangen hat.

7.000 km in sieben Wochen haben wir zurückgelegt und dafür 1.265 SFr für Tankfüllungen ausgegeben. In Luxemburg sind die Preise für Kraftstoffe deutlich niedriger als in allen anderen Ländern. Für Parken und Autobahngebühren haben wir 130 SFr ausgegeben. Für die Fähren haben wir insgesamt 1.676 SFr bezahlt, wobei die Fähre Rotterdam-Hull und retour der grösste Batzen war.

Gespannt waren wir, ob sich die Anschaffung der Mitgliedschaften für den Caravan und Motorhome Club (CAMC) und den National Trust for Scotland gelohnt haben. Die Mitgliedschaft im CAMC hat uns 79 SFr gekostet. Tatsächlich gibt es recht wenig Campingplätze vom CAMC in Schottland. Die im Buch aufgeführten Farmen bringen kaum Ermässigung (0 bis 5 £), sodass wir die Kosten vor allem durch Ersparnisse während unserer Zeit in England wieder hereingeholt haben. Am Ende bleibt ein kleines Plus von 30 SFr. Der CAMC hat schöne und gepflegte Stellplätze mit sehr sauberen Sanitäreinrichtungen.

Die Waschmaschinen und Trockner auf den Campingplätzen haben uns 80 SFr gekostet.

Anders sieht es bei der Mitgliedschaft vom National Trust for Scotland aus. Die Mitgliedschaft hat uns 141 SFr gekostet. Gespart haben wir 244 SFr, sodass ein Plus von 103 SFr bleibt. Gut zu wissen ist, dass es wohl zwischen dem National Trust for Scotland und dem National Trust for England inzwischen eine Übereinkunft gibt, dass die Mitgliedschaft des einen auch im Geltungsbereich des anderen akzeptiert wird. In England hätten wir jedoch sehr oft die English Heritage Mitgliedschaft gebrauchen können.

Reist man länger durch Schottland, lohnt sich auch eine Mitgliedschaft im Historic Scotland. Wir haben jedenfalls an Eintrittsgebühren für Besichtigungen auf dieser Reise weitere 720 SFr ausgegeben.

Wie viel man für Lebensmittel und Restaurants ausgibt, hängt vom eigenen Lifestyle ab. Molkereiprodukte wie guter Käse, Sahne und Butter haben vergleichbare Preise zur Schweiz. Naturjoghurt im 500 g Becher ist mit mindestens 2,20 £ deutlich teurer als in der Schweiz. Fleisch dagegen ist sehr viel günstiger. Bei Obst und Gemüse hängt es stark davon ab, wo man es kauft und ob man sich im Camper Arbeit und Zeit spart und schon gerüstet abgepacktes Gemüse und Salate kauft, was wir schon wegen des Platzbedarfs im Kühlschrank oft gemacht haben.

Typischer Pub Burger mit Chips, wie wir ihn ab und zu genossen haben. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil

Brot ist immer ein Thema auf Reisen. In grösseren Co-op Läden findet man Brötchen mit Samen (Kürbis-Sonnenblume oder Leinsamen), die Biss haben, während sonstige Brötchen meist von der labbrigen Sorte sind. Bäcker haben wir nur sehr selten in den Orten gefunden.

Das Linksfahren mit einem «Rechtsfahrer Auto» war kein Problem. Einzig beim Aussteigen aus der Schiebetür muss man aufpassen, da diese zur Strasse hin öffnet.

Freunde von Kreiseln mit zwei bis vier Spuren, mit oder ohne Ampeln, mit oder ohne Fussgängerinseln – auf alle Fälle jedes Mal anders, werden wir wohl nie. Das ist unabhängig davon, wo man als Fahrer sitzt. Die kleinen und auch die mittleren Strassen über Land sind teilweise in einem anspruchsvollen Zustand und haben das Potenzial, das Wohnmobil in seine Einzelteile zu zerlegen.

Durch England zurück nach Hull

Karte von Northumberland und Yorkshire mit dem letzten Teil unserer Route entlang der Ostküste von Berwick-upon-Tweed bis Hull

York

5.10.23 Heute ist unser letzter Tag in England, denn am Abend fahren wir mit der Fähre nach Rotterdam. Insofern packen wir am Morgen als erstes die Sachen, die wir mit auf die Fähre nehmen wollen und räumen ein wenig auf. Anschliessend fahren wir nach York in die Stadt. Der Verkehr ist erstaunlich. Jörg hat sich einen grossen Parkplatz am Fluss, den St. George’s Field Car Park, ausgesucht. Allerdings sind dort Wohnmobile und Caravans verboten. Da keine Markise unseren 5.30 m kurzen Sprinter als Wohnmobil von aussen als solches kennzeichnet und wir auch auf die normalen PKW-Parkplätze passen, riskieren wir es. Der Campingplatz ist doch recht ausserhalb gelegen und heute haben wir keinen Nerv, den öffentlichen Nahverkehr auszuprobieren.

York am Fluss Ouse, der von alten Backsteingebäuden, die wohl Lagerhäuser waren, gesäumt ist. Heute befinden sich oft Wohnungen in den alten Häusern.
Am Fluss Ouse in York

Durch die Tower Gardens am Flussufer geht es direkt zum Clifford’s Tower. Angelsachsen, Wikinger, Normannen – sie alle hinterliessen in York, früher Jórvik genannt, ihre Spuren. York Castle gibt es nicht mehr, auch der Burggraben ist verschwunden, aber der Clifford’s Tower, der Bergfried von York Castle, steht noch mitten in der Stadt. Wir lassen ihn links liegen, wollen wir doch versuchen, spontan ins Jórvik Viking Center zu kommen und auch das Münster von York interessiert uns.

Der Clifford's Tower besteht aus 4 massiven Rundtürmen, die zusammen wie ein quadratisches Gebäude wirken. Er steht markant auf einem kleinen grasbewachsenen Hügel. Roadtrip durch Schottland auf dem Weg nach Hull
Clifford’s Tower

So laufen wir weiter durch die Innenstadt von York. Das Münster von York ist an einer Seite eingerüstet. Uns verschlägt es die Sprache als wir die Eintrittspreise sehen. 16 £ für den Erwachsenen und wer auf den Turm will, zahlt zusätzlich 6 £. Sorry, aber diesen Preis sind wir nicht bereit, für den Besuch einer Kirche zu bezahlen. Wer mehr Zeit hat, kann auf einen Gottesdienst warten. Wir jedoch umrunden die Kathedrale einmal und gehen weiter durch die Stadt.

Das Münster von York von der Gartenseite aus gesehen.
Das Münster von York (Münster war ursprünglich eine klösterliche Niederlassung, während Kathedrale vom Bischofssitz abgeleitet ist)

Das Jórvik Viking Centre steuern wir auf gut Glück an. Im Internet waren die Tickets am Vorabend schon ziemlich ausverkauft. Wir haben aber Glück, dass wir an der Tageskasse nach kurzer Wartezeit Tickets erhalten. Als erstes läuft man auf einem Glasboden und kann Reste der ausgegrabenen Siedlung aus dem 10. Jahrhundert sehen. Dadurch, dass die Grundrisse der Häuser noch zu sehen sind, bekommt man eine gute Vorstellung von den Grössenverhältnissen. Faszinierend auch, dass vereinzelt Holzwände aus Eichenholz die Zeiten überdauert haben.

Anschliessend geht es in einer Art Schwebebahn durch den Nachbau des Dorfes. Dazu erhält man in der gewählten Sprache Informationen zu dem, was man sieht. Zwei der Wikinger im Dorf haben rekonstruierte Gesichter von Toten, die man bei den Ausgrabungen gefunden hat. Die Reise durch das Wikinger-Dorf ist insofern interessant, als man die Wikinger verschiedenen Handwerken nachgehen sieht. Auf unserem bisherigen Roadtrip durch Schottland sind uns die Wikinger immer nur als erobernde, raubende und mordende Barbaren begegnet.

Im Museum sieht man dann viele Gegenstände der Ausgrabungen, die auch zeigen, dass Wikinger ihre Schiffe auch zum Handel genutzt haben. Bis in den Irak sind sie mit ihren Schiffen gefahren und haben Meere und Flüsse bezwungen.

Im Gespräch mit einer Archäologin erfahren wir dann, dass sie einige Dinge gefunden haben, von denen sie keine Ahnung haben, wofür sie gut waren. Und wie schwierig es ist, Rückschlüsse zu ziehen. So hat man beispielsweise eine aufwändig hergestellte Socke gefunden. Aber hat nur eine Socke die Jahrhunderte überdauert und Socken wurden allgemein getragen oder war diese Socke eine Besonderheit?

Bevor wir uns endgültig auf den Rückweg zum Auto und auf die restliche Strecke nach Hull begeben, geniessen wir einen letzten genialen Burger.

Wer hätte es gedacht, aber am Nachmittag herrscht Stau in und um York! So schleichen wir nach Hull und brauchen die doppelte Zeit, die uns der Navi am Abend vorher erzählt hat. Gut haben wir ein Zeitpolster eingeplant, weil wir sowieso nicht auf den letzten Drücker ankommen wollten.

So tanken wir noch einmal recht günstig bei einem Einkaufszentrum und fahren dann ohne Wartezeiten nur mit Passkontrolle auf die Fähre. Scheinbar ist die grosse Fähre nicht voll, denn es steht Niemand im Bauch des Schiffes, um uns einzuweisen und den letzten Zentimeter Platz auszunutzen.

Whitby

4.10. 23 Das Wetter ist heute Morgen grau in grau. So nehmen wir es gemütlich und ich führe Beiträge nach, bevor wir nach Whitby fahren. Whitby ist ein altes Fischerstädtchen mit einer imposanten Kathedrale. 199 Stufen führen vom Ort hoch zur Kathedrale. Man kann aber auch mit dem Auto anreisen. Allerdings sollte man die Parkuhr grosszügig füttern, denn für den Besuch der Kathedrale und des Museums braucht man Zeit. Mit 1,5 Stunden mussten wir uns im Museum schon sehr beeilen. Es gibt auch einen Nebeneingang vom grossen Parkplatz aus. Von dem haben wir aber erst am Rückweg erfahren. Im Audioguide (nur Englisch) erfährt man viel über die Geschichte und den Bau der Kathedrale. Allerdings sind die Punkte zum Scannen sehr versteckt.

Auch heute noch zeugen die Mauern der Kathedrale von Whitby von ihrer einstigen Grösse und Schönheit. Wir besuchen Whitby im Rahmen unseres Roadtrips durch Schottland auf dem Rückweg durch England nach Hull.
Die eindrucksvolle Kathedrale von Whitby

Die Kathedrale wurde im 12. Jahrhundert erbaut und unter Henry VIII. zerstört. Zu Berühmtheit gelangte die Ruine, da sie Vorlage für Bram Stokers Dracula Roman war. Ins Guinessbuch der Rekorde hat es die Kathedrale mit den meisten als Vampir verkleideten Besuchern auch geschafft. Wir werden ein wenig an die schönste Ruine Frankreichs erinnert, die Abtei Jumièges, die wir im Frühling besucht haben.

Die Steinmetzarbeiten an Säulen und den gotischen Bögen kann man von der anderen Seite der Kathedrale bewundern.
Auf dieser Seite der Kathedrale bekommt man erst wirklich ein Gefühl für ihre Grösse
Vor der Stirnseite der Kathedrale von Whitby liegt ein kleiner See, in dem sich die Kathedrale spiegelt. Roadtrip durch Schottland auf dem Weg zur Fähre nach Hull
Das Gelände ist weitläufig. Vom 20. bis 31. Oktober wird die Kathedrale abends beleuchtet

Wir fahren nach dem Besuch der Kathedrale auf die andere Seite der Stadt und parken mit Sicht aufs Meer, wo wir uns erst einmal mit einem späten Frühstück stärken.

Neben der Hafenausfahrt befindet sich ein langer Sandstrand. Bunte Hütten lassen vermuten, dass der Strand im Sommer als Badestrand genutzt wird.
Sandstrand in Whitby

Anschliessend geht es per Zufall auf dem Heritage Trail zum Hafen. Skulpturen und Erklärungstafeln weisen auf die Geschichte von Whitby hin und ziehen sich durch die ganze Stadt.

Crow’s Nest with lookout Skulptur ist eine aus Draht gefertigte Skulptur von Emma Stothard.
Crow’s Nest with lookout verweist auf das 1807 von William Scoresby Junior erfundene Krähennest
Die Hafeneinfahrt ist mit Leitfeuern auf beiden Seiten ausgestattet. Ein Spazierweg führt jeweils bis an die Spitze.
Blick von oben auf die Hafeneinfahrt von Whitby mit den beiden Leitfeuern
Auf der gegenüberliegenden Klippe vom Hafen sieht man wieder die Kathedrale von Whitby und blickt auf die Häuser, die sich an der Klippe nach oben ziehen. - Mit dem Wohnmobil nach Schottland
Blick auf die Klippe auf der anderen Seite mit der Ruine der Kathedrale

Obwohl eine starke Brise weht, laufen wir zur Spitze der Hafeneinfahrt. Schiffe fahren mit Touristen ein Stück raus. Auf dem Weg vom Hafen zur Brücke wechseln sich Spielhallen mit Restaurants ab. Auf der anderen Seite der Brücke kann man mittelalterliche Gassen erkunden. Hier haben die Schmuckhändler ihre Läden. Immer wieder stolpern wir in den Auslagen über den Begriff Whitby Jet für einen verwendeten schwarzen Schmuckstein. Er glänzt wie Onyx. Jörg fragt in einem der Läden, was es damit auf sich hat. Der Whitby Jet ist kein Stein, sondern 180 Millionen Jahre altes versteinertes Holz von Araukarien (Monkey Puzzle Trees) aus den Klippen von Whitby. Die Schmuckstücke sind recht leicht.

Blick auf den Hafen von Whitby, der den Mittelpunkt des Ortes bildet, der sich rechts und links anschliesst.
Der Hafen von Whitby

Wir bummeln noch gemütlich durch die Stadt und laufen dann zurück zum Auto. Da es schon recht spät geworden ist, verzichten wir auf den Besuch von Robin Hood Bay. Stattdessen fahren wir direkt durchs Moor am Hole of Horcum vorbei über Pickering nach York. Damit sind wir Hull und dem Ende unseres Roadtrips durch Schottland dann schon recht nahe.

Durch einen schmalen Spalt in den Wolken fällt Licht auf das Hole of Horcum, eine grosse runde Vertiefung in der Landschaft mit Weiden und einem Bach im Moor.
Hole of Horcum

North York Moors Nationalpark

3.10.23 Am Morgen ist es sehr herbstlich auf dem North Yorkshire Clubsite Campingplatz, der weder über Toiletten noch über Duschen verfügt. Wir starten unseren Tag im North York Moors Nationalpark mit der Fahrt nach Goathland durch das Moor. Anfänglich ist das Wetter noch sehr trüb und alles wirkt etwas bedrückend. Aber kaum kommt die Sonne durch, ist diese hügelige Landschaft aus grünen Weiden und moorigen Hügelkuppen unfassbar schön und lieblich.

Braune Hügelkuppen und grüne Täler, das ist der North York Moors Nationalpark, den wir im Rahmen unseres Roadtrips durch Schottland mit dem Wohnmobil besuchen.
Landschaft im North York Moors Nationalpark

Durch den North York Moors Nationalpark fährt von Whitby ein Dampfzug nach Pickering. Goathland ist ein durch Filme bekannter Halt. Gut, sind wir früh dort, so finden wir noch einen Parkplatz. Allerdings sind zwei Reisebusse schon vorher angekommen. Der kleine Ort besteht heute aus einigen Häusern, ein paar Geschäften, die durch die englische Fernsehserie «Heartbeat» zu Ruhm gelangten und dem oft verfilmten alten Bahnhof.

Gemischtwarenladen, Eisverkäufer, alte Tankstelle und Beerdigungsservice - alles in einer alten Garage. - Goathland auf dem Roadtrip durch Schottland auf dem Weg zur Fähre nach Hull
Ein abenteuerlicher Laden

Markenzeichen des Ortes sind sehr viele Schafe, die nach Lust und Laune durch den Ort spazieren, auf den Strassen auch gern ohne Respekt vor anderen Verkehrsteilnehmern liegenbleiben und das Laufen zum Tretminen-Hindernislauf machen. Bevor der Bahnhof gebaut wurde, bestand Goathland nur aus ein paar verstreuten Farmen und einer grossen grünen Fläche in der Mitte des Dorfes.

Das Village Green mit Schafen, einer Parkbank und einigen Häusern in Goathland.
Goathland

Was heute so romantisch und idyllisch aussieht, war 1836 ein Verladebahnhof für dunkles, feinkörniges und festes Eruptivgestein aus den Steinbrüchen, welches sich zum Strassenbau eignete. Am südlichen Ende des Bahnhofs lärmte eine Maschine zum Steinzertrümmern. Den heutigen Streckenverlauf gibt es seit 1865. Die Strassenbahn von der Mine zum Bahnhof und die Mine wurden 1951 geschlossen.

Der alte Bahnhof von Goathland mit Steingebäuden, alten Laternen und hübschen Blumenrabatten. - Roadtrip durch Schottland
Bahnhof von Goathland
Vom Hügel auf den einfahrenden Dampfzug in Goathland geblickt.
Einfahrender Dampfzug Goathland

Wir warten mit weiteren Busladungen von Menschen die Einfahrt des Dampfzuges ab und fahren dann weiter nach Grosmont, einer weiteren Station des Dampfzuges. Auch dieser Ort im Moor hat eine industrielle Vergangenheit. Allerdings sind die alten Eisenschmelzereien heute einer schönen Waldlandschaft gewichen. Nur vereinzelte Ruinen und Schilder erinnern daran. Der Bahnhof mit seinen weiss-türkisen Holzgebäuden wirkt ganz anders, aber auf seine Art genauso schön kitschig.

Der Bahnhof von der Strasse aus gesehen mit seinen Signalen, der alten Bahnhofsuhr und den geschlossenen Schiebetoren während die Dampflok einfährt.
Grosmont Bahnhof

In Grosmont kann man zum Depot der Dampfzüge laufen. Der Weg führt durch einen Tunnel, der für eine durch Pferde gezogene Bahn gebaut wurde. Hier werden die alten Dampflokomotiven gewartet und mit Kohle und Wasser aufgefüllt und eingeheizt. Auch einige ältere Lokomotiven stehen hier und werden mit viel Liebe und Spendengeldern restauriert. Ein Eldorado für Eisenbahnfans.

Zwischen Goathland und Grosmont gibt es einen 3,5 Meilen langen Wanderweg. Viele Besucher verbinden das Fahren mit dem Dampfzug mit einer Wanderung.

Moorlandschaft mit Hügel und einer Steinmauer
Unterwegs im North York Moors Nationalpark

Wir sind jedoch neugierig, was sich hinter dem Simon Howe Stone Circle verbirgt und fahren weiter zum Hunt House, wo der Wanderweg beginnen soll.

Zwei Moorhühner fliegen über das Moor. In der Ferne sieht man die Steinpyramide am Steinkreis.
Die Steinpyramide auf dem fernen Hügel ist das Ziel

Ausgeschildert ist die Wanderung nicht, aber wahrscheinlich führen alle wassergefüllten 4×4 Fahrspuren zum Hügel. Der Weg im Morast ist nicht ganz einfach, denn die Wasserlachen, die es zu umrunden gilt, sind manchmal ganz schön ausgedehnt. Aber diese Einsamkeit im Moor ist sehr speziell. Wobei, ganz allein sind wir nicht. Schafe schauen uns verwundert an und Moorhühner verstecken sich bis sie plötzlich auffliegen.

Aufgeschichtete Steine bilden eine Pyramide in der Mitte des Steinkreises
Die Steinpyramide ist beeindruckender als der sie umgebende Steinkreis
Die Aussicht über die Weite des Moors ist beeindruckend - Simon Howe Stone Circle - Roadtrip durch Schottland auf dem Rückweg nach Hull
Einsamkeit und Aussicht

Der Steinkreis ist wenig beeindruckend. Es ist mehr nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel.

Küstenwanderung

2.10.23 Von Newcastle upon Tyne, wo wir die Nacht verbracht haben, fahren wir weiter die Küsten nach Süden. Wir befinden uns nun in Cleveland, im Land des Eisenerzes und der Schwerindustrie. Zwischen Redcar und Saltburn befindet sich ein Kilometerlanger Strand. Bei Redcar blickt man jedoch auf 3 Reihen von Windrädern in Ufernähe im Meer. Die Beachfront deutet dennoch auf ein Urlauberörtchen hin.

Drei Reihen Windräder stehen bei Redcar am Strand. Das ist nicht die Richtung, in die wir laufen wollen.
Die Windräder sehen nicht einladend aus, so laufen wir in die andere Richtung

Wir parken am Coast Road Carpark und laufen in Richtung Saltburn. Für uns ist es ein wenig der Abschied vom Meer. Das Brechen der Wellen, das Geschrei der Möwen, der Geruch nach Meer, der feuchte Sandstrand – alles nehmen wir sehr bewusst wahr.

Möwen ruhen sich am Strand aus. Der Himmel, das Meer und der Strand sind Ton in Ton, hellgrau und orange.
Am Meer an einem regnerischen Tag

Ein Punkt am Horizont, der sich beim Näherkommen als ein Pier im Meer entpuppt, ist unser Ziel. In Saltburn wurde 1868 der erste Pier an der Cleveland Küste eröffnet. Oben auf den Klippen stand ein Hotel, eine kleine Zahnradbahn verbindet bis heute oben und unten.

Saltburn vom Pier aus gesehen, mit Zahnradbahn zur Häuserfront auf der Klippe.
Blick vom Pier auf Saltburn
Blick vom Pier auf die Wellen mit Schweif und die bunten Umkleidehäuschen unterhalb der Klippen am Strand.
Der lange Weg zurück

Dem Pier ging es im Lauf der Zeit nicht so gut. Zwei verheerende Stürme und ein Schiff beschädigten den Pier stark. 1990 wurde der Pier allerdings deutlich kürzer als bei seiner Eröffnung rekonstruiert. Am Eingang des Piers befindet sich eine scheinbar obligatorische Spielhalle, die sich zahlreich in Urlaubsorten befinden und oft mit einem Erlebnis für die ganze Familie werben.

Von unten sieht der Pier recht rostig aus. Bald wird er wohl wieder erneuert werden müssen. - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil - auf dem Weg durch England zur Fähre in Hull.
Der Rost bringt Farbe in den Tag

Wir müssen uns auf den langen Weg zurück zu unserem Auto begeben, auch wenn uns jetzt ein Nieselregen begleitet.

Belsay Hall and Gardens und Blagdon Hall and Gardens

1.10.23 Unser erstes Ziel heute ist Belsay House and Garden in Northumberland, auch wenn das Wetter immer wieder kleine Regenschauer für uns bereithält. Eigentlich ist Belsay House bekannt für sein Herrenhaus im klassizistischen Stil mit sehr viel Anlehnung an griechische Tempelbauten und wegen der Ruine des Belsay Castles. Uns macht aber der Quarry Garden (ein Garten im Steinbruch) neugierig. Wurden doch früher sehr oft die Steine für den Bau der Schlösser in der Nähe gewonnen.

Bevor man den Quarry Garden erreicht, kommt man erst einmal an der klassizistischen Villa vorbei, die Charles Monk als Wohnhaus errichten liess. Auf der linken Seite neben dem Haupteingang befindet sich ein Terrassengarten im pittoresken Stil. Die nach Form und Farbe ausgewählten Pflanzen häufig beschnitten, stehen im Kontrast zur umgebenden wilden Landschaft.

Diese klassizistische Villa ist von aussen ein Kasten mit leicht überstehendem Flachdach und zwei grossen Säulen im Eingangsbereich. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil auf dem Rückweg zur Fähre nach Hull.
Das Innere des Hauses gruppiert sich um eine mächtige Säulenhalle.

Der Steinbruch Garten ist ein faszinierender, märchenhaft anmutender Garten. Allein für diesen Garten hat sich der Besuch gelohnt. Auch, wenn er auf den ersten Blick wild erscheint, sind die Bäume und Pflanzen sorgsam ausgewählt und bieten immer wieder interessante Aus- und Einblicke in Verbindung mit den Felsen.

Baumfarne im Quarry Garden sind von Felsen umgeben, auf denen Bäume wachsen.
Fast erwartet man, ein Einhorn zu sehen
Diese Felsen weisen fantastische Farben und Verwitterungen auf, weshalb zu ihren Füssen nur niedrige Pflanzen wachsen. - Roadtrip durch Schottland
Hier stehen die Felsen im Vordergrund
Ein Felsentor weist den Ausgang aus dem faszinierenden Garten.
Die Felsenwände im Garten sind sehr unterschiedlich hoch
Verflochtene Wurzeln auf den Felsen halten uralte Bäume.
Erstaunlich, wie die uralten Bäume sich mit den Wurzeln gegenseitig Halt geben

Aus dem Steinbruch kommend, erblickt man plötzlich die Ruine von Belsay Castle. Entsprechend der Vorstellung des romantischen Landschaftsgartens, wurde die Ruine erst geschaffen und ein Grossteil des an den Wohnturm angebauten Schlosses rückgebaut und durch grosse Grasflächen in Szene gesetzt.

Vom ursprünglich grossen Anbau an den Wohnturm von Belsay Castle ist heute nicht mehr viel zu sehen. Die Ruine entspricht der romantischen Vorstellung. - mit dem Wohnmobil durch Schottland
Viele der Steine des einstigen Anbaus an den Wohnturm wurden in der neuen Villa verbaut

Als Rückweg nehmen wir die Rückseite des Steinbruchgartens und werfen zum Schluss noch einen Blick in die Villa, die sukzessive vom English Heritage renoviert werden soll, nachdem Belsay House während des 2. WK vom Militär als Ausbildungsort genutzt wurde. Dadurch, dass die Räume leer sind, wirkt dieser Bau mit seiner tempelähnlichen Eingangsfront und der Säulenhalle noch deplatzierter in der Landschaft.

In den oberen Zimmern, die als Schlafgemächer dienten, sind noch Reste der Tapeten zu sehen.

Für uns wird es Zeit, weiterzufahren. Heute hat Blagdon Hall and Gardens, ein privates Estate seinen Tag der offenen Tür für einen guten Zweck. Diese Gelegenheit wollen wir uns wie viele andere Besucher nicht entgehen lassen. Inzwischen hat sich die Sonne am Himmel durchgesetzt.

Durch eine beeindruckende Einfahrt mit weissen Stieren geht es durch die Ländereien. Als wir ankommen, parken ungefähr schon 300 Fahrzeuge rechts und links des Weges auf den Wiesen. Auf den Weiden sieht man in der Ferne Rinder grasen. Vorbei am Kricket Green und der Teichlandschaft erreichen wir das Herrenhaus und betreten den Hausgarten an der linken Seite.

Die Teichlandschaft an der Auffahrt zum Estate besteht aus einem Doppelteich mit Damm dazwischen und ist von hohen Bäumen umgeben.
Am linken Ufer steht ebenfalls eine kleine Ruine

Direkt am Haus befinden sich Sitzbänke in formal gestalteten Beeten mit Buchs, Rosen und Lavendel. Von da aus hat man einen gigantischen Weitblick, der durch ein flaches Wasserbecken in die Ferne geführt wird.

Blick vom runden Ende des Wasserbeckens über den gepflegten Rasen und das Herrenhaus. - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Blagdon Hall House
Der formale Garten am Blagdon House spielt mit geschwungenen niedrigen Buchshecken und Buchskugeln. In den Beeten blühen Rosen.
Der verspielte, formale Garten setzt sich über die ganze Breite des Hauses fort.

Die Rasenflächen sind von Eibenhecken gesäumt und werden von einem Rasenmähroboter, der unserem zum Verwechseln ähnlich sieht, gemäht. Im Unterschied zu unserem, der chaotisch mäht, arbeitet dieser in diagonalen gleichmässigen Streifen.

Wir verlassen den Garten und laufen weiter zum Walled Garden. Auch dieser Weg war dereinst spektakulär angelegt, wirkt heute aber weniger gepflegt. Einen Blick können wir noch in den sehr privaten Garten der Familie mit Swimmingpool und Gewächshaus mit Geranien werfen.

So wie der Weg zum Walled Garden hat auch der Walled Garden selbst schon bessere Tage gesehen. Auf der einen Seite stehen noch ein paar Obstbäume, auf der anderen Seite finden sich schöne Gewächshäuser, in denen etwas Gemüse und Obst wächst. Eine Ecke mit Blumen gibt es noch. Hier werden Gärtner gespart.

Gewächshäuser ziehen sich an einer der Mauern im Walled Garden von Blagdon House and Gardens entlang.
Im Walled Garden

Durch ausgedehnte Wälder, in denen es Strassenkreisel gibt, geht es für uns zurück zum Schloss. Eine Kapelle spielt schräg und laut, so dass bei uns keine Lust auf Kaffee und Kuchen aufkommen. Oldtimer können noch bewundert werden.

Auf dem Rückweg zu unserem Auto besuche ich auch den Quarry Garden von Blagdon Hall, der deutlich unter dem sonstigen Landniveau liegt und etwas matschig ist. Im direkten Vergleich zum Quarry Garden von Balsay House kann er trotz einiger Skulpturen nicht mithalten. Durch einen weiteren Ausgang landen wir wieder an der herbstlichen Teichlandschaft.

Lichtspiel im schattigen Quarry Garden von Blagdon Hall mit einem rot gefärbten Baum.
Lichtspiel im Quarry Garden von Blagdon Hall.

Mit vielen Eindrücken geht dieser Tag in England auf dem Rückweg zur Fähre nach Hull zu Ende.

Bamburgh Castle

30.9.23 Plötzlich sind wir in England und alle unsere Reiseführer für Schottland schweigen. Aber ich erinnere mich, dass wir vor vier Jahren auf dem Rückweg von den Alnwick Gardens an einem spektakulären Schloss vorbei gefahren sind.

Bamburgh Castle auf dem Rückweg von unserem Roadtrip durch Schottland durch England nach Hull.
Bamburgh Castle von der Dorfseite aus gesehen.

So kommt es, dass wir heute ganz unbedarft dem beeindruckenden Bamburgh Castle einen Besuch abstatten. Das Schloss thront auf einem Felsen über der Nordsee. Und nein, wir kennen die Netflix Serie „The last Kingdom“ (noch) nicht. Die wurde nämlich teilweise hier im Schloss gedreht. Sogar einzelne Kostüme werden im Schloss ausgestellt.

Blick vom Turm auf Bamburgh Castle
Perspektivwechsel

Einstmals war hier der Sitz der angelsächsischen Herrscher. Ethelfried vererbte die Burg seiner Frau Bebba, wovon sich der frühere Name Bebbanburgh ableitete. Die Wikinger zerstörten die erste Burg dann, aber die Normannen bauten eine neue Burg.

Im Laufe der Geschichte hatte die Burg viele Besitzer bis sie der Erfinder Wiliam Armstrong kaufte und sie restaurierte. Obwohl Armstrong die Laufbahn eines Anwalts einschlagen sollte, interessierte er sich stets für Mechanik und Mathematik. Neben seiner juristischen Laufbahn, baute er viel Entwürfe, die die Wasserkraft nutzten. So baute er einen hydraulischen Kran, den er in den Werften einsetzte und der geschäftlich sehr erfolgreich war. Aber auch im Haushalt machte er das Leben den Angestellten mit seinen Erfindungen einfach.

Im Innenhof von Bamburgh Castle - England auf dem Roadtrip durch Schottland
Die Familie hat im Wohnturm noch eine Wohnung

Mit Beginn des Krimkrieges wendete er sich verstärkt dem Waffengeschäft zu. Unter anderem erfand er auch eine Hinterlader Kanone, der er der Armee verkaufte. Er wurde zum Ritter geschlagen und erhielt den Titel eines Barons.

Sein neuer Stammsitz Craigside war das erste Gebäude, welches mit hydroelektrischem Strom und Kohlefadenlampen beleuchtet war. Im Alter von 80 Jahren erwarb er die unbewohnbare Ruine des Bamburgh Castle und begann mit dem Plan der Renovierungen.  

Das Dorf zu Füssen der Festung - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Das schmucke Dorf zu Füssen der Burg

In der ehemalige Wäscherei gibt es eine Ausstellung zu den Erfindungen von Armstrong. Im Schloss kann man 12 Räume besichtigen. Manche sehen so aus, als wären die Bewohner nur gerade spazieren gegangen.

Bamburgh Castle vom Meer aus gesehen
Ansicht der Burg vom Meer

Bamburgh Castle ist sehr sehenswert und spielt in zahlreichen Filmen eine Rolle oder inspirierte Autoren.

Ein breiter Sandstrand lädt bei Ebbe zu einer ausgiebigen Strandwanderung ein.
Strandwanderungen mit dem Wellenschlag des Meeres – wir können nicht genug davon bekommen

Nach der Schlossbesichtigung gehen wir durch die Dünen an den Strand und wandern am Strand entlang, bis es Zeit wird umzukehren, damit wir noch trockenen Fusses zurückkommen. Die vielen Eindrücke auf diesem Roadtrip durch Schottland wollen auch verarbeitet werden. Eigentlich bin ich froh, dass ich dieses Logbuch schreibe und nicht später anhand der Bilder die Geschichte dieser Reise rekonstruieren muss.

Roadtrip durch das zentrale und südliche Schottland

Karte des zentralen und südlichen Schottland mit unserer Route von St. Andrews bis Berwick-upon-Tweed. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil

29.9.23 Mit Erschrecken stellen wir fest, dass wir schon fast an der Grenze zu England sind. Aber noch sind wir nicht bereit, Schottland zu verlassen. Deshalb entscheiden wir uns, dort weiterzumachen, wo wir 2019 aufgehört haben und zwei weitere der Border Abbeys anzuschauen.

Auf unserem Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil besuchen wir auch Dryburgh Abbey. Eine Ruine von Licht geflutet und vom alten Bäumen in Szene gesetzt.
In diesem Teil der Ruine ist Sir Walter Scott beigesetzt

Eine gute Entscheidung. Wir fangen mit der Dryburgh Abbey an. Wir verdanken es dem 11. Earl von Buchan, dass Dryburgh Abbey heute eine solch romantische Ruine in einem grossartigen Park mit altem Baumbestand ist. Nachdem dieser sein Haus gebaut hat, welches heute ein Landhotel ist, kümmerte er sich um die seit der Reformation verwahrlosten Ruinen. Ganz im Sinne der Romantik wird die Ruine vom Bewuchs befreit und nur so weit repariert, dass sie stabilisiert wird. Auch legte er den Landschaftspark mit den Bäumen an, die wir heute bewundern können. Die Atmosphäre von Dryburgh Abbey ist an einem sonnigen Tag unbeschreiblich. Kein Wunder, dass Walter Scott, sich gewünscht hat, hier beigesetzt zu werden. Dieser Ort ist so friedlich. Wir beobachten einige Besucher, die einfach hierher kommen, sich einen sonnigen und windgeschützten Platz suchen und picknicken.

Das Portal zur Kirche steht noch von Mauern rechts und links gehalten und eingerahmt von Bäumen. - mit dem Wohnmobil durch Schottland
Das Kirchenportal
Von den Schlafräumen, von denen auch nur noch Wände stehen, auf die Kirche der Dryburgh Abbey geblickt.
Anderer Blickwinkel

Auch uns fällt es schwer, uns von diesem friedlichen Ort zu lösen. Als nächstes fahren wir ins nahe gelegene Jedburgh. Diese Abtei ist noch viel vollständiger erhalten. Vom grossen Parkplatz kann man sie schon gut sehen. Allerdings erfahren wir beim Eintritt, dass das Innere der Abteikirche gesperrt ist. Die jährlich vorgeschriebenen Inspektionen haben durch Corona nicht stattgefunden und gleichzeitig gibt es einen Stau bei notwendigen Arbeiten.

Die Jedburgh Abtei Ruine steht scheinbar noch vollständig, lediglich ohne Dach und Fenster da. - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Jedburgh Abbey vom Parkplatz aus gesehen

Dies ist wohl der Grund, warum so viele Ruinen derzeit eingerüstet sind. Es gibt nicht genug Handwerker, die in der Lage sind, die Arbeiten auszuführen und während der Pandemie wurde alles auf Halt gestellt.

Treppenkonstruktionen führen über die Fundamente der Klostergebäude hin zur Abteikirche.
Ohne die Kirche betreten zu können, ist der Besuch nur das halbe Erlebnis

Dennoch ist der Besuch eindrücklich. Aber die Atmosphäre, die wir bei Dryburgh Abbey gespürt haben, fehlt hier komplett. Und der Garten, der wie zur Zeit der Mönche sein soll, war eher enttäuschend.

Kunstvoll verziert mit Ornamenten ist das Eingangsportal in die Abteikirche:
Eingangsportal

Obbwohl wir es eigentlich besser wissen sollten, fahren wir als nächstes zu Floors Castle. Die Zeit ist knapp, denn heute wollen wir zur Flut die Belhaven Bridge ansehen. Und wie es so ist, hat man wenig Zeit, braucht man extra viel Zeit für den Weg. Vor allem, da unser Navi uns durch eine schmale Gasse schicken wollte, durch die wir mit den geparkten Autos einfach nicht mit unseren Aussenspiegeln durchgepasst hätten.

Floors Castle ist riesig, in Privatbesitz, und könnte auch besucht werden. Unsere Zeit reicht aber gerade noch für einen kurzen Rundgang durch die Gärten. Allerdings schlucken wir schwer als wir den Eintrittspreis für den Garten erfahren. 8 Pfund erscheint uns jetzt im Herbst etwas sehr hoch. Aber da das ganze Gelände mit Wirtschaftsgebäuden, Stallungen und Wald einen super Eindruck auf uns macht, gönnen wir uns diesen Besuch. Das Schloss sieht man allerdings nicht vom Garten.

Eine Blumenrabatte im Walled Garden ist in rosa und lila Tönen bepflanzt. Herbstastern, Salbei und Rosen sind jetzt die Hauptdarsteller. - Mit dem Wohnmobil durch Schottland - Floors Castle Garden
Schöne Blumenrabatte

Der Walled Garden ist gar nicht so umfangreich. Und irgendwie wiederholt sich die Gestaltung der Gärten so langsam.

Blumenrabatten mit Rosen und Gewächshäusern im Floors Castle Garden
Im Walled Garden stehen auch viele Gewächshäuser

Der Millennium Garden ist ein eher formaler Garten, den man schnell gesehen hat. 8 Pfund waren definitiv zu viel. Aber man gönnt sich ja sonst nichts.

Grasflächen mit Wegen, die Initialen bilden, niedrige Büsche und höhere Sträucher bilden den Millenniumsgarden.
Auf der anderen Seite wird der Millennium-Garten durch ein langes Gebäude mit Spalierobst und Rosen begrenzt

Wir eilen weiter zur Brücke im Nirgendwo. Der Wind hat inzwischen Sturmstärke erreicht. Selbst mit Stativ ist es schwer, eine verwacklungsfreie Langzeitbelichtung hinzubekommen. Derweil werden wir sandgestrahlt. Aber eine Brücke im Meer, das ist schon sehenswert. Bei Ebbe sieht man, dass sie einen Fluss am Strand überspannt, der bei Flut vollständig unter Wasser steht.

Die Belhaven Bridge, eine Brücke, die scheinbar sinnfrei im Meer steht - Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Die Belhaven Bridge
Die Belhaven Bridge mit Bass Rock im Hintergrund - Langzeitbelichtung
Perspektivwechsel – Brücke mit Bass Rock im Hintergrund

Und schon wieder müssen wir eilen, denn wir würden gern auch noch Tantallon Castle sehen. 30 Minuten für den Besuch sind nicht viel, aber wir eilen. Die Ruine der Festung ist eindrücklich und die Aussicht von oben spektakulär.

Tantallon Castle ist zur Landseite eine Festung  - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Tantallon Castle

Tantallon Castle war das erste Schloss, welches von See in Trümmer geschossen wurden. Zum Land hin war es eine Festung und zur See hin eher ungeschützt. Etwas mehr Zeit zum Geniessen der Ausblicke wäre schön gewesen, auch wenn wir alles Sehenswerte gesehen haben und jetzt nicht mehr viele Leute unterwegs waren.

Blick von der obersten Etage des Tantallon Castle auf den Bass Rock
Bei dem Wind muss ich mich gut festhalten

Die Nacht verbringen wir schon in England, wo wir überrascht feststellen müssen, dass alle Campingplätze fully booked sind. Wir haben vergessen, dass wieder Wochenende ist.

Natur in Edinburgh und an der Küste

28.9.23 Wir verabschieden uns von Edinburgh mit einem Besuch des Botanischen Gartens. Wer mit dem Auto kommt, muss einen Parkplatz in einer der Strassen beim Botanischen Garten finden. Die Autos waren super sicher, denn die ganze Zeit patrouillierte ein Streifenpolizist die Strasse auf und ab, um zu sehen, ob bei einem der Autos die Parkzeit abgelaufen ist.

Die Herbstzeitlose blüht in grossen Flecken unter den Bäumen im Royal Botanic Garden von Edinburgh während unseres Roadtrips durch Schottland.
Herbstzeitlose bringt einen Farbtupfer in den grauen Tag

Die beeindruckenden Glashäuser des Botanischen Gartens sind schon seit 2 Jahren geschlossen und werden total renoviert. Man geht von einer Dauer von 7 Jahren aus. Auch sonst finden gerade Unterhaltsarbeiten im Botanischen Garten statt, wie Erneuerung der Asphaltwege im Park.

Im Rock Garden sorgt ein Ahorn Baum, dessen Blätter sich in ein leuchtendes Orangerot färben für farbliche Abwechslung.
Im Rock Garden

Wir schauen uns den chinesischen Garten, den Felsengarten, die Blumenrabatten und den Gemüse- und Heilpflanzen Garten an und kommen dabei gefühlt einmal durch den ganzen Park.

Im chinesischen Garten werden Hochlandpflanzen gezeigt. Orangerote Brücken führen auf den Hügel. Mit dem Wohnmobil durch Schottland.
Im chinesischen Garten

Da der Benmore Garden zum Royal Botanic Garden Edinburgh gehört, hatte ich irgendwie mehr erwartet. Aber an den Benmore Garden reicht der Botanische Garten Edinburgh nicht heran, auch wenn es ohne die Bauarbeiten eine Oase in der Stadt ist. Da der Besuch kostenlos ist, ist es allemal einen Bummel wert.

Die ersten Bäume im Botanischen Garten von Edinburgh werfen ihre orangen Blätter ab. - Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Herbst im Botanischen Garten

Nach dem Besuch verlassen wir Edinburgh und fahren an der Küste entlang, den Bass Rock (jetzt ohne Tölpel) immer im Blick. Bei Aberlady fallen uns die Gänse auf, die hier Scharenweise eine Pause auf ihrem Zug nach Süden einlegen. So laufen wir ein Stück im Naturschutzgebiet, aber direkt an der Strasse war mehr los, als im Naturschutzgebiet.

Ein grosser Brachvogel sucht mit seinem langen Schnabel am Uferrand nach Nahrung.
Grosser Brachvogel

Bei der Bridge im Nirgendwo, der Belhaven Bridge, stellen wir fest, dass diese Brücke so richtig erst mit der Flut zu Geltung kommt. Aber so lange können wir nicht warten, denn gerade herrscht Ebbe. So fahren wir weiter zum Tantallon Castle, aber die magischen 17.00 Uhr zeigen uns, dass sich der Besuch der Festung an diesem Tag auch nicht mehr lohnt.

So suchen wir uns einen Platz für die Nacht, den wir im Hafen von Dunbar finden. Der Hafen ist schön angelegt und bietet viele Informationen zu Gesteinen, dem faulen Seehund, der betteln kommt, wenn die Fischer ihren Fang ausladen und über den kleinen Park, der mal Kanonen zum Schutz von Dunbar enthielt. 

Das Pub am Hafen ist dann, was das Essen angeht, eher eine Enttäuschung.

Ein Tag in Edinburgh

27.9.23 Den heutigen Tag haben wir am Vorabend gut vorgeplant. Als erstes haben wir uns die Central Taxis Edinburgh App heruntergeladen und uns registriert. Der Campingplatz ist weit ausserhalb gelegen und auch wenn es einen Shuttle Service zu einem bestimmten Punkt und bestimmten Uhrzeiten gibt, haben wir gefunden, dass es bequemer ist, dort anzukommen, wo wir die Besichtigung anfangen wollen.

Da wir schon mal in Edinburgh waren, haben wir uns dieses Mal gezielt einzelne Dinge herausgesucht, die wir sehen wollen und uns die Tickets organisiert. Den Anfang machen wir mit Holyrood Palace. Beinah wäre der Besuch noch schief gegangen, denn Jörg ist das Mobiltelefon im Taxi unbemerkt aus der Tasche gefallen ist. Gut, dass der Taxifahrer einen Moment warten musste, bis er einen neuen Auftrag hatte.

Auf dem Bild ist ein Teil der Front von Holyrood Palace zu sehen. Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Holyroodpalace

Holyrood Palace wird auch heute noch als königlicher Palast genutzt, wann immer jemand aus dem Königshaus Edinburgh besucht. Im Sommer gibt es grosse Empfänge, auf die sich die Gärtner vorbereiten. Der Palast und seine Geschichte sind sehr eindrucksvoll.

Holyrood Palace ist quadratisch um einen Innenhof gebaut. Mit dem Wohnmobil durch Schottland
Blick in den Innenhof von Holyrood Palace

Die alte Abtei ist gerade teilweise eingerüstet. Der Rundweg durch den Garten ist strikt vorgegeben und die Schilder, die das Betreten des Rasens verbieten, deuten die Wurzeln des Königshauses an. In keinem anderen Schloss haben wir das erlebt.

Im Garten von Holyrood Palace kann man sich nicht frei bewegen. Im Bild ein Board mit orange gefärbtem Baum:
Im Garten von Holyrood Palace

Vom Holyrood Palace laufen wir ans andere Ende der Stadt. Allerdings gönnen wir uns einen Lunch in einem alten Pub. Dean Village am Ufer des Leith gelegen, ist malerisch anzusehen. Wir müssen jedoch, kaum angekommen, wieder los und im Schweinsgalopp zu unserer Tour durch Mary Kings Close eilen.

Dean Village sind alte Häuser am schmalen Fluss Leith, wo früher auch Mühlen standen. - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Dean Village

Inzwischen regnet es in Strömen. Was gibt es Schöneres als im Regen durch eine Stadt zu eilen? Der Besuch von Mary Kings Close war sehr unterhaltend. Allerdings ist fotografieren verboten. Bei dieser 75-minütigen Tour wird man ins Edinburgh des 16. Jahrhundert entführt. Es existiert noch unter dem schicken Gebäude, wo heute das Stadtparlament tagt und welches einstmals als Markthalle geplant wurde.

Edinburgh ist eine Stadt am Hang und die Strassen zogen sich damals dicht an dicht durch die Altstadt. Die Häuser hatten bis zu 12 Etagen, wobei die Armen ganz unten oder ganz oben in den Holzaufbauten lebten. Wasser- oder Abwasserleitungen gab es nicht. Die Fäkalieneimer wurden mit einem Warnruf auf die Strasse entleert. So ganz will man sich das alles gar nicht vorstellen.

Über das Glasdach des Bahnhofs Waverly Station auf Edinburgh geschaut.
Blick auf Edinburgh über das Glasdach des Bahnhofs

Im 2. Weltkrieg suchten die Menschen in dieser «Stadt unter der Stadt» Schutz bei Luftalarm.

In diesem Labyrinth hat man auch Wandgestaltungen aus dem 17. Jahrhundert gefunden. Wer sich keine Tapete leisten konnte, hat die Wände in einer Art „Kartoffeldruck“ gestaltet.

Nach Mary Kings Close schauen wir uns noch die ehemalige Markthalle und heutiges Stadtparlament an. Wir fragen an der Rezeption, ob man das Treppenhaus besichtigen kann, und bekommen eine kleine private Führung, obwohl wegen der Stadtratssitzung am nächsten Tag alle schwer beschäftigt sind.

Im Haus, welches einstmals als Markthalle geplant wurde und in dem heute das Stadtparlament tagt. Das Treppenhaus ist gigantisch und reicht über zehn Stockwerke.
Das Treppenhaus im Stadtparlament

Anschliessend bummeln wir noch ein wenig durch die Stadt. Die Scotch Whisky Experience war im Internet leider schon auf Tage hinaus ausgebucht. Dennoch kann man den dazugehörigen Verkaufsladen besuchen. Dort erfährt Jörg auch, dass nicht alle Tickets online im Voraus verkauft werden, sondern auch ein paar Tickets für die Tageskasse zurückgehalten werden. Da muss man aber früh da sein. Naja nächstes Mal ….

Wir buchen uns über die App ein Taxi zurück, welches uns keine 5 Minuten später einsammelt. Trotz Taxifahrt haben wir heute 10 Kilometer zu Fuss zurückgelegt.

Fischerdörfer an der Fife Coast

26.9.23 Wir starten mit einem dramatischen Sonnenaufgang in den Tag, der eher an einen Sonnenuntergang erinnert. Voll beschwingt starten wir in Kingsbarns in den Tag und fahren entlang der Fischerdörfer der Fife Coast.

Ein dramatischer Sonnenaufgang über dem Meer auf dem Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Was für ein Start in den Tag

Wir werfen noch einmal einen Blick in den Hafen von Crail, aber inzwischen ist die Sonne fast verschwunden .

Eine steile Strasse führt herunter zum Hafen, wo heute nur kleine Boote liegen.
Der Hafen von Crail

Durch Anstruther fahren wir nur durch. Zu lebhaft sind noch die Bilder im Sonnenschein von 2019. Pittenweem hatten wir damals aber ausgelassen, so dass wir uns heute am Hafen umschauen.

Im Hafen liegen zahlreiche kleine Boote und grössere Schiffe. - Mit dem eigenen Wohnmobil durch Schottland
Hafen von Pittenweem

Auch die St. Monan’s Windmill hatten wir nicht besucht. Der Weg führt vom Parkplatz durch einen Holidaypark mit Mobilhomes, die aber inzwischen viel zu eingerostet sind, als dass man sie noch bewegen könnte.

Die Windmühle steht heute am Rande eines Feldes.
Von den Siedhäusern sind heute nur noch Wellen im Boden zu sehen

Die Windmühle trieb einstmals eine Pumpe an, mit der Salzwasser aus dem Meer in verschiedene Häuser mit grossen Pfannen geführt wurde. Die Kohle zum Verdampfen wurde damals noch auf dem Boden in der Nähe gefunden.

Das Meerwasserschwimmbad von St. Monans ist teilweise gemauert und teilweise natürlichem Ursprungs. Aber heute lädt es Niemanden zum Baden ein.
Bei der Windmühle befindet sich auch das Meerwasserschwimmbecken

Mit Blick auf das Elie Ness Lighthouse „frühstücken“ wir heute. Es dauert allerdings eine Weile bis wir uns aufraffen können, dem Sturm entgegenzutreten, um den hübschen Rundweg zu laufen. Er führt zum Lighthouse und weiter zum Lady Tower. Unterhalb des Towers zog sich die Tochter eines reichen Kaufmanns aus Elie zum Schwimmen um und im Turm erholte sie sich mit Aussicht von den Strapazen. Damit es nicht zu unangenehmen Begegnungen kommt, warnte eine Glocke die Einwohner von Elie, dass das Mädchen schwimmen war.

Das Elie Ness Lighthous liegt auf einer kleinen Insel, die man über eine Brücke erreicht. - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
In der Bucht von Elie Ness liegen zwei Ölplattformen
Der Lady Tower von 1770 durch die Wiesen mit hohem Gras gesehen.
Der 1770 erbaute Lady Tower

Der Spaziergang ist sehr schön, trotz des Sturms. Obwohl es hier schöne Stellplätze mit Strom und einem sauberen Toilettenhaus gibt, fahren wir weiter. Auf dem Weg nach Edinburgh besuch wir die Kelpies und den Helix Park. Auch nach Schliessung des Besucherzentrums kann man die Kelpies noch besuchen.

Die Kelpies wirken wie zwei Pferdeköpfe mit sehr unterschiedlicher Mimik
Die Kelpies bei blauem Himmel am Abend, fast ohne Besucher

Kelpies sind Wasserpferde oder Geister in der schottischen Mythologie. Sie wohnen am Meer und in Seen und versprechen Wanderern, sie hinüberzutragen. Dies funktioniert allerdings nur, wenn es gelingt, einem Kelpie einen Schleier über den Kopf zu werfen, um ihn aufzutrensen. Andernfalls wird man vom Kelpie in die Tiefe gezogen und verspeist.

Ein Sonnnenstern genau in der Halsbeuge des Kelpies, während man das andere Tier eher von unten sieht.
Die Kelpies seitlich gesehen

Die Figuren sind ca. 30 m hoch und innen hohl. Kommt man früher, kann man eine Tour ins Innere der Kelpies buchen. Uns war es wichtiger, weniger Leute zu treffen.

Nachdem wir noch ein wenig durch den Helix Park gelaufen sind, fahren wir zu unserem Campingplatz am Rand von Edinburgh und planen den nächsten Tag, inklusive der Vorbuchung diverser Tickets. Irgendwie haben wir jetzt dauernd das Gefühl, wir müssten uns beeilen, dabei haben wir noch eine reichliche Woche bis wir auf die Fähre nach Rotterdam müssen.

Roadtrip durch das östliche Schottland

Karte des mittleren Schottland mit unserer Route in der Speyside bis nach St. Andrews. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil

An der Küste entlang nach St. Andrews

25.9.23 Der Sturm lässt in der Nacht etwas nach, aber das Meer ist am Morgen noch spektakulär aufbrausend. Wir verlassen den Campingplatz in Stonehaven und trinken unseren Morgenkaffee mit Blick auf die aufbrausende See. Es fällt schwer, sich zu lösen, aber das Abenteuer ruft.

Die Wellen branden so stark gegen die Uferbefestigung in Stonehaven, dass nicht mehr viel fehlt und sie es darüber schaffen.
Manche Welle schafft es weit nach oben an der Befestigung

Unsere Idee, noch einmal bei Dunnottar Castle vorbeizuschauen, erledigt sich als wir einen übervollen Parkplatz mit jeder Menge Bussen sehen. Dankend winken wir ab, schliesslich hatten wir das Castle ein paar Abende zuvor fast für uns allein. Wir folgen der Küste zu einem besonderen Küstenabschnitt, den wir dem Photographing Scotland Reiseführer verdanken.

Die Seaton Cliffs bei Arbroath sind aus weichem roten Sandstein, der durch Wind, Meer und Regen geformt wurde. Spektakulär brechen sich die hohen Wellen heute an den Steinen. Es ist ein schöner Weg und alle paar Meter sieht die Küste wieder anders aus.

Ein gezacktes Felsentor gibt den Blick frei auf das Meer, welches sich am Rand der Felsen bricht. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Felsentor
Nach der Welle fliesst das Wasser in Strömen von den roten Felsen zurück ins Meer. Küstenwanderung Seaton Cliffs
Wasserspiele

Auf der anderen Seite des Küstenwanderwegs wird Landwirtschaft betrieben. Ein Traktor pflügt das Feld und wird von Möwen verfolgt. Gewächshaustunnel lassen uns rätseln, was hier wohl wächst. Die letzten Tunnel, die wir sahen, waren mit Erdbeerpflanzen in rückenfreundlicher Höhe bepflanzt. Erdbeeren aus schottischer Produktion gibt es wie Champignons in jedem noch so kleinen Supermarkt zu kaufen.

Ein blauer Traktor pflügt den dunklen Boden und wird von zahlreichen Möwen belagert  - Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Wegelagerer

Irgendwann brechen wir ab, auch wenn das Laufen auf diesem Küstenwanderweg wirklich Spass macht. Zurück am Auto fahren wir nach St. Andrews.

Es ist die Stadt mit der dritt ältesten Universität von England (1413 gegründet). St. Andrews gilt als die Heimat des Golfsports. Die Lage an der Nordsee mit langen Sandstränden und geschichtsträchtigen Gebäuden haben St. Andrews schon lange auf unsere Liste der noch zu besuchenden Orte gesetzt.

Endlos langer Sandstrand neben dem Golf Green in St. Andrews - Urlaub in Schottland mit dem Wohnmobil
West Sands

Wir parken ganz in der Nähe des Westbeaches und suchen als erstes das alte Golfgebäude, welches gerade durch ein Baugerüst verdeckt wird. Auf dem Golfplatz davor wird mit Preisrichtern gespielt. Eine 700 Jahre alte Brücke ist ein beliebtes Fotomotiv auf dem Golfplatz. Überall sind teure Geschäfte mit Golfsportzubehör.

Diese unscheinbare kleine Brücke ist schon 700 Jahre alt und scheint ein Hindernis auf dem Golfplatz zu sein.
Die 700-jährige Brücke

Weiter geht es durch die alte Universitätsstadt mit den schönen alten Gebäuden. Studenten sind jetzt gegen Abend nur noch wenige unterwegs.

Alte Gebäude, meist 2 Etagen hoch bilden einen schönen Unicampus mit Grün in der Mitte.
Uni Campus

Bei unserem Streifzug finden wir die alte Castle Ruine von der untergehenden Sonne angestrahlt.

Gebäude- und Mauerreste bilden die Castleruine am Meer
Castle Ruine

Der Zugang zur alten Kathedrale ist längst geschlossen, aber erstens sieht man von Aussen viel und zweitens ist auch sie in grossen Teilen mit einem Baugerüst eingezäunt.

So geht es weiter, vorbei an einer gigantischen Privatschule zum Hafen und anschliessend zum Auto zurück. St. Andrews scheint für eine Rallye von Porschefahrern aus Belgien ein Meldepunkt zu sein, denn wir sehen die alten Porsche zahlreich in der Stadt.

Wir suchen uns für unser Wohnmobil noch einen netten Stellplatz am Meer am Strand von Kingsbarns, womit ein weiterer abwechslungsreicher Tag auf unserem Roadtrip durch Schottland zu Ende geht.

Fischerdörfer an der Moray Coast

24.9.23 Über Fraserburgh geht es weiter entlang der Küste. Rosehearty, Pennan, Crovie, Gardenstown bis zum Bow Fiddle Rock in Portknockie. Pennan ist ein Fischerdorf unterhalb der Steilküste. Mit unserem 5.30 m kurzen Camper haben wir unten gerade so die Kurve bekommen. Wobei wir genau an der engsten Stelle, sowohl beim Herunterfahren als auch beim Rausfahren, jedes Mal Gegenverkehr hatten.

Pennan gilt seit dem Film Local Hero als der idyllischste Ort Schottland. Genau eine Häuserzeile quetscht sich an den schmalen Streifen zwischen Meer und Küste. Ein kleiner Hafen am Ende des Ortes deutet an, wovon die Leute früher lebten. Heute ist es wohl eher der Tourismus, auch wenn man das Gefühl hat, dass die Saison bereits vorbei ist.

Eine Häuserzeile mit weissen Häusern und farbigen Fensterrahmen sitzt zwischen Meer und Felsküste.
Pennan vom Hafen aus gesehen.

Die rote Telefonzelle spielte im Film eine wichtige Rolle. Im Film wurde jedoch eine Attrappe verwendet. Die Touristen, die in den Ort kamen, suchten aber immer die Telefonzelle. So wurde tatsächlich eine richtige Telefonzelle hingestellt. Und zu unserer Überraschung funktioniert diese Telefonzelle noch. Hebt man den Hörer ab, kommt ein Freizeichen und die Aufforderung 60 Pence zu bezahlen oder die Kreditkarte einzuschieben. Sonst wurden die roten Telefonzellen zu allem Möglichen umfunktioniert.

Die rote Telefonzelle quetscht sich in den Windschatten von einem niedrigen Hafengebäude in Pennan.
Die wohl berühmteste Telefonzelle Schottlands

Crovie ist durch eine Landzunge von Pennan getrennt und noch enger und schmaler. Das Auto muss man oberhalb des Ortes an der Küste parken. Ein Rundwanderweg führt einen oben an der Küste und auf eigenes Risiko unten am Meer nach Gardenstown und retour. Der schmale Küstenstreifen wurde als Folge der Land Clearances besiedelt. Die vertriebenen Highlander wechselten hier von der Landwirtschaft zur Fischerei und das eine Zeit lang recht erfolgreich. Im Jahr 1953 nahm der Ort durch einen Sturm schweren Schaden.

Crovie hat nur einen Steg ins Wasser und keinen richtigen Hafen. Die Häuser stehen dicht an dicht unmittelbar am Wasser.
Crovie von oben gesehen
Auf dem Rückweg von Gardenstown kommt man unten im Ort Crovie raus und muss dann die steile Strasse nach oben laufen. Mit dem Wohnmobil durch Schottland
Crovie aus der Nähe

Da wir zuerst oben an der Küste entlangwandern, kommen wir durch den ganzen Ort Gardenstown, der bis auf die Küste gewachsen ist. Und auch, wenn die Häuser mindestens einen Vorgarten haben, haben diese im besten Fall einen gepflegten Rasen. Blumen sind die Ausnahme. Die meisten dieser Gärten sind schlichtweg ungepflegt, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Wer also wie ich dachte, dass Gardenstown ein Ort mit schönen Gärten ist, wird schwer enttäuscht. Der Name kommt wohl vom Gründer des Ortes, Andrew Garden, aber das habe ich erst später gelesen.

Gardenstown ist grösser als Pennan oder Crovie. HIer ist der dreieckige Hafen und mehrere Häuserreihen von oben gesehen. Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Der Hafen von Gardenstown

Unten am Meer wartet ein vergleichsweise grosser Hafen auf den Besucher. Der Rückweg am Meer führt direkt an der Steilküste entlang, wo es immer mal wieder Erdrutsche gibt. Was auffällt, sind viele tote Vögel. Die Vogelgrippe grassiert hier oben.

Vom Hafen auf Gardenstown geblickt. Heute liegen nur kleine Boote im Hafen. Nichts erinnert mehr an die Vergangenheit.
In Gardenstown sind die Häuser am Meer bunt.

Wir fahren eigens wegen des Bow Fiddle Rock nach Portknockie. Neben dem speziellen Felsen gibt es auch noch eine Höhle. Die ganze Küste scheint hier sukzessive vom Meer umgestaltet zu werden. Inzwischen fängt es an zu regnen und der Sturm frischt noch auf. Da es glücklicherweise wieder freie Campingplätze in Stonehaven gibt und uns der Campingplatz einigermassen geschützt vorkam und auch sonst gut gefallen hat, fahren wir noch die 1,5 Stunden wieder nach Stonehaven.

Der Bow Fiddle Rock ist ein Felsen, der aussieht wie eine "Geige", die gespielt wird. Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Der Bow Fiddle Rock

Und obwohl wir die Nase vom Auto im Wind haben, wird es doch eine recht wackelige Nacht im Sturm. Das ist nun schon der zweite ordentliche Sturm auf diesem Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil.

Felsküste und Sandstrand an der Moray Coast

23.9.23 Am Morgen verquatschen wir uns erst einmal mit Helen in Cruden Bay. (Sei gegrüsst, falls du das liest). So ist es schon fast Mittag, bis wir loskommen. Wir fahren weiter die Küste entlang ins nahe gelegene Peterhead. Unser Kühlschrank ist schon wieder leer.

Nächster Halt nach dem Einkauf ist bei den Bullers of Buchan. Ein ausgewaschener Felskessel mit einem Tor zum Meer war ein natürlicher Hafen für die Fischer, die oben auf den Klippen ihre kleinen Häuschen hatten. Auf schmalen und steilen Pfaden musste der ganze Fang nach oben auf die Klippen geschleppt werden. Die Klippen wirken hier nicht sehr vertrauenswürdig. Die Wege sind nicht gesichert.

In einem Kessel mit steilen Wänden befindet sich ein natürlicher Hafen - die Bullars of Buchan. Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Wir vermuten, dass der Fang in der nächsten Bucht ausgeladen wurde

Wir folgen der Küste weiter durch Peterhead und St. Combs zum Philorth Beach Nature Reserve in der Bucht von Fraserburgh. Hier erwartet uns eine ausgesprochen faszinierende Dünenlandschaft. Der Fluss hat sich in den Dünen ein Feuchtgebiet geschaffen.

Die Dünenlandschaft mit Fluss und Schilf
Auf dem Weg zum Strand

Auf einem langen Strandspaziergang lassen wir uns ordentlich durchpusten und erfreuen uns dabei an den grossen und kleinen Wellen, die sich mit der Flut immer wieder kreuzen. Auch die Surfer bewundern wir. Am Ende verbringen wir hier sogar gut geschützt vor dem aufziehenden Wind die Nacht.

Fraserburgh ist in der Ferne zu sehen. Im Meer voller Wellen fährt ein grosses rotes Schiff raus ins offene Meer.
Das Meer bei Fraserburgh
Dort, wo der Fluss ins Meer fliesst, stehen zahlreiche Möwen auf einer Sandbank.
Abendstimmung am Meer
Die Flut kommt und bringt lustige Wellenmuster, durch unterschiedliche Strömungen und Wellenüberlagerungen.
Wellenmuster
Auf dem Rückweg gibt es eine besondere Lichtstimmung. Schwarz-weiss Bild
Abends am Meer

Unter den Paparazzi in Aberdeen

22.9.23 Ich wünsche mir auf diesem Roadtrip durch Schottland mal einen entspannten Tag mit etwas Reiseplanung, Haushalt – die Wäsche müsste auch schon wieder gewaschen werden. Auch hätte ich gern etwas Zeit, die Beiträge nachzuführen. Ausserdem wäre es schön, Dunnottar Castle noch einmal bei Sonnenschein zu besuchen und gemütlich durch Stonehaven zu bummeln. Allerdings wird aus dem Wunsch nichts. Einerseits spielt das Wetter nicht mit. Es regnet immer wieder. Und andererseits ist der Campingplatz ausgebucht. Und es sagt bis Mittag auch Niemand ab. In der Gegend um Aberdeen gibt es einen Feiertag am Montag. So ein Pech aber auch.

Immerhin, wir dürfen bis Mittag bleiben, so dass wir wenigstens die Wäsche waschen und trocknen können.

Da wir die Moray Coast abgekürzt haben, als wir durch den Gairngorms Nationalpark gefahren sind, fahren wir jetzt noch einmal Richtung Norden an der Küste entlang. Unser erstes Ziel ist der Leuchtturm in Aberdeen. Der Weg führt vorbei an einem Hafenbecken mit grossen Schiffen, die sowohl Arbeiten an den Ölplattformen erledigen als auch die Plattformen versorgen. Doch die Strasse ist gesperrt, so dass wir auf der anderen Seite zum Leuchtturm fahren.

An der Hafenmauer liegen grosse Schiffe mit Landeplattformen für Hubschrauber und Kränen. Sie leuchten intensiv rot von der Sonne beleuchtet. - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
In der Sonne funkeln die Schiffe

Und obwohl wir eigentlich nur einen schönen Platz zum Frühstücken gesucht haben und Jörg Schiffe schauen wollte, reihen wir uns jetzt bei den Paparazzi ein. Jede Menge Leute warten schon mit Fernglas und Tele und starren auf das Hafenbecken. Ein älteres Ehepaar erklärt uns dann, dass das neue Hafenbecken gerade eröffnet wird und deshalb die königliche Prinzessin Anne zu Besuch kommt.

Auf dieser Seite des Hafenbeckens parken auch die ganzen Fahrzeuge der geladenen Gäste und ein Festpavillon steht an der Hafenmauer.
Aus dem Festzelt tönt Musik und wird gefeiert, schon lange bevor die Prinzessin erscheint.

Was soll ich sagen, der „lila Mantel“ in der Ferne soll sie gewesen sein. Für Jörg war viel spannender, dass all die grossen Schiffe fein herausgeputzt im Hafenbecken lagen. Ein Schlepper führt dann auch noch ein Wasserballett mit seinen Feuerlöschkanonen auf und dann war der Spass auch schon vorbei und die ersten Schiffe legen wieder ab.

Zwischen zwei grossen Schiffen sieht man den Schlepper, der mit seinen Feuerlöschkanonen Pirouetten dreht.
Wasserballett

Bis wir Frühstück gegessen haben, ist es Nachmittag. In Aberdeen suchen wir uns dann an der grossen Promenade einen Parkplatz. Glücklicherweise gibt es hier Empfang. Während ich mit unseren Töchtern ausgedehnt spreche, schaut Jörg sich noch das Maritime Museum in Aberdeen an. Das kostenlose Museum zeigt auf, welche Rolle die Seefahrt und das Geschäft mit dem Nordseeöl für Aberdeen in den letzten 300 Jahren gespielt hat.

Einen Stellplatz für die Nacht finden wir in Cruden Bay am Hafen als die Sonne untergeht. Von hier können wir noch einen kurzen Blick auf die Ruine von New Slains Castle werfen, bevor die Sonne untergeht.

In der Abendsonne leuchtet das abgeerntete Getreidefeld vor der Schlossruine orange. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
New Slains Castle

Von unserem Nachbarn werden wir und die Camperin nebenan auf einen Drink eingeladen. Es wird ein unterhaltsamer Abend. Und das Abendessen wird einmal mehr durch Cracker mit Käse ersetzt, weil es zum Kochen viel zu spät wurde.

Sonnenuntergang in Cruden Bay
Die Tage werden deutlich kürzer

Crathes Castle, Stonehaven und Dunnottar Castle

21.9.23 Von Ballater, im Cairngorms Nationalpark, fahren wir heute Morgen auf kleinen Strassen wieder Richtung Küste. Unser erster Stopp ist das Crathes Castle, Gardens & Estate. Läuft man zum Schloss, fallen einem als Erstes verrückt geschnittene Eiben ins Auge. Diese aus dem 17. Jahrhundert stammenden Büsche sind sehr eindrücklich. Sie umgeben das Kricket Green, zu dem man durch den Walled Garden kommt. Im Walled Garden blühen alle möglichen Herbstblüher und Herbstzeitlose. Auch stehen hier einige Bäume, die es ins Baumregister geschafft haben. Solche sieht man dann später auch auf einem Rundgang durch den Wald, der zu den grossen Ländereien gehört.

Ein Wohnturm mit Türmchen und ein viktorianischer Anbau, das ist Crathes Castle. Oben weht die schottische Fahne im Wind. Die Eiben erinnern an zwei Personen mit Stehkragen und Röcken. - Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Crathes Castle mit zwei von vielen Eiben
Eine herbstliche Blumenrabatte mit Violett-, Orange- und Gelbtönen im Walled Garden des Grathes Castle
Blumenrabatte

Wir besichtigen erst einmal das Schloss, was der Form nach wieder eine Art Wohnturm mit schmalen Wendeltreppen ist. Das Schloss ist berühmt für seine erhaltenen Deckenbemalungen und die Holzbalken, welche mit Bibelsprüchen verziert sind.

In manchen Nischen hat sich die Deckenbemalung gehalten.
Deckenbemalung

Sehr eindrücklich ist die alte Schlosstür. Es ist eine einbruchsverhindernde Konstruktion aus einer Holztür und einem Eisengitter, die sich nur gemeinsam öffnen lassen. Also das Niederbrennen der Tür nützte nichts.

Eine Buche wächst senkrecht an einem Hang und hält sich mit ihren Wurzeln beeindruckend fest.
Senkrecht am Hang entlang zu wachsen und sich beim Sturm trotzdem festhalten zu können, ist eine Leistung

Nach dem Waldspaziergang fahren wir weiter nach Stonehaven, wo wir uns dieses Mal glücklicherweise einen Campingplatz vorgebucht haben, sonst wäre es wieder nichts geworden. In der Region Aberdeen ist der Montag ein Feiertag, so dass viele Engländer mit ihren Campern unterwegs sind.

Eine Möwe sitzt auf der Brüstung und unten branden hohe Wellen an in Stonehaven. - Mit dem Wohnmobil durch Schottland
Eines von vielen Schiffsmodellen aus Metall steht an der Promenade zum Hafen in Stonehaven.
Ein Segelschiffmodell

Von Stonehaven laufen wir an der hübschen Promenade über die Klippen zum Dunnottar Castle. Die Wellen sind heute eindrucksvoll und auch die Schiffsskulpturen gefallen uns. Allerdings müssen wir mal wieder eilen, denn die knapp 5 km laufen sich nicht von allein und der Sonnenuntergang droht schon wieder.

Die beeindruckende Ruine steht einsam auf einer Klippe über dem Meer.
Dunnottar Castle

Tatsächlich versteckt sich dann die Sonne hinter einer Wolke als wir da sind. Dafür haben wir den Ausblick von oben fast für uns allein. Hier also wurden die schottischen Kronjuwelen vor Cromwell und seinen Truppen versteckt. Auf dem Rückweg schaffen wir es tatsächlich noch, in einem Restaurant am Hafen etwas zu essen zu bekommen. Da bin ich froh, dass ich jetzt nicht mehr kochen muss.

Blaue Stunde am Hafen von Stonehaven. Die Lichter spiegeln sich im Hafenbecken.
Blick von oben auf den Hafen von Stonehaven

Auf dem Heimweg bewundern wir den Sternenhimmel und sehen Jupiter mit blossem Auge. Das hat uns zumindest die Stellarium App verraten.

Snow Road North and South

20.9.23 Die Lichtstimmung nach dem Regen am Morgen am River Spey ist herrlich. Alles ist frisch. Der Fluss ist kurz davor über die Ufer zu treten und bald bildet sich Nebel über dem Fluss, derweil in den Hügeln die Sonne scheint. Wir fahren vom nahegelegenen Grantown-on-Spey zuerst die sogenannte Snow Route North – eine Strasse mit dramatischen landschaftlichen Aussichten.

Nebel markiert in der herrlichen hügeligen Landschaft, wo der River Spey entlangfliesst. Cairngorms Nationalpark auf dem Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Nebel über dem River Spey
Cairngorms Nationalpark mit hohen Bergen im Sonnenschein - ein Traum auf diesem Roadtrip durch Schottland
Mit Sonnenschein wirkt diese Landschaft gleich noch einmal ganz anders

Unser erster Halt ist ein Seitental, wo am Ende des Tals ein eigenwilliges Haus steht. Die Schilder erklären uns, dass hier früher Eisen und Mangan abgebaut und zerkleinert wurde. Der kleine Fluss ist an manchen Stellen kurz davor über die Ufer zu treten und als wir gerade auf dem Rückweg zum Auto sind, zeigt uns der Regen, dass er noch nicht fertig war. Bis wir beim Auto sind, scheint die Sonne wieder. Der Wind hat die Wolke schnell woanders hingeschoben.

Die Eisen und Mangan Mine am Ende des Tals, wo schon wieder eine Regenwolke wartet, während der Taleingang im Sonnenschein liegt.
An den Hängen hängen rote Moosbeeren, die gleichzeitig noch blühen
Das Haus, in welchem die Steine zerkleinert wurden, schreit förmlich. Zwei Fenster oben sehen aus wie Augen und das leere Tor wirkt wie ein Mund, der schreit.
Mit Wasserkraft wurden die Zerkleinerer des Gesteins angetrieben

Wir fahren nach einem Frühstück weiter in Richtung Ballater. In der kargen Berglandschaft des Cairngorms Nationalparks bei Cock Bridge ist die Aussicht zwischen Frühling und Herbst gar nicht so verschieden. Selbst der starke Wind scheint hier immer zu pusten.

An einem Parkplatz mit Aussicht stehen scheinbar 5 Monolithen. Ein Stein hat einen Spruch drauf, die anderen "Monolithen" bestehen aus Eisen und verbergen einen windgeschützten Sitzplatz, um die Landschaft zu geniessen. Durch den Cairngorms Nationalpark auf dem Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Die Eisen-Monolithen verbergen windgeschützte Sitzplätze

Ballater ist ein hübsches Städtchen. Doch wir kaufen nur kurz ein und fahren jetzt auf der Snow Roads Scenic Route South.

Die Eisenbahnstation in Ballater stammt aus der guten alten Zeit. Ein weiss-türkises Holzgebäude mit einem auf Säulen ruhendem Eingang. Ballater auf dem Weg durch Schottland mit dem Wohnmobil
Heute befindet sich im Bahnhof das Visitor Center

Braemar Castle ist gerade wegen Renovation geschlossen. Auch die Parkplätze davor sind zu. Balmoral Castle kennen wir schon von einem früheren Besuch. Unser Ziel sind zwei Schluchten. Bekannt ist die Linn of Dee – eine sehr eindrückliche Schlucht. Aber auch der Weg dahin ist sehenswert.

Gerade kommt ein sehr partieller Regenschauer an den Hängen der Hügel an der Schwemmebene, wo mehrere Flussarme mäandern, herunter
Einer dieser sehr begrenzten Regenschauer, die schnell weiterziehen
Der breite River Dee quetscht sich hier durch eine schmale Felsenschlucht
Linn of Dee

Viel schöner, aber wesentlich unbekannter ist die Linn of Quoich mit dem Devil‘s Punchbowl. Man muss der Strasse nur 4 Meilen weiter bis zu einem Dead End mit Parkplatz, wo man gegen eine geringe Gebühr auch übernachten kann, folgen und ein kurzes Stück laufen. Der Weg ist ein Rundwanderweg. Wir waren komplett allein. Hier hätte ich den ganzen Tag verbringen können.

Devil's Punchbowl ist ein Loch im Felsen, welches an den Beginn einer Gletschermühle erinnert. Der River Quoich fliesst hier auch durch breite Felsen und gräbt sich eine Schlucht. - Cairngorms Nationalpark auf dem Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Devil’s Punchbowl
Von beiden Seiten ergiesst sich der Fluss in eine Felsspalte
Hier möchte man barfuss gehen und auf den Steinplatten sitzen und einfach nur den Fluss beobachten

Nur leider neigt sich unser Wasservorrat dem Ende entgegen, entsprechend voll sind die Tanks, die mal entleert werden müssten. So hoffen wir auf einen Campingplatz in Ballater und fahren zurück. Hier steht schon das Abschreckungsschild „fully booked“, so dass wir uns notgedrungen einen Stellplatz bei den Sportplätzen in Ballater suchen, wo es glücklicherweise wenigstens einen Wasseranschluss gibt.

Wandern im Cairngorms Nationalpark

19.9.23 Die Cairngorms sind ein weitläufiges Gebiet, in dem endlose, hügelige Hochebenen die Gipfel miteinander verbinden, was die Cairngorms zu einem sehr anspruchsvollen und schwierig zu erkundenden Gebiet macht. Immerhin stehen hier vier der fünf höchsten Berge Schottlands. Planst du eine Reise durch den Cairngorms Nationalpark solltest du all unsere Tipps aus mehreren Reisen im Beitrag den Cairngorms Nationalpark entdecken.

Blick auf die Highlands im Cairngorms Nationalpark mit Regenwolken - Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Schottland, wie man es sich vorstellt

Deshalb wollen wir uns als erstes einmal Kartenmaterial und Wandervorschläge vom Cairngorms Nationalpark besorgen. Allerdings stellt sich heraus, dass jedes Visitor Center nur sein unmittelbares Gebiet kennt. Und wandern scheint so gar nicht das zu sein, was der Herr am Schalter gerne macht. Nachdem wir bestätigten, dass wir keine Gipfelwanderung bei dem Sturm machen wollen, bekommen wir immerhin zwei Wandervorschläge in der Nähe von Aviemore.

So wandern wir um Loch an Eilein, ein See in dem sich die prächtigen Kiefern des Rothiemurchus Forest spiegeln, in dem es liegt. Eine alte Burgruine auf der Insel ist das i-Tüpfelchen.

Die Insel mit der Burgruine im Loch an Eilein - Cairngorms NP mit dem Wohnmobil durch Schottland
Die Burgruine im Loch an Eilein
Der Kiefernwald am Loch an Eilein mit urigen alten Kiefern ist wunderschön.
Hier wachsen auch schöne Pilze

Anschliessend fahren wir am Loch Morlich entlang. Dieser riesige See überrascht uns, hat er sogar einen Sandstrand. Unser Ziel ist aber eine Wanderung zum grünen See, dem Loch an Uaine. Wir parken und stellen im Vorbeiwandern fest, dass es hier ein Rentier Center mit den einzigen Rentieren Schottlands gibt. Die haben wir dieses Jahr schon in Rovaniemi in ihrer ursprünglichen Heimat gesehen. Der Weg am Rentiercenter vorbei ist Kinderwagen tauglich. Der Weg, den wir auf dem Rückweg gehen, ist viel spannender mit seinen wilden Treppen auf halber Höhe eines Hügels entlang, aber auch anstrengender zu laufen. Wir sind sehr froh, dass wir diesen Weg bergauf und nicht umgekehrt laufen müssen.

Der grüne See ist abhängig von der Lichteinstrahlung mal mehr, mal weniger Grün. Aber heute mit dem wolkigen Tag, der auch immer wieder etwas Sprühregen für uns bereit hält, ist die Farbe nicht so spektakulär.

Der grüne See mit dem orangen Ufer ist heute leider eher dunkelgrau, genau wie der Himmel
Loch an Uaine

Nach den zwei Wanderungen mit insgesamt 12 km Länge fahren wir nur noch zu einem schönen Stellplatz am River Spey. Inzwischen regnet es wieder heftig. Irgendwo am hinteren Dachfenster muss etwas undicht sein, denn dort wird es nass. Abendessen kochen, die Strecke für den nächsten Tag festlegen und endlich mal früh schlafen gehen zur Musik des Regens.

Somit geht ein weiterer Tag auf unserem Roadtrip durch Schottland zu ende.

Roadtrip durch Schottland Nordküste und Orkneys

Karte Nordschottland und Orkneys mit unserer Route

Auf dem Weg in den Cairngorms Nationalpark

18.9.23 Auf den Cairngorms Nationalpark im Herbst freuen wir uns. Haben wir doch tolle Bilder von der Laubfärbung gesehen. Aber der Reihe nach. Es regnet die ganze Nacht auf unserem Campingplatz in Burghead und es regnet in Strömen weiter bis zum Nachmittag. Also nutze ich mal das schlechte Wetter und führe Beiträge nach, wo wir doch Strom und eine gute Internetverbindung haben. Anschliessend folgen wir dem Weg zur Küste und fahren um die Burghead Nase herum. Allerdings bilden Himmel und Meer eine einheitliche undurchdringliche graue Masse, so ist unser nächstes Ziel die Whisky Destillerie Strathisla, die Jörg gern besuchen möchte.

Kurz folgen wir noch der Ausschilderung auf eine Ruine, aber da der Himmel die Schleusen richtig öffnet, fahren wir, ohne auszusteigen weiter. 

Schlossruine Duffus Castle am Ende der Welt im Regen auf unserem Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil.
Schlossruine Duffus Castle

Irgendwann biegen wir aber von unserem Weg kurz ab, um ein Frühstück einzukaufen und kommen dabei an einer gigantischen Schlosseinfahrt von Gordon Castle vorbei. Auf Schildern lesen wir, dass der Walled Garden 2021 zum Garten des Jahres in Schottland gewählt wurde.

Nach dem Einkauf entscheiden wir uns, dort einmal vorbeizufahren. Da es immer noch regnet, essen wir erst einmal etwas und dann hört auch dieser Regen auf. So kommt es, dass wir einen der ältesten und grössten Küchengärten in ganz England besuchen. Der ummauerte Garten mit einer Gröse von 8 Hektar liegt zwischen dem Fluss Spey und der Moray Küste. Hier wachsen Früchte, Gemüse, Kräuter und Schnittblumen einträchtig nebeneinander. Und auch, wenn der Garten wohl im Juli am schönsten aussieht, ist er jetzt Mitte September immer noch sehenswert.

Eine gelb-orange blühende Blumenrabatte. Dahinter wachsen Wicken im Gordon Castle Garden. - Mit dem Wohnmobil durch Schottland
Die Blumenrabatten sind jeweils in verschiedenen Farbkombinationen bepflanzt.

An den hohen Mauern wächst Spalierobst. Die Apfelbäume sind teilweise 200 Jahre alt und hängen voll. Birnen hängen von Wandelgängen. Ein grosses Lavendelfeld markiert die Mitte des Gartens. Blumen, Obstbäume und Gemüse wechseln sich ab. Im viktorianischen Gewächshaus wachsen Tomaten 2,5 m hoch. Überall gibt es etwas zu entdecken.

Apfelbäume wachsen entlang der hohen Mauer und tragen reichlich Früchte im Gordon Castle Garden.
So viele verschiedene Apfelsorten wachsen hier
Birnen bilden einen Spaliertunnel und hängen voll.
Bei so vielen Früchten im Garten vermisse ich so langsam meinen Garten

Das Schloss wird als Ganzes mit Personal vermietet. Und verarbeitet bei seinen Speisen am liebsten Produkte aus dem Garten. Zum Garten gehört ein ansprechendes Kaffee, welches aber geschlossen war. Aus Lavendel und anderen Kräutern werden wohlriechende Lotionen hergestellt und im kleinen Gartenshop kann man von getrockneten Blumen bis zu frischem Obst und Gemüse alles kaufen.

Strohblumen, Statizie, Trommelstock und andere Blumen trocknen unter der Decke des Verkaufsshops.
Unter der Decke des kleinen Ladens

Mit ganz vielen Ideen für meinen heimischen Garten haben wir uns schweren Herzens losgerissen. Strathisla ruft Jörg, der kurz in die Destillerie hereinschaut. Als er zurückkommt, überlegen wir, ob wir der Küste folgen oder in den Cairngorms Nationalpark abbiegen und entscheiden uns spontan für den Nationalpark.

Die Destillerie von Strathisla hat noch die traditionelle Bauweise mit Steinen. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Strathisla Destillerie Gebäude

Ein Mix aus Sonne, Wolken, Regen und Regenbogen macht die anschliessende Fahrt in den Cairngorms Nationalpark sehr malerisch. Hier in der Region am Fluss Spey (Speyside) liegt eine Destillerie an der anderen. Wir folgen jedoch spontan einem Schild zu einem piktischen Stein und landen bei einer einfachen Kirche mit einem alten Friedhof. Die Steine wurden in der alten Kirche verbaut. Beim Neubau der Kirche war man sensibler und liess die Steine lange an der Friedhofswand stehen. Heute stehen sie in einem Vorraum, geschützt vor dem Wetter.

Bei den piktischen Steinen handelt es sich um drei grosse Steine und ein Bruchstück, in denen unterschiedlich deutlich Bilder zu entdecken sind.
Über die Bedeutung der Steine weiss man nichts. Abgebildet sind Adler und vermutlich ein Delfin, Kessel und Spiegel

In Carrbridge bleiben wir für die Nacht bei einer privaten Stellplatz Vermieterin und haben Glück, dass wir mal wieder Essen gehen können und nicht selber kochen müssen. Die Aurora App meint derweil, dass man in ganz England heute Nacht Polarlichter sehen könnte.

Die beleuchtete Packhorse Bridge aus dem 17. Jahrhundert
Die Packhorse Bridge am Abend

So kommt es, dass wir uns noch einmal auf den Weg machen und einen unbeleuchteten Fleck in Carrbridge suchen. Das Städtchen ist hell erleuchtet, aber auf dem Golfplatz ist es dann endlich dunkel, wenn nicht gerade vorbeifahrende Autos mit ihren Scheinwerfen ins Bild leuchten.

Erst einmal sind wir uns unsicher, ob wir Polarlichter sehen, denn hier in Schottland sind die Lichter mit blossem Auge nicht so eindrücklich wie in Rovaniemi im Februar. Aber die Langzeitbelichtung mit der Kamera zeigt es. Es sind Polarlichter.

Der HImmel ist lila mit Millionen von Sternen und bei den Wolken sieht man auch die grünen Lichter .
Ob das eine Sternschnuppe ist, die durch mein Bild rast?

Schlösser (Cawdor) und Gärten (Logie House)

17.9.23 Heute starten wir mit einem Besuch von Cawdor Castle. Offensichtlich wird es von zahlreichen Busreisen angefahren, denn der Parkplatz steht voller Busse. Und bei jeder vorbeispazierenden Busladung fängt ein einsamer Dudelsack-Spieler mit einem Trinkgeldkoffer an zu spielen.

Wir müssen unsere Rucksäcke am Eingang für die Schlossbesichtigung einschliessen. Ins Schloss werden immer nur 25 Personen gelassen. Obwohl es so mächtig aussieht, sind die Räume aufgrund der dicken Mauern kleiner als von aussen gedacht.

Cawdor Castle mit seinem mächtigen Wohnturm etwas seitlich gesehen.
Hinter dem Busch versteckt sich die Zugbrücke

Cawdor Castle ist das Schloss mit einem mittelalterlichen Turmhaus aus dem späten 14. Jahrhundert, was im Laufe der Zeit einige Anbauten bekommen hat. 12 sehr gemütliche Räume können besichtigt werden. Darunter auch die Küche aus dem 16. Jahrhundert.

Alte Bäume mit einem orangefarbenen Ahorn vor einer Wiese im Cawdor Garten - mit dem Wohnmobil durch Schottland
Bäume im Garten

Über 23 Generationen der Cawdor Familie lebten hier, nachdem das Turmhaus für den 3. Thane gebaut wurde. Thane ist ein Rang, den Gefolgsleute eines Königs für ihre Verdienste bekommen. Der Titel des Thane wurde dem ersten Thane von Robert the Bruce verliehen.

Ein Brunnen von einem runden Garten umgeben, in dem die Farben grün und weiss vorherrschen
Brunnen

Cawdor Castle wurde der Sage nach an der Stelle erbaut, wo ein mit Gold bepackter Esel sich abends hinlegte, nachdem er den ganzen Tag herumgelaufen ist. Der Esel legte sich unter einen Baum, der heute noch im Gewölbe steht.

Das Schloss hat zwei sehr schöne Gärten, die jetzt im Herbst kurz vor Saisonende nicht mehr voll erblühen. Hinter dem Schloss gibt es einen wunderbaren Wald mit uralten Bäumen. Cawdor Castle ist wirklich sehenswert.

Der Garten, hübsche kleine Cottages und im Hintergrund der Wohnturm des Castle Cawdor - sehr idyllisch.
Blick vom Garten

Wir fahren weiter zum Logie House. Das Logie House ist ein kleines Schlösschen und in privatem Besitz, aber die Gärten werden für eine Gebühr von 4 £ für die Öffentlichkeit von 8-17 Uhr geöffnet. Auch gehen einige Trails vom Gelände ab. In den ehemaligen Stallanlagen befinden sich Galerien mit sehr ansprechenden Bildern und Keramik, ein Buchshop, ein Farmershop mit grossem Pflanzenmarkt (das ist ganz schön schwer, wenn man nichts kaufen kann) und ein Café.

Logie House steht auf einer Anhöhe umgeben von Wald. Auf der Terrassenseite rahmen es niedrig bepflanzte Terrassen und ein grosser Rasen ein.
Logie House
Obstbäume und Ziergarten gehen im Logie House Garten ineinander über - Roadtrip durch Schottland
Nutzgarten und Ziergarten in einem
Die Ställe sind im Carré erbaut und haben einen Innenhof. Heute befinden sich Galerien und Geschäfte darin.
In den Stallanlagen befinden sich Galerien und Geschäfte

Uns gefällt es gut, leider werden wir vom Regen eingeholt, so dass wir uns dann vor Schluss wieder auf den Weg machen. Wir übernachten auf dem Burghead Caravan Park. Da unser Kühlschrank leer ist und der letze Co-Op, den wir angefahren waren, ausser Alkohol nicht wirklich etwas Kochbares im Angebot hat, wollen wir essen gehen.

Und obwohl wir 19.00 Uhr unterwegs sind, haben wir nicht bedacht, dass Sonntag ist und sonntags die Restaurantküchen schon 18.00 Uhr schliessen. Und Montag bis Mittwoch haben viele Restaurants sowieso geschlossen.  Schlussendlich landen wir in einem Pub, welches aber schon lange kein Essen mehr anbietet. Es wird ein unterhaltsamer Abend ohne Abendessen, denn wer hätte gedacht, dass wir im Pub am Ende der Welt ganz normale Helden treffen.

Da ist Dan, der sogar ganz gut Deutsch spricht, weil er mal 4 Jahre in Bayern gelebt hat und sich gerade darauf vorbereitet zum zweiten Mal medizinische Hilfsgüter in ein Kinderkrankenhaus in der Ukraine zu bringen. Er sammelt all die Spenden und hat ein Fundraising gestartet. Im sonstigen Leben hat Dan Land gekauft und Unterbringung für Pferde geschaffen. Und da alles läuft, töpfert er. Begleitet wird er von John, der mit 66 Jahren im zweiten Anlauf (wegen Corona) den Appalachen Trail, einen Fernwanderweg von 3.500 km Länge durch die Appalachen in den USA gelaufen ist und sich gerade auf den PCT vorbereitet, der dem Pazifischen Ozean über die Gebirgskämme der Sierra Nevada folgt.

Es wird ein lustiger Abend in der Kneipe und als wir endlich zum Auto zurückkehren, bleibt uns nichts anderes, als Cracker und Käse zu essen.

Black Isle und Culloden

16.9.23 Gleich morgens fahren wir das kurze Stück von unserem Stellplatz nach Rosemarkie, wo wir am Strand parken und zum Chanonry Point gegenüber von Fort William laufen. Mal davon abgesehen, dass es ein schöner Strandspaziergang ist, kann man hier in der Bucht Delfine und Robben sehen. Bereits auf unserer Reise vor 14 Jahren hatten wir hier Glück und haben Delfine ganz nah gesehen. Allerdings waren wir da ziemlich allein am Strand unterwegs. Jetzt stehen hier viele Leute bewaffnet mit grossem Kamera Equipment und warten. Es gibt sogar einen grossen und gut besuchten Campingplatz oberhalb des Strandes. Ein Seehund taucht kurz auf, aber von den Delfinen keine Spur.

Ein Segelboot fährt mit Rückenwind am Chanonry Point vorbei etwas ausserhalb der sich treffenden Strömungen. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Während wir auf Delfine warten

So machen wir uns irgendwann auf den Rückweg. Und siehe da, draussen bei den Bojen am Horizont springen sie. Ein Speedboot mit Touristen folgt ihnen. Wir beobachten die Delfine eine ganze Weile durchs Fernglas und Tele, aber dieses Mal kommen sie nicht näher in die Bucht.

Ein Delfin zeigt sich weit entfernt. Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Am Horizont ein Delfin

Da der kleine Hunger sich meldet, kaufen wir bei der Bäckerei und im Supermarkt ein leckeres Frühstück zusammen. Eigentlich wollten wir anschliessend das Fairy Glen entlanglaufen, hatten aber nicht mitbekommen, dass man dazu irgendwo im Ort parken muss. Und da es dann nicht die kleinste Wendemöglichkeit gab, sind wir weiter bis Cromarty gefahren. An der Nordspitze der Black Isle kann man drei Ölplattformen sehen. Der Ort ist ausgesprochen sympathisch.

Eine rote Plattform liegt vor einem Schiff an der Nordspitze der Black Isle.
Ölplattform, das Schiff trennt das Rohöl in Öl, Wasser und Gas

Die Black Isle hat ihren Namen übrigens den fruchtbaren Schwarzerde Böden zu verdanken. Getreide wird geerntet und auf den Weiden stehen Kühe und Schafe. Ein guter Teil der hier angebauten Gerste wird für die Whisky Produktion verwendet.

Ein Traktor pflügt ein Feld und Möwen und Raben umschwirren den Traktor
Auf was die Möwen wohl warten?

Von Cromarty fahren wir erstmals ins Visitor Center nach Culloden, wo diese Schlacht stattfand, die sich ins kollektive schottische Gedächtnis eingebrannt hat und deren Nachwirkungen bis heute sichtbar sind.

Bonnie Prinz Charly landete von Frankreich kommend 1745 auf den Äusseren Hebriden mit einigen Getreuen und versuchte eine Armee schottischer Clans aufzustellen, um sich, einen Stuart, wieder auf den Thron zu setzen. Die Clans folgten ihm nur teilweise, weil sie auf Religionsfreiheit hofften und weil er französische Unterstützung versprach. Es gab jedoch auch Clans, die sich der englischen Krone anschlossen. 1746 kam es zur vernichtenden Schlacht.

Das Visitor Center von Culloden am Schlachtfeld - mit dem Wohnmobil durch Schottland
Heute sieht es so friedlich aus, wo einst ein Moor war

Spätestens seit Outlander ist dieser Teil der schottischen Geschichte jedem irgendwie geläufig. Was ich nicht wusste, war, dass die Schlacht nur eine Stunde dauerte. Überraschend auch, dass der Duke of Cumberland, der die Schlacht für die Engländer führte, am Vorabend gerade seinen 25. Geburtstag gefeiert hatte und bereits in verschiedensten Schlachten sehr erfolgreich gekämpft hatte. Scheinbar liebten ihn seine Soldaten, da er auch das Versorgungsproblem im Griff hatte, während die Schotten verteilt an verschiedenen Brennpunkten ohne Verstärkung und entkräftet, da kein Nachschub kam, den Engländern im Moor gegenüberstanden.

Ein sehr ungleicher Kampf mit 1.500 toten Schotten und 100 toten Engländern, der die Highland Clearance zur Folge hatte. Das war die systematische Vertreibung der Clans aus dem Norden Schottlands, die bis heute ihre Wirkung zeigt.

Ein Cottage am Rande des Schlachtfeldes von Culloden aus vergangenen Tagen
Die Bewohnerin dieses traditionellen Cottages machte sich für den Erhalt von Culloden stark und führte Besucher herum.

An diesem wunderschönen Nachmittag ist es sehr unwirklich, das Schlachtfeld abzuschreiten und nachzuvollziehen, wie sich die Armeen gegenüberstanden. Ein Cairn wurde über einem Massengrab errichtet. Die Ausstellung im Visitor Center ist sehr eindrücklich.

Ein Weg führt im hohen Gras zu einer blauen Fahne, welche markiert, wo die Schotten standen. - Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Die Fahnen markieren die Frontlinie und einzelne Gedenksteine markieren, wo welcher Clan mit wie viel Mann stand

Abends fahren wir auf einen abgelegenen Campingplatz bei Inverness (Bunchrew), wo wir mal wieder Wäsche waschen.

Sonnenuntergang auf dem Campingplatz - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Die Sonne geht unter, während wir den Trockner befüllen

Wo die Lachse springen

15.9.23 Heute Morgen trödeln wir ein wenig auf dem Campingplatz, d.h. ich versuche den Blog nachzuführen und mich auf den Sozialen Medien mal wieder zu melden. So ist es dann schon 11 Uhr bis wir zum Castle Sinclair Girnigoe auf dem Noss Head aufbrechen. Überraschenderweise ist der Parkplatz schon ziemlich voll. Wir hätten nicht gedacht, dass es so viele Menschen zu einem Ausflug hier herzieht.

Die Ruine von Sinclair Castle ist direkt auf einer Klippe gebaut, die nur durch eine Brücke mit dem Festland verbunden ist. Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Sinclair Castle auf der Klippe

Das Castle hat eine lange Geschichte, die 1379 begann. Direkt auf der Klippe gebaut war es eine Befestigungsanlage, die in späteren Jahrhunderten mit einem Wohnturm und anderen Bequemlichkeiten ausgestattet wurde. 1677 wechselte der Besitzer, der sich mit anderen verfeindet hatte. Was für die Schloss-Festung mit der Zerstörung 1680 endete. Die Ruine ist erstaunlich weitläufig, Man bemüht sich heute um ihren Erhalt für zukünftige Generationen.

Die Aussenmauer neigt sich verdächtig zum Meer.
Im grossen Loch des Wohnturms war dereinst ein grosses Fenster, welches den Saal erhellte.
Perspektivwechsel - das Sinclair Castle von unterhalb der Brücke gesehen in schwarz-weiss. - Mit dem Wohnmobil durch Schottland 2023.
Perspektivwechsel

Die Küstenwiesen scheinen zu anderen Jahreszeiten mit ihrem Artenreichtum an Tieren und Pflanzen ein weiterer Grund für den Besuch von Sinclair Castle zu sein.

Die Küstenerosion lässt einzelne Steintürme im Wasser stehen.
Zahn der Zeit an der Küste

Anschliessend an den Besuch von Sinclair Castle legen wir mal ordentlich Strecke auf unserem Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil auf dem North Coast 500 zurück und fahren in einem Rutsch fast bis Inverness durch. Es wimmelt zwar von Touristischen Hinweisschildern entlang der Strasse, aber wir bekommen zunehmend das Gefühl, dass man jeden Golfplatz, jede ansatzweise alte Brücke und jede noch so kleine Ausstellung versucht zu promoten.

Bevor es jedoch Zeit wird, sich einen Stellplatz für die Nacht zu suchen, besuchen wir noch die Rogie Falls in der Nähe von Dingwall. Durch einen schönen Wald geht es zu den Wasserfällen, die man auf einer Hängebrücke auch überqueren kann.

Auf dem Hinweg zu den Rogie Falls durchqueren wir einen lichten Birkenwald mit interessanten Farnen. Hier eine ICM Aufnahme.
Ein Birkenwald

Neben den Wasserfällen gibt es eine Art Lachstreppe, nur scheint es im Wasser keinen Wegweiser zu geben. Die Lachse jedenfalls versuchen die Wasserfälle hochzuspringen, was mit wenig Anlauf gar nicht so einfach scheint. Wir beobachten das Spektakel ewig, nachdem wir endlich realisiert haben, dass sie es am Wasserfall versuchen. Einer hat es in der ganzen Zeit nach oben geschafft.

Meist erwischt man sie auf dem Foto, wenn sie wieder herunterfallen. Es ist das erste Mal, dass wir Lachse springen sehen.

Ein Lachs fällt den Wasserfall wieder herunter. Mit dem Wohnmobil auf einem Roadtrip durch Schottland.
Da fällt der Lachs wieder herunter

Inzwischen finden uns die Insekten recht lecker, so dass wir dann doch am Fluss entlang auf der längeren Strecke zurück zum Auto gehen. Wir finden sogar Leute, die oberhalb der Wasserfälle baden.

Der Rückweg von den Rogie Falls führt durch einen schönen Nadelwald.
Der Rückweg führt durch einen schönen Nadelwald

Wir fahren zur Black Isle, wo wir auf einem Stellplatz der Park4Night App die Nacht verbringen.

Sturm

14.9.23 Der Wind kommt von Süden und rüttelt unser Womo auf dem Campingplatz Stromness mit seinen Böen ordentlich durch. Es ist die schlimmste Nacht auf unserem Roadtrip durch Schottland im Wohmobil. An Nachtschlaf ist nicht wirklich zu denken. Der Wind singt heute ein bedrohliches Lied. Da macht es auch nichts, dass 5.00 Uhr der Wecker klingelt und wir uns schnell fertig machen, denn die Fähre 6.30 ab Stromness wartet auf uns.

Bei dem Wind befürchten wir das Schlimmste für die Überfahrt. Beim Checkin gibt es gleich einen Zettel mit Passagierrechten und höherer Gewalt und dass alle Aussendecks geschlossen sind und man sich gut festhalten soll. Kurz befürchten wir, dass die Fähre gar nicht fährt, aber dann beginnt das Beladen der LKWs.

Schlussendlich hatten wir weniger Welle als auf der Hinfahrt, was wohl daran lag, dass der Wind vom Süden kam und sich dort ja das Land befindet, so dass sich keine grosse Welle aufbauen konnte. Ab Mittag wechselte der Wind seine Richtung auf West.

Runde Heuballen liegen auf den Feldern am Meer und leuchten in der Morgensonne orange - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Es wird herbstlich in Schottland

Wir kaufen in Thurso etwas ein und fahren dann zu Duncansby Head. Hier steht ebenfalls einer der vielen von den Stevenson’s erbauten Leuchttürmen. Unser Ziel sind aber Felsnadeln im Wasser, die man auf einer Küstenwanderung erkunden kann. Es geht über Schafweiden. Die meisten Menschen laufen maximal bis zum Aussichtpunkt. Auch wir verhüllen uns und ziehen alles fest. Das Atmen im Wind fällt schwer. Nach dem Aussichtpunkt geht es weiter nach oben auf die nächste Klippe. Die Wege werden schmaler. Ein Kreuzfahrtschiff fährt um die Nordküste Schottlands. Wir sind fast allein.

Die Küstenerosion lässt Felsnadeln im Meer stehen, die dreieckig mit einer Spitze sind.
Felsnadeln bei Duncansby Head

Von der anderen Seite werden die Felsnadeln beleuchtet, denn die Sonne scheint und der Wind wird wärmer, so dass wir sogar die Jacken ausziehen.

Irgendwie scheint die Ausrichtung der Steine der Felsnadeln nicht zur Küste zu passen. Mit Sonne sehen sie noch schöner aus.
Felsnadeln im Sonnenlicht
Ein einsames weisses Haus in der Moorlandschaft am Meer und ein bedrohlich dunkler Himmel.
Einsamkeit

Zurück von unserer Wanderung fahren wir der Ordnung halber kurz bei John O’Groats, dem nördlichsten Punkt Schottlands, vorbei. Vor 14 Jahren ein einsamer Ort, treten sich heute die Leute aus unzähligen Touristenbussen auf die Füsse. Ein riesiger Parkplatz, ein kleiner Ort mit vielen Restaurants und Läden ist entstanden. Den Wegweiser sehen wir nur aus der Ferne. Jeder Parkplatz ist belegt. Kopfschüttelnd fahren wir weiter.

Unser nächstes Ziel ist ein einsamer Ort. Keiss Castle. Wir parken am kleinen Hafen und machen eine kurze Pause bevor wir zur kurzen Wanderung vorbei an neuen Glampingpods über Weiden zum Castle laufen. Sehr fotogen steht es auf der Klippe. Der Sitz der Familie ist heute weiter nach hinten verlegt.

Die Ruine von Keiss Castle steht direkt am Rand der Klippe. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Keiss Castle Ruine

Zurückgekommen müssen wir feststellen, dass unser Auto mit einer Salzkruste überzogen ist. Der Wind am Hafen hat wohl die Gischt auf unser Auto getrieben.

Auf dem Weg nach Wick suchen wir den richtigen Abzweig zum Noss Head, wo Castle Sinclair Girnigoe steht. Nachdem wir mehrmals vor Private Roads standen, geben wir auf. Es ist spät geworden und ich müsste mal meine Beiträge nachführen. So bleiben wir auf dem Campingplatz von Wick.

Wick im Licht der untergehenden Sonne auf dem Abendspaziergang vom Campingplatz
Abendstimmung in Wick

Der Campingplatz wird von einem Trust geführt, der versucht Wick als Destination attraktiver zu machen. Schön gelegen am Fluss Wick ist der Campingplatz. Es gibt auch zwei Zufahrten, denn die Zufahrt, die unser Navi kennt, führt unter einer niedrigen Eisenbahnbrücke mit 2.89 m durch. Wir passen gerade so durch. Als nächstes ist der Bau einer 5 Sterne Sanitäranlage geplant, die die alte Anlage ersetzen soll. Zu Fuss kann man in 10 Minuten am Fluss entlang mitten in die Stadt laufen, was wir auf der Suche nach einem Restaurant auch machen. Die Schlossruine in Wick wird zur Zeit einer Radio Carbon Analyse unterzogen, da man vermutet, dass sie deutlich älter ist, als bisher angenommen.

Die Orkneys, Schauplatz zweier Weltkriege

13.9.23 In der Bucht von Scapa Flow befand sich die zentrale Marinebasis der Engländer im ersten und zweiten Weltkrieg. Und während man auf der Hauptinsel der Orkneys viele Relikte aus dem 2. Weltkrieg sehen kann, wie unter anderem die U-Boot-Sperren, bekommt man im Scapa Flow Visitor Center auf der Insel Hoy die Geschichte hautnah erklärt. Das Museum kostet keinen Eintritt und freut sich über eine Spende.

ein alter, hölzerner Pier ragt ins Meer
Schiffsfriedhof

Mit der Fähre geht es von Houton nach Hoy ohne Auto, denn das Scapa Flow Visitor Center befindet sich direkt am Pier in Hoy. Neben dem Museum könnte man in Hoy auch noch zum Old Man of Hoy wandern.

Mich deprimiert dieses Museum sehr, welches nicht nur den Umstieg von kohlebetriebenen Kriegsschiffen zu ölbetriebenen Schiffen und den Kraftakt der Kriegsvorbereitungen dokumentiert, sondern auch penibel die Verluste an Material und Menschen aufführt.

Das Pumpenhaus mit dem Öl für die Kriegsschiffe in die und aus den Vorratstanks gepumpt wurde. Alte aber solide Technik
Alte, solide Technik im Pumpenhaus, welches Öl zwischen Lagertanks und Schiffen beförderte

Der Kraftakt, am Rande der Welt eine Marinebasis diesen Ausmasses zu errichten und zu unterhalten, ist nur schwer vorstellbar. Schliesslich musste alles Material, die komplette Versorgung, einfach alles dorthin transportiert werden. Nur mal so, heute leben auf den Orkney Inseln ungefähr 22.000 Menschen. Zu Zeiten als zentrale Marinebasis waren es 120.000 Menschen. Was das für die Inseln bedeutete, wird jedoch nicht dokumentiert.

Dieser auf Schienen rollende Kran bewegte unglaubliche Lasten zu Zeiten als Scapa Flow eine Marinebasis war.
alter Kran

Nachdem es einem deutschen U-Boot gelungen war, in die Bucht zu kommen und eines der Kriegsschiffe zu versenken, wurden die sogenannten Churchill Barrieren gebaut, über die heute eine Strasse auf der Hauptinsel führt.

Eine der Churchill Barrieren. Zwischen zwei Inseln wurde die Wasserverbindung durch Felsbrocken und tonnenschwere Betonteile unterbrochen. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil - Orkney Inseln
Der Damm ist eine der Churchill Barrieren für U-Boote

Im ersten Weltkrieg wurde hier nach der Kapitulation Deutschlands die gesamte deutsche Hochseeflotte von ihren Besatzungen versenkt, damit sie nicht in die Hände der Feinde fällt. Allerdings wurde ein Teil der 73 Schiffe später zu Zeiten der Rohstoffknappheit vor dem 2. Weltkrieg geborgen und das Metall wiederverwertet. Aber Schiffswracks sieht man auch so noch in der Bucht liegen.

Bevor unsere Fähre wieder zurückgeht, laufen wir noch ein wenig über die Insel Hoy. Was auffällt sind viele verfallene Häuser, die nicht abgerissen werden.

Ein kleines Fischerboot fährt um ein grosses Schiff, welches Kiel nach oben in der Bucht liegt.
Filme und Animationen lassen die Zeit als Marinebasis aufleben. Damals war ganz schön was los am alten Pier

Und da dies Jörgs Tag ist, hat er sich für die Rückkehr noch eine Whisky Tour in Highland Park gebucht.

Damit endet unser Besuch auf den Orkneys. Heute fahren wir wirklich auf den Campingplatz nach Stromness, denn am nächsten Morgen haben wir die 6.30 Uhr Fähre zurück aufs Festland gebucht. Das Wetter soll schlechter werden und der Sturm zieht schon auf. Deshalb haben wir uns auch gegen einen Besuch der Shetland Inseln entschieden. Immerhin wären das noch einmal 7 Stunden Fahrt mit der Fähre.

Ein weiterer wundervoller Tag auf den Orkneys

12.9.23 Die Orkneys sind bei schönem Wetter der absolute Traum. Unser Morgen fängt schon richtig gut mit einem halben Regenbogen an. Der Regen der Nacht hat sich verzogen, nur unser Auto sieht ein wenig sandpaniert aus.

Der Regenbogen am anderen Ende der Bucht verschwindet in den Wolken. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Eigentlich müssten wir jetzt am Fuss des Regenbogens nach dem Schatz suchen

Wir starten auch gleich nach einem Kaffee auf eine weitere Erkundungstour. Auf dem Weg zum Hoxa Head halten wir als erstes an der Italienischen Kirche an. Diese wurde von italienischen Kriegsgefangenen im 2. Weltkrieg hier errichtet, die während der afrikanischen Nordkampagne gefangengenommen und hier her deportiert wurden. Sie ist der einzige Überrest des Gefangenenlagers 60. Relikte aus den Weltkriegen sieht man aber noch mehr.

Eine Baracke mit Fassade und Portal einer Kirche.

Weiter geht es zum Hoxa Head, wo wir zu einer Küstenwanderung aufbrechen. Hier soll man gute Chancen haben, Delfine und Wale sehen zu können. Daneben führt der Küstenwanderweg an vielen Anlagen aus dem 2. Weltkrieg vorbei. Die Gebäude, in denen sich die Geschütze befanden, verrotten vor sich hin und sind teilweise schon eingestürzt. Leider zeigt sich wieder kein Delfin. Dafür können wir beobachten, wie offensichtlich einer der Schlepper der Orkneys eine Feuerlöschübung durchführt. Und wie auf der gegenüberliegenden kleinen Inseln Flotta die Raffinerie ihren Betrieb aufnimmt.

Leuchtend orange blühen die Monbretien am Meer. Diese Blumen wachsen hier überall halb wild.
Die Farben begeistern uns auf den Orkney Inseln immer wieder
Beobachtungsbunker und Geschützstellungen auf Hoxa
So hässlich, wie der Krieg
Fast wie ein Engel sieht das Schiff aus, welches beide Feuerlöschkanonen im Einsatz hat.
Feuerlöschübung auf dem Schiff

Nach der Wanderung frühstücken wir und fahren weiter, um 5.000 Jahre zurück in der Zeit zu gehen. Unser Ziel ist die Grabstätte Maeshowe. Sie ist eine von vielen solcher Stätten hier auf den Orkneys. Am Visitor Center können wir die Frage, ob wir eine Buchung haben, mal wieder nur verneinen und erfahren, dass der Besuch dieser Grabstätte online die nächsten 2 Wochen ausgebucht ist. Als uns der Mitarbeiter gerade erklärt, dass wir am nächsten Morgen zu Öffnungsbeginn kommen sollen, kommt die Frau, die die bereits abfahrbereite Tour führt, noch einmal rein, um die Taschenlampe zu holen und meint, wenn wir jetzt sofort in den Bus hüpfen, könnten wir mitkommen. Zwei Personen, die reserviert hatten, wären nicht gekommen. So kommt es, dass wir ganz nach dem Motto: «Sie kamen, sahen und siegten», doch noch zu dieser beeindruckenden Tour kamen.

Maeshowe sieht aus der Ferne wie ein grüner Hügel mit Rillen aus, der sich auf einer Weide erhebt.
Rund um das Grab befindet sich ein Graben und am Hügel erkennt man Furchen, die beim Bau entstanden sind

Maeshowe ist die Grabstätte mit dem höchsten Kriechgang, sprich man betritt die Grabstätte durch einen Tunnel, den man mit Rucksäcken auf dem Buckel sehr gebückt und in den Knien laufend betreten muss. Dann steht man in der Mitte des Grabhügels, an drei Seiten zweigen Kammern ab. Fotografieren ist im Inneren verboten.

Der Eingang ins Grab sieht erst einmal aus wie ein dunkles Loch. - Mit dem Wohnmobil durch Schottland, Meashowe Orkney Inseln
Einen Meter hoch und 10 Meter lang ist der Tunneleingang

Viele Tausend Jahre war dieser Hügel verschlossen, nachdem die Bewohner verschwunden waren. Die Archäologen haben keine Ahnung, warum sie die Insel nach 600 Jahren dauerhafter Bewohnung verliessen. Dann kamen die Wikinger und als drei mit einem Mordauftrag unterwegs zur nächsten Stadt waren und von einem Unwetter überrascht wurden, kam dieser Hügel gerade recht. Und da sie den Eingang nicht finden konnten, räumten sie einfach in Wikingermanier die Felsen vom Dach beiseite und stiegen von oben ein.

Und was machten die lieben Wikinger im Grab, während sie warteten? Sie bekritzelten die Wände. Seit über 1.000 Jahren ist den Leuten nichts neues eingefallen. Sie schreiben ihre Namen und, dass sie hier waren. Sie schreiben über eine schöne Frau, die sich lächerlich gemacht hat, weil sie ins Grab hereingefallen ist.  Interessant ist, dass man die Grösse des einen Schreibers ablesen kann. Er schreibt an einer Säule von unten nach oben und als er nicht mehr höher kommt, schreibt er quer weiter. Er dürfte um die 1.95 gewesen sein.

Ein anderer Wikinger versucht die Jagd nach dem Schatz zu eröffnen, indem er hinterlässt, dass der Schatz hier war und sie ihn in nord-östlicher Richtung versteckt hätten. Der Dritte im Bunde der drei Wikkinger lernte wohl noch das Schreiben, denn ihm passierte es, dass er die Runen manchmal seitenverkehrt schrieb. Insofern scheint das Grab auch die Saga der Wikinger zu bestätigen, denn da kamen die Namen auch drin vor. Wie unser Guide über die Wikinger sprach, war köstlich.

Während 6 Wochen, um die Wintersonnenwende könnte die Sonne durch den Eingang scheinen, was sie manchmal wohl auch tut. In den Gräbern waren nicht nur Menschen, sondern auch Tiere beigesetzt, wobei sich die Grabhügel darin unterschieden, welche Tiere. Im grossen Grab waren Hundeknochen von Hunden, die ein sehr wolfsähnliches Aussehen hatten, beigesetzt. Man weiss aber, dass es Hunde waren, weil man das irgendwie an den Augenbrauen ablesen kann. Hunde, die mit Menschen zusammenleben, haben wohl für eine aussagekräftigere Mimik breitere Augenbrauen entwickelt.

Köstlich auch die Beschreibung einer viktorianischen wissenschaftlichen Untersuchung des Grabes, die darin endete, dass Tourismus auf den Orkneys entstand und das Grab heute ein Dach in viktorianischer Bauweise hat. Allerdings waren die frühen Menschen bessere Bauherren, denn die konnten ein dichtes Dach bauen, im Gegensatz zum viktorianischen Dach, durch welches es durchregnet.

Wir haben noch nie eine so lustige und kurzweilige Führung irgendwo gehabt. Es war einfach köstlich. Ich kann hier gar nicht alle Details wiedergeben.

Von Maeshowe begeben wir uns zum Campingplatz in Stromness, aber da die Rezeption erst wieder abends besetzt ist, fahren wir zuerst nach Yesnaby für eine weitere Wanderung entlang der Küste.

Die Küste bei Yesnaby ist sehr verwittert und in Auflösung begriffen. Hier steht noch ein Felsturm auf drei Beinen im Meer.
Auf der Strandwanderung in Yesnaby

Und hier ist es so schön, dass wir entscheiden, die Nacht hier zu bleiben. Jörgs Polarlicht App sagt uns ausserdem, dass wir heute auf den Orkneys Polarlichter sehen könnten. Und so war es dann auch. Eine sternenklare Nacht mit Milchstrasse, ein paar Wölkchen und Polarlichter bei 5° Grad.

Polarlichter in grün und violett und eine Million Sterne - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil - Orkney Inseln
Polarlichter, ein Spektakel von dem wir nie genug bekommen werden

Das war einer dieser Tage, an denen alles so gekommen ist, wie es sein soll.

Willkommen auf den Orkneys

11.9.23 Bei strömendem Regen fahren wir ab Scrabster mit North Link auf die Orkneys, weil die Fährgesellschaft neuere Schiffe hat als Pentland Ferry. Da wir nicht wussten, was uns erwartet, haben wir uns die 7.50 £ für die Magnus Lounge gegönnt. Beworben wurde dies damit, dass man in Ruhe arbeiten kann. Wir gingen davon aus, dass man zum Arbeiten auch Strom bekommt, aber das war ein Irrtum.

In der Lounge wartete stattdessen ein Kaffeeautomat, Obst und Gebäckteile und Getränke aller Art kostenlos nebst Sesseln und Couchtischen auf die Gäste. Ein Stuart nimmt Brötchenbestellungen auf. Die Lounge braucht man nicht wirklich. Essen kann man auch im Bordrestaurant und gemütliche Sitzecken gibt es einige auf der Fähre.

Der Wellengang ist ordentlich. Spätestens zum Ende der Reise lohnt es sich nach draussen zu gehen, wenn man eine der 70 Inseln der Orkney Inseln, Hoy mit dem Old Man of Hoy, passiert. Auch der Einlauf in Stromness ist sehr fotogen. Und das Wetter empfängt uns, wie versprochen, mit Sonnenschein und starkem Wind.

The Old Man of Hoy ist eine Felsnase, die noch einsam im Meer steht. Die Felsen sind hier plattenförmig geschichtet und die Küste verwittert stark. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil auf dem Weg zu den Orkney Inseln
Zum Old Man of Hoy gibt es auch einen Wanderweg auf Hoy
Stromness vom Schiff aus gesehen. Der Ort zieht sich entlang des Wassers.
Willkommen in Stromness

Wir hatten keine Vorstellung von den Orkney Inseln, aber diese hügelige Landschaft mit grünen Weiden, Feldern, auf denen die Strohrollen darauf warten, eingesammelt zu werden und immer wieder Wasser. So lieblich und friedlich hatten wir es uns sicher nicht vorgestellt. Und tolle Sandstrände gibt es hier.

Die Insel ist eine hügelige Idylle mit viel Wasser. Die Kühe sind ganz selbstverständlich mit ihren Kälbern auf der Weide und wir haben auch noch nie so viel Stiere auf der Weide gesehen.
Überall warten die Strohballen und Heuballen darauf, eingesammelt zu werden

Wir entscheiden uns, die Besichtigung der Orkney Inseln mit Skara Brae anzufangen. Es ist die am besten erhaltene Siedlung Europas aus der Zeit zwischen 3.100 und 2.500 vor Christus. Die Archäologen vermuten, dass nach der Eiszeit Menschen aus dem Raum der heutigen Türkei auf die Orkneys ausgewandert sind.

Die Siedlung wurde erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch einen schweren Sturm, der die Dünen davontrug, freigelegt. Ein Teil der Siedlung ist im Meer verschwunden, denn die Küstenlinie war vor 5.000 Jahren eine andere. Die ältesten Häuser sind noch Rundhäuser, später erbaute Häuser sind grösser und mehr eckig. Der grösste Unterschied war die Lage der Betten, die später im Raum integriert waren, während sie bei den ersten Häusern noch in der Wand lagen. Sogar Steinmöbel gab es neben Vertiefungen in den Wänden.

Man rätselt warum diese Siedlung nach 600 Jahren aufgegeben wurde. Unweit von Skara Brae befinden sich auch Steinkreise und Langgräber aus dieser Zeit. Deshalb gehört das ganze Gebiet seit 1999 zum Weltkulturerbe.

Hausdesign vor 5.000 Jahren. Man sieht schön die Betten am Rand der Mauer, die Feuerstelle in der Mitte und Steinschränke
Vor 5.000 Jahren gab es noch kein Metall. Die Steine sind Sandsteine aus der Umgebung, einfach zu bearbeiten und schon in Platten abgelagert.

Funde zeigen, dass diese Menschen Gerste anbauten, zahlreiche Werkzeuge fertigten und von Fischfang und Jagd lebten. Der Besuch ist sehr eindrücklich. Allerdings wären wir fast nicht reingekommen, da wir kein Ticket im Voraus gebucht hatten und heute Morgen ein Tui Kreuzfahrtschiff mit 2.480 Passagieren auf der Insel gelandet ist. Diese Passagiere begegnen uns mit ihren Bussen überall auf der Insel.

Nach dem Besuch von Skara Brae fahren wir zur Ebbe zum Brough of Birsay, einer alten norwegischen Siedlung aus der Zeit um 1.000 nach Christus und einem Leuchtturm. Die Insel erreicht man nur bei Ebbe über einen Damm. Die Puffins, die hier brüten, sind natürlich schon weg. Wir kommen mit dem tiefsten Stand der Ebbe an, schaffen aber noch, die Besichtigung der Ruine und die Rundwanderung um die Insel, bevor das Wasser den Damm wieder überschwemmt. Nur die Muschel, die dafür sorgen soll, dass man immer Geld im Portemonnaie hat, die finden wir nicht mehr am Strand.

Auf dem Bild erkennt man den Leuchtturm und den schmalen Damm, auf dem man die Insel erreicht. Mit dem Wohnmobil durch Schottland
Insel und Damm in der Ferne

Auf dem Weg in die Hauptstadt Kirkwall besuchen wir noch den Steinkreis von Brodgar. Wir haben Glück, dass wir es zwischen zwei Busladungen Kreuzfahrtpassagieren schaffen. Der Steinkreis von Brodgar ist sehr eindrücklich. Ein Graben schützt den Kreis. Man geht davon aus, dass die kleineren Steine zuerst dastanden und später die grösseren Steine hinzugefügt wurden. Unser Tag endet mit einem Einkauf und der Suche nach einem schönen Standplatz für die Nacht.

Der Ring of Brodgar an einem sonnigen Tag mit blauem Himmel und noch blühendem Heidekraut. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Der Ring of Brodgar mit einem Durchmesser von 104 m. Von den ursprünglich 60 Steinen sind noch 27 erhalten
Ring of Brodgar - die Steine werden von der Sonne angeleuchtet.
Die Steine unterscheiden sich und stammen wahrscheinlich aus 7 verschiedenen Steinbrüchen

Wir parken am Scapa Beach und halten vergeblich Ausschau nach Delfinen oder Walen. Damit geht ein weiterer Tag unseres Roadtrips durch Schottland zu ende.

Ein grosses erleuchtetes Schiff liegt hier zur blauen Stunde immer noch am Pier.
Während wir auf die dicken Fische warten, schauen wir mal, ob die Kamera noch arbeitet

Düstere Moorlandschaften

10.9.23 Morgens sieht es kurz so aus, als würde das Wetter besser werden. So schaue ich mir die Küsten vom Aussichtspunkt auf dem Campingplatz Durness an, während Jörg sich um unsere Abwässer kümmert. Anschliessend laufen wir zur Smoo Cave. Diese kennen wir zwar auch schon von früher, aber wir sind so früh unterwegs, dass wir von ein paar Hasen abgesehen allein unterwegs sind. Der Parkplatz möchte eine Parkgebühr, die sich dann als Minimum 2 £ herausstellt, obwohl am Eingang noch der Preis von 1 £ steht.

Der Blick vom Aussichtspunkt des Campingplatzes in Durness zeigt eine Bucht mit Sandstrand - Mit dem Wohnmobil durch Schottland
Kleine Bucht am Campingplatz

Auf dem Parkplatz gibt es grosse Waschmaschinen und Trockner und ein paar Essensbuden. Die Schilder, die die Leute auffordern, erst die Parkgebühr zu bezahlen und dann Essen zu ordern, lassen uns etwas verwundert zurück. Wer zahlt 2 £, damit er ein Eis oder einen Burger kaufen kann? Wir laufen ein Stück die Strasse herunter und sehen dann, dass man beim Visitor Center umsonst hätte parken können.

Der Bach und Wasserfall im Inneren der Höhle führen gerade wenig Wasser-
Wasser hat im Kalkstein diese Höhlen geschaffen, in denen früher auch Menschen lebten

Beim Anblick des Hostels denken wir (auch wegen der Form), dass wir unterwegs schönere Ställe gesehen haben. Neu ist, dass man jetzt Bootstouren in der Höhle unternehmen kann. Wir sind genervt von all den Schildern und Verboten und fahren nach einer Stippvisite weiter.

Eine kleine Halbinsel, die durch einen schmalen Sandstreifen mit dem Festland verbunden ist. Auf der Insel steht ein Haus
Hier befanden sich früher Kalköfen. Der Kalk wurde genutzt, um die sauren Moorböden zu verbessern
Berggipfel mit Spiegelung im See in schwarz-weiss. So düster kam uns der Tag auf unserem Roadtrip durch Schottland vor.
Aussicht auf die Berge an einem farblosen Tag

Unterwegs halten wir für die eine oder andere schöne Landschaft an. Bei Tongue wird wie wild gebaut und wir biegen ins Moor ab. Unser Weg führt uns auf einsamen Wegen vorbei am Loch Loyal und Loch Naver, aber die Wolken hängen tief und hüllen die Berge ein. Es regnet auch wieder stärker. Irgendwie wird es langweilig, so dass wir zurück zur Küste fahren. Hinter Bettyhill gibt es einen schönen Strand mit hohen Wellen, der sich bei Surfern grosser Beliebtheit trotz des Regens erfreut. Aber der Regen wird nicht weniger, so dass wir auf das Fotografieren verzichten und weiterfahren.

Kirche im Regen, die jetzt ein Museum ist - Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil.
Die Kirche ist ein Museum, aber das hat geschlossen

Wir nutzen eine Regenpause, um in Thurso einen Spaziergang am Meer und durch die Stadt zu machen. Die guten Tage von Thurso liegen hinter der Stadt. Der Verfall ist überall sichtbar, manchmal warnen grosse Schilder vor der Gefahr, die von alten Gebäuden ausgeht.

Viele Windräder haben das kleine Atomkraftwerk bei Dounreay ersetzt. Hier stand einst eine Versuchsanlage für Schnelle Brüter-Technologie, der aus nichtspaltbarem Uran 238 spaltbares Plutonium 239 brütete. Gleichzeitig befand sich hier eine Testanlage für Reaktorantriebe für U-Boote. Bis 2036 wird rückgebaut und erst 300 Jahre später wird das Gebiet als Brownsite (ehemalige Industriegebiete mit verschmutztem Boden) wieder freigegeben. Das war der grösste Arbeitgeber in der Region.

Von der St. Peters Kirche stehen nur noch Mauern und der Friedhof. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Alte St. Perters Kirche in Thurso
Ein Schiff, was aussieht, als hätte es den weissen Hai getroffen liegt neben anderen traurigen Schiffen auf der Wiese. Aber jemand hat sich daraus ein kleines Gartenglück geschaffen.
Gartenidylle auf dem Schiffsfriedhof

Wir stehen hier auf dem Campingplatz, weil wir am nächsten Morgen die erste Fähre auf die Orkneys nehmen. Die Sanitäranlagen sind zwar durch einen komplizierten Code geschützt, aber das ändert auch nichts am Alter.

Auf bekannten Wegen im Geopark

9.9.23 Der Geopark North-West-Highlands erstreckt sich auf 2.000 km2. Ein kleines Stück davon erkunden wir in den nächsten Tagen. Doch der Reihe nach.

In der Nacht am Stoerhead Lighthouse kommt Sturm auf und rüttelt an unserem Auto. An Schlaf ist erst einmal nicht mehr zu denken. Auch andere Nachbarn werden wach. Man hört, wie Luken geschlossen und Fahrräder festgezurrt werden. Mit dem Sturm kommt der Wetterumschwung und bringt viel Regen.

Unser erstes Ziel heute ist der rosa Strand im Geopark. Wir sind genau am Wasser als ein Regenguss uns so richtig nass macht. Die Regenjacke liegt im Auto gut. So frühstücken wir und versuchen es mit mehr Erfolg nach dem Frühstück noch einmal. Die meisten anderen Touristen wandern zu den Wasserfällen …

Ein weisses Haus vor schottischen Bergen, ein türkisblaues Meer und der rosa Strand. Immer wieder schön. Mit dem Wohnmobil durch Schottland
Immer wieder schön anzusehen

Weiter geht es nach Drumbeg. Hier sind wir vor 14 Jahren schon einmal vorbeigekommen und haben schöne Erinnerungen an den Ort. Ein winziger Laden mitten im Nirgendwo, den wir besuchten, um etwas Süsses für die Kids zu kaufen, hatte dann einen tollen Whisky, dessen Flasche ich etikettieren durfte. Unsere Jüngste breitete damals die Arme am heutigen Viewpoint aus mit einem Gefühl von Freiheit.

Der Viewpoint zeigt mehrere kleine vorgelagerte Inseln, heute fast in den Wolken verschwindend. Roadtrip durch Schottland
Heute begrenzt eine Erklärungstafel die Weite

Du kannst dir gar nicht vorstellen wie überrascht wir waren, als wir den Ort, der für uns Inbegriff von Einsamkeit und Überraschung war, heute wieder sehen. Die Aussicht ist ein Viewpoint und hat etwas unterhalb ein WC bekommen. Auch der kleine Laden hat rechts und links Gesellschaft bekommen, unter anderem von einem Hotel. Neben der schmalen Strasse wurden einige Parkplätze geschaffen, die reserviert für die Hotelgäste sind oder nur 15 Minuten den Besuch der Geschäfte erlauben.

Den besten ländlichen Laden (das war seine Auszeichnung damals und damit warb er meilenweit um Kundschaft) gibt es zwar noch und er hat auch wieder ein Fass Whisky, aber irgendwie ist es nicht mehr das gleiche.

Die Berge verschwinden fast im Nebel, der Farn in seinem braun-orange Ton sorgt etwas für Farbe. Die Strasse, der wir auf unserem Roadtrip durch Schottland folgen ist schmal.
Wie anders die Landschaft bei Sonnenschein wirkt

Wir fahren weiter nach Durness. Auf den Singleroads herrscht ordentlich Verkehr.  Die Tour wird ein Anfahren, Bremsen, Rückwärtsfahren und Versuchen, aneinander vorbeizukommen. So viele grosse Wohnmobile zwängen sich durch die bergige und kurvenreiche Strecke mit den schmalen Strassen. Die Werbeoffensive von Visit Scotland für den NC 500 (North Coast 500 Miles) hat ganze Arbeit geleistet.

Auf der einen Seite ein Stück blauer Himmel, auf der anderen Seite hängen die Wolken in den Bergen. Wir fahren ins Licht.
Es sieht nach Wetterbesserung aus

Als nächstes besuchen wir Cocoa Mountain, früher einmal die nördlichste Chocolaterie Englands, aber diese Werbung ist verschwunden. Vor 14 Jahren freuten sich die Kids ein Loch in den Bauch, denn hier gab es einen heissen Kakao, bei dem die Schokolade an der Aussenwand der Tasse herunterlief mit Sahne und kleinen Marshmallow Stücken. Heute gibt es einen Pappbecher ohne Sahne und Schnickschnack. Die Pralinen sind teurer als in der Schweiz, aber keinesfalls besser.

Irgendwie sollte man nicht Jahre später an Orte zurückkehren, die sich in die Erinnerung eingebrannt haben. Die Zeit verändert nicht nur uns, sondern auch die Orte. Einen Blick werfe ich noch in die Pottery, in der ich mir damals eine meiner 3 Lieblingstassen für den Morgenkaffee gekauft habe, aber heute scheint jemand anderes die Keramik zu machen. Schöne Vasen gab es, aber die kann ich nicht in unserem Wohnmobil verstauen.

In weiterhin strömendem Regen finden wir neben 70 anderen Wohnmobilen und zahlreichen Zelten einen halbwegs ebenen Platz auf dem dortigen Campingplatz.

Ein Teil des Campingplatzes in Durness am nächsten Morgen als der Regen eine Pause macht.
Blick auf einen Teil des Campingplatzes am nächsten Morgen

Roadsurfer zum Glück

8.9.23 Die Nacht war zu warm. Unsere Mückennetze vor den Fenstern sind nicht fein genug, um die winzigen Plagegeister, die Midges, nicht ins Auto zu lassen. Bis wir es gemerkt haben, hatten wir schon einen ganzen Schwung im Auto und durften jagen. Danach haben wir das Rollo davor gemacht, aber es wurde erst gegen Morgen etwas kälter. Dafür sind wir mit schöner Morgenstimmung weiter Richtung Ullapool gefahren.

Eine Robbe sonnt sich auf einem Stein am Meer, eine weitere ist gerade ins Wasser getaucht. Gräser und Farn zeigen, dass es Herbst ist.
Morgendliches Sonnenbad der Robbe
In der Morgensonne leuchtet das Moor am Fjord orange. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Herrliche Morgenstimmung

Als wir Ullapool erreichten, war gerade ein Kreuzfahrer dabei, seine Passagiere an Land zu bringen. Diese wurden ordentlich mit schottischer Musik begrüsst. Die Fähre von Lewis lief auch gerade ein und schon quoll der kleine Fischerort über.

Ullapool ist der letzte grosse Ort, bevor es in den dünn besiedelten Norden geht und so gehen hier alle Leute noch einmal einkaufen und tanken. Allerdings ist das Angebot im Tesco deutlich kleiner als auch schon. Nach dem Grosseinkauf und Schlangestehen an der Tankstelle fahren wir weiter in Richtung Norden. Weit kommen wir allerdings nicht, denn der Ardmair Beach zieht uns magisch an.

Der Ardmair Beach ist eine schmale Landzunge mit weissen Häusern und einem Campingplatz. - Mit dem Wohnmobil durch Schottland
Der Ardmair Beach

Hier frühstücken wir nicht nur gemütlich, sondern legen einen Strandtag ein. Die flachen Steine sind herrlich warm. Das Wasser ist erst einmal ein Kälteschock, aber hat man sich daran gewöhnt, will man gar nicht mehr heraus. Die oberen 5 cm sind schon angenehm war. Schwimmen gehen, sich auf den warmen Steinen aufwärmen und wieder Schwimmen ist ein herrlicher Zeitvertreib. Irgendwann reissen wir uns los und fahren weiter.

Grosse flache Steine laden zur Wellness mit warmen Steinen ein. Eine Steinpyramide und das Meer vollenden das Glück.
Hier lässt es sich bei diesem Wetter aushalten

Auf kleinen Strassen fahren wir ab Drumrunie nach Lochinver und Culkein und weiter bis zum Stoerhead Leuchtturm, wo wir einen tollen Stellplatz finden. Der Weg ist unglaublich abwechslungsreich.

Die Moorlandschaft mit Fluss und Fjord zeigt sich im Sonnenlicht von der schönsten Seite. Mit dem Wohnmobil durch Schottland
Einfach nur idyllisch und einsam
Eine felsige Insel mit Nadelbäumen ragt in den Fjord und lässt uns kurz überlegen, ob wir wirklich in Schottland sind.
Sind wir in Schottland oder in Schweden?
Eine einzelne Felsnase überragt das felsige Moor mit Nadelbäumen, Heide und einem See.
Es ist so schön …

Auch, wenn die Leute mit rieisgen Ferngläsern unterhalb des Leuchtturms dastehen und nach Delfinen und Orcas Ausschau halten, kommt keiner vorbeigeschwommen. Der Sonnenuntergang ist aber auch herrlich und durch den leichten Wind sind keine Insekten unterwegs.

Der Leuchtturm steht etwas oberhalb von unserem Standort für die Nacht. Hier noch im Sonnenschein.
Hier bleiben wir über Nacht

Damit endet ein weiterer Tag unseres Roadtrips durch Schottland mit dem Wohnmobil. Wir geniessen es sehr, einfach irgendwo zu bleiben, wo es schön ist.

Ein schöner Sonnenuntergang zum frühen Abend mit einer runden Sonne, die fast ins Meer fällt
Wenn beim Stoerhead die rote Sonne im Meer versinkt

Inverewe Garden – ein Traum

7.9.23 Wir starten früh in Applecross und lassen auch den dortigen Garten links liegen. Die Aussichten sind spektakulär und so früh ist auch noch nichts los auf der Strasse. Morgens ist es windstill und das bringt die Midges, diese kleinen beissenden Insekten auf den Plan. So halten wir immer nur kurz für ein Foto an.

Hohe Berge, der Fjord, Wald und Inseln und alles bei strahlend blauem Himmel. Besser kann ein Roadtrip durch Schottland nicht laufen.
Einfach nur schön

Bevor wir die Halbinsel verlassen, sind wir allerdings so begeistert vom Ausblick, dass wir dort frühstücken. Dafür haben wir danach deutlich mehr Verkehr auf der einspurigen Strasse.

7 Autos kommen dicht hintereinander den Hang in der Einsamkeit herunter. Wir überlegen, ob das eine Rally ist.
Ob hier Rallys auf der Halbinsel stattfinden?

Im Hochland zeigt das Thermometer immer wieder 27 Grad an. Unglaublich. Auf dem Weg nach Norden halten wir bei den Victoria Falls. Wir hatten Glück, dass gerade ein Parkplatz frei wurde. Dort halten wir schon mal die Füsse ins angenehm kalte Wasser.

Die Victoria Falls laufen lange über ein Steinplateau herunter, bevor sie wirklich fallen. Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Die Victoria Falls

Durch den Inverewe Garten laufen wir dann allerdings ausdauernd. Sehr beeindruckend ist der alte Baumbestand. Jede Menge Eukalyptus Bäume lassen uns immer wieder nachschauen, ob wirklich kein Koala darauf sitzt.

Die Aussicht im Inverewe Garten zeigt eine felsige Halbinsel mit Kiefern, den Fjord und ein kleines Schiff
Einer von mehreren Aussichtspunkten im Inverewe Garden

Der Walled Garten mit Blumen und Obst und Gemüse ist ein Traum. Die Aussichtspunkte laden im Schatten zum Verweilen ein. Derweil der Wind durch die Kiefern rauscht. 

Der Walled Garden ist von einer hohen Mauer umgeben, an der Spalierobst wächst. Die Beete sind liebevoll und abwechslungsreich angelegt.
Blick über den Walled Garden

Unser Stellplatz heute ist ein Parkplatz am Meer mit Sandstrand. Und ich hätte es ja nicht gedacht, aber wir waren heute Abend im saukalten Atlantik schwimmen. Draussen waren immer noch sehr angenehme Temperaturen. Mit der Aussendusche haben wir dann den Sand abgewaschen, aber dann kamen die lästigen kleinen Biester wieder.

Eine Bucht mit langem Sandstrand lädt zum Schwimmen ein.
Auch wir gehen hier nach dem ersten Blick auf die Bucht schwimmen

Jetzt schreibe ich mit Blick auf das Meer und hoffe, dass die aufziehenden Wolken ein wenig Platz für den Sonnenuntergang zulassen.

Ein Sonnenuntergang mit Regen und Wolken sieht man auch nicht alle Tage.
Sonnenuntergang und Regen

The Pass of the Cattle – Bealach Na Bá

6.9.23 Morgens herrscht eine irre Nebelstimmung am See als wir aufwachen. So nutzen wir die Gelegenheit, dass wir Strom haben, und ich schreibe noch etwas am Blog. Das dauernd schöne Wetter, welches man nicht verpassen will, lässt mir gar keine Zeit zum Schreiben. Und nach einem ereignisreichen Tag ist dann häufig auch die Luft raus.

Nebelstimmung am Campingplatz hüllt alles ein - Roadtrip durch Schottland.
Plötzlich ist es herbstlich

Wir beschliessen, dem einen oder anderen Tipp des Photographing Scotland Reiseführers (den habe ich in den Vorbereitungen zum Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil vorgestellt) zu folgen, denn wir kennen die Strecke Richtung Eilean Donan Castle schon. Zuerst halten wir an einem Parkplatz am Loch Cluanie an und laufen ein wenig auf einer Insel herum und fotografieren.

Berge und Himmel spiegeln sich im Loch Cluanie - Mit dem eigenen Wohnmobil durch Schottland
Am Loch Cluanie

Anschliessen nehmen wir den Abzweig Richtung Glenelg und folgen einem Fototipp auf die 5 Sisters. Die Geschichte dahinter ist, dass es einst 7 Schwestern waren. Die zwei Jüngsten wurden von zwei jungen Männern geheiratet, die versprachen, dass sie noch 5 Brüder hätten, die die anderen Schwestern heiraten würden. Naja, die 5 Schwestern warten immer noch darauf, geheiratet zu werden.

Die 5 Sisters ist eine Bergkette mit fünf Gipfeln, die sich im Fjord spiegeln - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Five Sisters of Kintail and Ratagan

An Eilean Donan Castle machen wir auch einen kurzen Stopp. Schon die ganze Strecke war ein Wohnmobil am anderen. Wir sind jetzt wirklich an einem Touristen Hotspot. Erstmals treffen wir auf Parkeinweiser und müssen eine Parkgebühr bezahlen. Menschenmassen sind unterwegs. Wir schwören uns, nur noch ganz früh oder ganz spät hier vorbeizuschauen.

Eilean Donan Castle mit Brücke und wehender Schottlandfahne bei mittlerem Wasserstand.
Eilean Donan Castle – immer wieder schön anzusehen

Ob der Menschen sind wir auch gar nicht versucht, noch einen Abstecher auf die Isle of Skye zu unternehmen. Sondern wir fahren auf die Halbinsel Bealach Na Ba.

Bei der Fahrt auf den Pass sieht man eine eigenwillige Konstruktion in der Landschaft stehen.
Hier wurden ab den 70er Jahren Ölplattformen konstruiert, was 3.000 Leute beschäftigte

Der Weg ist das Ziel. Eine Traumstrecke führt ins Hochland auf 691 m hoch. Die Aussichten sind grandios. Und auch wenn unten Schilder davor warnten, mit grossen Wohnmobilen hochzufahren, steht ein solches am Pass. Haarnadelkurven und kurze Passing Places sprechen nicht für grosse Wohnmobile.

Am Pass of the Cattle ist es sehr windig. Die Aussicht ist einmalig, auch wenn es schon recht dunstig ist.

Vom Pass sieht man die hohen Berge der Isle of Skye, Raasay und weiterer Inseln
Ohne Dunst könnte man sogar den Old Man of Storr auf Sky sehen

Und obwohl ausreichend Platz wäre, um die Nacht dort zu verbringen, erinnern wir uns aber noch gut an den Morgennebel und fahren lieber weiter herunter. In Applecross gibt es dann einen Campingplatz, so dass wir spontan dort stehen bleiben, da wir uns nicht so sicher sind, was uns an der Küste noch erwartet. Empfehlen würde ich den Campingplatz aber nicht, auch wenn Applecross Süd direkt am Meer liegt und ein nettes Inn hat.

Das fanden auch die Hirsche, die zur abendlichen Unterhaltung der Gäste über den Parkplatz gelaufen kamen. Das gibt dem Schild «Parken auf eigenes Risiko» noch einmal eine ganz andere Bedeutung. Wir fanden es ganz lustig und haben den Abend gemütlich am Meer ausklingen lassen, auch wenn eine Wolkendecke den Sonnenuntergang hat ausfallen lassen.

Zwei Hirsche gehen am schmalen Rand zwischen den parkenden Autos und dem Meer spazieren.
Die Hirsche haben nicht wirklich Angst vor den Menschen

Roadtrip durch Schottland Westküste und Inseln

Karte westliches Schottland und Innere Hebriden mit unserer Route von Dumfries bis Fort William

Ben Nevis oder nicht Ben Nevis, das ist hier die Frage

5.9.23 Seit ich gelesen habe, dass man an einem schönen Tag 200 km Sicht bis nach Irland vom Ben Nevis hat, reizt es mich, da mal hochzuwandern, auch wenn 1.300 Höhenmeter kein Pappenstiel sind. Und das Wetter ist einfach wieder traumhaft. Aber vielleicht ist das verdrehte Knie, mit dem ich am Morgen aufwache auch ein Zeichen?

Während der Fjord noch im Schatten liegt, werden die Berge bereits angeleuchtet. Ein schöner Morgen auf dem Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil.
Morgenstimmung in Glencoe

Unser Wecker klingelt jedenfalls kurz nach 6.00 Uhr und so machen wir uns früh auf den Weg, denn vorher sollten wir noch etwas einkaufen, damit wir nicht mit leerem Magen wandern gehen. Doch dann verzaubert uns auf dem Weg nach Fort William die Lichtstimmung. Ein Wolkenband zieht sich über Loch Linnhe und wird umso dichter, je näher wir Fort William kommen.

Ein Wolkenband über Loch Linnhe schaft eine märchenhafte Stimmung auf dem Roadtrip durch Schottland
Ein Wolkenband über Loch Linnhe
Die Sonne versucht sich durch das Wolkenband zu arbeiten und erleuchtet schon mal das kleine rote Boot, während alles andere noch im Nebel eingehüllt ist.
Das rote Boot ist schon im Sonnenlicht

Das Einkaufen dauert dann auch länger. Morrison ist zwar ein riesiger Supermarkt, aber recht lieblos so morgens früh. Noch nicht einmal frische Brötchen gibt es und bis man das notwendigste gefunden hat, ist man schon gewandert.

Jedenfalls ist es dann ruckzuck 10.00 Uhr, bis wir gegessen und unseren Proviant für die Wanderung gepackt haben. Keine gute Voraussetzung für eine Wanderung zum Ben Nevis. Sie wird mit 4 Stunden nach oben angegeben. Für uns also fünf und wieder runter. Nein, so beschliessen wir mit der Seilbahn in die Nevis Range zu fahren und dort ein wenig zu wandern.

Hier finden Weltcup Mountainbike Fahrradrennen statt, entsprechend viele Mountainbiker sind unterwegs und stürzen sich auf diese halsbrecherischen Abfahrten. Da die Wanderung zum Aussichtspunkt den Ben Nevis nicht sehr im Fokus hat, beschliessen wir, noch ein Stück Richtung Aonach Mor Gipfel zu wandern. Nur finden wir keinen Wanderweg. Wir sehen aber mehrere Leute vor uns am Hang und so suchen wir uns selbst einen Weg.

Im Tal sieht man Fort William und Loch Linnhe, während im Vordergrund Gräser und Felsen des Moores zu sehen sind.
Ausblick

Also wer sich mal gefragt hat, warum Bäume nur bis zu einer gewissen Höhe in Schottland angepflanzt werden, dem kann gesagt sein, weil die Berghänge nasse Flanken haben. Steil bergauf durch Heidekraut, Grasbüschel, Felsen und viel Sumpf sich selbst einen Weg zu suchen, ist eine Herausforderung und das bei 26 Grad Lufttemperatur in der prallen Sonne. Irgendwie dachten wir immer, nur noch ein Stück, dann haben wir das Plateau erreicht und finden den Weg. Nur um jedes Mal festzustellen, dass es nur noch ein Stückchen ist.

Als wir wieder einmal dachten, jetzt haben wir es geschafft und es wieder nur ein Absatz war, haben wir uns einen trockenen Fels zum Hinsetzen gesucht, die Aussicht genossen und beratschlagt, wie wir am besten wieder herunterkommen.

Pause beim Aufstieg. Den Ben Nevis würde man erst vom Plateau aus sehen.
Pause, es sieht zwar nicht anstrengend aus, aber das ist es

Den Weg, den wir dann gewählt haben, war zwar scheinbar weniger steil, aber dafür ein sumpfiges Abenteuer. Das Laufen, wenn man nicht weiss, wie tief man in einem Moospolster einsinkt, ist verdammt anstrengend. He, aber wir haben es ohne nasse Füsse geschafft und die Lektion erneuert, ohne Weg im Moor besser nicht wandern gehen.

Wir waren so platt, aber nach einer kurzen Pause raffen wir uns noch auf, zu Neptuns Staircases zu fahren. Das sind 8 Schleusen, die einen Höhenunterschied von 19 m überwinden. Die Schleusen waren zwar gerade dabei vollzulaufen, aber keines der Schiffe ist heruntergefahren, solange wir da herumgelaufen sind.

Eine der Schleusen von Neptune's Staircases. Rechts und links der Schleusen kann man hoch laufen.
Neptuns’s Staircases

Und so wurde es langsam Zeit, einen Platz für die Nacht zu finden, und da wir schrecklich verschwitzt waren, wollten wir gerne eine Dusche und vorzugsweise auch eine Waschmaschine. Aus irgendeinem Grund ist der Wäschebeutel schon wieder voll. Erstmals in diesem Urlaub machen wir die Erfahrung, dass man keinen Platz in Fort William für uns hat. So fahren wir weiter Richtung Fort Augustus. Dort könnten wir zwar stehen, aber es hat weder Dusche noch Waschmaschine.

Recht spät werden wir dann fündig in Faichermard Farm.  Dort bekommen wir sogar einen tollen Platz mit Strom am See. Die Waschmaschinen sind ganz oben auf dem Berg, aber wir schaffen es bis 21.00 Uhr alles zu waschen und zu trocknen.

Und so geht ein weiterer abwechslungsreicher Tag auf unserem Roadtrip durch Schottland zu ende.

Lieblingsstrecke durch das Hochland nach Glencoe

4.9.23 Unzählige Male sind wir bereits zu unterschiedlichen Tageszeiten entlang der Strecke zwischen Loch Lomond und Glencoe durch das schottische Hochland gefahren. Und auch auf diesem Roadtrip durch Schottland zieht es uns hin. Dieses Mal fahren wir allerdings über Kilchurn Castle nach Tyndrum und schlagen dann den Bogen nach Glencoe mit einem Abstecher zum Loch Etive. Verpasse nicht unseren Beitrag: Entlang einer Traumstrasse durch die schottischen Highlands.

Doch der Reihe nach. Unser erstes Ziel war eigentlich die Ruine von Castle Kilchurn, sieht sie doch besonders fotogen in unserem Fotoreiseführer Schottland aus. Doch als wir an Loch Awe vorbeikommen, fällt uns das Visitor Center Cruachan ins Auge. Eigentlich halten wir dort nur in der Hoffnung, einen schönen Blick über Loch Awe werfen zu können, was sich jedoch als Irrtum erweist. Hier ist eins von vier Pumpspeicherwerken in ganz England. Dieses kann man auf einer Tour besichtigen oder sich im Visitor Center die kleine Ausstellung ansehen.

Dort bekommen wir noch den Tipp, uns unbedingt die St. Conan Church anzusehen. Wir waren auf vieles vorbereitet, aber nicht auf das. Erbaut wurde die Kirche 1881. Doch Walter Campbell Douglas sah sein Lebenswerk darin, die einst kleine Kirche komplett umzugestalten. Er kopierte dabei viele Architekturstile und kirchliche Artefakte. So auch ein Fenster des Klosters Iona.

Die Rückseite der St.Conan Cgurch in Kilchurn mit ihrer verspielten Architektur. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Rückseite der Kirche

Herausgekommen ist eine märchenhafte Mischung aus einer Kirche und einem Palast. Sehr eindrücklich und sehenswert. Die vielen Details lassen uns hier länger verweilen.

Stühle, die Wassergeister zeigen
Nicht nur das Chorgestühl ist beeindruckend

Dann geht es aber zum Kilchchurn Castle, welches man von der Kirche schon sehen kann. Am grossen Parkplatz fahren wir vorbei und nehmen den nächsten Abzweig nach rechts. Dort gibt es auch eine Parkbucht und es geht über Zäune und eine Schafweide Richtung Schloss. Die Ausblicke auf das Schloss sind sehr viel schöner als vom Hauptparkplatz.

Das Kilchurn Castle liegt am Rande von Loch Awe. Hier mit Schilf im Vordergrund fotografiert.
Malerisch gelegen
Kilchurn Castle mit Enten im Vordergrund besucht auf dem Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Andere Perspektive

Die Schafe lassen sich auch gar nicht stören und nehmen ganz selbstverständlich die Bretterkonstruktion über das Moor. Das Wetter ist herrlich zum Fotografieren. Allerdings stört der Bauzaun rund um die Ruine.

Der Ordnung halber fahren wir dann auch noch auf den Hauptparkplatz und gehen einmal um die Ruine herum, aber wie wir es uns schon dachten, die Ruine ist von der anderen Seite sehr viel eindrücklicher.

Die Ruine selbst sieht aus der Ferne deutlich schöner aus als aus der Nähe
Kilchurn Castle vom Parkplatz aus gesehen

Und weiter geht es auf dem Roadtrip durch Schottland. Wir halten beim Aussichtspunkt oberhalb von Tyndrum und laufen ein Stück an Loch Bá entlang, weil es am Loch na h-Achlaise in unserer Fahrtrichtung Glencoe nicht den kleinsten Parkplatz gibt. Bei so schönem Wetter sind wir noch nie in den Genuss dieser einzigartigen Landschaft gekommen.

Blühendes Heidekraut und blauer Himmel, der sich in Loch Bá mit seinen Inseln spiegelt
Loch Bá im Sonnenschein

Anschliessend nehmen wir uns dieses Mal die Zeit, den Abstecher durch Glen Etive zu fahren. Bei diesem herrlichen Wetter sind wir mehr als einmal versucht, in einer der raren Parkbuchten die Nacht zu verbringen. Die Landschaft kommt auch in Braveheart oder Skyfall vor.

Im Tal von Glen Etive unterwegs
Auf dem Weg zum Loch Etive
Überraschend wachsen im Tal auch viele Bäume auf dem Weg zu Loch Etive
Auf dem Weg zum Loch Etive

Und auch, wenn wir merken, dass wir langsam in die touristischeren Gegenden kommen, hält sich der Verkehr im Rahmen. Die meisten wenden lange bevor sie den See erreichen.

So langsam wird es Abend. Das Licht ist nicht so besonders, aber wir fahren noch nach Glencoe und werden mit einem Platz auf dem Campingplatz in erster Reihe am Wasser belohnt. Dieser Sonnenuntergang ist wunderschön.

Die Sonne verschwindet gerade hinter den Bergen bei Glencoe und spiegelt sich im Wasser
Sonnenuntergang bei Glencoe

Allerdings bekommen wir deshalb nichts mehr zu essen im einzigen Inn an der Kreuzung. Punkt 20.00 schliesst die Küche. So trinken wir noch ein Bier an der Bar und lassen das Abendessen ausfallen. Auf Nudeln mit Tomatensauce haben wir keine Lust und viel anderes gibt der Kühlschrank nicht her.

Besuch am heiligsten Ort Schottlands – Iona

3.9.23 Der Wind bläst ordentlich. Die Wolken stossen fast am Boden an und verlieren Feuchtigkeit. Wie anders die Welt doch wirkt, wenn die Sonne sie nicht mehr erhellt. Heute haben wir also echt schottisches Wetter. Um dem Wetter eine Chance zu geben, fahren wir von Salen den Umweg am Loch na Keal Fjord auf unserem Weg nach Fionnphort vorbei. Hier stehen noch einige Camper auf der Wiese am Meer. Und obwohl hier nur wenige Häuser stehen, ist der Gegenverkehr recht ordentlich. Die Strasse führt dann nach oben in die Berge und führt uns zum Loch Scridain, an dem wir dann auf die eigentliche Strasse nach Fionnphort stossen, von wo die Fähre nach Iona geht. Wir lassen das Auto auf Mull.

Wolken in unterschiedlichen Graustufen verschmelzen fast mit dem Meer. So sieht die Welt aus, als wir auf unserem Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil morgens nach Iona fahren.
Nach dem wunderbaren Sonnenschein wirkt die Welt doppelt grau
Die Küstenstrasse windet sich am Fuss der Klippen entlang bevor es dann in die Berge geht.
Da kommt man beim Fahren in Schwung

Da uns die Fähre vor der Nase abfährt, bleibt noch Zeit für einen kurzen Strandspaziergang. Ein gespaltener Stein erregt unsere Aufmerksamkeit.

Ein riesiger Felsbrocken wie vom Blitz getroffen, liegt in zwei Hälften geteilt am Hafen von Iona.
Am Ende seiner Reise mit dem Gletscher brach er in zwei Teile oder wurde er vom Blitz getroffen?

Bei starkem Wellengang setzen wir dann auf Iona über. Die Abteikirche sieht man schon von Weitem. Der heilige Columban hat hier 563 eine Abtei gegründet. Eigentlich von hochstehendem Geblüt aus einer irischen Familie stammend hat er sich mit 12 Jüngern in Iona niedergelassen und von hier aus das Christentum verbreitet. Dank des Audioguides erfährt man viel über den Weg der Pilger, das damalige Leben im Kloster und zu den Gebäuden, die liebevoll restauriert wurden.

Nächste Etappe auf unserem Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil ist die Insel Iona. Einige Häuser gruppieren sich rechts und links vom Fähranleger oberhalb des Strandes
Wie die Pilgerer seit vielen Jahrhunderten blicken wir bei Ankunft auf Iona auf unser Ziel – die Abtei in der Ferne
Die Abtei von Iona wurde liebevoll restauriert.
Blick auf Iona Abbey

Eindrücklich ist die Vorstellung, dass seit dem 7. Jahrhundert auf dem Friedhof viele berühmte Menschen (darunter zahlreiche Könige) bestattet wurden. Im Kreuzgang, im Museum und in der Abteikirche sind bemerkenswerte Grabplatten ausgestellt, die mit aufwändigen Steinmetzarbeiten verziert wurden. Vor allem für Krieger ohne Familie war die Beauftragung des Grabsteins zu Lebenszeiten eine Möglichkeit, der Nachwelt erhalten zu bleiben. Manche dieser Grabsteine haben die Zeit seit dem 13. Jahrhundert überdauert.

An der Friedhofsmauer blüht eine rote Rose. Stacheldraht hinter der Mauer macht dem Vieh klar, dass es auf dem Friedhof nichts zu suchen hat. Mull verschwindet im Nebel.
Auf dem Friedhof blüht noch eine Rose

Für uns schliesst sich mit dem Besuch von Iona ein weiterer Kreis, denn das berühmte Book of Kells, welches wir in Dublin besucht haben, wurde hier im 8./9. Jahrhundert gefertigt.

Die Abteikirche hat eine unglaubliche Akustik. Mit all den Besuchern, die lautstark die Türen zu den Kreuzgängen öffnen, ist es allerdings schwer, die Spiritualität dieses heiligsten Ortes Schottlands zu erspüren und sich richtig auf diesen geschichtsträchtigen Ort einzulassen.

Der Kreuzgang wurde liebevoll restauriert, nur noch wenige originale Säulen sind erhalten.
Die Kapitelle der Säulen sind mit Pflanzen und Tieren der Insel gestaltet

Neben der Abteikirche sind noch die Ruinen eines Nonnenklosters zu sehen. Der kleine Ort mit ungefähr 120 Einwohnern lebt im Wesentlichen vom Tourismus.

Auf Iona kann man auch wandern gehen, aber das Wetter spricht heute nicht dafür. Fionnphort verschwindet wie Avalon im Nebel. Da fahren wir doch lieber zurück auf Mull und geniessen die Fahrt auf der einspurigen Strasse durch die Berge zum Fähranleger in Craignure, wo wir die Fähre zurück nach Oban nehmen.

Ein Stück blauer Himmel zeigt sich als wir auf der Fähre zurück nach Oban fahren, wo wir unseren Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil fortsetzen
Abends auf der Fähre ein Stück blauer Himmel

An diese einspurigen Strassen könnten wir uns gewöhnen. Macht uns viel mehr Spass, zu fahren, als auf den engen zweispurigen Strassen, wo uns dauernd grosse LKWs begegnen, die sich mit dem Recht des Stärkeren auch häufig mehr Platz nehmen als ihnen zusteht. Die Nacht verbringen wir in Gesellschaft zweier weiterer Wohnmobile in Connel unterhalb der Brücke auf einem Parkplatz.

Isle of Mull

1./2. 9.23 Hier auf der Insel Mull mit den kilometerlangen einspurigen Strassen geht die Zeit anders. Fahren, bremsen, ausweichen, dann ist es mal kein Gegenverkehr, sondern Schafe oder Kühe stehen auf der Strasse und lassen sich nicht stören. Mal sind die Strassen in so tollem Zustand, dass man richtig in den Flow aus hoch, runter, Kurve, ausweichen kommt. Dann ist es eher ein Hindernislauf von Schlagloch zu Schlagloch. Die Aussicht ist meist spektakulär und das Wetter war die ersten beiden Tage auf der Insel einfach nur traumhaft, so macht der Roadtrip durch Schottland mit unserem Wohnmobil richtig Spass.

Hochlandrinder auf einer einspurigen Strasse auf der Insel Mull. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Tiere sind häufig auf den Strassen anzutreffen

Wir fangen gleich nach Ankunft auf der Insel mit einem Besuch auf Duart Castle an. Das Schloss war seit 1750 eine Ruine. Sir Fitzroy MacLean kaufte 1911 das Land und begann mit der Restauration. Er war schon 70. Dennoch erfüllte sich sein Traum von einem Leben auf Duart Castle. Anlässlich seines 100. Geburtstags wurde im Schlosshof der Vogelbeerbaum gepflanzt. Er wurde 101 Jahre alt. Ursprünglich im 14. Jahrhundert erbaut und später erweitert und mit höheren Mauern umgeben ist Duart Castle heute sehr beeindruckend und die Sicht bis zum Ben Nevis am Festland an diesem schönen Tag zeigt die strategische Lage.

Duart Castle auf Mull steht auf einem Hügel, von dem man auf drei Wasserstrassen schauen kann. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Duart Castle
Blick vom Duart Castle bis zum Ben Navis. Ein Segelboot fährt vorbei.
Blick vom Castle auf den Ben Nevis – auch die Fähre von Oban fährt vor dem Castle vorbei

Vom Castle fahren wir zurück in Richtung Salen und besuchen bei Fishnish das Versteck zur Beobachtung von Ottern und Seevögeln. Allerdings zeigt sich niemand. So fahren wir weiter zu den Schiffswracks hinter Salen. Eine melancholische Schönheit und tolle Fotomotive. Meine Sammlung für Wabi Sabi Motive ist mächtig gewachsen. Hier geht es zur Fotoausstellung, in der Wabi Sabi eine Rolle spielt.

Drei Schiffe liegen hier bei Salen und warten darauf zu verrotten. Wer genau hinsieht erkennt ihre einstige Schönheit. Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Leider sind wir nicht noch einmal bei Flut vorbeigekommen.
Die im Wasser liegende Seite ist voller Blasentang bewachsen und an der Reling leuchten Algen grün.
Da denkt man doch an Pirates of the Caribbian und die Pearl
Bröckelnde blaue Farbe und gesplittertes Holz wie aus der Hand eines Künstlers.
Schönheit im Verfall

Von Salen geht es weiter Richtung Calgary Bay durch verwunschene Wälder vorbei an einem Wasserfall, wo wir erstmals mit Midges, den kleinen beissenden Insekten, Bekanntschaft machen. Der Weg entlang der zerklüfteten Küste zieht sich und zieht sich. Die Bucht bei Calgary ist einladend, wie der volle Stellplatz zeigt. Am WC-Hause steht eine Donation Box. Wir verbringen die Nacht hier.

Ein Wasserfall stürzt sich die in mehreren Etappen die Felsen herunter. Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Ein schöner Ort, wenn nicht die Midges autauchen würden
Sonnenuntergang in der Calgary Bay
Ein schöner Platz zum Übernachten

Da die meisten Sehenswürdigkeiten nicht vor 10 Uhr öffnen, fahren am nächsten Morgen erst einmal nach Tobermory, den buntesten Ort der Isle of Mull. Unsere Vorräte müssen aufgestockt werden und Jörg interessiert sich für den Whisky, der hier gebraut wird.

Bunte Häuser sind das Kennzeichen der Hafenfront von Tobermory, welches wir auf unserem Roadtrip durch Schottland besuchen
Eigentlich müsste man mit einem Schiff auf Tobermory zufahren, um all die bunten Häuser im Hafen auf ein Bild zu bekommen

Erstmals machen wir die Erfahrung, dass man Alkohol erst nach 10.00 Uhr morgens kaufen kann. Wegen 10 Minuten musste ich noch einmal in den Laden, um die Flasche Wein für den Vorrat kaufen zu können. Das macht aber nichts, denn es lohnt sich, durch die Hafenfront mit ihren hübschen Läden zu bummeln.

Anschliessend fahren wir weiter zum nicht weit entfernten Glengorm Castle. Überraschenderweise kann das Haus nicht besucht werden, denn es befindet sich in Privatbesitz. Vom Glengorm Café kann man aber wunderbar über Weiden entlang der Küste wandern gehen. Die Landschaft ist einzigartig. Sogar ein Steinkreis steht hier in den Wiesen. diese Weite, grüne Wiesen, blaues Wasser und die weissen Segel der zahlreichen Boote, die salzige Luft, Sonne im Gesicht und ein steter Windhauch. Traumhaft. Nur die Parkplätze sind recht knapp bemessen. In der Mittagszeit, wenn die Leute zum Essen kommen, solltest du dort nicht nach einem Parkplatz suchen.

Ein Bulle der Hochlandrinder fixiert mit seinem Blick die ganze Zeit die Herde.
Von der Herde separiert und ein Nasenring deuten draufhin, dass er nicht ganz so friedliebend ist

Nach unserer Wanderung fahren wir zurück vorbei an Tobermory zum Aros Park, der für seine Wasserfälle bekannt ist. Erst einmal kämpfen wir beim Versuch, die Parkgebühr zu bezahlen. Wir bleiben sie schuldig. Die App war nicht in der Lage an eine Schweizer Telefonnummer einen Verifizierungscode zu senden. Die Einheimischen erklären uns, wir sollen unseren Urlaub geniessen. Sie würden jeden Tag dort parken, ohne zu bezahlen.

Die unteren Aros Wasserfälle - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Es gibt mehrere Aros Wasserfälle

Die Wanderung nach Tobermory mit den Viewpoints ist eher enttäuschend, sind doch die Viewpoints ziemlich zugewachsen. So statten wir dem See noch einen Besuch ab. Es wird langsam herbstlich. Die Blätter fangen an sich zu verfärben. Und für uns wird es Zeit den Pennygown Campingplatz aufzusuchen. Wir brauchen Strom, müssen Wasser auffüllen und Abwasser loswerden. Bereits am Abend schlägt das Wetter um.

Stille Landschaften

31.8.23. Mit einem traumhaften Sonnenaufgang verabschiedet uns die Isle of Islay in Port Ellen. 2,5, Stunden später sind wir wieder am Hafen Kennacraig und es geht weiter mit unserem Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil. Obwohl die Fährfahrt von Port Ellen 30 Minuten länger dauert als von Port Askaig ist der Preis der gleiche.

Sonnenaufgang in Port Ellen am Segelhafen- Roadtrip Schottland mit dem Wohnmobil
Im Moment geht die Sonne gegen 6.30 Uhr auf

Wir haben Zeit, denn bis Oban, wo wir am nächsten Morgen die Fähre nach Mull nehmen, sind es nur 90 km. So halten wir in der hübschen Kleinstadt Tarbert an und steigen dort hinauf auf die Klippe zur Schlossruine und laufen ein wenig in den als Park angelegten Woodlands mit Skulpturen, schattigen Sitzgelegenheiten und einem Teich herum.

Die kleine Stadt Tarbert mit den bunten Häuschen rahmt den Hafen ein
Die kleine Hafenstadt Tarbert

Die Ruine ist mit bekannten Namen wie Robert the Bruce und James IV verbunden.

Blick auf die Schlossruine von Tarbert, die mit dem Namen Robert the Bruce verbunden ist und auf die Meereslandschaft.
Die Aussicht von oben ist genial

Nach einem Frühstück geht es weiter ins Moine Mhor. Wir sind den Anfängen des Moores bereits beim Besuch in Dunadd begegnet. Dieses Mal zieht uns ein Steinkreis ins Moor. Moine Mhor ist ungefähr 4.000 Jahre alt und eines der grössten Moore in Europa. Bei einem Wachstum von 1 mm pro Jahr dürfte es also ungefähr 4 m dick sein. Bevor wir uns aber den Steinkreis ansehen, drehen wir eine Runde durch das Moor.

Diese riesige Heidelandschaft, unterbrochen von einigen Wäldchen fasziniert uns, auch wenn sich keiner der Bewohner des Moores zeigt, von ein paar Insekten abgesehen.

Das Moine Mhór ist in einer Vertiefung gewachsen und dürfte inzwischen 4 m dick sein. Moose, Gräser und Heidekraut wachsen hier. Roadtrip mit dem Wohnmobil durch Schottland
Weite Moorfläche im Moine Mhor

Am Steinkreis werden dann irgendwelche professionellen Filmaufnahmen gedreht. Der mittlere grosse Stein ist insofern besonders, als er runde Vertiefungen hat. Da die Standing Stones etwas mit den Sternen zu tun haben, ist es für uns naheliegend, dass es sich vielleicht um ein Sternbild handelt, aber die Wissenschaft rätselt noch. Rechts und links mit grossem Abstand stehen die Steine paarweise. In der Mitte steht ein einzelner grosser Stein, umgeben von einigen kleineren und weiter entfernt gibt es weitere Steine.

Der Deal für die letzte Etappe sieht dann so aus, dass wir zuerst den Garten besuchen und anschliessend im Restaurant mit Aussicht vorzüglich zu Abend speisen. Die Rede ist vom Arduaine Garden mit bester Aussicht und einem bevorzugten Klima, weshalb die Campbells, die diesen Garten im 19. Jahrhundert anlegten, auch viele exotische Pflanzen integrieren konnten.

Der Garten ist ein Ensemble aus hohen Bäumen, blühenden Blumenrabatten und Grasflächen
Die Arduaine Gärten mussten im oberen Teil viele Bäume wegen eines Pilzes roden

Schon die riesigen Kirschbäume auf dem Weg zum Garten sind sehenswert. Allerdings scheinen die süssen Kaninchen hier das zu sein, was bei uns die Schnecken sind. So muss man schon ganz schön aufpassen, dass man nicht wie Alice im Wunderland in einem Kaninchenbau verschwindet.

Der Garten zieht sich am Hang entlang und bietet von unterschiedlichen Höhen eine wunderbare Aussicht auf die Asknish Bay mit ihren vielen Inseln. Kein Wunder ragen im Hafen zahlreiche Segelmasten in den Himmel.

Ausblick auf das abendliche Meer und viele kleine Inseln
Abendstimmung

Isle of Islay – Willkommen im Whisky Paradies

29./30. 8.23 Warum fährt man auf einem Roadtrip durch Schottland auf eine Insel, auf der es an 191 Tagen im Jahr regnet und die keine nennenswerten Sehenswürdigkeiten hat? Es lässt sich nur mit dem berühmten Whisky erklären, der hier destilliert wird. Die kleine Insel beherbergt 9 Destillerien und 2 warten noch darauf, dass ihr Whisky lange genug gereift ist, um abgefüllt zu werden. Aber wie an vielen Stellen herrscht auf der Insel überall Personalmangel. Die Jungen wandern ab und die polnischen und litauischen Arbeitskräfte sind mit dem Brexit verschwunden. Insofern bekommt man ohne Reservation noch nicht einmal ein Abendessen und die wenigen Unterkünfte sind scheinbar ausgebucht. Die «no vacancies» Schilder sprechen eine eigene Sprache.  

Die typisch weissen Häuser der Lagavulin Destillerie werden farblich durch einen hohen roten Schornstein in Szene gesetzt. Isle of Islay, Roadtrip mit dem Wohnmobil durch Schottland
Wenigstens die Gebäude leuchten hell an diesem grauen Nachmittag

Auch Jörg zog es wegen des Whiskys auf die Isle of Islay. In zwei Tagen haben wir fast alle Destillerien mal von aussen gesehen. Manche sind ganz hübsch anzusehen und in zwei Destillerien hat Jörg die Produkte verkostet. Was uns immer wieder wundert, ist der Zustand der Strassen. Mal von der Vorliebe für Wellen und Sprungschanzen abgesehen, zerlegt es uns selbst mit deutlich geringerer Geschwindigkeit als der erlaubten, fast das Auto.

Auch die Bowmore Destillery besteht aus schmucken weissen Gebäuden
Warum sind die meisten Whisky Destillerien auf Islay weiss?

Doch zu den Whisky Destillerien zurück, hier sind zu Hause:  Ardbeg, Laphroaig, Lagavulin, Coal Ila, Bruichladdich, Bunnahabhain, Port Ellen Distillery, Bowmore und Kilchoman. Die grösste Destillerie mit der unglaublichen Menge von 6,4 Mio Litern jährlicher Produktion ist Caol Ila. Es folgt Laphroaig mit 4,5 Mio Litern und auf Platz 3 Bunnahabhain mit 3 Mio Litern. (Wer trinkt den ganzen Whisky?) Viele der Destillerien sind am Wasser gelegen, weil sie früher ausschliesslich per Schiff erreichbar waren. So gab es beispielsweise bis 1960 gar keine Strasse zur Bunnahabhain Destillerie.

Die Bunnahabhain Distillery mit ihrem Schiffsanleger gegenüber der Isle of Jura - Roadtrip durch Schottland mit dem eigenen Wohnmobil
Auch zu dieser Destillerie führt nur eine Single Track Road in löchrigem Zustand

Alle Gerstenfelder auf der Insel gehören der Destillerie Bruichladdich. Allerdings decken sie nur einen Bruchteil des Bedarfs. Die meisten Destillerien bekommen ihre Gerste, manche bereits fertig gemälzt, vom Festland. Der Gerstenanbau auf Islay ist auch vom Wetter her nicht ideal. Erschwerend kommt hinzu, dass Gänse Gerste wohl unwiderstehlich finden, und die Insel gehört zum Zuggebiet. Mehr zu Whisky und Natur findest du im Beitrag zur Isle of Islay übersichtlich zusammengestellt.

Eine typische schottische Landschaft auf der Isle of Islay - ein einsames weisses Haus in einer wilden Landschaft am Meer.
Hier und da entdeckt man auch typische schottische Landschaften – hier auf dem Weg zu den Kelten Kreuzen

Neben dem Whisky war für uns die Ausstellung am Loch Finlaggan sehr interessant. Hier hatten die Lords of the Isles im frühen Mittelalter ihren Hauptsitz. Die Lords of the Isles stammen von den Dal Riata ab, denen wir in Dunadd Fort begegnet sind. Somerled ist der Held, der die Wikinger in einer Seeschlacht besiegte und Stammvater des MacDonalds Clan. Später verbündeten sich die Dal Riata mit den Pikten im Norden, um die Wikinger zu bekämpfen. Es entstand das Königreich Alba.

Sitz der Lord of the Isles im Finlaggan See. Zu sehen sind auf der Insel im See nur noch Ruinen.
Loch Finlaggan ist der zweit grösste Süsswassersee auf der Isle of Islay

Die Lords of the Isles fanden wohl durch König James IV von Schottland ihr Ende. Sie hatten sich mit England verbündet, die dann aber nicht zu Hilfe eilten. Die Isle of Islay wurde zur Bestrafung des Verrats den Campbells übergeben, was die Feindschaft zwischen den MacDonalds und den Campbells begründete und später dann in das Massaker von Glencoe mündete.

Was haben Braveheart, Rob Roy und Forrest Gump gemeinsam? Ihre Kostüme wurden mit Wollstoffen von der Isle of Islay von der Woollen Mills geschneidert. Die Gebäude dieser Wollweberei stammen von 1883 und produziert wird mit über hundert Jahre alten Maschinen nur heute elektrisch angetrieben im alten Gebäude mit den wackelnden Holzdecken seit 1981 wieder. Zu den Kunden zählen berühmte Herrenschneider in London bis hin zum Königshaus.

Beeindruckendes Stofflager in der alten Wollweberei.
Diese Wollstoffe fühlen sich recht krabbelig an

Das Wetter hat sich bei unseren Inselerkundungen weitestgehend von seiner trockenen Seite gezeigt. Dennoch sind wir froh, dass es morgen mit der ersten Fähre ab Port Ellen zurück auf das Festland geht.

An der Wiege Schottlands

28.8.23 Gleich morgens geht es weiter mit dem Roadtrip durch Schottland mit unserem Wohnmobil. Die Arran Insel hat sich in unser Herz geschlichen. Mit der ersten Fähre verlassen wir Arran und fahren die 10 km zum Hafen Kennacraig in der Hoffnung, dass wir doch eine frühere Fähre auf Islay bekommen. Allerdings kann uns die Dame am Hafen auch nichts anderes sagen als das Internet, so bleibt es bei der letzten Fähre. Lustigerweise treffen wir auf dem Schiff eine andere Familie, die vor 4 Monaten die Fähre gebucht hat. Auch zu diesem Zeitpunkt waren schon alle Vormittagsfähren ausgebucht.

Mit der Caledonian Mac Brayne geht es über das Wasser auf einen Festlandzipfel - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Mit der ersten Fähre setzen wir über

So überlegen wir, was wir mit dem Tag anfangen und fahren als erstes nach Skipness. Hier in der Pampa, rechts vom Fähranleger gibt es wohl ein hervorragendes Fischrestaurant zu günstigen Preisen und in der Nachbarschaft am Schloss eine Fischräucherei. Fisch ist nicht so unser Ding, aber die Schlossruine ist ganz nett. Beim Frühstück entscheiden wir uns, ein Stück Richtung Oban zu fahren, und ins Naturreservat Moine Mhor am Crinan Kanal zu fahren.

Das Seafood Restaurant verbindet ein altes Haus mit Turm mit einem modernen Anbau sehr romantisch. Auf der Wiese vor dem Haus stehen Pferde
Das Seafood Restaurant
Das alte Schloss mit seiner Aussicht über das Meer war ein wichtiger Verteidigungsposten und diente den Lords of the Isle als ungeliebte Unterkunft bei Besuchen. - Raodtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Der älteste Teil des Schlosses, der Wohnturm, kann noch im Inneren besichtigt werden.

So landen wir nicht nur in einer wundervollen Wasser-Binsen-Landschaft, sondern finden per Zufall auch die Wiege Schottlands in Dunadd Fort. Vor 2.400 Jahre gab es hier einen befestigten Hof, der ungefähr vor 1.500 Jahren zu einem mächtigen Fort umgebaut wurde. Der aus Irland eingewanderte Stamm der Dal Riata beherrschte von hier aus sein Königreich in Irland und auf den Inseln. Sie wurden Scotti genannt. Der Name «Scotti» wurde dann von lateinischen Autoren auf alle gälisch sprechenden Völker angewendet, konnte aber auch «Piraten» bedeuten. Die Nachkommen der Könige der Dal Riata wurden die ersten Könige Schottlands. Die Könige hatten eine starke Verbindung zum Kloster auf Iona. Die Reste des königlichen Forts kann man besuchen. Neben dem Brunnen ist auch noch der Krönungsstein zu sehen. Die Aussicht ist genial.

Die Wasserlandschaft am Crinan Kanal mit einzelnen Binseninseln. Hier leben zahlreiche Wasservögel.
Der Crinan Kanal verbindet den Sund zwischen Festland und Insel Jura und den Fjord, der bis Inveraray führt
Zahlreiche Schleusen sind am Crinan Kanal zu passieren.
Es gibt nur eine Brücke über den Kanal und die ist auf 3 Tonnen beschränkt.
Auf einer Erhebung im flachen Land, befand sich hier die erste Befestigung und der Brunnen.
Dunadd Fort – Die Feinde sah man schon meilenweit in der Ferne
Der Krönungsstein hatte einen Vertiefung für den Fuss und nebst Wildschweinen als Verzierungen und alte Schriftzeichen.
Dunadd Fort – Eine bildgebende Untersuchung zeigt Wildschweine und alte Schriftzeichen neben dem Fussabdruck auf dem Krönungsstein.

Am Abend geht es auf die Fähre zur Isle of Islay. Da es spät wird, bis wir ankommen, essen wir auf der Fähre und fahren dann, obwohl es eher an ein Rodeo erinnert, auf schlechten, schmalen Strassen zum einzigen Campground auf der Insel. Aber wir sehnen uns nach einer Dusche und brauchen mal wieder Strom.

Insel Erkundungen – Aran Island

27.8.23 Irgendwo im Nirgendwo, naja genauer gesagt am Parkplatz unterhalb des Golfclubs von Blackwaterfoot stehen wir über Nacht und werden durch einen Sonnenstrahl geweckt. Die Tür öffnen und den Geruch nach Salzwasser und Tang einatmen und schon ist klar, dass wir noch vor dem Frühstück eine kleine Strandwanderung unternehmen. Nur wir und das Meer und ein Vierbeiner mit seinem Besitzer sind unterwegs als wir spontan zur King’s Cave wandern. Eigentlich hatten wir mit einer Wanderung zu den Aussichtspunkten auf Glen Rosa und den Glen Goatfell geliebäugelt, aber die Berge auf Arran haben gern eine Wolkendecke auf dem Haupt. Der höchste Berg, der Goatfell hat eine Höhe von 874 m.

Der Goatfell mit Wolken aus der Ferne gesehen - Roadtrip durch Schottland mit Wohnmobil - Arran Insel
Wolkendecke über dem Goatfell

Rechts vom Strand befindet sich der Golfplatz. Biegt man um die Ecke sieht man Drumadoon Point, eine 30 m hohe, säulenförmige Felswand. Dies war Standort des Doon Fort, einer Festung aus der Eisenzeit.

Eine Muschelkette auf einem Stein mit schönen orangen Flechten am Meer.
Auf der Strandwanderung
Blick von oben von den Klippen auf den Weg, den wir wieder zurücklaufen müssen.
Unser Rückweg führt uns um die Spitze und dann am Strand entlang

Unterhalb der Felswand durchquert man ein Geröllfeld. Anschliessend geht es durch Wiesen bis zur King’s Cave. Die Höhlen liegen 8 m über dem Meeresspiegel und haben schon ein paar Tausend Jahre auf dem Buckel. Zu ihrem Namen kamen sie, weil sie Robert the Bruce einmal als Versteck dienten. Theoretisch kann man auch keltische und christliche Symbole in den Höhlen finden, allerdings habe ich es nicht so mit feuchten und dunklen Höhlen, so dass ich nicht danach gesucht haben. In der Hoffnung auf eine andere Perspektive für den Rückweg versuchen wir den oberen, roten Weg, von dem ein blauer Weg abbiegen soll. Aber das war wohl ein Irrtum. So führt kein Weg zum Doon Fort und auch nicht zurück. Man muss den gleichen Weg zurück nehmen. Inzwischen ist es voll am Strand. Nach den 7 km gibt es erst einmal Frühstück. Anschliessend geht es durchs Landesinnere zum Brodick Castle.

Die King's Cave sind mehrere Höhlen nebeneinander auf Arran Island
Am Ziel der Wanderung

Dort haben wir Glück und Pech zugleich. Einerseits kommen wir in den Genuss eines Konzertes von Pipes und Drums, andererseits ist das gesamte Schloss hinter einem Baugerüst versteckt. Der Besuch im Inneren zieht sich eine Weile hin, denn in jedem zweiten Raum sitzt jemand und hat das Bedürfnis uns an seinem Wissen und Anekdoten über die Familie der Dukes of Hamilton, denen das Schloss einstmals gehörte, einzuweihen. Wir haben ja so gar keine Ahnung von Königshäusern und Rängen, da gab es viel zu erklären.

Brodick Castle vollkommen in ein Baugerüst und rot-weisse Netze eingehüllt. Schade.
Wer das imposante Schloss sehen will, muss sich Bilder im Internet ansehen

Aber nicht nur das Schloss schliesst 17.00 Uhr seine Türen auch die Tankstelle in Brodick. Und da Tankstellen dünn gesät sind, wollen wir noch tanken. Der Diesel war der teuerste im bisherigen Urlaub.

So blieb nicht mehr viel Zeit für die Gärten, aber den Walled Garden, indem die Familie früher ihr Obst und Gemüse zog, und den Silver Garden schaffen wir noch. Auf den Ländereien mit dem herrlichen Baumbestand könnte man den ganzen Tag wandern gehen.

Im Garten wachsen viele verschiedene Bäume, die eigentlich nicht in Schottland heimisch sind.
Ein Paradies für Baumliebhaber

Die Strasse von Brodick nach Lochranza wird einer Erneuerung unterzogen und ist deshalb ab Montag gesperrt. In Lochranza fährt aber am Montag unsere Fähre, die uns auf einer ersten Etappe nach Cloanaig bringt. Dass die Strassen auf Arran erneuert werden, ist dringend notwendig. Auf den Teilstrecken, die noch im Ursprungszustand sind, zerlegt es uns fast das Auto in Einzelteile.

So fahren wir wieder durch die Mitte der Insel, denn Lochranza befindet sich im Norden. Bei Blackwaterfoot gibt es noch die Steinkreise von Machrie. Als wir die Steinkreise erreichen, müssen wir diese nur mit den Schafen und Unmengen von Fasanen teilen. Überall Fasane, aber diese sind sehr misstrauisch und fliegen schnell auf und davon. Am 12. August hat die Jagdsaison begonnen, also haben sie allen Grund misstrauisch zu sein.

Nach diesen 4,4 km ist Schluss für diesen Tag auf unserem Roadtrip durch Schottland mit Wohnmobil. Wir suchen uns noch einen Stellplatz auf dem Weg in Richtung Lochranza auf der Westseite der Insel. Die Meersicht nützt uns nicht so viel, denn jetzt fängt es an zu regnen. Ein Wettrennen mit einer Fasan Henne haben wir uns auch noch geliefert, bis sie sich entschieden hat mit der anderen Strassenseite Vorlieb zu nehmen. 20 km/h hat sie problemlos zu Fuss geschafft.

Falls du eine Reise auf die Isle of Arran planst, dann findest du alles übersichtlich im gleichnamigen Beitrag.

Drei grosse Steine vor der dramatischen Kulisse der Berge auf Arran stehen mitten im Moor. Sie sind nur einer von mehreren Steinkreisen hier.
Imposant, wie Wächter im Tal

Wusstest du, dass die Arran Insel als Minischottland gilt, da man auf ihr so ziemlich alle Landschaften Schottlands findet?

Culzean Castle, Electric Brae und Überfahrt Arran Island

26.8.23 Sonne weckt uns. Doch kurze Zeit später steigt Nebel von den Feldern hoch, der sich aber bald wieder auflöst. Zu 10.00 Uhr fahren wir zum nahe gelegenen Culzean Castle und sehen, dort hätte es auch einen Campingplatz gegeben. Die Karte, die wir an der Einfahrt erhalten, zeigt ein riesiges Gelände. Wir parken beim Wildtier Gehege, streicheln ein Reh und begeben uns auf Erkundungstour.

Ein Hirsch steht im Wildtier Gehege. Wenn ich richtig zähle ein 14 Ender - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Der Hirsch ist nicht so zutraulich

Die Palmen im Garten lassen wir links liegen und folgen erst einmal einem Weg zum Meer.

Culzean Castle ist ein prächtiges Schloss und hat viele prächtige Nebengebäude. Dass hier Palmen wachsen, lässt einen fast vergessen, dass man hier mit dem Wohnmobil auf einem Roadtrip durch Schottland ist.
Culzean Castle

Es geht doch nichts über einen Strandspaziergang am Morgen.

Felsen, Steine, das Meer und ein Blick auf Arran Island in der Ferne - dieser Morgen am Strand ist wunderschön.
Blick vom Strand

Weiter geht es durch einen märchenhaften Wald und dann stehen wir vor einem grossen Teich und entdecken Nessie. Durch den Walled Garden und den Plasure Garden geht es dann zum impossanten Schloss. Offensichtlich haben viele wohlhabende Menschen ihre Schlösser dem National Trust for Scotland geschenkt um den hohen Steuern zu entgehen.

Im Walled Garden wachsen nicht nur Zierpflanzen wie hier im Bild, sondern auch viele Nutzpflanzen.
Rechts und links von den Zierpflanzen führen die Wege vorbei an den Nutzpflanzen.

Eisenhower war vor, während und nach seiner Präsidentschaft mehrfach zu Besuch im Schloss. Ihm wurde die obere Etage für seine Verdienste für England auf Lebenszeit zur Verfügung gestellt. Im Schloss gibt es sogar ein kleines «Oval Office». Wir verbringen Stunden im Schloss und den Gärten. Am Ende wird es knapp, denn wir wollen ja noch eine Fähre erreichen.

Dennoch fahren wir den Weg über die Electric Brae, zu einer Strasse, wo man einer optischen Täuschung erliegen soll. So ganz wissen wir nicht, wo wir abwärts gefahren sind, obwohl wir meinten, es wäre aufwärts. Oder war es umgekehrt? In Ayr lernen wir mit den erlaubten 50 km/h fast fliegen an einer unmarkierten Rampe.

Ayr liegt am Meer und ist von Feldern und Weiden umgeben.
So malerisch gelegen

Wir erreichen jedenfalls die Fähre passend zum Boarding. Die Überfahrt auf die Insel Arran dauert eine Stunde, aber das Wetter zeigt sich jetzt von seiner stürmischen und eher kalten Seite.

Die Wolkenformation zeigt, wie dynamisch das Wetter ist. - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Auf dem Weg zu Arran Island

In Brodick angekommen, kaufen wir schnell noch etwas bei Coop ein und umrunden dann die Insel im Uhrzeigersinn bis wir in Blackwaterfoot und am dortigen Golfclub ankommen und dort einen wunderbaren Stellplatz mit Meersicht finden. Die park4night App ist wirklich hilfreich und Arran Island ist Campern sehr entgegenkommend mit vielen geeigneten Stellplätzen für die Nacht und sogar 2 Möglichkeiten, seine Chemietoilette zu entleeren.

Die Insel, die wir schon von Turnberry aus gesehen haben, eine weitere Insel mit Leuchtturm und eine Weide mit Kühen bilden ein einzigartiges Stillleben
Was für ein Ausblick

Unser Nachbar macht uns während wir kochen darauf aufmerksam, dass die Delfine springen und als Krönung kommt für wenige Sekunden die Sonne durch die Wolken und beschert uns sogar den Sonnenuntergang für den wir auf die Westseite der Insel gefahren sind. Damit geht ein rundherum perfekter Tag auf unserem Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil zu ende.

Sonnenuntergang auf Arran Island
Sonnenuntergang auf Arran Island

Threave Garden

25.8.23 Nach einer ruhigen Nacht auf dem Parkplatz beginnt der Morgen mit Sonnenschein und einem Geschenk für uns und dem Franzosen, der neben uns die Nacht verbracht hat. Ein Mann verteilt eingeschweisste Kalender und eine Map unter den Scheibenwischer mit schönen Bildern aus der Gegend. So lassen wir uns zu einem kleinen Abstecher nach Kippford inspirieren. Der Weg führt vorbei an schönen Sandstränden zu dieser malerischen Kleinstadt mit Hafen.

Der Fjord mit wenig Wasser und der kleine Ort mit weissen Häusern hinter dem sich ein Hang erhebt. MIt dem Wohnmobil ist der Ort allerdings schlecht zu befahren, weshalb der Parkplatz sich gleich am Eingang des Ortes befindet.
Klippford – Die Gegend scheint eine Urlaubsgegend zu sein, denn es gibt viele Campingplätze hier

Wir frühstücken hier mit Blick auf den Hafen und fahren anschliessend weiter zu unserem eigentlichen Ziel, den Threave Gardens and House. Inzwischen vermittelt uns das Wetter Schottlandfeeling pur. Kurze Regenschauer wechseln sich mit Sonnenschein ab. So geht es den ganzen Tag. Wir nehmen an der kurzweiligen Tour durch das Threave House teil und erfahren lauter Geschichten über seine ursprünglichen Bewohner. Der National Trust erbte das Gelände und wusste erst einmal nicht, was tun damit. So wurde das Haus 1960 in eine Schule für Gärtner umfunktioniert. Vormittags gab es im Haus die Theorie und nachmittags konnten sie im Gelände rund um das Haus praktische Erfahrungen sammeln. Dadurch ist im Verlauf der 35 Jahre ein wirklich sehenswerte Park entstanden.

Threave House aus rotem Sandstein erbaut, von unten gesehen. Der Garten rund um das Haus ist ein weiteres schönes Beispiel für einen englischen Landschaftsgarten auf unserem Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil.
Threave House passt sich wunderbar in die Landschaft ein

Tipp: Ende April blühen hier 300 verschiedene Arten von Narzissen in Form der Schottischen Landkarte.

Anschliessend geht es kurvenreich zum Atlantik. Die Lichtstimmung ist einzigartig als wir auf die Küste treffen. Links regnet es, rechts scheint die Sonne. Die Wolken sind unglaublich dynamisch. Auf dem Weg zum Turnberry Lighthouse kommen wir am Trump Golfressort vorbei. Der Weg zum Leuchtturm führt auch mitten durch den riesigen Golfplatz, in dem auch noch Pisten aus dem 2. WK liegen. Und ja, das gut frequentierte Golfressort gehört Donald Trump.

Donald Trumps Golfressort in Schottland ist ein riesiger weisser Gebäudekomplex oberhalb des Golfplatzes.
Das Trump Turnberry vom Golfplatz aus gesehen

Die Leute hier sind sehr freundlich, aber der Dialekt ist sehr gewöhnungsbedürftig. Heute stehen wir wieder auf einem privaten Campingplatz – «The Ranch» -, der zwar im Club gelistet ist, aber nicht wirklich dazu gehört. So ganz schlau werden wir nicht. Egal, wir haben wieder Strom. Beim Fahren können wir gar nicht so viele unserer Akkus und elektrischer Geräte laden, wie wir brauchen.

Monbretien im hohen Gras neben dem kurzgeschorenen Rasen des Golfplatzes
Die einzelnen Golfrasen sind immer wieder durch Hecken und wilde Wiesen unterbrochen

Für Morgen Nachmittag haben wir die Fähre für Arran Island gebucht. Vorher haben wir natürlich auch noch Pläne.

Anreise nach Schottland

Karte mit erster Etappe auf dem Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil

Willkommen in Schottland

24.8.23 Tief in Wolken gehüllt mit einem feinen Sprühregen, so begrüsst uns der Morgen auf dem Farm Campingplatz in der Nähe des Steinkreises. So fällt uns die Entscheidung, den Lake District zu verlassen, ganz einfach. Wir werfen noch einen kurzen Blick auf den Steinkreis und obwohl es noch früh ist, sind erste Leute schon hier. Unser nächstes Ziel ist das gar nicht mehr so weit entfernte Meer. Und je weiter wir nach Workington kommen, um so schöner wird das Wetter. Das schreit förmlich nach einem Frühstück am Meer.

Ein Fjord trennt Schottland und England an der Solvay Coast.
Frühstück mit Blick auf Schottland

So fahren wir durch kleine Orte und nehmen den ersten Parkplatz mit Sicht auf das Meer. Die Schlaglöcher sind tief und wir sind nicht die einzigen, denn andere haben hier in ihrem Camper geschlafen. Es geht aber nichts über ein Frühstück mit Meersicht und die Aussicht auf Schottland. Beim Wegfahren setzen wir mit der Treppe auf. Gut, ist nichts passiert.

Nun nehmen wir uns Zeit, ein wenig die Solway Coast auf englischer Seite zu erkunden. Maryport, Allonby, Silloth, überall hätte es bessere Parkplätze gegeben, allerdings wären diese hinter den Dünen gewesen. Weiter geht es nach Abbeytown, wo eigentlich ein Visitor Center für die Solway Coast sein sollte, aber es war nicht auffindbar in dem kleinen Ort. So geht es weiter auf winzigen Strassen nach Bowness-on-Solway durch die Salzweiden und kleine Ortschaften.

Kühe entdecken ein Auto in den Wiesen der Solway Coast
Die Kühe entdecken ein Auto – auch mit der Zunge

Schilder weisen immer wieder darauf hin, wie hoch das Wasser ist, wenn es bis zu einem bestimmten Punkt reicht. Das Visitor Center hier ist ein Raum mit Informationen zum Feuchtgebiet und den Vögeln und Tieren, die man hier von Verstecken entlang einer Wanderung beobachten kann. Allerdings sind wir wohl zur falschen Tageszeit unterwegs, denn inzwischen ist es Mittag, und keine Vögel weit und breit. So kehren wir zu unserem Auto zurück.

Das Schild an der Autobahn, welches zeigt, dass man jetzt in Schottland ist. - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil

Schottland erreichen wir bei Gretna Green, dem berühmten Ort, wo zu früheren Zeiten die Heiratswilligen hingeflüchtet sind. Allerdings verzichten wir auf das Spektakel und fahren weiter nach Ruthwell. Da heisst es, die Schotten wären geizig und dann steht hier in einem winzigen Ort die erste Sparkasse der Welt. Leider ist das Museum ohne Angabe auf Wiedereröffnung geschlossen, so dass wir nur das alte Haus von aussen ansehen können. Da wir schon hier sind, werfen wir noch einen Blick auf das Ruthwell Cross. Dieses mehr als 5 m hohe reich verzierte Sandsteinkreuz aus dem 7./8. Jahrhundert steht hier in einer Nische der Kirche. Parkplätze findet man, wenn man an der Kirche vorbei fährt.

Das Highlight des Tages ist für uns dann Caerlaverock Castle – ein Wasserschloss. In rotem Sandstein erbaut, stammen die ältesten Teile des Schlosses aus dem 13. Jahrhundert. Ob die Wälle vor dem Schloss der Verteidigung gegen Besucher, die das Entgelt nicht bezahlt haben, gilt oder zur Verteidigung des Schlosses gehörten, was wahrscheinlicher ist, wer weiss das schon. Die alte Dame jedenfalls verweigert jedem, der kein Billet hat auch die Umrundung des Schlosses. Auch, wenn Caerlaverock Castle eine Ruine ist und gerade an einer Seite Bauarbeiten stattfinden, lohnt sich der Besuch, und wir sind fast bis zur Schliessung der Anlage hier.

Caerlaverock Castle von vorn inmitten der zu Wällen geformten Wiesen - Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil
Ansicht von vorn
Das Schloss von hinten, jetzt sieht man, dass das Schloss eine Ruine ist.
Ansicht von hinten

Da wir keinen Bäcker unterwegs gefunden haben, müssen wir irgendwo noch Brot auftreiben. Der nächste Supermarkt liegt in Dumfries und unser Navi hat Freude, uns auf dem schnellsten Weg durch die winzigen Strassen entlang an Feldern und Weiden und dem parkähnlichen Campus der Crichton University zu führen. Nach dem Verstauen der Einkäufe suchen wir uns einen Stellplatz auf dem Weg zum nächsten Ziel. Mit Meerblick schlafen zu gehen und wieder bei Sonnenschein aufzuwachen, ist ein Traum.

Sonnenuntergang am Stellplatz mit Meer und Schafen auf der Weide.
Stellplatz aus der park4night App

Das waren bis hierher schon einmal 1.551 gefahrene Kilometer und viele spannende Eindrücke. Nun beginnt der eigentliche Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil.

Eiszeitlicher Spielplatz

23.8.23 Heute hatten wir wieder einen abwechslungsreichen Tag. Als erstes fahren wir zum Ribblehead Viadukt. Es hat Ähnlichkeiten mit dem berühmten Glenfinnan Viadukt. Der grösste Unterschied ist aber der Zug, der darüber fährt. Es ist kein Jacobite Steam, sondern ein ganz normaler Zug in Weiss-Blau.

Das Ribblehead Viadukt überspannt ein Moorgebiet
Das Ribblehead Viadukt

Pünktlich 9.06 Uhr war der Spass vorbei und für uns ging es nach Clapham, von wo aus wir zu den Norber Erratics gewandert sind. Anfänglich führt der steinige Weg durch Tunnel bergauf, aber dann deutet nur ein kleines Holzschild an, dass man über die Mauer auf die Weide klettern muss. Und ab da war der Weg und die Aussicht ein Traum.

Weite hügelige Landschaft, die von Steinmauern segmentiert wird mit grossen Felsbrocken - die Norber Erratics
Diese Weite

Es handelt sich um eine der schönsten Gruppen von Gletschern fehlplatzierter Felsen in England. So kommen hier grosse dunkle Sandsteinbrocken auf Kalkstein zu liegen.

Schafe sammeln sich vor einem der Steinbrocken unterhalb des Passes
Die Schafe kommen extra für das Foto von oben herunter

Da wir vergeblich nach weiteren Ausschilderungen suchen und andere Wanderer fragen, lernen wir, dass es hier oben keine markierten Wanderwege mehr gibt, denn hier gilt das right to roam, das Recht herumzuwandern. Natürlich gibt es Wege, denn sonst wäre das Recht wohl eher, das Recht herumzuirren, denn teilweise steht man vor senkrechten Wänden. Viele Fotos und 10 km später stehen wir wieder vor unserem Auto.

Wir verlassen nun den Dales Nationalpark, obwohl es noch das eine oder andere zu sehen gegeben hätte, aber irgendwann sollte unser Roadtrip durch Schottland ja auch einmal beginnen. Auf dem Weg nach Westen sind wir nun im Lake District angekommen und lassen den Tag mit dem Castlerigg Steinkreis ausklingen. Sogar das Wetter spielt mit und für einen kurzen Augenblick lässt sich die Sonne blicken, obwohl die Regenwolken schon im Anmarsch sind.

Der Steinkreis in einem kurzen Moment im Sonnenlicht.
Mit Sonne ist der Castlerigg Steinkreis ein Traum
Über den nahegelegenen Bergen zieht schon der nächste Regen auf und gibt eine einzigartige Stimmung mit der Sonne.
Eine unglaubliche Lichtstimmung

Morgen sollten wir das Meer treffen.

Dales Nationalpark

22.8.23 Der Tag beginnt früh und mit strahlendem Sonnenschein, um so enttäuschter sind wir als wir zur Jervaulx Abbey kommen und dort plötzlich ein Schild hängt, dass das Gelände wegen einer Hochzeit gesperrt ist. Da der Campingplatz und die Abbey aber im Besitz der gleichen Leute sind, dürfen wir dann doch noch rein und sind ausser den Leuten, die Tische aufbauen, die einzigen. Im Sonnenlicht wirkt die Abtei noch einmal ganz anders als am späten Abend. Auf Instagram findest du ein Video.

Die Ruinen der Jervaulx Abbey bei Sonnenschein.
Die Abtei im Sonnenschein

Anschliessend geht es richtig in den Dales Nationalpark. Kurz halten wir in Reeth und besorgen uns beim Visitor Information Center noch die Abfahrtzeiten für die Züge, die über das Ribblehead Viadukt fahren, aber dafür hat die Zeit heute nicht mehr gereicht.

Auf einspurigen Strassen mit bis zu 25 % Gefälle / Steigung geht es in den landschaftlich reizvollen Nationalpark. Von einem Parkplatz wandern wir zur Old Gang Lead Smelting Mill, einer alten Bleimine und Giesserei. Nur der Sturm, das Rauschen des Flusses und wir. Alle 10 Minuten geht ein feiner drizzle (Nieselregen) auf uns nieder und trocknet auch sofort wieder. Schafe queren unseren Weg. So erreichen wir die Ruinen der alten Bleigiesserei.

Schächte und Gebäude der alten Bleimine sind heute noch gut zu sehen.
Wie die Leute da früher gearbeitet haben, wollen wir uns lieber nicht vorstellen

Und hier schliesst sich auch der Kreis. Henry VIII. überführte alles Katholische in Staatseigentum und gründete die Anglikanische Kirche. Die einst riesige Jervaulx Abbey besass Bleidächer. Dieser Schatz wurde ihr dabei zum Verhängnis, denn ohne Dächer sind Gebäude dem Verfall preisgegeben.

Die Bleimine befindet sich mit ihrem markanten Schornstein in einem Tal mit Fluss im Dales Nationalpark.
Mitten im Nirgendwo

Nach der Wanderung machten wir uns auf den Weg nach Hawes, einem hübschen alten Ort, wo die Wensleydale Creamery zu Hause ist. Die Strasse in der Breite eines Autos führte uns Meile für Meile kurvenreich durch die Hügel des Dales Nationalpark. Markierte Ausweichstellen wie in Schottland sucht man hier vergeblich. Wenn man Gegenverkehr entdeckt, wartet man lieber lange an einer Stelle, die sich zum Ausweichen eignet, als weiterzufahren. Glücklicherweise sind uns nur 3 Autos und 4 Fahrradfahrer begegnet. Dafür haben wir jede Menge Fasan Hennen im Heidekraut entdeckt. Ganz sicher sind wir nicht, denn wir haben nicht einen Herrn der Schöpfung gefunden.

Eine Fasan Henne im Heidekraut läuft eilig davon im Dales NP
Auf den Strassen findet man sie als Roadkill in Massen
Ein Schaf an der schmalen Strasse, der typische Sonne-Wolken-Mix, im Tal grünes Gras und eigenartige Muster durch die Steinmauern, die Hügelkämme sind mit Heidekraut bewachsen, welches gerade anfängt zu blühen.
Landschaft so weit das Auge reicht

Fast eine Stunde später haben wir dann Hawes erreicht. Da wir den Blue Wensleydale schon am Abend vorher im Restaurant als einen der Dessertkäse probiert hatten, wollten wir in der Wensleydale Creamery direkt an der Quelle unbedingt Nachschub kaufen. Aber diese Käseauswahl überfordert Jeden. In einem grossen gekühlten Raum reiht sich Käse an Käse und vor jedem abgepackten Haufen liegt ein aufgeschnittener Haufen und Zahnstocher. Nach dem Rundgang ist man satt und hat viel zu viele Käse in der Hand, die man unbedingt kaufen muss.

Eigentlich wäre heute in Hawes auch Markt gewesen, aber dieser hat seine Öffnungszeit wegen des Regens verkürzt. Wir bleiben heute hier auf einem Campingplatz vom Caravan und Motorhome Club, wo wir eine Einführung ins Infomaterial erhalten haben, denn eigentlich sind in der Karte auch Hunderte Farmen vermerkt, wo man stehen kann.

Hawes ist ein typisches altes englisches Städtchen mit Backsteinhäusern und vielen Blumen.
Typisch Englisch

So nutzen wir die Chance um alle Abwässer loszuwerden und uns für Morgen zu sortieren, dann geht es früh zu einigen Fotospots los und danach geht es weiter westlich in den Lake Destrict.

Yorkshire

21.8.23 Nirgendwo ist der Himmel so blau und das Gras so grün wie in England, welches uns mit herrlichem Wetter begrüsst. So fahren wir, nachdem wir endlich den Bauch der Fähre verlassen haben, als erstes etwas südlich von Leeds in den Yorkshire Sculpture Park (YSP).

Wechselnde Kunstausstellungen machen diesen englischen Landschaftspark zu einem besonderen Highlight. Wir laufen stundenlang über Wiesen, vorbei an alten Bäumen, bewundern Kunstwerke, beobachten Gänse, Schwäne und andere Wasservögel. In einem Teil des riesigen Parks dürfen die Schafe das Rasenmähen übernehmen. Zu den Highlights gehören für uns sicher die kopflosen Skulpturen von Erwin Wurm. Auch der Schaummaschine, die die Kinder begeisterte, konnten wir uns nicht ganz entziehen.

Schaum, der nicht seifig ist, fliegt und glitzert. Was für ein Spass zwei Mal am Tag. Der Tornado bzw. die Explosion von Leonardo Drew in der alten Kirche war auch sehr eindrücklich. Nach einer gefühlten Tageswanderung brauchen wir eine Pause, aber dann sehen wir uns mit Newby Hall and Garden noch einen ganz anderen Park an. Allein die Zufahrt über das zugehörige Gelände ist schon eindrücklich.

Einzelne Gärten vereinen sich zu einem grossartigen Ensemble. Ob es den Eintritt von 20 £ nur für den Besuch des Gartens wert ist, da bin ich mir nicht so sicher. Meine Highlights waren der Rockgarden und die Blumenrabatten in Verlängerung des Landhauses.

Newby Hall and Garden - Blumenrabatten mit Blick auf das Landhaus
Üppige Blumenrabatten

Damit ist unser grossartiger erster Tag auf der Insel aber noch nicht zu Ende. Am Ende brauchen wir ja noch einen Stellplatz und den hatten wir uns bei Jervaulx Abbey in den Kopf gesetzt. Wir würden wohl von einem Weiler sprechen, denn scheinbar stammen die meisten Gebäude aus Zeiten des Klosters, welches jetzt eine riesige, romantische Ruine auf privatem Gelände ist. Wir schauen jetzt gleich noch einmal vorbei. Aber, um hier zwar mit Strom, aber ohne Code für den Waschraum stehen zu dürfen, mussten wir ganz schön telefonieren.

Ruine der Jervaulx Abbey
Ruine im Abendlicht

Bye, bye Festland

20.8.23 Der Vormittag gehört noch Dinant. Jetzt am Morgen ist wenig los in der Stadt und es ist auch noch angenehm kühl. Stadtbummel, Blick in die Kirche und ein Blick in das kostenlose Saxophon Museum und schon ist es 10.00 Uhr und die Zitadelle öffnet ihre Türen. Die Aussicht ist schön, aber Dinants jüngere Geschichte ist von zwei Weltkriegen geprägt …

Bis wir wieder am Auto sind ist es Mittag und das Thermometer ist wieder auf 30 Grad gestiegen. Uns ist nach Meer und nicht nach weiteren Besichtigungen. So fahren wir in Richtung Rotterdam und hoffen, dass es sich ergibt, dass wir noch das Meer sehen.

Allerdings gibt es die Zeit dann nicht mehr wirklich her. So verbringen wir noch gemütliche 90 Minuten in Hafennähe im Schatten eines Meeresarmes und packen unsere Sachen für die Fähre in den Rucksack. Dann wird es Zeit. Die Schlange am Hafenterminal bewegt sich nur langsam. Es wird viel Deutsch gesprochen. Motorradfahrer, Fahradfahrer und Camper – es wird wohl auch in der Nachsaison voll in Schottland.

Unsere Kabine befindet sich auf dem 10. Deck. Wir haben zu Zweit eine 4er Kabine erhalten, so ist es ganz gemütlich, denn die zusätzlichen Betten sind oben an der Wand hochgeklappt. Mit vier Personen hätte man allerdings ein Problem. Das Vibrieren der Motoren wiegt uns nach dem Abendessen in den Schlaf.

Windräder, eine Fähre, ein Containerschiff im Licht der untergehenden Sonne bei der Ausfahrt aus dem Hafen in Rotterdam. Anreise Roadtrip Schottland
Blick auf den Hafen Rotterdam bei der Ausfahrt

Drei Länder in einem Tag

19.8.23 Das Abenteuer beginnt. Wir haben uns auf den Weg nach Basel und weiter durch Frankreich, Luxemburg und Belgien gemacht. Samstag und Ferienende war keine so gute Mischung für das Fahren. Die zahlreichen Baustellen, die die Autobahn einspurig gemacht haben, hatten auch ihren Anteil, dass alles ein wenig länger gedauert hat, als gedacht.

Unsere erste Station auf dem Weg nach Schottland mit dem Wohnmobil ist Dinant. Die sehenswerte Stadt an der Maas ist bekannt für das Leffe Bier, die Zitadelle auf dem Berg und den Erfinder des Saxophons. Da wir recht spät hier waren, hat es heute nur noch für einen ersten Eindruck der Stadt und das Biermuseum gereicht. Das Beste kommt zum Schluss. Am Ende der Besichtigung geht es ans Verkosten und zwei Bierschalen bekommt man auch noch geschenkt. Mal sehen, wo die noch im Wohnmobil Platz finden.

Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz an der Abbaye Notre-Dame de Leffe. Hinter unserem Auto rauscht der Bach und ein Lindenbaum beschattet uns. Allerdings stört das viertelstündige Glockenspiel die Idylle etwas. Aber so müde, wie wir sind, wird es wohl gehen.

Auf dem Weg nach Schottland mit unserem Wohnmobil machen wir in Dinant Station. Hier ein Blick von der Brücke auf Zitadelle und Kirche.
Blick auf Dinant

Vorbereitungen für Schottland mit dem Wohnmobil

Mitgliedschaft zum Zweiten

13.8.23 Langsam, aber sicher werden die Orte, die wir gern auf unserm Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil besuchen wollen, mehr und mehr. Da doch einige dieser Plätze vom National Trust for Scotland verwaltet werden, haben wir uns heute eine Jahres-Mitgliedschaft gegönnt. Die 2-Erwachsene Mitgliedschaft kostet uns 122,30 £. Beim Besuch von fünf Orten, die vom National Trust for Scotland verwaltet werden, rechnet sich die Mitgliedschaft schon.

Ob es die Post es allerdings schafft, uns den Mitglieder-Ausweis noch rechtzeitig vor Abfahrt nach Schottland in den Briefkasten zu werfen, sei dahingestellt. Notfalls reisen wir mit dem ausgedruckten Papier.

Als Ausländer Mitglied im Caravan und Motorhome Club

2.8.23 Yeah, wir haben jetzt eine Jahresmitgliedschaft im englischen Caravan und Motorhome Club. Da dies der Club mit den meisten Campingplätzen ist, fiel uns die Wahl leicht. Auch, wenn uns Insider berichtet haben, dass man nicht unbedingt Mitglied sein muss, um einen Platz auf einem Campingplatz zu bekommen, haben wir uns dafür entschieden. Einerseits sind die Ersparnisse hoch und dürften sich bei einem 7-wöchigen Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil summieren. Andererseits werden wir auch einige Tage in England verbringen und dort ist das Freistehen verboten, während es in Schottland eher eine Grauzone ist.

Als ausländischem Mitglied stehen dir manche der Leistungen des Caravan Clubs nicht zur Verfügung, wie beispielsweise die Pannenhilfe. Die Anmeldung ist eigentlich ganz einfach, wenn man realisiert, dass es unter dem Feld mit dem Postcode noch ein Fenster gibt (Link für die manuelle Eingabe klicken), in welchem man eine ausländische Adresse eingeben kann.

Ausländer erhalten automatisch eine Jahresmitgliedschaft, die sich nicht verlängert, für 59 £. Im Anschluss an die Bezahlung kommt ein Aktivierungscode für den Account und man kann sich die Club App herunterladen. Wir werden am Ende unseres Roadtrips durch Schottland Bilanz ziehen.

Im Welcome Paket befindet sich eine Karte und ein Handbuch mit Informationen zu allen Campingplätzen in UK.
Post aus England mit Willkommenspaket

Das Wohnmobil für den Linksverkehr in Schottland fit machen

27.7.23 Was uns bisher nie betroffen hat, da wir unsere Roadtrips durch Schottland stets mit einem Mietwagen unternommen haben, ist die Frage nach den Scheinwerfern-Einstellungen. Scheinwerfer sollen den Fahrbahnrand ausleuchten. Nun fahren wir ja mit unserem Wohnmobil nach Schottland, das heisst wir wechseln von Rechts- auf Linksverkehr. Deshalb müssen wir unsere Scheinwerfer umstellen oder abkleben. Ein Blick ins Handbuch verrät dir, welchen Schalthebel du betätigen musst.

Unser Handbuch jedoch verrät uns nichts. Im Internet finden wir dann heraus, dass unser Sprinter dafür zu alt ist. Also sind wir verpflichtet, die Scheinwerfer abzukleben, damit wir den Gegenverkehr nicht blenden. Mercedes bietet leider keine Abdeckfolien im Zubehörsortiment. Also recherchieren wir, wo man diese Folien bekommt. Erst bei amazon.co.uk werden wir fündig. Aber Achtung: suchst du dort nach Headlight Beam Adapters werden dir die Folien für Autos, die von UK nach Europa fahren angeboten. Du musst gezielt nach den Folien «For Left Hand Drive Vehciles Driving In UK» suchen.

Das alles ist ganz schön verwirrend, denn in diesem Fall bezieht sich die Beschreibung auf die Sitzposition des Fahrers. Ich bin mal gespannt, wie sich das dann abends auf die Sicht auswirkt.

Für den Roadtrip durch Schottland müssen wir die Scheinwerfer unseres Wohnmobils abkleben. Die Anleitung zeigt für zahlreiche Modelle, wie es geht.
Unser Sprinter ist auch in der Anleitung vertreten.

Reiselektüre zur Vorbereitung für den Roadtrip nach Schottland

10.7.23 Ich liebe richtige Bücher und stelle dir hier mal zwei meiner Entdeckungen vor. Diese Bücher sind Reihen, das heisst, die gibt es auch für andere Regionen und Reiseziele.

Die beiden Bücher, die uns auf unserem Roadtrip durch Schottland begleiten werden, weil das Wohnmobil das Gewicht trägt. Photographing Scotland und der Wild Guide Schottland.
Schätze in Buchform

Mein Fotografenherz hat höher geschlagen, als ich den etwas anderen Reiseführer «Photographing Scotland – The most beautiful places to visit» entdeckt habe. Schön übersichtlich und sehr stimmungsvoll werden die einzelnen Regionen und Inseln vorgestellt. Die Fotospots sind entweder ausführlich beschrieben oder mit GPS Koordinaten angegeben. Und damit man wirklich etwas lernen kann, sind zu jedem, der zahllosen Bilder im Reiseführer Blende, Zeit, Entfernung, ISO angegeben. Allerdings ist das Buch mit seinen 592 Seiten ein echtes Schwergewicht, aber es darf mit uns auf den Roadtrip durch Schottland, denn das Wohnmobil trägt es, auch wenn der Platz knapp ist.

Aufgeschlagenes Buch Photographing Scotland
Sehnsucht beim Durchblättern garantiert

Der Wild Guide Schottland schreibt kurz und knapp zu Kategorien wie: Bestaunen, Baden, Riskieren, Trauen, Erkunden, Machen, Trinken, Speisen, Schlemmen, Picknicken, Sehen und einigen mehr. Allein damit hatte er mich. Abgerundet werden die Kapitel mit schönen Bildern, was sehr hilfreich bei der Entscheidungsfindung ist. Schliesslich muss man nicht jeden Wasserfall gesehen haben. Eine übersichtliche Karte, wo die Nummern der erwähnten Punkte markiert sind, ist das i-Tüpfelchen. Und dass dieser Reiseführer auch Ziele abseits der normalen Routen vorstellt, versteht sich bei dem Untertitel «Einsamkeit, Abenteuer und das süsse Leben» ja von selbst.

Blick auf eine Doppelseite des Wild Guide
Wo fangen wir an?

Willst du besser Fotos auf Reisen machen? Dann abonniere die Entdeckerpost und hole dir aus dem Download Bereich für Abonnenten, meine Tipps für bessere Fotos auf Reisen.

Damit die Drohne in Schottland fliegen darf

5.7.2023 Seit dem Brexit braucht es, um in England Drohne fliegen zu dürfen, für Drohnen über 250 g eine von der CAA (Civil Aviation Authority) ausgestellte Operator ID und eine Drohnenpilotenlizenz, die sogenannte Flyer ID. Die europäischen Registrierungen und Lizenzen werden nicht akzeptiert, obwohl die Regeln sehr ähnlich sind. Alle Informationen von der Frage, ob die Registrierung von deiner Drohne notwendig ist, über die Registrierung bis hin zur korrekten Anbringung der Registration findest du auf der Drone and Model Aircraft Registration Website. Die Flyer ID ist 5 Jahre gültig und derzeit kostenlos. Die Operator ID muss jährlich erneuert werden und kostet 2023 10.33 £.

Jörg will natürlich gern mit seiner DJI Air S2 in Schottland fliegen, filmen und fotografieren, wenn das Wetter und die Örtlichkeiten es zulassen.

Die neue Drohne wird uns auf unserem Roadtrip durch Schottland begleiten. Hier liegt sie im Gras der Normandie.
Jörg übt fleissig mit der neuen Drohne, um schöne Filmaufnahmen zu bekommen.

Wartung für das Wohnmobil

2.7.2023 Es ist Sonntag und wir bringen das Wohnmobil für die Inspektion in die Werkstatt und hoffen, dass das Licht in der Fahrerkabine einfach zu reparieren ist. Leider bestätigt sich am Montag unsere Befürchtung, die Platine muss ersetzt werden. Wir hatten schon in Internetforen gelesen, dass die Abdichtung der Antenne beim Sprinter zu diesem Problem führen kann. Immerhin, dieses Ersatzteil soll schnell geliefert werden können.

Für die Airbags, die von einer Rückrufaktion betroffen sind, kann man das nicht sagen. Den Termin für diese Reparatur bekommen wir erst, wenn die Teile geliefert wurden. Bei einer Wartezeit von 4 bis 8 Wochen, kann es sein, dass das nichts mehr vor unserem Roadtrip durch Schottland wird.

Update: 7.8.2023 die Airbags sind doch noch vor unserem Roadtrip durch Schottland gekommen und werden jetzt eingebaut.

Checklisten machen das Leben einfacher

Es gilt an so viele Dinge zu denken, bevor es auf grosse Fahrt mit dem Wohnmobil durch Schottland gehen kann, da helfen Checklisten, um nichts zu vergessen. Für die Haltbarkeit haben wir die Listen vakuumiert. Damit kann ich sie nicht nur gedanklich, sondern auch richtig abhaken.

Die Listen habe ich im Download Bereich für Newsletter Abonnenten hinterlegt. Falls du Interesse an den Checklisten hast, die nicht nur für Schottland, sondern allgemein praktisch für den Wohnmobil Urlaub sind, melde dich einfach für die Entdeckerpost an.

Checklisten für den Roadtrip durch Schottland mit Wohnmobil

Ein bisschen Planung schadet doch nicht

Eigentlich wollten wir für diesen epischen Roadtrip durch Schottland mit Wohnmobil nichts planen, aber ein paar Ziele haben wir gedanklich im Kopf und es wäre ja blöd, wenn man auf dem Weg dahin die genialsten Sehenswürdigkeiten oder Fotospots verpassen würde. Also recherchiere ich doch ein wenig. Mit mymaps von Google baue ich mir meine eigene Landkarte, auf der ich Fotospots, Sehenswürdigkeiten, schöne Strände, Museen, schöne Campingplätze etc. mit den wichtigsten Informationen vermerke.

Damit kann ich dem Zufall und dem Wetter ganz viel Raum lassen, aber ein Blick genügt und ich weiss, was ich für interessant hielt. Auf Jörgs Wunschliste steht, die Isle of Islay. Er möchte unbedingt den Destillerien seiner Lieblingswhiskys einen Besuch abstatten. Des Weiteren steht auf unserer Wunschliste für den diesjährigen Roadtrip durch Schottland die Isle of Mull. Ausserdem hoffen wir, dass wir es schaffen auf die Shetlands und Orkneys zu schippern. Wer weiss, vielleicht haben wir dann auch nochmals Glück und beenden das Jahr mit Polarlichtern, so wie wir es in Rovaniemi angefangen haben.

Vom North Coast 500, dem Pendant zum irischen Nord Atlantic Way kennen wir schon einiges, dennoch werden wir der Route wohl auf grösseren Strecken folgen, wenn wir von der Westküste zu den Orkneys wollen und auf dem Rückweg der Ostküste folgen. Dieses Mal würden wir uns nämlich gern Zeit für den Cairngorms National Park nehmen. Hast du Tipps, was wir entlang der groben Reiseroute nicht verpassen sollten, dann hinterlasse uns doch gern einen Kommentar.

Nützliche Informationen für den Roadtrip durch Schottland

15.6.23 So langsam steigt das Reisefieber. Ich beginne mit der Sammlung nützlicher Links und Apps für unseren Wohnmobilurlaub in Schottland.

Wetterapp – Met Office Weather App

Karte mit den Sehenswürdigkeiten, die vom National Trust Scotland betreut werden.

Historic Scotland – Membership

Historic Scotland App – Sehenswürdigkeiten von Historic Scotland mit Öffnungszeiten

Nicht ganz unwichtig – die Mückenvorhersage, die in Form der winzigen Midgets bei Windstille das Leben schwer machen können.

In Schottland gibt es zwei Campingclubs, die einen Grossteil der Campingplätze betreiben. Oft ist laut Website eine Mitgliedschaft Voraussetzung, um auf dem Campingplatz übernachten zu dürfen, was aber laut anderer Reisender in Schottlandforen nicht so eng gesehen wird. Wir überlegen noch, ob es bei einer 7-wöchigen Reise mit dem Camper durch Schottland nicht doch Sinn macht, Mitglied zu werden. Die Preisersparnis beträgt bis zu 50 Prozent. Die beiden Clubs sind: der Caravan und Motorhome Club und der Camping und Caravaning Club. Der Caravan und Motorhome Club hat mehr Campingplätze in Schottland.

Habe ich hilfreiche Seiten vergessen? Hast du eine bessere Wetterapp entdeckt? Dann hinterlasse mir bitte einen Kommentar, damit ich die Sammlung ergänzen kann.

Online auf dem Roadtrip durch Schottland?

Wie stellen wir sicher, dass wir uns regelmässig von unterwegs melden können? Diese Frage beschäftigt uns schon länger. Der erste Gedanke ist, Starlink for Travel auszuprobieren. Die Preise für die Hardware halten sich in Grenzen und es gibt auch eine Abo Variante, wo man nur bezahlt, wenn man das Internet auf Reisen braucht. Was uns davon abhält? Wir wüssten beim besten Willen nicht, wo wir den Empfänger auf dem Dach montieren oder den mobilen, der draussen aufgestellt wird, unterbringen sollten. Das Dach ist mit Fenstern und Solarpanel gut ausgenutzt und im Auto ist erst recht kein Platz.

Nächste Idee ist ein Router mit SIM-Karte. Eine SIM-Karte in England zu kaufen, scheint ohne Wohnadresse nicht möglich zu sein. Update 18.8.: Heike vom Reiseblog Reiseausschnitte hat mich über Instagram informiert, dass es bei den grossen Tesco Läden problemlos SIM-Karten und unterschiedlich grosse Datenpakete zu kaufen gibt.

Die Angebote für Datenpakete fürs Ausland in der Schweiz sind für unsere Zwecke finanziell sehr unattraktiv, um es mal freundlich zu formulieren. Was nun?

Da kommt uns der Zufall zu Hilfe. Während ich wieder im Netz bei den verschiedenen Schweizer Anbietern für Mobilfunk vorbeischauen, traue ich meinen Augen nicht. Unser Anbieter hat ein Summer Black Friday Abo Angebot – unlimitierte Daten im Ausland zu einem lebenslangen Schnäppchenpreis, der nur 2 SFr teurer ist als unser jetziges Abo. Da musste keiner von den 4 Urlaubern überlegen, auch wenn jetzt nur 2 Urlauber nach Schottland gehen. Problem gelöst. Das Mobiltelefon wird zum Hotspot.

Anreise mit dem Wohnmobil nach Schottland

15. 5.2003 Mit dem Camper nach Schottland und die Freiheit auf vier Rädern leben, ist unser Plan für den Spätsommer/Herbst. Und obwohl wir wenig planen wollen und dem Zufall eine Chance geben, sollten wir eine Fährüberfahrt buchen. Wer die Wahl hat, hat die Qual.

Karte mit den Fährverbindungen, die für den Roadtrip durch Schottland mit dem Wohnmobil infrage kommen.

Da wir gerade aus der Normandie zurückgekehrt sind, lag es für uns nahe von einem der dortigen Häfen überzusetzen. Gern hätten wir uns noch die Halbinsel angesehen, auf der Cherbourg liegt. Aber die Fährverbindungen passten nicht so gut zu unseren Reiseplänen. Gegen Frankreich spricht auch die lange Fahrzeit, erst nach Frankreich und dann nach Schottland. Ich hätte so viele Ideen, was wir uns auf dem Weg nach Schottland alles anschauen könnten, dass ich Angst habe, dass wir erst in Schottland ankommen, wenn wir wieder umkehren müssen. Ausserdem kocht die französische Volksseele gerade immer öfter, sodass das Risiko von Streiks recht hoch ist.

So entscheiden wir uns für eine nächtliche Überfahrt von Rotterdam nach Hull. Wo wir frisch ausgeruht morgens ankommen. Und da es noch eine Weile hin ist, bis zu unserem geplanten Urlaub, buchen wir den Flexitarif. Wir sehen es wie eine Versicherung an. Hat man sie, braucht man sie hoffentlich garantiert nicht.

Ausserdem ist die Anreise für uns von Zürich nach Rotterdam kürzer und von Hull sind es nur noch ungefähr 300 km nach Schottland. Mit der Buchung der Fähre sind wir unserem epischen Wohnmobil Roadtrip durch Schottland schon ein kleines Stück näher gekommen. Vorfreude ist doch die schönste Freude.

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4 Comments

    1. Hallo Martin,
      du sagst es; ab nach Schottland! Im Winter mit Schnee muss Schottland auch sehr schön aussehen. Wir werden immer Gründe finden, um nach Schottland zu reisen.

      Liebe Grüsse
      Susan

    1. Hallo Mike,

      Lust auf Schottland zu wecken, war Absicht, wobei ich so viele Leute kenne, die vom Schottland Virus befallen sind und immer wieder kommen. Einmal mit etwas mehr Zeit zu reisen, war unser Traum, der jetzt wahr wurde.

      Liebe Grüsse

      Susan

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